Archiv für den 12. April 2011

Die Ultimate Masters-DM aus Kölner Sicht..

Dienstag, 12. April 2011

Die Fast-Turniersieger-Besieger oder gute Gastgeber sind auch gute Verlierer. Am vergangenen Wochenende haben sich zehn Ultimate-Teams aus Deutschland beim ASV Köln getroffen, um die zweite DM im Ultimate der Älteren Herren auszuspielen, ich hatte schon privat und offiziell berichtet. Aber das hier ist die Story eines weiteren Siegers des Turniers. Die Sieger der Herzen, die Sieger des Ausrichtens, die Sieger der Erkenntnis: Ja es geht doch noch, auch im Alter zusammenzuspielen. Die Alten Herren der Frisbeesport-Abteilung von Frühsport 0,2: „Spätsport 2.0“!

Aber man ist einfach früher müde.

Timeout von Spätsport 2.0 Köln bei der Ultimate Masters-DM, Foto: Ise

Mit den Jungs, sorry, den Alten Herren hab ich in den vergangenen Jahren mehr oder weniger oft zusammen gespielt. Das ganze Turnier stand natürlich unter dem Vorzeichen des Gewinnen-Wollens, aber eben auch unter dem eines sonnenbeschienenen Klassentreffens. „Hey, Du auch hier!? – Und noch in der Lage, geradeaus zu gehen?“ – Was man nicht von jedem jederzeit sagen kann, wenn ich mich da nur selbst ansehe!

Doch genau das war das Schöne an der Sache: Die älteren Spieler (ab Jahrgang 1978 bis schätzungsweise Jahrgang 1960) sind nicht nur um der guten alten Zeiten willen da, sondern auch um es sich und den anderen noch einmal zu zeigen – in aller Freundschaft, versteht sich. Und die Kölner waren gut! Dafür, dass sie kaum öfter als zwei, drei mal vorher miteinander gespielt hatten. Dafür, dass sie ein wirklich bunt zusammen gewürfelter Haufen waren. Dafür, dass sie ja auch noch die doppelte Verantwortung des Organisierens hatten. („Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann.“).

Spätsport 2.0 in Aktion: Frank Balzer an der Scheibe, dahinter Maxim Bierbach; Foto: Ise

Gleich im ersten Spiel brachten sie den späteren Meister an den Rand einer Niederlage, und das war schon aller Ehren wert! Die Spiele dauerten bis 13 oder längstens eine Stunde, wonach zwei Punkte auf den Spielstand drauf gesetzt werden müssen, maximal jedoch 15. In der Überzeit, beim Stand von 12 beide, hatte Spätsport 2.0 die Scheibe, gab sie den „Wolpertingern“ wieder her. Bekam sie ein zweites mal, gab sie wieder her. Und verlor zuletzt verdient (wer solche Chancen auslässt) – aber natürlich auch, um den Anstand zu wahren. Schließlich sollte ja auch das Turnier seine finale Revanche erleben, sprich die Wiederauflage des Endspiels der ersten Auflage im Vorjahr.

Das zweite Spiel erneut eine Entscheidung um den letzten Punkt. Erneut in der Überzeit, dieses mal gegen die „Säxy Divers“ (zuletzt Fünfte), erneut die Niederlage, dieses mal 14:15. Auf Dauer, stellten die wackeren Kölner fest, ist diese Art des Spielens ineffizient und nicht tragbar. Daher entschieden sie sich, die restlichen Spiele des ersten Tages mit einer deutlich schwächeren Leistung gezielt abzugeben. Im dritten Spiel gegen „Wall City“ Berlin (zuletzt Vierter) fehlte schon ein bisschen die Kraft, individuell, aber auch organisch (6:13). Das Abschlusspiel des ersten Tages war das Prestigeduell gegen den nördlichen Nachbarn aus D’dorf-Humpelfort. Lange lagen die Altbiertrinker deutlich vorne, bis die Chorgesänge am Spielfeldrand fast eine Wende herauf beschworen hätten. Am Ende hieß es 11:13, den Nimbus des Gastgebers bewahrt. Ab sofort durfte gesiegt werden.

So machten zwei Siege am zweiten Tag einen versöhnlichen Abschluss perfekt, zuerst gegen „Kielstock“ 13:10 und dann – schon wieder mit sich selber ringend – gegen „Mother Tongue“, erneut erst in Überzeit und – weil es so schön war – wieder einmal mit dem letztmöglichen Punkt 15:14. Wenn das keine Erfolgsbilanz ist! Die zweite Ultimate Masters-DM mit zehn Teams ausgerichtet und sich ganz vornehm im Hintergrund gehalten, bei bestem Wetter und hervorragender Stimmung. Das macht Laune nicht nur auf die kommende Saison, sondern auch auf den Saisonauftakt in einem Jahr, wenn ein anderer Ausrichter zur dritten Masters Ultimate-DM einlädt. Da wird wieder ganz schwer mit Köln zu rechnen sein…!

Jammern hilft bedingt

Dienstag, 12. April 2011

„I’m jamming! I’m jamming!
And I hope you like jamming, too!“

Bob Marley

Ein echter „Jammer“, d.h. ein Musiker oder Freestyle-Artist, der mit anderen frei zusammen spielt, wird keinen Grund zum Jammern haben. Daher bitte nicht verwechseln: „Jammer“ (englisch ausgesprochen) und „Jammerer“, auch Jammerlappen genant. Um letztere dreht sich ein neues Buch von Annika Lohstroh und Michael Thiel, das heute im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers besprochen wurde: „Deutschland, einig Jammerland“.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.04.11, Titel: Warum Jammern uns nach vorne bringt

Annika Lohstroh führt im Interview mit Ramona Weise aus, dass Jammern einen vor Arbeitsüberlastung schützen und sogar „innerlich reinigen“ kann, grundsätzlich aber Ausdruck „tief sitzender Unzufriedenheit und latenter Unsicherheit“ ist. Glciheztigi handelt es sichd abei aber auch um ein vor allem in Deutschland (und zum Teil in Italien) verbreitetes Phänomen, das nach Ansicht der Buchautorin sogar „gesellschaftlich anerkannt“ ist – ganz im Gegensatz etwa zu Japan.

In Deutschland liefert Jammern sogar Gesprächstoff, in Form von verbindender Ablehnung des schlechten Wetters oder in Form vom Lästern über missliebige Mitmenschen. Allerdfings sollte das Meckern nicht zum Dauernörgeln werden, sondern idealerweise doch in konstruktive Kritik münden. Anders kann ich mir die Unterüberschrift des Interviews „Nörgler haben mehr Erfolg“ nicht erklären. Das stimmt dann doch wohl nur sehr begrenzt!

Interessanterweise werden auch die geschlechtlichen Unterschiede beim Jammern behandelt- ein klassisches Gebiet der Genderforschung („Jammer Sciences“). So würden Männer eher über Äußerlichkeiten wie die Politik herziehen, währen Frauen mehr über eigene Fehler jammern. Allerdings würden Männer doch stärker jammern als Frauen. Kann gar nicht sein – jedenfalls nicht (wie gesagt) über das eigene Befinden, wie nachfolgender Werbespot eindrucksvoll belegt.