Mit ‘Bürgerjournalismus’ getaggte Artikel

Verkaufserlös der Huffington Post im Visier

Donnerstag, 14. April 2011

Anfang des Jahres hatte Arianna Huffington, Mitbegründerin der Huffington Post, die Netzzeitung für 315 Millionen Dollar an den Internetkonzern AOL verkauft. Während der Verkauf anfangs für Überraschung sorgte – galt die Huffington Post doch als Paradebeispiel für die gelungene Einbindung kritischer Leser – klagt nun der politische Aktivist und Publizist Jonathan Tasini auf Schadenersatz. Ein Drittel des Erlöses solle unter den rund 9.000 dort aktiven Bloggern aufgeteilt werden.

Handelsblatt, 14.04.11., Titel: Blogger verlangen Millionen und klagen gegen die Huffington Post

Axel Postinett und Jens Kossmann beschreiben die Hintergründe und die geringen Aussichten der Klage heute im Handelsblatt. Demnach hatte Jonathan Tasini bereits 2001 erfolgreich gegen die New York Times geklagt und Geld für freie Autoren durchgesetzt. Hier liegt der Fall aber ein wenig anders. Den Schreibern bei der Huffington Post ist nie Geld in Aussicht gestellt worden, sondern lediglich eine Plattform zum Gedankenaustausch.

Allerdings habe die Huffington Post die Blogger mit der Aussicht auf eine größere Reichweite gelockt, habe dazu aber niemals die Abrufzahlen von Artikel oder von Autoren bekannt gegeben, begründet der Kläger. Zudem seien sie Blogger „über die wahren Gewinnerzielungsabsichten der Seite getäuscht“ worden, wie es weiter heißt. Jonathan Tasini verwendet den unüblichen Begriff der „unberechtigten Bereicherung“. Da es aber niemals Verträge zwischen der Huffington Post und den gewissermaßen „Bürgerjournalisten“ gab, blickt AOL dem Prozess vergleichsweise gelassen entgegen.

Zudem ist die Unterstützung durch andere HP-Blogger eher gering. Dabei möchte der Kläger noch den Status einer Sammelklage erreichen, um damit ein Zeichen gegen Internet-Unternehmen zu setzen, die ihren Gewinn auch durch Inhalte beziehen, die Nutzer kostenfrei einstellen (so genannter social content). Sollte er wieder Erwarten mit seiner Klage Erfolg haben, wäre das in der Tat weitreichend auch für viele andere Meinungsportale.

Ob AOL und sein neuer Unternehmensbereich „Huffington Media Group“ unter der Leitung von Arianna Huffington ohne Imageschaden aus dieser Nummer wieder heraus kommt, bleibt abzuwarten. Das Image von AOL dürfte sich nicht eben auf einem Rekordhoch befinden. Am besten kommt das Unternehmen vermutlich doch damit weg, wenn sich einige der zahlreichen Autoren zu anderen Portalen hinwenden. Immerhin macht AOL keinen Hehl daraus, dass mittels etwa 55.000 neuer Beiträge monatlich die eigene Reichweite erhöht und die Werbeerlöse angekurbelt werden sollen.

Google möchte sich durch Journalismus retten…

Montag, 17. Mai 2010

…das jedenfalls behauptet indirekt der im heutigen FAZ-Artikel zitierte James Fallows im Monatsmagazin „The Atlantic“. Gemäß dem Blick in amerikanische Zeitschriften von Jordan Mejias stützt sich der US-Autor dabei auf Aussagen des Google-Chefs Eric Schmidt, wonach der Konzern „aus kommerziellen wie staatsbürgerlichen Gründen“ den Journalismus wiederbeleben wolle.

FAZ, 17.05.2010, Titel: Rosig ist die Zukunft und papierfrei

Der zu Grunde liegende Gedanke ist richtig: Nur hochwertige Inhalte lohnen sich angeklickt zu werden. Auf Initiative von Google werde derzeit zusammen mit Vertretern von Zeitungsverlagen nach einem Weg aus der gegenwärtigen Krise gesucht. Zwar halte James Fallows den Vorstoß nicht für leicht zu verwirklichen, aber dennoch für hoffnungsvoll. Das Geschäftsmodell für die Übermittlung professioneller Nachrichten (gegenüber dem viel gescholtenen Bürgerjournalismus) gelte es neu zu erfinden. Dabei geht es offenbar vorrangig um die Frage, wie die künftig kostenpflichtigen Inhalte gegenüber den kostenlosen Lockangeboten abgetrennt und dennoch einfach zugänglich gemacht werden können.

 Als Ursachen werden zur Überraschung des US-Autors laut Google nicht Versäumnisse der Verleger genannt, sondern „das historisch beispiellose Spiel technologischer Kräfte“. Dennoch verhält es sich so, dass mit Ausnahme der „New York Times“ und des „Wall Street Journal“ bei allen anderen US-Tageszeitungen die Kosten für Druck, Papier und Transport diejenigen für die Redaktion deutlich übersteigen. Das Internetangebot der Zeitungsverlage könnte sowohl durch Werbung als auch durch Online-Abonnements den Ertrag der Häuser erhöhen. Hierbei spielt auch wieder die Verfügbarkeit der News für alle Endgeräte (Smartphones, Tablet PCs, E-Reader) eine wesentliche Rolle.

 FAZ, 17.05.2010, Titel: Blick in amerikanische Zeitschriften

Offiziell klingen die Maßgaben hochgestochen: „Distribution, Engagement, Monetarisierung“ (durch packendere Stories mehr Leute erreichen). Allerdings läge die Lösung oft eher in einem Detail. So hätten zum Beispiel die „New York Times“ und die „Washington Post“, Artikel, Videos und Leserkommentare zu Themen als „Living Stories“ gebündelt, die vor allem auch für Suchmaschinen attraktiver seien. Zudem sei ein Projekt „Fast Flip“ gestartet worden, mit dem der Leser durch verschiedene Seiten wie durch ein Magazin blättern könne. Daneben schlägt Google zu einer idealen Platzausnutzung von Werbeflächen ein „Yield Management“ wie bei Fluglinien vor.

 Durch solche Details – weniger aber durch eine klare Geschäftsausrichtung auf den Qualitätsjournalismus – erwartet Google rosige Zeiten für das Nachrichtengeschäft. In der Zukunft würden sich neben den bestehenden, durchaus überlebensfähigen Verlagen neue und ganz anders ausgerichtete Häuser etablieren. Jordan Mejias stellt abschließend fest, dass die konkrete Aussicht für das nächste Jahr schon sehr viel schwieriger sei. Alles wischi-waschi also? Nicht ganz. Jedoch sollte sich das Unternehmen Google nicht überschätzen mit seinen Kompetenzen hinsichtlich der Zukunft der Zeitungen (natürlich kann es diese auch aufkaufen). Die meisten der Überlegungen haben zwar mit interessanten Modellen für das Internetgeschäft, mit Journalismus aber nur entfernt zu tun.