Mit ‘James Bond’ getaggte Artikel

Religiöse Saufrituale

Donnerstag, 05. April 2012

Der Vergleich zwischen den Saufritualen am Ballermann auf Mallorca und kirchlichen Ritualen mag auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinen. Nicht so jedoch für den Freiburrger Soziologen Sacha Szabo. Laut Kölner Stadt-Anzeiger hat er im neuen Werk „Ballermann. Das Buch“ genau diese Parallele beschworen unter Hinweis auf das gemeinsame Trinken aus einem Putzeimer und das blutfarbene Sangria.

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.04.2012, Ballermann schaut bei der Kirche ab

„Die Kirche hat erfolgreiche Rituale an Vergemeinschaftung entwickelt, die nun kopiert werden“, zitiert ihn die Zeitung in dem kurzen, belustigenden Artikel auf Seite 1. Auf Mallorca können man – poetisch gesprochen – Menschen in einem paradiesischen Zustand erleben. Dazu ist ja nun erstens zu sagen, dass es sich beim Paradies ganz klar um einen vor-religiösen Zustand handelte. „Re-ligio“ heißt dem Wortsinn nach doch „wieder-verbinden“, das heißt einen zustand versuchen wieder herzustellen, den es seit dem Sündenfall nicht mehr gibt (ebenfalls poetisch gesprochen).

Außerdem glaube ich nicht, dass die Kirche die erste Institution war, die solche Ritaleu erfunden hat. Im gegenteil, manche kirchliche Rituale wirken auf mich doch befremdlich „kultisch“ im Sinne vorkirchlicher Kulte und Riten, die die Kirche – beenso wie die Feste im Jahresverlauf dankbar aufegriffen hat (zugegeben mit einer neuen Botschaft und Bedeutung beladen).

Daneben musste ich aus einer anderen Glaubenskategorie eine weitere versörende Nachricht lesen. Nämlich hat es der Sponsor Heineken offenbar geschafft, dass nach 15 Filmen, in dem der niederländische Braukonzern bereits geworben hatte, James Bond künftig nicht mehr „Martini geschüttelt, nicht gerührt“, sondern die schnöde Hopfenkaltschale trinkt. Nachfolgender Ausriss der Schlagzeile eines Artikels von Christoian Bos stammt ebenfalls aus dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.04.2012, Auf ein Bier mit James Bond

Da fall ich dann doch tatsächlich vom Glauiben ab! Schon bei seinem ersten Auftritt als James Bond hatte Daniel Craig auf die Frage „Geschüttelt oder gerührt?“ geantwortet: „Seh ich aus, als ob mich das interessiert?“ Jetzt ist er offenbar gänzlich von der Vorlage von Ian Fleming abgewichen. In der Tat ein schlimmes religiöses Saufritual!

Kein „Bond-Bund“ fürs Leben

Samstag, 01. Oktober 2011

Daniel Craig macht nach dem dritten Einsatz als 007, Geheimagent ihrer Majestät, Schluss. Zeit, den Mythos wieder neu zu erfinden oder einfach mal auf sich beruhen zu lassen. Doch dafür scheint die Serie zu erfolgreich zu sein, auch wenn es für den aktuell in Planung befindlichen Film mit dem Arbeitstitel „Carte Blanche“ erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten gab. Schwer zu sagen, was die wahren Motive des derzeitigen Hauptdarstellers sind, auf eine Fortsetzung der Rolle zu verzichten.

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.10.2011, Titel: Die Revolte des Menschlichen

Frank Olbert mutmaßt im heutigen Kölner Stadt-Anzeiger, dass die von Daniel Craig angegebenen Gründe die zutreffenden sein dürften. Der Schauspieler ist 43, tägliches Workout ist nach eigenen Angaben nicht das, was er als Mann im fortgeschrittenen (wenn auch immer noch bestem) Alter im Sinn hat: „Ich hasse es“, sagte er. Jüngere sollten ran. Dabei war der blonde, markante Darsteller vor 5 Jahren mit einer sehr physischen Neuinterpretation der Rolle aufgetreten, hatte in „Casino Royale“ und anschließend in „Ein Quantum Trost“ eine viel weniger ironische, knallharte Interpretation der Rolle geliefert.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bond-Filme mit Craig quasi als „Prequels“ definiert wurden, um die Vorgeschichte des Agenten mit der Lizenz zum Töten aufzuarbeiten. Wie er wurde, der er früher war, gewissermaßen. Dabei lernte er erst den berühmten „Wodka-Martini“ schätzen, auch wenn ihm die essentielle Frage „geschüttelt oder gerührt“ da noch nicht interessierte. Nach Abschluss der Trilogie der Vorgeschichten (der neue Film soll im November 2012 in die Kinos kommen) ist vermutlich eine weitere Kehrtwende des Charakters nötig, oder aber die Positionierung  der Geschichten in anderen Zeiten.

Mit dem frühzeitig angekündigten Ausstieg aus der Rolle könnte der Schauspieler aber auch verhindern, dass er darauf reduziert würde (was allerdings auch einem Sean Connery nicht widerfahren ist), obwohl er derzeit mit „Cowboys und Aliens“ und als vorgesehene Hauptrolle in der US-Verfilmung von Stieg Larssons erfolgreicher Millennium-Trilogie genug anderes zu tun hat. Er könnte auch die Reißleine ziehen, um nicht miterleben zu müssen, wie das von Sony übernommene Filmstudio Metro Goldwyn Mayer der Finanzierung solcher Projekte nicht mehr gewachsen sein könnte.

Für mich, der mit der Fiktion der James-Bond-Filme groß geworden ist, eine besodners spannende Frage, wie es nach dem Kinoerfolg des dritten Craig-Teils mit der Serie weitergehen wird. An dem Erfolg zweifelt spätestens seit Craigs Ausstiegsplänen keiner, schließlich haben die Teile eins und zwei beider und 600 Millionen Dollar eingespielt. Vom Spannungsverlauf soll dieser Film nach einem schwächeren zweiten den starken ersten „Craig-Bond“ noch übertreffen. Vielleicht wäre danach auch eine Option, die künstliche Legendenbildung einer Figur, die der politischen Weltlage des Kalten Krieges entstammt, zu stoppen und die Serie abzuschließen.

Trotz aller kommerziellen Gründe, die dagegen sprechen, könnte nicht nur für Daniel Craig, sondern auch für die Produzenten einmal der Zeitpunkt gekommen sein, einen Schlusspunkt zu setzen. Es muss keinen „Bond-Bund fürs leben“ geben, weder für Craig, noch für die Serie selbst und damit für die Zuschauer. Dies würde jedenfalls die Legendenbildung der bisherigen Darsteller und der Filmerfolge befördern.