Mit ‘Politisches Bewusstsein’ getaggte Artikel

Sport ist politisch und erfordert Haltung

Samstag, 22. Januar 2011

Dass die B-Note entscheidend sei, hört man in manchen Sportarten wie Eistanzen oder Skispringen. Allerdings spielt die Haltung im Sport tatsächlich eine große Rolle. Mit der Breitenwirkung, die viele Sportarten haben, und der Vorbild-Funktion, die Profis für Kinder und Jugendliche darstellen, verbindet sich eine Selbstverpflichtung. Anlass dieser Erkenntnis ist die Meldung aus der Rheinischen Post in Bezug auf eine Pressemitteilung des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Rheinische Post, 19.01.2011, Titel: Neonazis unterwandern Sportvereine

DOSB-Präsdient Thomas Bach berichtete, dass Agitatoren aus der Neonazi-Szene sich als freiwillige in Sportvereinen einschlichen, versuchten Sympathie zu gewinnen und so schleichend reaktionäres, rückständiges Gedankengut zu infiltrieren suchten: „und irgendwann tauchten dann Nazi-Symbole bei Sportveranstaltungen auf“. Dafür findet er die griffige Aussage: „Das Böse kommt oft in der Maske des Guten“ und fordert alle Sportler und Funktion#äre auf: „Wir müssen dem schleichenden Guift des Nationalsozialismus entgegentreten.“

Das Bundesfamilienmisiterium wird hierzu in Absprache mit den Innenministern der Länder, dem DOSB und den Landessportbünden einen Leitfaden mit Tipps zum Umghang mit „bestimmten Situationen“ erstellen. Bis 2014 sollen dafür jährlich 24 Millionen Euro bereit gestellt werden. Familienministerin Kristina Schröder wird zitiert: „Jegliche Form von Rassimus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung ist menschenverachtend und zerstört das, wofür steht: Fairness und Miteinander.“ Hierzu wurde bereits auch eine Beratungsseite im Internet iengerichtet

Eine bewusste politische Haltung erlangen wir gewöhnlich nur durch wachsame Wahrnehmung der Geschehnisse. Sie kann beim Sporttreiben entscheidend dazu beitragen, die Ideale des Sports konsequent umzusetzen. Als besonders gelungenes Beispiel einer Sportart, die Fairness und eine Haltung von ihren Sportlern abverlangt, möchte ich den Frisbeesport (Flying Disc) nennen, der die Eigenverantwortlichkeit der Spieler voraussetzt, um etwa im Teamspiel Ultimate ohne Schiedsrichter fair und respektvoll miteinander auszukommen. Daher wurde Flaing Disc auch als Botschaftersport der kommenen World Games 2013 im kolumbischen Cali ausgewählt.

Schweizerische Erläuterungen zum Zolltarif…

Sonntag, 26. September 2010

Der Schweizer Bundesrat Hans-Rudolf Merz wird derzeit als politisch-menschliches Vorbild gehandelt, weil er beim Verlesen eines Textes der Zollbehörde nicht mehr an sich halten kann und sich vor Lachen und Gackern die Tränen aus den Augen wischen muss. Andrea Seibel schreibt in einem Kommentar in der Welt am Sonntag, dass sich hierbei ein Politiker „vom Comment der eigenen politischen Rituale, ja der eigenen politischen Klasse“ distanziert.

Welt am Sonntag, 26.09.2010, Titel: Demokratie braucht Humor

Den Ausführungen in der WamS kann ich zu weiten Teilen folgen, so dass das befreiende Lachen ansteckend ist, vor allem weil Hans-Rudolf Merz auch unumwunden zugibt, dass er die vorgelesenen Ausführungen, „sogenannte Schweizerische Erläuterungen zum Zolltarif“, selber nicht verstanden habe. Demgegenüber schlussfolgert sie weiter, seien übliche politische Debatten stets geprägt von Ressentiment und fehlender Meinungsfreiheit. Zweifelnde Stimmen würden weggefegt, „gnadenlose Urteile“ der politischen Klasse lägen oft weit entfernt von der Wahrnehmung der Bevölkerung.

Über einen historischen Exkurs (Humor als integraler Bestandteil des städtischen Lebens in der Antike – ab dem Mittelalter Humor auch als staatsgefährdende Kritik) gelangt Andrea Seibel zu der Aussage: „Humor ist ein zivilisatorischer Fortschritt“. Zustimmung, dass Satire und Karikatur dem Bürgertum den Weg an die Macht ebneten. Zustimmung auch, dass „Demokraten gelassene, ja fröhliche Menschen“ sein sollten. Ein gelinder Einspruch jedoch gegen die Formulierung: „Ein Islamist kann nicht lachen, der Christ sehr wohl.“ Erstens halte ich die Gegenüberstellung von Islamist und Christ für nicht glücklich – nicht jeder Moslem ist Islamist – zweitens halte ich die Formulierung für nicht zutreffend. Lachen können Islamisten sicherlich auch, jedoch vermutlich nicht so gut über sich selbst. Diese Fähigkeit ist bestimmt auch nicht jedem Christen mitgegeben. Anders gesagt: Religiosität halte ich für überhaupt keine hinreichende Grundlage, um Humor und Selbstironie zu beweisen, ein politisches Bewusstsein hingegen schon.

Hier der auf Youtube hochgeladene Clip des Lachanfalls von Hans-Rudolf Merz, samt Wortlaut in den Anmerkungen: