Mit ‘Eigenverantwortlichkeit’ getaggte Artikel

Frisbee-Film-Funde 67

Donnerstag, 17. Mai 2012

Neues Ultimate-Filmmaterial von höchtem sportlichem Wert und dennoch auch kontroversem Potenzial: Die Filmproduktion Pushpass hat den Trailer zur DVD von der Ultimate-EM 2011 im slovenischen Maribor veröffentlicht. Zudem sind erste Filme der neuen semi-professionellen American Ultimate Disc League im Netz verfügbar. Wie gesagt sind beide Quellen durchaus zu mepfehlen, einmal um sich am Flugscheibensport auf höchstem athletischen Niveau zu erfreuen, zum anderen um darüber nachzudenken.

Bei der EM 2011 haben die deutschen Frauen sensationell den Titel geholt, die Männer erreichten die Bronze-Medaille. Beides dürfte in der jetzt erschienen Doppel-SDVD gewürdigt werden. Vor allem die Finalspiele werden abgedeckt. Aber der Trailer macht auch so Lust auf mehr. In schwarz-weiß zu sehen sind Szenen, in denen Fänger ofenkundig die Scheibe in der Endzone nicht gefangen haben, bzw. erst nach einem Bodenkontakt unter Kontrolle bekamen. Solche Aussetzer in der regelkonformen Eigenverantwortlichkeit der Spieler – das Spiel läuft ohne externen Schiedsrichter und basiert auf angewandter Regelkunde und dem gelebten Fairplay-Gedanken – müssen thematisiert und diskutiert werden. Es ist vielleicht nachvollziehbar, dass einzelne Spieler in enormen Stresssituationen solche eklatanten, groben Regelverstöße begehen, verzeihlich ist es nicht.

Die Grundhaltung, durch die unser Sport lebt, dass wir auf dem Prinzip des wechselseitigen Respekts und der Wahrheitsliebe entsprechend unserem besten Wissen und Gewissen agieren, muss stärker propagiert werden. Diese Idee aufzugeben, um stattdessen wie in allen anderen Sportarten externe Schiesdrichter zu installieren, halte ich für den falschen Weg. Genau den beschreitet derzeit die annähernd professionelle AUDL, gfür die acht Teams samt Trainerstab neu gedraftet wurden und die nun Woche für Woche gegeneinander antreten. Bei Fouls gibt es Raumverlust, ein Schrittfehler (der bsiehr nur vom Gegenspieler angemahnt wurde und zur Wiederholung der Situation führte), ist nun wie im Basketball ein „Turnover“. Da beginnen die Spieler natürlich sofort den Schiedsrichter anzuflehen, Hex, Schiri, hast Du das Foul nicht gesehen. Sie haben den Grundgedanken des Sports aufgegeben, ohne Not, angeblich, damit die Zuschauer mehr davon haben. Das ist für mich nicht mehr derselbe Sport, auch wenn er rein athletisch auf hohem Niveau prähtig abgeht! Mach Dir selbst ein Bild!

Sport ist politisch und erfordert Haltung

Samstag, 22. Januar 2011

Dass die B-Note entscheidend sei, hört man in manchen Sportarten wie Eistanzen oder Skispringen. Allerdings spielt die Haltung im Sport tatsächlich eine große Rolle. Mit der Breitenwirkung, die viele Sportarten haben, und der Vorbild-Funktion, die Profis für Kinder und Jugendliche darstellen, verbindet sich eine Selbstverpflichtung. Anlass dieser Erkenntnis ist die Meldung aus der Rheinischen Post in Bezug auf eine Pressemitteilung des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Rheinische Post, 19.01.2011, Titel: Neonazis unterwandern Sportvereine

DOSB-Präsdient Thomas Bach berichtete, dass Agitatoren aus der Neonazi-Szene sich als freiwillige in Sportvereinen einschlichen, versuchten Sympathie zu gewinnen und so schleichend reaktionäres, rückständiges Gedankengut zu infiltrieren suchten: „und irgendwann tauchten dann Nazi-Symbole bei Sportveranstaltungen auf“. Dafür findet er die griffige Aussage: „Das Böse kommt oft in der Maske des Guten“ und fordert alle Sportler und Funktion#äre auf: „Wir müssen dem schleichenden Guift des Nationalsozialismus entgegentreten.“

Das Bundesfamilienmisiterium wird hierzu in Absprache mit den Innenministern der Länder, dem DOSB und den Landessportbünden einen Leitfaden mit Tipps zum Umghang mit „bestimmten Situationen“ erstellen. Bis 2014 sollen dafür jährlich 24 Millionen Euro bereit gestellt werden. Familienministerin Kristina Schröder wird zitiert: „Jegliche Form von Rassimus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung ist menschenverachtend und zerstört das, wofür steht: Fairness und Miteinander.“ Hierzu wurde bereits auch eine Beratungsseite im Internet iengerichtet

Eine bewusste politische Haltung erlangen wir gewöhnlich nur durch wachsame Wahrnehmung der Geschehnisse. Sie kann beim Sporttreiben entscheidend dazu beitragen, die Ideale des Sports konsequent umzusetzen. Als besonders gelungenes Beispiel einer Sportart, die Fairness und eine Haltung von ihren Sportlern abverlangt, möchte ich den Frisbeesport (Flying Disc) nennen, der die Eigenverantwortlichkeit der Spieler voraussetzt, um etwa im Teamspiel Ultimate ohne Schiedsrichter fair und respektvoll miteinander auszukommen. Daher wurde Flaing Disc auch als Botschaftersport der kommenen World Games 2013 im kolumbischen Cali ausgewählt.

Nicht zum Folgen geboren

Montag, 12. Oktober 2009

Da fliegt mir doch gleich in mehreren Sendern heute der neue Song von Bon Jovi um die Ohren: „We weren’t born to follow“. Der Titel verheißt ja durchaus eine kluge Einsicht, im Sinne der Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit. Die Musik dagegen verspricht keine neuen Nuancen: derselbe zugegen groovige Rockbeat, dieselbe Stimmfarbe, gleiche Gitarren. Lediglich der durchgängige Hall (der im Radio bei weitem nicht so stark zur Geltung kommt wie beim unmittelbaren Hören) ist durchaus eine eigene Note des Songs.

Dann aber stoße ich mich doch an dem Refrain, der mit gekonnt aneinander gereihten Allerweltsweisheiten eigentlich ganz stimmungsvoll beginnt, dann aber in der Schlusszeile meiner Meinung nach alles kaputt macht:

Yeah, yeah, yeah, we weren’t born to follow
Common get up off your knees
Live is a bigger pill to swallow
You gotta hold on to watcha believe
Believe in the sun will shine tomorrow
Even saints and sinners believe
We weren’t born to follow
You gotta stand up for what you believe
Let me hear ya say yeah, yeah, yeah, oh yeah.

Was mich genau daran stört? Die Aufforderung an die Zuhörer, ihm zu folgen und „yeah, yeah, oh yeah“ zu singen. Was denn nun? Folgen oder nicht folgen?

Oder aber der Sänger und Texter John Bon Jovi taucht damit noch eine Ebene tiefer ein in die Materie und will uns damit sagen: „Du bist nicht dazu geboren zu folgen“ – eine Botschaft, die eigentlich gerade seine deutschen Fans ihm abnehmen sollten – „Aber wenn ich Dich dazu auffordere, folgst Du mir ja doch.“ Das könnte nun entweder bedeuten, unabhängig von der genetischen Anlage tendiert der Mensch im Allgemeinen doch dazu anderen zu folgen (etwa aus Bequemlichkeit, aus einem Anlehnungsbedürfnis oder aus Gruppenzwang), oder aber, Bon Jovi fordert uns unmittelbar dazu auf, darüber nachzudenken, was wir denn da tun, wenn wir ihm folgen, obwohl er gerade gesagt hat, dass wir nicht dazu geboren sind.

Respekt, das hätte ich ihm gar nicht zugetraut!

Da hat das Schauspieltraining und die Mitwirkung in verschiedenen Filmen und Serien (Ally McBeal) etwa doch noch mehr bewirkt, als dass er nur gut aussieht?

Hier der neue Song mit einem Standbild der Band:

Der ganze Songtext. – Im Übrigen wäre die Diskussion über Folgsamkeit (etwa gegenüber Eltern und Lehrern) und Aufsässigkeit (gesunde Renitenz, um seine eigene Meinung zu vertreten) und die über Gehorsam (ebenfalls in verschiedenen Situationen) und Gehorsamsverweigerung eine sicherlich lohnenswerte. Die sprengt aber diesen Rahmen eines Youtube-Standbildes.