Mit ‘präfrontaler Kortex’ getaggte Artikel

„Mal müssen“ schärft die Sinne

Sonntag, 18. September 2011

Wissenschaft soll keine Erkenntnisse um ihrer selbst willen liefern, sondern möglichst auf das Alltagsleben anwendbar und relevant sein, mit einem Nutzen für die Menschheit. In diesem Sinne könnte die neue Veröffentlichung eines belgisch-niederländischen Forscherteams in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ von großem Nutzen sein, wonach man mit voller Blase besser denken kann.

Kölner Stadt-Anzeiger, 17.09.11, Titel: Volle Blase, voll konzentriert

Nun heißt ja die landläufige Meinung: „Voller Bauch studiert nicht gern“, volle Blase hingegen offenbar aber doch. Beim Versuch wurde verschiedenen Versuchsgruppen das Angebot unterbreitet, entweder morgen früh 16 Euro zu erhalten oder 30 Euro nach 35 Tagen. Diejenigen Teilnehmer, die zuvor nur ein paar Schlucke Wasser zu trinken bekam, entscheid sich mehrhetilich für die erste, schlechtere Option, während die, die einen Dreiviertel Liter zu trinken bekamen, gewöhnlich auf den kurzfristigen Gewinn verzichteten zugunsten des fast doppelt so hohen nach gut einem Monat.

Die Ursache für die unterschieldichen Entscheidungen sehen die Wissenschaftler im Stirnlappen, dem präfrontalen Kortex, der zahlreiche Verhaltenskontrollen durchführt und anhand von Erfahrungen Handluingsalternativen erwägt. Er kann zudem andere Bereiche des gehrins animieren, sofern ihn ein elektrischer Impuls erreicht. Dieser wird offenbar durch die Harnblase gegeben. Hintergrund dafür ist wiederum, dass die Blase über zwei Schließmuskel verfügt, einem inneren, unbewusst gestuerten und einem äußeren willentlich geregelten. Indem wir den Harndrang unterdrücken, stimulieren wir dadurch das Gehirn.

Die Studienleiterin Mirjam Tuk wird mit der sehr praxisnahen Zusdammenfassung des Ergebnisses zitiert: „Wir treffen bessere Entscheidungen, wenn die Blase voll ist.“ Demnach wäre – sofern der Drang nicht Überhand gewinnt und sinnvolle Tätigkeiten auszuüben verunmöglicht -der Zustand „mal zu müssen“ durchaus gezielt einzusetzen, um mit geschärften Sinnen herausfordernde Situationen konzentriert zu meistern.