Mit ‘Deutsche Knigge-Gesellschaft’ getaggte Artikel

Was sich schickt – und wie

Donnerstag, 10. März 2011

Die Frage nach guten Umgangsformen ist so alt wie es schlechte gibt. Mit anderen Worten, so lange es unterschiedliche Meinungen über gutes Benehmen gibt, wird es darüber Auseinandersetzungen geben. Wenn es dabei um das Überbringen von (zumal unliebsamen) Botschaften geht, so ist nicht nur die Frage des gewählten Wortes, sondern auch die des gewählten Übermittlungsweges von zentraler Bedeutung.

Kölner Stadt-Anzeiger, 10.03.2011, Titel: Abstimmung über Liebes-Aus per SMS

Wie gut, dass es da noch die Deutsche Knigge-Gesellschaft (DKG) gibt! Sie startet nun eine Online-Umfrage, allerdings nicht per e-Voting, wie es sich vielleicht anbieten würde, sondern per e-Mail an die Adresse frollein@knigge-akademie.de. Diese Adresse war bereits im vergangenen Jahr zu der Umfrage benutzt worden, um eine pasende Bezeichnung für eine weibliche Bedienung zu finden (Mehrheitsvorschlag: „Frau Ober“).

Allerdings hatte der Telekommunikations-Branchenverband Bitkom bereits im vergnagenen Jahr eine entsprechende Umfrage durchgeführt – mit dem Ergebnis, dass 92 Prozent der Deutschen dieses Vorgehen ablehnen. Dennoch hätten sich schon fast 3 Millionen Deutsche genau so verhalten. Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht nachvollziehbar, dass der DKG-Vorsitzende Hans-Michael Klein diese Umgangsform unter bestimmten Voraussetzungen für ausreichend hält – etwa, wenn sich die beiden Beteiligten nichts mehr zu sagen hätten.

Offenbar aber hat laut Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger genau diese Auffassung bereits 1o der 500 Mitglieder (immerhin 2 Prozent) zum Austritt aus der DKG bewogen. Sie sind vermutlich strikt dagegen, was ihr Vorsitzender da gesagt hat und wollen nun angeblich eine neue Gesellschaft gründen. Wenn es nach dem ollen Knigge ginge, hat man sich wohl auch in den dunkelsten Stunden noch etwas zu sagen, gemäß dem bekannten Motto: „Vornehm geht die Welt zu Grunde“.

10 Jahre ist es bereits her, dass Nadja Abd El Farrag – besser bekannt als Naddel – ihre Beziehung mit dem Schlagerproduzenten Ralph Siegel per SMS beendet hatte. Zwischenzeitlich habe ich als Freiberufler sogar auch schon das Ende einer Zusammenarbeit per SMS mitgeteilt bekommen. Das hat meiner Ansicht nach mit Feigheit vor der Verantwortung zu tun, sich einer unschönen Situation zu stellen. Umfrage unnötig.

Kinder, vor denen uns die Telekom gewarnt hat

Dienstag, 13. Juli 2010

Früher hieß der Sponti-Spruch: Wir sind die Kinder, vor denen uns unsere Eltern gewarnt haben. Heute haben sich die Instanzen verschoben. Im digitalen Reich des „Alles geht!“ gibt nun ein deutscher Telekommunikationskonzern die Regeln vor, und das nicht zu knapp: Laut heutigem Welt-Beitrag von Thomas Heuzeroth hat die Deutsche Telekom „101 Benimmregeln aufgestellt, die fortlaufend aktualisert werden sollen“.

Welt , 13.07.10, Titel: Stelle nur Bilder ins Netz, die deine Mutter freigeben würde

Zitiert wird der Psychologe Raimund Scholze, leiter des „Creation Centers“ der Deutschen Telekom, der zusammen mit Kollegen des Royal College of Art in London und der Deutschen  Knigge-Gesellschaft nach einem halben Jahr voller Workshops diese Regeln zusammengestellt hat: „Die Anforderungen, die die digitale Welt an ihre Bewohner stellt, ändern sich ständig.“, lautet das aufgeführte Zitat. Dachte ichs mir doch: Nichts ist beständiger als der Wandel. Im Welt-Beitrag sind leider nur wenige der Empfehlungen angegeben (neben der aus dem Titel z.B. diejenige, im Restaurant Handies immer mit dem Display nach unten auf den Tisch zu legen, bzw. es bei aufliegender Tischdecke in der Tasche zu behalten.

Natürlich darf auch der Telekom-Chef Renè Obermann nicht fehlen, der mit dem Allgemeinplatz zitiert wird: „Wir brauchen Verhaltensregeln für einen guten Umgang miteinander.“ Stimmt schon, aber wer will sich schon 101 Regeln merken? Unternehmenskultur sollte vor allem vorgelebt werden, um glaubwürdig vermittelt zu werden. Und siehe da: Die Deutsche Telekom hat bereits beschlossen, dass Mitarbeiter am Wochenende keine E-Mails beantworten müssen. Ob diese Regel auch im Kanon steht, kann anchgelesen werden unter http://eetiquette.de.