Mit ‘Deutsche Telekom AG’ getaggte Artikel

Kinder, vor denen uns die Telekom gewarnt hat

Dienstag, 13. Juli 2010

Früher hieß der Sponti-Spruch: Wir sind die Kinder, vor denen uns unsere Eltern gewarnt haben. Heute haben sich die Instanzen verschoben. Im digitalen Reich des „Alles geht!“ gibt nun ein deutscher Telekommunikationskonzern die Regeln vor, und das nicht zu knapp: Laut heutigem Welt-Beitrag von Thomas Heuzeroth hat die Deutsche Telekom „101 Benimmregeln aufgestellt, die fortlaufend aktualisert werden sollen“.

Welt , 13.07.10, Titel: Stelle nur Bilder ins Netz, die deine Mutter freigeben würde

Zitiert wird der Psychologe Raimund Scholze, leiter des „Creation Centers“ der Deutschen Telekom, der zusammen mit Kollegen des Royal College of Art in London und der Deutschen  Knigge-Gesellschaft nach einem halben Jahr voller Workshops diese Regeln zusammengestellt hat: „Die Anforderungen, die die digitale Welt an ihre Bewohner stellt, ändern sich ständig.“, lautet das aufgeführte Zitat. Dachte ichs mir doch: Nichts ist beständiger als der Wandel. Im Welt-Beitrag sind leider nur wenige der Empfehlungen angegeben (neben der aus dem Titel z.B. diejenige, im Restaurant Handies immer mit dem Display nach unten auf den Tisch zu legen, bzw. es bei aufliegender Tischdecke in der Tasche zu behalten.

Natürlich darf auch der Telekom-Chef Renè Obermann nicht fehlen, der mit dem Allgemeinplatz zitiert wird: „Wir brauchen Verhaltensregeln für einen guten Umgang miteinander.“ Stimmt schon, aber wer will sich schon 101 Regeln merken? Unternehmenskultur sollte vor allem vorgelebt werden, um glaubwürdig vermittelt zu werden. Und siehe da: Die Deutsche Telekom hat bereits beschlossen, dass Mitarbeiter am Wochenende keine E-Mails beantworten müssen. Ob diese Regel auch im Kanon steht, kann anchgelesen werden unter http://eetiquette.de.

Wochenend-Presseschau 11-10

Montag, 22. März 2010

Rückblick auf die Buchmesse Leipzig und die Investorentage der Telekom in Hinblick auf das Geschäft mit digitalen Inhalten. Bereits am vergangenen Freitag brachte Eckhard Fuhr den Leitartikel in der Welt zum Buch im Zeitalter des Internets. Am selben Tag bringt die FAZ einen Artikel zur Duiskussion der Digitalisierung auf der Leipziger Buchmesse und legt am nächsten Tag mit dem Beitrag von Stephan Finsterbusch nach, wonach vor allem kleine Unternehmen davon profitieren könnten. Schließlich blickt die Thomas Heuzeroth in der Welt am Sonntag zurück auf die Investorentage der Deutschen Telekom AG, bei denen Rene Obermann die „Strategie 2.0“ vorstellte.

WamS, 21.03.10, Titel: Die Deutsche Telekom rüstet sich für die nächste Phase des Internetzeitalters

Zentrale Passage des Beitrags für mich: „Das gesamte klassische Geschäftsmodell werde durch die Internet-Technologie auf den Kopf gestellt, sagte er.“ (…) „Tatsächlich soll die Telekom in fünf Jahren bereits jeden zweiten Euro außerhalb des klassischen Netzgeschäfts verdienen.“ Der Konzern soll nicht mehr nur Daten durchreichen („Bit Pipe“) sondern im Inhaltegeschäft kräftig mitverdienen („Smart Pipe“). Laut heutiger Financial Times Deutschland plant der Konzern „bis Jahresende eine übergreifende technische Plattform für alle Endgeräte und sämtliche medialen Inhalte“.

FAZ, 20.03.10, Titel: Bücher aus Bits und Bytes

Erträge aus dem Vertrieb digitaler Produkte erhoffen sich offenbar auch auf die deutschen Verlagshäuser, nachdem ihnen bei der Entwicklung dieses Geschäftsbereichs amerikanische Mitbewerber bereits um einiges voraus sind. Stephan Finsterbusch zählt die Initiativen einiger deutscher Unternehmen auf, denen an der Digitalisierung der Buchbranche gelegen ist. Im Gegensatz zu Amazon und Barnes & Nobles in den USA böte dieser Geschäftszweig hierzulande vor allem kleinen Unternehmen wie Textunes (E-Books von rund 100 Verlagen für Handies) und Plastic Logic (berührungsempfindliche E-Bookreader „Que“, produziert in Sachsen) eine Chance.

FAZ, 19.03.10, Titel: Das E-Book wird als Hoffnungswert gefeiert

Obwohl der E-Book-Markt bisher kaum ein Prozent des 4 Milliarden Euro schweren deutschen Buchmakrtes ausmacht, wird er in Leipzig offenbar doch als Heilsbringer bewertet. Diesen Schluss legt jedenfalls der FAZ-Beitrag vom Freitag nahe. Dazu wird der IT-Branchenverband Bitkom zitiert, wonach 2,9 Millionen Deutsche planten ein digitales Buch zukaufen. Ich gehöre nicht dazu. Immerhin macht der Wissenschaftsverlag Springer nach eigenen Angaben bereits 40 Prozent aller Buchumsätze mit elektronischen Büchern.

Welt, 19.03.10, Titel: Wenn der Autor verschwindet

Eckhard Fuhr setzt in seinem Welt-Leitartikel vom Freitag denn auch dabei an, dass sich das gedruckte Buch „im Sturm der Digitalisierung“ behaupten werde: „Die individuelle Körperlichkeit des Buches ist von so großer praktischer, ästhetischer und sinnlicher Attraktivität, dass dagegen tragbare Bildschirmchen aller Art nicht ankommen.“ Mir persönlich ist es ehrlich gesagt zu mühsam, nach einem Tag am Schreibtisch abends zum Lesen wieder einen Apparat anzustieren.

Allerdings zielt der Leitartikler auf einen anderen Punkt. Nachdem in den vergangenen vier, fünf Jahren die Buchmesse „neue Medien, neue Techniken, neue Vertriebswege“ diskutiert habe, stehe in diesem Jahr eigentlich „das Konzept von Autor- und Urheberschaft“ im Mittelpunkt. Ausgehend von den Diskussionen um Helene Hegemanns Erstling „Axolotl Roadkill“ verdeutlicht Eckhard Fuhr, dass die vorgeschobene Einstellung eines „Rechts zum Kopieren“ die bürgerliche Kultur zu zerstören drohe.

Abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung geistigen Eigentums geht es um eine kulturelle Errungenschaft, die unter dem Deckmantel der digitalen Revolution vorschnell aufgegeben werden soll. Oder ein Kritiker, der den Roman zuerst als „authentische Wortmeldung einer neuen Generation“ bewertete, muss anschließend die Größe zeigen und zugeben: Intertextualität ist, wenn ich das Spiel mit Quellen offenlege. Wenn ich dies nicht tue, ist es Plagiarimus.