Mit ‘Online PR’ getaggte Artikel

Shitstorm-Krisenkommunikation

Montag, 26. März 2012

Für und wider den viralen Effekt durch Soziale Medien ging die Diskussion beim 14. Krisenkommunikationsgipfel an der Uni Köln. Der Kölner Stadt-Anzeiger hat über das Treffen berichtet, bei dem sich die Experten eigentlich nur darin einig waren, dass die Auseinandersetzungen über online PR-Katastrophen in Zukunft noch weiter zunehmen werden.

Kölner Stadt-Anzeiger, 26.03.2012: Wenn im Internet schlecht über einen geredet wird

Senta Krasser berichtet von Ralf Höcker, Kölner Anwalt u.a. von Jörg Kachelmann, der daran glaubt, dass sich die rechtswidrige Verbreitung von unerwünschten Inhalten stoppen ließe. Der Berliner Promi-Anwalt Christian Schertz rät davon ab, Blogger abzumahnen, weil dadurch eine Krise deutlich verstärkt werden könnte. Blogger und Foristen (so der mir neue Begriff für eifrige Foren-Nutzer) würden zur fünften Macht im Staate, wird gar eine offenbar mehrheitliche Meinung von Kommunikationsprofis zitiert. Der einzig richtige Weg zu reagieren, heißt es, sei ruhig und sachlich zu bleiben, weder zu zensieren noch Druck auszuüben.

Als gutes Beispiel eines so genannten „Shitstorms“ (ein in Attitüde und Wortgebrauch oft zügelloser Sturm der Entrüstung) wird der „Wurstkrieg“ um die ING-DiBa-Werbung mit Dirk Nowitzki  genannt. Die Bank hat besonnen reagiert und die empörten Vegetarier und Veganer nicht zensiert, sondern nur um einen den Regeln des Anstands entsprechenden  Umgangston gebeten. Damit ist sie gut durch den Sturm gesegelt – und die aus meiner Sicht durchaus gelungene Werbung läuft heute immer noch.

Aktuell prüft die Internet-Enquete des Deutschen Bundestags offenbar die Frage, ob das seit 1991 geltende „Laien-Privileg“ für Blogger aufrecht erhalten werden kann. Dieses Privileg erließ Bloggern bisher die presserechtliche Sorgfaltspflicht, doch nicht nur die Politik, so Senta Krasser, sondern auch Gerichte befassen sich mit dieser Frage. Der Tatbestand einer üblen Nachrede ist meines Erachtens nach auch bei bodenloser Schmähkritik erfüllt. Zudem ist es nicht nur die Netiquette, die mir einen verträglichen Umgang gebietet, sondern eventuell so etwas wie die „gute Kinderstube“. Natürlich ist das nicht immer vorauszusetzen. Vielleicht hilft da der Ansatz der Reziprozität: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Nachdenken hilft meist.

Online PR-Crashkurs

Montag, 14. September 2009

Die PR-Agentur Real Wire scheint den „wahren Draht“ zu ihren Kunden gefunden zu haben. Zumindest ist die englischsprachige Video-Darstellung, wie online PR funktioniert, sehr überzeugend. Gefordert wird ein von bisheriger Öffentlichkeitsarbeit grundsätzlich zu unterscheidender Ansatz, der die Präsenz der Strategen in den online Foren erfordert und ihre Akzeptanz dort voraussetzt. Das bedeutet, auch nur an den richtigen Orten relevante, interessante und hochwertige Inhalte zu Diskussionen beizusteuern. Einmalig aufzukreuzen, eine Werbebotschaft zu lancieren und sich danach nicht mehr blicken zu lassen, ist hingegen wenig glaubwürdig.

 

Auf der Quellseite von vimeo.com überlegt ein begeisterter Betrachter, ob der in diesem Zusammenhang gebrauchte Terminus „Organising your own party“ so zu verstehen sei, dass Markenkonzerne ihre eigenen Communities aufbauen sollten. Dem widerspricht der Real Wire-CEO Adam Parker in seiner Antwort auf die Kritik – wobei er der gestellten Forderung nach online Präsenz vorbildlich nachkommt. Vielmehr sei der vorgeschlagene Weg, bestehende Netzwerke zu sponsern, vermutlich geeigneter. Die dafür vorgeschlagene Metapher des Rezensenten lautet „Getting the drinks in at the bar“. Dummerweise ist nur ausgerechnet der gemeinsame Kneipenbesuch gerade im Internet nicht möglich…

Allerdings steht außer Frage, dass gerade in online Foren Glaubwürdigkeit und Vertrauen nur durch kontinuierliches Beitragen zu den laufenden Gesprächen erfolgen können. Wenn es um Markenerlebnisse geht, dürften die Beziehungen zwischen den Markennutzern und ihren PR-Vertretern in jedem Fall bereits vorbelastet sein. Eine Frage aus Anlass aktueller Fehlverhalten wie bei Knauf-Gips im Iran oder beim deutschen Sportartikelhersteller Jako wäre, inwieweit ein gespanntes Verhältnis durch eine bestehende Präsenz einfacher wieder entspannt werden kann.