Archiv für den 12. Februar 2012

Der Ruf der Ohnmacht

Sonntag, 12. Februar 2012

Zwei Meldungen zum Themenkreis Hirnforschung entbehren nicht einer gewissen Komik: Zum einen haben britische Hirnforscher vor den möglichen Auswirkungen ihrer Forschung gewarnt. Bei der Royal Society in London hieß es, ihre Ergebnisse könnten dazu missbraucht werden, Gedanken zu mainpulieren oder sogar Militärtechnik daraus zu entwickeln. Zum anderen haben Neurologen am Institut für Theoretische Physik an der Uni Frankfurt am Main erklärt, die begrenzte Fähigkeit des menschlichen Gehirns zur Informationsverarbeitung sei der eigentliche Flaschenhals eines weiteren Online-Wachstums.

Kölner Stadt-Anzeiger, 11.02.12, Wissenschaftler warnen vor der Wissenschaft

Die Warnung der brtiischen Hinrforscher hat konkrete Hintergründe: So würden chemische Waffen ausgetüftelt, die Menschen nicht töten, sondern nur kurzzeitig das Gehirn lahmlegen. Das fände bei Massenunruhen oder bei der Jagd nach Kriminellen vielfachen Einsatz. Darüber hiansu wären auch Waffensysteme denkbar, die sich ohne Pilot mittels Gedanken steuern ließen. Sicherlich sind die Hinweise berechtigt. Fraglich ist jedoch, ob sie nicht noch mehr Missbrauch auf den Plan rufen, als er bereits beabsichtigt wird. Die Debatte erinnert ein wenig an die Diskussionen zum Bau der Atombombe, wie sie etwa in Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ oder in Heinar Kipphardts „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ sehr gut zum Ausdruck kommt. Giethes „Zauberlehrling“ beschreibt das Problem ebenfalls sehr treffend: „Die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht mehr los!“

Die Welt, 09.02.12: Menschliches Gehirn begrenzt Online-Wachstum

Geradezu tröstlich wirkt dagegen diese Kurzmeldung, wonach die begrenzte Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Informationen zu verarbeiten und abzuspeichern, offenbar auch ihr Gutes hat (je nach Sichtweite). Die Physiker vermuten, dass diese Schwöche der eigentlcihe Hinderungsgrund „für das Wachstum global gespeicherter Informationen und Onlinedienste darstellt“, so die Kurzmeldung in der Welt.

Moment mal: Werden nicht täglich Millionen von Files über Facebook verlinkt, über Youtube hochgeladen und immense, ganz unvorstellbare Datenmengen über Cloud Computing abgespeichert? Wenn ich das Abstrakt zum Fachartikel im „European Physical Journal B“ jedoch annähernd richtig verstehe, dann dreht es sich eher um die menschliche Fähigkeit der Aufnahme, Verarbeitung und Nutzung dieser Datenmengen. Wirtschaftliche Marktbedingungen spielten demgegenüber eine deutlich untergeordente Rolle für das Wachstum von Online-Diensten. Ich finde, das hat etwas sehr Beruhigendes.

Für mich verdeutlicht das jedoch die Notwendigkeit, jeweils zu unterscheiden, ist dieses oder jenes tatsächlich interessant für mich? Beschäftige ich mich eingehender damit oder überlasse ich es nicht doch besser gleich dem „Orkus des Datenmülls“?

Materialschlacht im Takt

Sonntag, 12. Februar 2012

So ähnlich könnte der Untertitel für das neue Musikvideo der Indiepop-Band „OK Go“ lauten, das auf Youtube zu sehen ist. Der Clip zu „Needing/Getting“ spielt auf einer knapp drei Kilometer langen Teststrecke in der Nähe von Los Angeles, auf der die vier Jungs der innovativen Kapelle jede Menge Klaviere, Gitarren sowie Percussions aller Art installiert haben, die durch ein vorbeifahrendes Auto angespielt werden.

Kölner Stadt-Anzeiger, 09.02.12: Musik mit dem Minivan

Christian Bos vergleicht den Aufwand im Kölner Stadt-Anzeiger einerseits mit dem ästhetischen Ansatz des Komponisten George Antheil, der Mitte der 1920er Jahre zeitgemäß ein „Ballet Mécaniques“ entwickelt hatte, und andererseits mit „alten Fluxus-Konzerten“. Als Künstler, die eher auf die Kunstgeschichte denn auf dei Musikgeschichte reagieren, hat er für ihren Stil von Musikvideos den Begriff oder die „Bewegung  der viralen Moderne“ gefunden. In der Tat sind auch die anderen Machwerke überraschend anders und haben auf Youtube ebenso hohe Klickraten wie dieses Video (12,5 Millionen).

Zum Vergleichen oder Genießen nachfolgend das ältere „Here it goes again“ (3,6 Millionen Klicks):

sowie abschließend „This too shall pass“ (33,7 Millionen Klicks):