Mit ‘Altern’ getaggte Artikel

Psychopathologie des Alterns

Mittwoch, 25. April 2012

Eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung bestätigt, dass sich heutige Menschen häufig weniger alt fühlen als sie sind. Positiv an der Meldung, die anlässlich der Ausschreibung des Deutschen Alterspreises beuaftragt wurde, ist, dass sich viele ältere Menschen nach wie vor fit und agil fühlen. Als negativ empfinde ich die „Verschiebung“ der Alterswahrnehmung – gegenüber wem oder was? – gegenüber einem vorgeschriebenen Altersempfinden oder gegenüber früher?

Kölner Stadt-Anzeiger, 25.04.12, Viele Alte fühlen sich jünger Die Pressemitteilung der Bosch-Stiftung resummiert: „Die Menschen in Deutschland werden älter, bleiben gesünder und sind vor allem unternehmungs-lustiger. Viele der „Alten“ sind als Business-Angel, Blogger, Entwicklungshelfer, Streetworker oder Leihomas bis ins hohe Alter aktiv.“ So weit, so gut.

Aber noch mal die Frage: Wenn ich mich mit 40 fühle wie 30, oder mit 50 wie 40, wo bitteschön ist da der Bezugspunkt? Aus meiner Sicht kann das nur im Vergleich zum erlebten Durchschnitt sein, nicht aber im Vergleich zu früher oder zu einer normierten Altersempfindung. Und dann wundert mich doch die Aussage, dass sich bei den 75-Jährigen jeder Zweite als jünger empfindet oder bei den 60- bis 74-Jährigen das sogar 58% behaupten. Meiner Ansicht nach macht diese Aussage nur Sinn in Bezug auf andere Gleichaltrige. Dabei wäre 50 Prozent eigentlich der zu erwartende Normwert (die eine Hälfte empfindet sich jünger als die andere, und umgekehrt). Ansonsten handelt es sich eher um eine Art Psychopathologie des Alterns.

Hängt das Ergebnis vielleicht damit zusammen, dass Altern in unserer Gesellschaft tendenziell negativ besetzt ist? Bis zum Alter von 40 oder 50 gewinnt man ja vielleicht Erfahrung hinzu. Aber außer überbezahlten Managern werden Mitarbeiter über 60 Jahren doch kaum noch wertgeschätzt! In der Kindheit – mit aller Zeit der Welt – wollen wir alle älter werden. Als junger Erwachsener kursiert zeitweise eine Skepsis „trau keinem über 30!“. Und sobald dann die Haare grau werden, gehörst du tendenziell einer zweitrangigen Bevölkerungsgruppe an. Eine Thematik, mit der ich mich eben erst beginne auseinanderzusetzen…

Jedenfalls ist klar, dass ohne den Tod das Leben nicht vollendet wäre und dass das Leben kontinuierlich auf den Tod zustrebt… Das höhere Alter wird daher oft auch als eine glückliche, da gelassenere und weniger getriebene Lebensphase beschrieben. Schön, dass es dazu nun den Alterspreis gibt. Vereine, Kommunen, Bildungsträger, Unternehmen oder Initiativen der Selbsthilfe können sich noch bis zum 15. Juni 2012 mit ihrem Projekt für ein aktives Leben im Alter um den Alterspreis bewerben. Inhaltlich stehen Themen wie Arbeit, Bildung, Gesundheit, Wohnen, Mobilität und Altersbilder im Mittelpunkt. Die Preisverleihung findet am 29. November 2012 in Berlin statt.

Aus Leseratten werden Brillenschlangen

Freitag, 11. Februar 2011

Lesebrillen gelten für viele Mencvhen als ein untrügliches Zeichen des Alterns. Das hat jetzt eine Umfrage der Apotheken-Umschau ergeben. Fast noch interessanter als die Meldung selbst, ist der Weg, auf dem sie ihren Weg hierher gefunden hat: Von der Internetseite der altehrwürdigen „Rentner-Bravo“ über die Tageszeitung wieder zurück ins Internet, mit jetzt schon zwei Tagen Zeitverzögerung. Aber natürlich auch: Durchs Lesen!

Kölner Stadt-Anzeiger, 11.02.11, Titel: Lesebrille gilt für viele als Altersanzeichen

Da Lesen ja allgemeinhin als bildend gilt und es auch einen sehr amüsanten Zeitvertreib darstellt (ist es nicht lustig, wenn Leute mit hochrotem Kopf oder plötzlich laut lachend in eine Lektüre vertieft sind?), wäre es doch jammerschade, wenn diese Tätigkeit mit zunehmenden Jahren nachlassen würde. Dafür gibt es bekanntlich Lesebrillen. Da kann man noch und nöcher Prozent Sehschärfe haben, abends lässt mit zunehmendem Alter einfach schon mal die „Spannkraft“ der Augen nach. Da helfen schon Billigbrillen im Drogeriemarkt „Over the Counter“ wie man so schön sagt, besser ist sicher mal eine Untersuchung beim Augenarzt.

Aber zurück zur Studie: Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) hält eine Lesebrille für ein untrügliches Zeichen des Alterns. Von den Nutzern dieser Sehhilfen empfindet sie sogar fast jeder dritte (31,5 Prozent) als lästig. Allerdings gaben 42,3 Prozent an, ihre Lesebrillen sogar an mehreren Orten immer griffbereit zu halten. Ist dann aber – wie es der Pressetext nahelegt – die Jugend tatsächlich vorbei? Nein! Denn gerade das Lesen hält uns jung, führt uns zurück in die Phantasiereisen unserer Kindheit, lässt uns die Abenteuer auf dem Weg des Erwachsenwerdens im neuen Licht erscheinen und schafft uns geradezu Erlebnisse, selbst wenn sie nur im Kopf stattfinden.

Wenn also aus Leseratten Brillenschlangen werden, unverrückbar in der Liebe zum Wort, dann ist das eine Metamorphose, die von Reife zeugt, und die  neue Perspektiven und noch schönere Leseerlebnisse verspricht! Zu sagen, die Reviolution fresse ihre Kinder (weil gewisse Schlangen bekanntlich Ratten verzehren), hielt ich in diesem zsuammenhang für übertrieben. Aber das Akltern (wie ich momentan noch nahe bei der Mitte des Lebens denke) eröffnet Chancen der Neubetrachtung und Neubewertung der früheren Erfahrungen – und auch dabei hilft das Lesen sehr!