Mit ‘Bonobos’ getaggte Artikel

Neues aus der Tierwelt 31

Dienstag, 15. März 2011

Nach längerer Zeit mal wieder eine Sammlung dreier interessanter Meldungen aus dem Reich der Tiere, mit leidensfähigen Hennen, kooperationsfähigen Elefanten und auf Lautstärke achtende Bonobos.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.03.2011, Titel: Hennen leiden bei Stress mit ihren Küken

Empathie ist eine Fähigkeit, die wir üblicherweise Tieren nicht nachsagen würden. Andererseits erwarten wir in jeder besseren Tierdoku, dass Muttertiere etwas aus dem Bereich der Säugetiere ihre Jungen bis aufs Blut verteidigen und Verletzungen der Jungtiere scheinbar bedauern. Joanne Edgar vond er Universität Bristol  hat nun jedoch in den „Proceedings“ der britischen Royal Societa beschreiben, dass Hennen auf eine Bedrängnis ihrer Küken körperlich so reagieren als würden sie selbst gestört. Diese Phänomen wurde unter Vögeln bisher nur bei Raben beobachtet, die zudem als besonders intelligent gelten. Vermutlich wäre es jedoch übertrieben zu behaupten, das Hennen mit jedem Ei, das man ihnen wegnimmt, empfänden: „Da geht ein Teil von mir!“

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.03.2011, Titel: Elefanten warten auf helfenden Rüssel

Ich werde ja nicht müde darauf hinzuweisen, dass Tiere gar nicht denken, weil ihnen dazu jede Begrifflichkeit fehlt. Erstaunlich ist aber zweifellos auch die Fähigkeit von Elefanten zusammenzuarbeiten. Bei einem Versuchsaufbau von Forschern der Universität in Atlanta wurden 12 indische Elefanten zunächst darauf trainiert, alleine mit Hilfe eines Seils ein Tablett mit Futter zu sich zu ziehen.

Bei einem zweiten Versuchsaufbau lag das Seil so um das Tablett herum, dass an beiden Enden gleichzeitig gezogen werden musste, um es in Reichweite zu bekommen. Teilweise warteten die Elefanten bis zu 45 Sekunden auf einen Artgenosen, um gemeinsam an das Futter zu gelangen. „Elefantös!“ und „Elefantastisch!“ wäre vielleicht zuviel gelobt, aber als „elefinderisch“ wäre das Verhalten allemal zu bezeichnen.

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.03.2011, Titel: Sexlaute zeigen soziale Stellung bei Bonobos

Schon ein paar Tage älter, aber nicht minder interessant ist diese Meldung über eine Untersuchungen von Forschern der University of St. Andrews an Bonobos im Kongo, die in der Fachzeitschrift „Biology Letters“ veröffentlicht wurde. Demnach demonstrieren die Tiere durch Laute, die sie beim Sex von sich geben, ihre soziale Stellung. Dies gelte gleichermaßen für Weibchen wir für Männchen und ebenso beim fremd- wie beim weite verbreiteten gleichgeschlechtlichen Verkehr. Das heißt, wer in der Gruppe den höchsten Status genießt, darf am meisten und am lautesten schreien. Was für die Bonobos beim Sex, gilt für die Menschen in der Politik. Wer am lautesten ruft und am meisten Töne von sich gibt, hat meist das höchste Ansehen. Es sei denn, er hat bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben. was für Bonobos wiederum gar nicht in Betracht kommt.

Neues aus der Tierwelt 5

Dienstag, 11. Mai 2010

Gefährlich ists den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn.
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
das ist der Mensch in seinem Wahn.

aus „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller (1759-1805)

Bei der Frage, wie der heutige Mensch entstanden ist, hat die Wissenschaft neue Erkentnnise erlangt, andererseits demonstriert sie auch immer wieder, wozu der Mensch nach wie vor in der Lage ist. Fast ebenso poetisch wie Schillers klassische Sentenz klingt die Überschrift vergangene Woche im Kölner Stadt-Anzeiger in Bezug auf den Nachweis von Neandertaler-DNA im menschlichen Erbgut.

Klner Stadt-Anzeiger, 07.05.2010, Titel: Sie liebten und sie kreuzten sich

Vergleichsweise einfallslos dagegen der Titel des oben verlinkten Artikels im Internet. Im Übrigen hatte der Zoologe und Evolutionsbiologe Josef Reichholf im Gastkommentar vergangenen Samstag in der Welt genau dieselbe Überschrift zum Thema gewählt, Tags zuvor formulierte Rolf H. Latussek in der Welt noch ein wenig perfider: „Wir sind alle ein bisschen Neandertaler“. „Wir“ waren Papst, „wir“ waren Handball-Weltmeister, aber wir alle sind und bleiben nicht nur Urmensch, sondern auch Neandertaler, wenigstens zu zwei bis vier Proznt unseres Genoms. Nachdem der Neandertaler bereits vor etwa 270.000 bis 400.000 Jahren aus Afrika ausgewandert war, folgten Frühmenschen erst vor etwa 80.000 Jahren und vermischten sich vermutlich „irgendwo im Nahen Osten“ – bis zu einem gewissen Grad.

Welt, 08.05.2010, Titel: Der Neandertaler in uns

Josef Reichholf beruhigt, dass sowieso etwa die Hälfte aller unserer Gene schlicht „Schrott“ sei und damit der jetzt nachgewiesene geringe Neandertaler-Bestandteil also gar nichts zu sagen habe. Im Übrigen hätten diese Kraftprotze sogar mehr Gehirnmasse gehabt als die Menschen. Die Frage also, was genau der heutige Mensch vom Neandertaler geerbt haben mag, ist noch völlig offen, wie auch diejenige danach, warum sie vor etwa 30.000 Jahren ausstarben. Vielleicht wurden sie von den sprachbegabteren, aber schwächeren Frühmenschen ausgetrickst – oder sie waren einfach friedfertiger als sie, wirft der Zoologe und Ökologe in die Diskussion. Im Neanderthal-Museum in Mettmann jedenfalls war man laut Süddeutscher Zeitung von der Neuigkeit nicht überrascht. Schon lange wird im dortigen Shop das T-Shirt mit der Aufschrift verkauft: „Ich bin stolz ein Neandertaler zu sein!“

Welt, 11.05.2010, Titel: Wie Bonobos Nein sagen

Dass uns heute auch noch einiges mit Primaten verbindet, beweist die jüngste Erkenntnis von Forschern des Leipziger Max-Planck-Instituts für Anthropologie. Demnach hätten Bonobo-Muttertiere zum Zeichen des Verbots gegenüber ihrem Nachwuchs deutlich den Kopf geschüttelt, um Nein zu sagen. Wenn Menschenmütter heute den Kopf schütteln und zu sich im Stillen „Nein!“ murmeln, schwingt dagegen meist weit mehr Verzweiflung mit, im Sinne von „Was hab ich nur falsch gemacht?“. Solche Selbstzweifel plagen Bonobos dagegen seltener. Ich habe zumindest noch nichts davon gehört.

Welt, 11.05.2010, Mäuse zeigen bei Schmerzen ähnliche Mimik wie Menschen

Allerdings tun Tiere Menschen auch kein Unheil an im Namen der Wissenschaft. Ist das nun unmenschlich, allzumenschlich oder untierisch? Kanadische Wissenschaftler an der McGill-Universität in Montreal haben nun eine Skala zur Erkennung von Schmerzen bei Mäusen anhand ihrer Mimik entwickelt. Das hat die Welt berichtet. Wenn es in dem Beitrag heißt, dass die Messung von Schmerzen bei Tieren „generell ein Problem“ sei, so werden damit keine ethischen Dimensionen berührt. Es sei einfach so schwierig, wie an der Uni Bremen, den Schmerzensgrad bei Makaken anhand von Stresshormonen im Blut oder ihren Abbauprodukten im Urin zu bestimmen.

Da ist doch die sogenannte Mäuse-Grimassenanzeige weitaus einfacher zu lesen. Sie soll nun zur Entwicklung von Schmerzmitteln für Menschen weiter voran getrieben werden. War doch schon Charles Darwin der Überzeugung, dass auch Tiere emotionale Regungen zeigen. Dass den Mäusen in Montreal dazu Mittel verabreicht werden, die schmerzhafte Entzündungen auslösen, oder genetische Mutationen vorgenommen werden, die Migräne-ähnliche Symptome auslösen, das ist eben der Preis der Forschung. Im Sinne der Wissenschaft heißt es dann auch für die Versuchstiere: Schön, wenn der Schmerz nachlässt. Ein Klassiker des Gewissenskonflikts.