Mit ‘digitale Inhalte’ getaggte Artikel

Medienkonvergenz, auf ein Neues

Samstag, 18. Februar 2012

In Köln hat Anfang des Jahres eine Konferenz zum Thema „Die Zukunft der Kabelnetze“ stattgefunden, bei der unter anderem die sich wandelnden Sehgewohnheiten der Menschen diskutiert wurden. Torsten Gerpott, Hochschullehrer der Universität Essen-Duisburg, prognostizierte, dass bis 2016 rund ein Drittel des „Bewegtbildkonsums“ online und zeitunabhängig (nicht-linear) erfolgen werde, bei ingsesamt weiter stiegenden Nutzungszeiten.

Kölner Stadt-Anzeiger, 16.02.2012, Der Wettkampf ist entbrannt

Winfried Urbe zitiert im Kölner Stadt-Anzeiger den Geschäftsführer des Kabelnetzbetreibers Pepcom, Martin Bilger, wonach unter Providern, Inhalte- und Endgeräteanbietern der Wettkampf längst entbrannt sei. Aktuell gibt es in Deutschland rund 1.400 Web TV-Anbieter, eine Konsolidierung des Marktes (sprich Übernahmen und Geschäftsaufgaben) ist vorprogrammiert. Auf wen aber setzen, wenn es darum geht, eigene Inhalt möglichst zukunftsfähig ins Internet zu bringen? Laut Dieter Schickel vom Kabelnetzbetreiber Tele Columbia werde vom Markt verschwinden, wer nur „Durchleiter von Inhalten“ ist, ohne einen Mehrwert für Konsumenten zu bieten.

Kölner Stadt-Anzeiger, 16.02.2012, Google kennt Sie gut

Auf derselben Seite hat Werner Schwaderlapp, Professor für Medienmanagement an der Kölner Hochschule Fresenius in seiner Kolumne „Forum Medien“ einen Beitrag zum Thema geliefert. Die Vielfalt der Programme und die bisher strikt geforderte Trennung von Werbung und Programm werde absehbar aufgeweicht, sieht er voraus, spätestens wenn erst Google sich in die Liste der TV-Anbieter einreiht: Durch Zugriff auf die persönlichen Vorlieben würden auf dem fernseher die passendsten Angbeote für mich aufgelistet, die ich nur noch anzuklicken brauche.

Er weist darauf hin, dass durch Suchmaschinen-Optimierung (SEO) von Marketing-Experten das individuelle Programm beeinflusst wird, sodass Google mit seinen Geschäftspraktiken zum persönlichen Programmdirektor wird. Wer sich damit nciht abfinden wolle, der solle sich mit mdoerner Medien- und Netzpolitik beschäftigen, so der gut gemeinte Vorschlag. Vermutlich wird der einfachere Weg für viele Interessenvertreter sein, ihre eigenen Inhalte durch möglichst professionelle SEO nach vorne zu bringen.

Wochenend-Presseschau 11-10

Montag, 22. März 2010

Rückblick auf die Buchmesse Leipzig und die Investorentage der Telekom in Hinblick auf das Geschäft mit digitalen Inhalten. Bereits am vergangenen Freitag brachte Eckhard Fuhr den Leitartikel in der Welt zum Buch im Zeitalter des Internets. Am selben Tag bringt die FAZ einen Artikel zur Duiskussion der Digitalisierung auf der Leipziger Buchmesse und legt am nächsten Tag mit dem Beitrag von Stephan Finsterbusch nach, wonach vor allem kleine Unternehmen davon profitieren könnten. Schließlich blickt die Thomas Heuzeroth in der Welt am Sonntag zurück auf die Investorentage der Deutschen Telekom AG, bei denen Rene Obermann die „Strategie 2.0“ vorstellte.

WamS, 21.03.10, Titel: Die Deutsche Telekom rüstet sich für die nächste Phase des Internetzeitalters

Zentrale Passage des Beitrags für mich: „Das gesamte klassische Geschäftsmodell werde durch die Internet-Technologie auf den Kopf gestellt, sagte er.“ (…) „Tatsächlich soll die Telekom in fünf Jahren bereits jeden zweiten Euro außerhalb des klassischen Netzgeschäfts verdienen.“ Der Konzern soll nicht mehr nur Daten durchreichen („Bit Pipe“) sondern im Inhaltegeschäft kräftig mitverdienen („Smart Pipe“). Laut heutiger Financial Times Deutschland plant der Konzern „bis Jahresende eine übergreifende technische Plattform für alle Endgeräte und sämtliche medialen Inhalte“.

FAZ, 20.03.10, Titel: Bücher aus Bits und Bytes

Erträge aus dem Vertrieb digitaler Produkte erhoffen sich offenbar auch auf die deutschen Verlagshäuser, nachdem ihnen bei der Entwicklung dieses Geschäftsbereichs amerikanische Mitbewerber bereits um einiges voraus sind. Stephan Finsterbusch zählt die Initiativen einiger deutscher Unternehmen auf, denen an der Digitalisierung der Buchbranche gelegen ist. Im Gegensatz zu Amazon und Barnes & Nobles in den USA böte dieser Geschäftszweig hierzulande vor allem kleinen Unternehmen wie Textunes (E-Books von rund 100 Verlagen für Handies) und Plastic Logic (berührungsempfindliche E-Bookreader „Que“, produziert in Sachsen) eine Chance.

FAZ, 19.03.10, Titel: Das E-Book wird als Hoffnungswert gefeiert

Obwohl der E-Book-Markt bisher kaum ein Prozent des 4 Milliarden Euro schweren deutschen Buchmakrtes ausmacht, wird er in Leipzig offenbar doch als Heilsbringer bewertet. Diesen Schluss legt jedenfalls der FAZ-Beitrag vom Freitag nahe. Dazu wird der IT-Branchenverband Bitkom zitiert, wonach 2,9 Millionen Deutsche planten ein digitales Buch zukaufen. Ich gehöre nicht dazu. Immerhin macht der Wissenschaftsverlag Springer nach eigenen Angaben bereits 40 Prozent aller Buchumsätze mit elektronischen Büchern.

Welt, 19.03.10, Titel: Wenn der Autor verschwindet

Eckhard Fuhr setzt in seinem Welt-Leitartikel vom Freitag denn auch dabei an, dass sich das gedruckte Buch „im Sturm der Digitalisierung“ behaupten werde: „Die individuelle Körperlichkeit des Buches ist von so großer praktischer, ästhetischer und sinnlicher Attraktivität, dass dagegen tragbare Bildschirmchen aller Art nicht ankommen.“ Mir persönlich ist es ehrlich gesagt zu mühsam, nach einem Tag am Schreibtisch abends zum Lesen wieder einen Apparat anzustieren.

Allerdings zielt der Leitartikler auf einen anderen Punkt. Nachdem in den vergangenen vier, fünf Jahren die Buchmesse „neue Medien, neue Techniken, neue Vertriebswege“ diskutiert habe, stehe in diesem Jahr eigentlich „das Konzept von Autor- und Urheberschaft“ im Mittelpunkt. Ausgehend von den Diskussionen um Helene Hegemanns Erstling „Axolotl Roadkill“ verdeutlicht Eckhard Fuhr, dass die vorgeschobene Einstellung eines „Rechts zum Kopieren“ die bürgerliche Kultur zu zerstören drohe.

Abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung geistigen Eigentums geht es um eine kulturelle Errungenschaft, die unter dem Deckmantel der digitalen Revolution vorschnell aufgegeben werden soll. Oder ein Kritiker, der den Roman zuerst als „authentische Wortmeldung einer neuen Generation“ bewertete, muss anschließend die Größe zeigen und zugeben: Intertextualität ist, wenn ich das Spiel mit Quellen offenlege. Wenn ich dies nicht tue, ist es Plagiarimus.