Mit ‘digitale Medien’ getaggte Artikel

Grenzgänger mit Geschäftsvisionen

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Nicht nur der Grat zwischen Genialität und Wahnsinn ist ein schmaler, sondern offenbar auch derjenige zwischen erfolgreichem Geschäftsmann und Fiesling. Diese Vermutung legt jedenfalls ein Forumsbeitrag von Marlis Prinzing im Kölner Stadt-Anzeiger nahe über Menschen, die die Medien verändern (online leider nicht verfügbar).

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.12.2010, Titel: Von schrägen Typen und genialen Ideen

Dabei vergleicht sie Johannes Gutenberg, der zu Beginn seiner Karriere Handschriftenvirkage imitierte und später mit der Erfindung der Druckerpresse eine mediale Revolution auslöste, mit Mark Zuckerberg, dem ebenso „Ideenklau, fiese Geschäftsbahren und Mühe mit Frauen unterstellt“ würde. Beiden (wie auch Julian Assange) sei gleich, dass sie Grenzen überschritten und Neuland betreten hätten. So wie Gutenberg heute als Denkmal in der Geschichtsschreibung erscheint, sei auch Zuckerberg erst jüngst durch die Times zur „Person of the Year 2010“ gewählt worden.

Zu Recht weist die Autorin darauf hin, dass zwischen den geschäftlichen Erfolgen und den privaten Misserfolgen strikt getrennt werden müsse. Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun, beziehungsweise tut das Private nichts zur Sachem, wenn es um Geschäfte geht. Zumindest in der Theorie. Zum „bewussten Umgang mit der digitalen Zukunft“, wie es abschließend heißt, wird es in den kommenden Jahren nach wie vor ein Hauen und Stechen geben. Passend dazu ist nebenstehend auf der Medienseite der Zeitung ein dapd-Beitrag über den Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV) zu lesen, der diesen Umstand lebhaft verdeutlicht.

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.12.2010, Titel: Verleger: 2011 wird schwierig

Digitale Überbewertung

Freitag, 19. März 2010

Welt, 19.03.10, Titel: Digitale Außenseiter

Was ist das denn für eine erschreckende Erkenntnis, die die Welt heute auf Seite 1 präsentiert? Die Deutschen seien in der Mehrheit nicht in der Internet-Gesellschaft angekommen, schreibt Frank Schmiechen unter Berufung auf eine Studie der Initiative D21: Demnach besäße nur etwa ein Viertel der Deutschen die nötige „Kompetenz, Nutzungsvielfalt und Wissen über digitale Medien“. Dabei hatte noch zum Start der Computermesse Cebit der IT-Branchenverband Bitcom behauptet: Für die Mehrheit der Deutschen ist das Internet ein fester Bestandteil des Alltags (texthilfe.de berichtete).

Im Wirtschaftsteil der heutigen Welt dann die ganze Wahrheit: „Die Deutschen sind immer noch Internet-Muffel„. Nils Lange führt aus, was das Deutsche Digitale Institut erforscht hat: Sechs Nutzertypen lassen sich qualifizieren, wobei die „digitalen Außenseiter“ mit 35 Prozent die größte Gruppe bilden, knapp gefolgt von den „Gelegenheitsnutzern“ mit 30 Prozent. Die weiteren Nutzergruppen – übrigens sehr süß illustiert auf der D21-Unterseite „Digitale Gesellschaft“ – sind „Digitale Profis“ (12 Prozent), „Trendnutzer“ (11 Prozent), „Berufsnutzer“ (9 Prozent) und die „Digitale Avantgarde“ (3 Prozent).

Die digitalen Außenseiter sind laut der Umfrage von TNS Infratest aus dem Dezember 2009 zu zwei Dritteln weiblich und haben vielfach sogar Angst vor den Computer. Ihr Durchschnittsalter beträgt 62 Jahre, das der Gelegenheitsnutzer dagegen 41 Jahre. Schockiert zeigte sich über das Ergebnis Ulrich Herrmann, Mitbegründer und Mitglied des Gesamtvorstands des gemeinnützigen Vereins D21, er befürchtet „eine Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf dem globalisierten Markt“.

Ist es nun schlimmer, dass die Deutschen bislang offenbar nicht den international geforderten Stand der Internetnutzung erreicht haben  oder sollten wir uns nicht freuen, dass dem anhaltenden Internethype einmal ein Dämpfer verpasst wird? Tatsächlich wird jedoch nirgends ein internationaler Vergleich herangezogen. Und im Zusammenhang mit der Cebit wurden verschiedentlich die aktuell guten Chancen der deutschen Internetwirtschaft beschworen (vgl. texthilfe.de). Zudem muss nach meiner Einschätzung nicht unbedingt jeder im Internet und am Computer alles können. Die Grundfertigkeiten sind immerhin doch ganz schön weit verbreitet. Und da gibt es auch noch eine reale Welt da draußen. Vielleicht wird sie wieder stärker bemerkt, wenn der Frühling sich weiter durchsetzt.

Die Welt, 19.03.10, Titel: Datenschützer fordern Radiergummi für das Internet

Ganz lustig, aber auch bezeichnend finde ich in dem Zusammenhang einen weiteren Artikel aus der heutigen Welt unter obigem Titel. Vielleicht würden auch noch mehr Leute das Internet (noch) bedenkenloser nutzen, wenn es den digitalen Radiergummi gäbe , der das Auslöschen einmal eingetragener Datensätze beispielsweise in Sozialen Netzwerken einfacher ermöglicht. Denn die Ängste vor dem Internet und teilweise auch vor den großen, neuen Internetkonzernen mögen teilweise diffus sein, sie sind teilweise auch berechtigt (vgl. nochmals texthilfe.de).