Mit ‘Fred Morrison’ getaggte Artikel

Frisbee-Film-Funde 64

Freitag, 06. April 2012

Hier ist er, der offizielle Trailer zu der abendfüllenden Dokumentation von Jan Bäss, Greg Marter und Michael Osterhoff: „The Invisible String“.  Bereits seit gut zwei Jahren arbeiten die drei daran und haben dazu u.a. mehrfach die USA und auch Japan besucht. Der rund 90-minütige Film wird seine Premiere am 22. April 2012 beim Filmfestival „Achtung Berlin“ feiern, als einer von zehn Dokumentarfilmen, die im Wettbewerb „Made in Berlin-Brandenburg“ für den „new berlin film award“ nominiert sind. Eine Art Vorpremiere gibt es bereits am Oster-Wochenende im Rahmen des alljährlich einzigartigen Beach Ultimate-Events am Strand von Rimini: dem 22. Paganello-Turnier (s. Vorbericht).

Im DFV-Interview Anfang 2011 erklärten die Filmemacher: „Wir gehen in die Anfänge zurück, zu den Frisbee-Enthusiasten, die für den Spaß am Spiel verantwortlich sind. Wichtig ist dabei aber der kleine Spruch: PLAY CATCH INVENT GAMES. „The Invisible String“ wird die Evolution der Einzeldisziplinen aufzeigen und dabei natürlich auch die Rose Bowl-Jahre mit einbeziehen, als die verschiedenen Spielformen mit den Scheiben zum ersten Mal einem größeren Publikum offeriert wurden.“

Ich werde nun auch an dieser Stelle nicht verraten, warum der Film so heißt, wie er heißt. Ich sage nur, es hat mit dem im Februar 2010 im Alter von 90 Jahren verstorbenen Entwickler der ersten Sportflugscheiben, Fred Morrison zu tun, der zusammen mit Phil Kennedy sogar ein Buch zu seiner Geschichte geschrieben hat: „Flat Flip flies straight„.

Zahlreiche Würdigungen zum Tode Fred Morrisons

Samstag, 13. Februar 2010

Spätestens mit diesem Wochenende hat sich die Nachricht vom Tode des Erfinders der Plastikflugscheibe, Fred Morrison, am 09. Februar in Monroe bei Salt Lake City auch in Deutschland verbreitet. Persönlich wurde ich am Donnerstag abend durch Thomas Griesbaum, den EFDF-Präsidenten und DFV-Ehrenpräsidenten, darauf aufmerksam gemacht, der die Nachricht seinerseits aus einer US-Mailingliste von Guts-Spielern erhielt.

Am Freitag früh rief mich spontan das „Funkhaus Europa“ an mit der Bitte um ein Interview in dieser Sache, dem ich gerne nachkam. Das viereinhalbminütige Gespräch ist noch auf der Sendungsseite „Süpermercado“ nachzuhören. In diesem Zusammenhang beschäftigte ich mich einerseits mit der dreiteiligen Serie zu „50 Jahre Flugscheibe“ (Von der Metallform zum Plastikwurfdeckel, Wem gehört das zweite „e“ in „Frisbee“? und „Flying Disc“ als Bezeichnung für „Frisbeesport“), andererseits mit dem Buch des verstorbenen Erfinders: „Flat Flip Flies Straight – True Origins of the Frisbee“ (Wethersfield, USA, 2006 – Foto von der Presseseite zum genannten Buch).

Fred Morrison in Pose in den 1950er Jahren, aus dem Buch "Flat Flip Flies Straight"

Inzwischen habe ich auf den Seiten des DFV bereits eine Art Nachruf verfasst. Die Entwicklung der Plastikscheibe lässt sich mit den nachfolgenden Jahreszahlen kurz charakterisieren:

1937: Fred Morrison und seine spätere Frau Lu werfen sich beim Picknick einen Popcorndeckel zu
1938: die beiden verkaufen am Strand von Santa Monica Passanten 30-Meter-Rollen unsichtbaren Drahtes für einen Vierteldollar, die 5 Cent teure Blechkuchenform von Ma Frisbie’s Bäckerei gibt es umsonst dazu
1948: Fred Morrison entwickelt den ersten flugfähigen Plastikdruck der „Flying Saucer“
1955: Das Nachfolgemodell Pluto Platter erscheint, mit dem innen eingestanzten Schriftzug von Lu Morrison: „Play Catch. Invent Games. To fly, flip away backhand. Flat flip flies straight. Tilted flip curves. Experiment!”
1957: Wham-O übernimmt die Vermarktung des Spiel- und Sportgerätes zu fairen Konditionen und lässt noch im selben Jahr den Namen Frisbee dafür markenrechtlich schützen. Die erste bleibende Spielform „Guts“ wird entwickelt, die ersten Frisbeesport-Turniere finden in den USA statt.
1968: Der Teamsport Ultimate Frisbee wird entwickelt, u.a. durch den heutigen Hollywood-Erfolgsproduzenten Joel Silver

Inzwischen ist die Berichterstattung umfangreicher geworden. Abgesehen von zahlreichen Kurzmeldungen in allen möglichen Zeitungen hier einige ausgewählte Links:

10.02.2010, Deserted News: Frisbee Creator Fred Morrison dies
11.02.2010, Basler Zeitung: Ich schüttle immer noch den Kopf
12.02.2010, CBS News: Walter Morrison, Frisbee Inventor, Dies
12.02.2010, theinvisblestring.wordpress.com: Fred Morrison dies aged 90
12.02.2010, news.de: Der Frisbee-Mann ist tot
12.02.2010, Wall Street Journaal: Inventor Spun Famous Toy Frisbee
13.02.2010, Süddeutsche: Der Vater des Frisbees ist tot
13.02.2010, Rheinpfalz Kindernachrichten: Woher kommt der Name der Frisbeescheibe?
13.02.2010, Hamburger Abendblatt: Vater der Frisbeescheibe mit 90 Jahren gestorben
16.02.2010, salon.com: How the Frisbee took flight

Geht Wham-O in die Offensive?

Dienstag, 12. Januar 2010

Anfang des Jahres hat der Spielwarenhersteller Wham-O mitgeteilt, dass er seine Frisbeeproduktion zu 50 Prozent zurück in den heimischen US-Markt verlegen wird. Bereits Ende Januar soll die Produktion mittels einer Partnerschaft mit Manufacturing Marvel America in den Staaten Californien und Michigan losgehen. Gemäß dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag liegt das Wham-O Hauptbüro für die USA seit 2007 im kalifornischen Emeryville. Nachdem der Konzern 2006 an das chinesische Unternehmen Cornerstone Overseas Investment Limited verkauft worden war, wechselte er 2009 an das Beteiligungsunternehmen The Aguilar Group. 

Flyin' Saucer von 1948, von www.flatflip.com/presskit.html

Die Geschichte des Unternehmens ist unter anderem mit dem Hula-Hoop-Reifen verbunden, neben vielen weiteren Freiluft- und Bewegungs-Spielsachen steht der Name auch mit dem Spiel-und Sportgerät Frisbee in engster Verbindung, da das Unternehmen die Markenrechte an dem Alltagsbegriff hält. Dieses Recht kann angezweifelt werden, wurde bisher jedoch gerichtlich nie strittig gemacht (angeblich wurde ein vor Jahrzehnten dazu angestrengtes Verfahren aufgrund mangelnder Relevanz nicht zugelassen). Die erste Produktionsreihe stammt nach Angaben des Erfinders Fred Morrison aus dem Jahr 1948 (Foto).

Der Pressetext von Wham-O zum Sportgerät Frisbee liest sich sehr poetisch. Allerdings gibt es ein paar Einwände dagegen zu erheben:

In seinen Wurzeln ist Frisbee reine Energie, Emotion und Aufregung verschmolzen mit dem Geist („spirit“) eines hochfliegenden Wettbewerbs. Seit den ersten Anfängen, wann immer eine erste Person ein diskusartiges Objekt geworfen hat, um seinen anmutigen Fug durch die Luft zu bezeugen, blieb das Wesen der Frisbee unbezwungen und selbstverwaltet. Es war dieser abtrünnige Geist („spirit“), der Walter Frederik Morrison anzog, um in den 1950er Jahren die ersten Plastikflugscheiben zu erzeugen. Wham-O begann Morrisons Erfindung als Pluto-Platter herzustellen, zu  bewerben und zu vertreiben, die nur wenige Monate später zum Markenzeichen Frisbee wurde. Erst 1964 fügte der konzernzugehörige „Steady“ Ed Headrick als Vater der modernen Frisbee konzentrische Kreise hinzu, verbesserte ihre Aerodynamik und revolutionierte den Flug der Plastikscheibe. Heute ist die Frisbee zu einem globalen Symbol des sorgenfreien und mutigen („spirited“) Wettbewerbs geworden. Seine einzigartigen Attribute hatten hunderte neuer, konkurrenzfähiger Individual- und Teamsportarten zur Folge.

Fred Morrison 1957 im Spacesuit, von www.flatflip.com/presskit.html 

Den ersten Einwand liefert der Erfinder Fred Morrison (Bild von 1957) im oben verlinkten Buch selber: Die ersten Plastik-flugscheiben wurden bereits seit 1948 hergestellt. Der zweite Einwand betrifft den Beginn der Vermarktung als Pluto Platter 1957. Richtig ist, ab diesem Jahr begann das Unternehmen Wham-O mit der professionellen Massenproduktion und -vermarktung des bereits 1955 entwickelten Folgemodells „Pluto Platter“. Angeblich schlug ein Fremder dem Erfinder in einem Park in Los Angeles vor, mit seiner Flugscheibe zu Wham-O zu gehen. Am 23. Januar 1957 unterzeichneten Morrison und seine Frau den Vertrag, während der „Pluto Platter“ sogar bereits zehn Tage zuvor, seit dem 13. Januar 1957, durch Wham-O vertrieben wurde.

Der dritte Einwand allerdings betrifft die fragliche Rechtmäßigkeit des eingetragenen Warenzeichens: Die Wham-O Geschäftsführer Richard Knerr und Arthur Melin setzten noch im selben Jahr, ab dem 8. Juli 1957, das Wort „Frisbee“ zusätzlich mit auf die Verpackung. Fred Morrison hielt den Namen für unbrauchbar und bezeichnete ihn als „schrecklich“ und „verrückt“. Zweifellos hängt dieser Begriff mit den historischen Kuchenblechen der Bäckerei „Ma Frisbie’s“ aus Connecticut zusammen, die Studenten umfunktionierten und zur Warnung beim Zuwerfen der „Frisbie-Pie“-Bleche sich „Frisbie!“ zuriefen. Dieser Ausruf wurde aller Wahrscheinlichkeit nach phonetisch falsch übertragen (es bestehen jedoch unterschiedliche Gerüchte über die Herkunft des Markennamens).

Tatsächlich war aber bereits vor dem handelsrechtlichen Eintrag des Markenzeichens auch die Schreibweise „Frisbee“ (mit Doppel-„e“, als Synonym für den „Pluto Platter“, u.a. in der Sports Illustrated-Ausgabe vom 13. Mai 1957) gebräuchlich. Daneben bestanden auch Schreibweisen wie „Frizby“, „Phrisbie“, „Frisbey“ und natürlich „Frisbie“. Dies belegt durch umfangreiche Recherchen Victor A. Malafronte in seinem „Complete Book of Frisbee“ (Oceanside, USA 1998, S. 205 ff.) und stellt damit die Legitimität des noch heute gültigen Warenzeichens für den umgangssprachlich gebräuchlichen Begriff „Frisbee“ in Frage.

Zuletzt bleibt festzuhalten, dass Wham-O aus dem Besitz der Markenrechte heraus bislang keinem Nationenverband wie dem Deutschen Frisbeesport-Verband e.V. das Führen des Begriffs „Frisbee“ im Namen untersagt hat, sondern lediglich aus Geschäftsinteressen anderen Herstellern.  Im Gegenteil hat sich das Unternehmen sogar sehr „sportlich“ verhalten, wie sich Fred Morrison in der St. Petersburg Times aus Tampa Bay erinnert: „Sie hätten ihr eigenes Modell formen können, es gab ja noch kein Patent, nichts. Das spricht für den Charakter der Leute.”

Wham-O beförderte auch den Sportgedanken. Die Los Angeles Times zitiert Arthur Melin, der 1998 gegenüber den Pasadena Star-News sagte: „Wir wollten es nicht als Spielzeug benutzt wissen. Wir wollten, dass es ein Sport ist.“ Daniel „Stork” Roddick, der seit 1975 für Wham-O arbeitet, übernahm bei dem Konzern die „International Frisbee Association”. Heute sagt er, die offizielle Sportbezeichnung „Flying Disc“ (etwa auch bei den World Games) sei gut dazu geeignet, den Sport vom Spielzeug zu unterscheiden. Hoffentlich behält der Konzern seine „sportliche“ Unternehmenspolitik bei.