Mit ‘Wham-O’ getaggte Artikel

Frisbee-Film-Funde 6

Dienstag, 03. Mai 2011

Einige Konsolenspieler entdecken nur durch Zufall, dass es vieles, was sie da so selbstverloren spielen, auch im echten Leben gibt – in der wirklichen Wirklichkeit, sozusagen. Wirksamkeit will ich den Konsolen- und Computerspielen gar nicht absprechen. Eine positve Auswirkung ist sicher, wenn Nerds darauf gestoßen werden, dass ihnen körperliche Bewegung gut tun kann!

Nachdem es nun nicht nur bei EA Tiger Woods, sondern auch auf der Wii-Konsole und meines Wissens auch bei Kinect für die Xbox bereits einige interaktive Frisbeespiele gibt (meist Disc Golf, teilweise aber auch Hundefrisbee), hat jetzt der ursprüngliche Inhaber des Markennamens Wham-O eine iPhone-App mit dem Namen „Frisbee Forever“ angekündigt, die noch diese Woche erscheinen soll.

Im Retro-Stil mit dem altbekannten Stopp-Trick der ganz frühen Frisbee-Werbung macht der entsprechende Videoclip auf, um dann in die Grafik der App zu entführen. In einem kalifornischen Themenpark muss man die Scheibe  drehen und wenden, um sie fliegend durch dreimiensional vorgegebene Luftrouten zu manövrieren. Specials wie Wild West oder die karibische Piraten sind mit inbegriffen. Total unrealistisch also, aber bestimmt sehr spaßig.

Kleine Sammlung von Frisbee-Werbung, Teil 3

Montag, 14. März 2011

Nach den ersten beiden Folgen von TV-Spots, die Frisbeewürfe oder Frisbeesport beinhalten, folgt nun der dritte und vorläufig letzte Teil, der sich (wie zuvor umgekehrt chronologisch) mit den älteren Beispielen von solcher Werbung befasst, darunter einige Werbespots von Wham-O, dem Rechte-Inhaber der Marke „Frisbee“ für selbiges Produkt. Wie schon andernorts erwähnt, handelt es sich um eine subjektive und keinesfalls vollständige Sammlung. Über weitere Hinweise würde ich mich daher sehr freuen!

Eine heiß diskutierte Frage innerhalb der Spielerschaft ist, ob der „Spirit of the Game“, als oberste Maxime und erste Regel des Teamsports Ultimate verloren ginge, wenn es Preisgelder gäbe. Diese Frage würde ich gerne noch zu Lebzeiten beantwortet wissen. Wenn nicht, wäre die Behauptung der Eigenverantwortlichkeit (die schiedsrichterloses Spiel ermöglicht) doch nur ein schöner Traum gewesen. Doch zum Thema!

Aus dem Jahr 1993 stammt dieser spanischsprachige Spot für die Marke Triton, bei der es sich um eine Art von Snack zu handeln scheint.

 

Offenbar in den 1980er Jahren ist dieser Spot von Miller Lite entstanden. Was bringt der böse Hund Air Major seinem Herrchen Bill Watters da denn an?

 

Damit zum jüngsten Wham-O-Spot, den ich gefunden habe, der etwa aus den frühen 1980er Jahren stammen müsste, dem Soundtrack von Grandmaster Flash zufolge. Eine wahrlich begeisternde Werbesprecherstimme!

 

Eine etwas andere Zielgruppe wird mit dem auf 1981 datierten Wham-O-Spot angesprochen, mit dem bemerkenswerten Lied „You and a friend and a Frisbee“:

Nun folgen zwei TV-Kurzbeiträge, die Europa-Tournee der Freestyle-Weltmeister Laura Engels und Jim Emerson im Jahr 1979 betreffend, zuerst aus Irland:

…sowie aus den Niederlanden. Übrigens besuchten sie damals auch Deutschland, wie Jörg Kirchner 2005 berichtete.

Zurück zur Werbung: Der nachfolgende neuere Spot von Coca Cola (hochgeladen 2010) zeigt nicht nur die Technik, wie man Kronkorken wie Frisbees schnippen kann, sondern zeigt am Ende auch, dass es billige Coca Cola-Frisbees gab (oder gibt), die sich auf den ersten Blick nicht besonders gut zum Spielen eignen.

Ebenfalls neueren Datums, doch hier eingeflochten sei der etwas längere Disc Golf-Spot, der privat produziert scheint und dennoch glaubhaft eine Werbe-Botschaft für Pepsi Cola transportiert: Damit bist du ein As (und wirfst eines).

Dabei war Pepsi Cola tatsächlich diejenige Marke, die schon viel früher in mehreren Ländern mit Frisbees geworben hat. Dieses Beispiel hierfür scheint aus Lateinamerika oder Mexiko zu stammen, datiert auf 1979:

Nun folgen noch einige weitere historische Spots von Wham-O aus den USA, teilweise schwer zu datieren. Das erste komtm aus den frühen 1970er Jahren, promotet die „Super Pro“-Scheibe,  gespielt von Victor Malafronte (Autor des Buches: „The first Four Decades“) und Bill Schneider:

Hierzu eine unglaubliche Langfassung, 90 Sekunden mit cooler, leicht psychedelischer Musik:

 

Das nächste Beispiel dürfte vermutlich den 1970er (oder doch noch den 1960er?) Jahren zuzuordnen sein (schlechte Tonqualität):

Dieser Spot – mit fantastischer, zeitloser Musik! – stammt verschiedenen Angaben zufolge aus den Jahren 1964 oder 1966:

Ebenfalls aus den 1960er Jahren dies beschwingte Werbung für den „Shoop shoop Hula Hoop“ and die „Frisbee Family of Flying Fun“:

Das vorletzte Beispiel (mit originellem Stop-Trick) aus den 1950er oder 60er Jahren beschreibt „the newest, fastest, most flying fun under the sun“, mit dem dezenten Hinweis: „If it doesn’t say Wham-O, it isn’t a Frisbee“.

Zu guter Letzt ein weiterer Spot, vermutlich aus den 1950er Jahren, der sehr frühe Frisbees zeigt und unter anderem „Frisbee Footall“ vorschlägt:

Zahlreiche Würdigungen zum Tode Fred Morrisons

Samstag, 13. Februar 2010

Spätestens mit diesem Wochenende hat sich die Nachricht vom Tode des Erfinders der Plastikflugscheibe, Fred Morrison, am 09. Februar in Monroe bei Salt Lake City auch in Deutschland verbreitet. Persönlich wurde ich am Donnerstag abend durch Thomas Griesbaum, den EFDF-Präsidenten und DFV-Ehrenpräsidenten, darauf aufmerksam gemacht, der die Nachricht seinerseits aus einer US-Mailingliste von Guts-Spielern erhielt.

Am Freitag früh rief mich spontan das „Funkhaus Europa“ an mit der Bitte um ein Interview in dieser Sache, dem ich gerne nachkam. Das viereinhalbminütige Gespräch ist noch auf der Sendungsseite „Süpermercado“ nachzuhören. In diesem Zusammenhang beschäftigte ich mich einerseits mit der dreiteiligen Serie zu „50 Jahre Flugscheibe“ (Von der Metallform zum Plastikwurfdeckel, Wem gehört das zweite „e“ in „Frisbee“? und „Flying Disc“ als Bezeichnung für „Frisbeesport“), andererseits mit dem Buch des verstorbenen Erfinders: „Flat Flip Flies Straight – True Origins of the Frisbee“ (Wethersfield, USA, 2006 – Foto von der Presseseite zum genannten Buch).

Fred Morrison in Pose in den 1950er Jahren, aus dem Buch "Flat Flip Flies Straight"

Inzwischen habe ich auf den Seiten des DFV bereits eine Art Nachruf verfasst. Die Entwicklung der Plastikscheibe lässt sich mit den nachfolgenden Jahreszahlen kurz charakterisieren:

1937: Fred Morrison und seine spätere Frau Lu werfen sich beim Picknick einen Popcorndeckel zu
1938: die beiden verkaufen am Strand von Santa Monica Passanten 30-Meter-Rollen unsichtbaren Drahtes für einen Vierteldollar, die 5 Cent teure Blechkuchenform von Ma Frisbie’s Bäckerei gibt es umsonst dazu
1948: Fred Morrison entwickelt den ersten flugfähigen Plastikdruck der „Flying Saucer“
1955: Das Nachfolgemodell Pluto Platter erscheint, mit dem innen eingestanzten Schriftzug von Lu Morrison: „Play Catch. Invent Games. To fly, flip away backhand. Flat flip flies straight. Tilted flip curves. Experiment!”
1957: Wham-O übernimmt die Vermarktung des Spiel- und Sportgerätes zu fairen Konditionen und lässt noch im selben Jahr den Namen Frisbee dafür markenrechtlich schützen. Die erste bleibende Spielform „Guts“ wird entwickelt, die ersten Frisbeesport-Turniere finden in den USA statt.
1968: Der Teamsport Ultimate Frisbee wird entwickelt, u.a. durch den heutigen Hollywood-Erfolgsproduzenten Joel Silver

Inzwischen ist die Berichterstattung umfangreicher geworden. Abgesehen von zahlreichen Kurzmeldungen in allen möglichen Zeitungen hier einige ausgewählte Links:

10.02.2010, Deserted News: Frisbee Creator Fred Morrison dies
11.02.2010, Basler Zeitung: Ich schüttle immer noch den Kopf
12.02.2010, CBS News: Walter Morrison, Frisbee Inventor, Dies
12.02.2010, theinvisblestring.wordpress.com: Fred Morrison dies aged 90
12.02.2010, news.de: Der Frisbee-Mann ist tot
12.02.2010, Wall Street Journaal: Inventor Spun Famous Toy Frisbee
13.02.2010, Süddeutsche: Der Vater des Frisbees ist tot
13.02.2010, Rheinpfalz Kindernachrichten: Woher kommt der Name der Frisbeescheibe?
13.02.2010, Hamburger Abendblatt: Vater der Frisbeescheibe mit 90 Jahren gestorben
16.02.2010, salon.com: How the Frisbee took flight

Geht Wham-O in die Offensive?

Dienstag, 12. Januar 2010

Anfang des Jahres hat der Spielwarenhersteller Wham-O mitgeteilt, dass er seine Frisbeeproduktion zu 50 Prozent zurück in den heimischen US-Markt verlegen wird. Bereits Ende Januar soll die Produktion mittels einer Partnerschaft mit Manufacturing Marvel America in den Staaten Californien und Michigan losgehen. Gemäß dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag liegt das Wham-O Hauptbüro für die USA seit 2007 im kalifornischen Emeryville. Nachdem der Konzern 2006 an das chinesische Unternehmen Cornerstone Overseas Investment Limited verkauft worden war, wechselte er 2009 an das Beteiligungsunternehmen The Aguilar Group. 

Flyin' Saucer von 1948, von www.flatflip.com/presskit.html

Die Geschichte des Unternehmens ist unter anderem mit dem Hula-Hoop-Reifen verbunden, neben vielen weiteren Freiluft- und Bewegungs-Spielsachen steht der Name auch mit dem Spiel-und Sportgerät Frisbee in engster Verbindung, da das Unternehmen die Markenrechte an dem Alltagsbegriff hält. Dieses Recht kann angezweifelt werden, wurde bisher jedoch gerichtlich nie strittig gemacht (angeblich wurde ein vor Jahrzehnten dazu angestrengtes Verfahren aufgrund mangelnder Relevanz nicht zugelassen). Die erste Produktionsreihe stammt nach Angaben des Erfinders Fred Morrison aus dem Jahr 1948 (Foto).

Der Pressetext von Wham-O zum Sportgerät Frisbee liest sich sehr poetisch. Allerdings gibt es ein paar Einwände dagegen zu erheben:

In seinen Wurzeln ist Frisbee reine Energie, Emotion und Aufregung verschmolzen mit dem Geist („spirit“) eines hochfliegenden Wettbewerbs. Seit den ersten Anfängen, wann immer eine erste Person ein diskusartiges Objekt geworfen hat, um seinen anmutigen Fug durch die Luft zu bezeugen, blieb das Wesen der Frisbee unbezwungen und selbstverwaltet. Es war dieser abtrünnige Geist („spirit“), der Walter Frederik Morrison anzog, um in den 1950er Jahren die ersten Plastikflugscheiben zu erzeugen. Wham-O begann Morrisons Erfindung als Pluto-Platter herzustellen, zu  bewerben und zu vertreiben, die nur wenige Monate später zum Markenzeichen Frisbee wurde. Erst 1964 fügte der konzernzugehörige „Steady“ Ed Headrick als Vater der modernen Frisbee konzentrische Kreise hinzu, verbesserte ihre Aerodynamik und revolutionierte den Flug der Plastikscheibe. Heute ist die Frisbee zu einem globalen Symbol des sorgenfreien und mutigen („spirited“) Wettbewerbs geworden. Seine einzigartigen Attribute hatten hunderte neuer, konkurrenzfähiger Individual- und Teamsportarten zur Folge.

Fred Morrison 1957 im Spacesuit, von www.flatflip.com/presskit.html 

Den ersten Einwand liefert der Erfinder Fred Morrison (Bild von 1957) im oben verlinkten Buch selber: Die ersten Plastik-flugscheiben wurden bereits seit 1948 hergestellt. Der zweite Einwand betrifft den Beginn der Vermarktung als Pluto Platter 1957. Richtig ist, ab diesem Jahr begann das Unternehmen Wham-O mit der professionellen Massenproduktion und -vermarktung des bereits 1955 entwickelten Folgemodells „Pluto Platter“. Angeblich schlug ein Fremder dem Erfinder in einem Park in Los Angeles vor, mit seiner Flugscheibe zu Wham-O zu gehen. Am 23. Januar 1957 unterzeichneten Morrison und seine Frau den Vertrag, während der „Pluto Platter“ sogar bereits zehn Tage zuvor, seit dem 13. Januar 1957, durch Wham-O vertrieben wurde.

Der dritte Einwand allerdings betrifft die fragliche Rechtmäßigkeit des eingetragenen Warenzeichens: Die Wham-O Geschäftsführer Richard Knerr und Arthur Melin setzten noch im selben Jahr, ab dem 8. Juli 1957, das Wort „Frisbee“ zusätzlich mit auf die Verpackung. Fred Morrison hielt den Namen für unbrauchbar und bezeichnete ihn als „schrecklich“ und „verrückt“. Zweifellos hängt dieser Begriff mit den historischen Kuchenblechen der Bäckerei „Ma Frisbie’s“ aus Connecticut zusammen, die Studenten umfunktionierten und zur Warnung beim Zuwerfen der „Frisbie-Pie“-Bleche sich „Frisbie!“ zuriefen. Dieser Ausruf wurde aller Wahrscheinlichkeit nach phonetisch falsch übertragen (es bestehen jedoch unterschiedliche Gerüchte über die Herkunft des Markennamens).

Tatsächlich war aber bereits vor dem handelsrechtlichen Eintrag des Markenzeichens auch die Schreibweise „Frisbee“ (mit Doppel-„e“, als Synonym für den „Pluto Platter“, u.a. in der Sports Illustrated-Ausgabe vom 13. Mai 1957) gebräuchlich. Daneben bestanden auch Schreibweisen wie „Frizby“, „Phrisbie“, „Frisbey“ und natürlich „Frisbie“. Dies belegt durch umfangreiche Recherchen Victor A. Malafronte in seinem „Complete Book of Frisbee“ (Oceanside, USA 1998, S. 205 ff.) und stellt damit die Legitimität des noch heute gültigen Warenzeichens für den umgangssprachlich gebräuchlichen Begriff „Frisbee“ in Frage.

Zuletzt bleibt festzuhalten, dass Wham-O aus dem Besitz der Markenrechte heraus bislang keinem Nationenverband wie dem Deutschen Frisbeesport-Verband e.V. das Führen des Begriffs „Frisbee“ im Namen untersagt hat, sondern lediglich aus Geschäftsinteressen anderen Herstellern.  Im Gegenteil hat sich das Unternehmen sogar sehr „sportlich“ verhalten, wie sich Fred Morrison in der St. Petersburg Times aus Tampa Bay erinnert: „Sie hätten ihr eigenes Modell formen können, es gab ja noch kein Patent, nichts. Das spricht für den Charakter der Leute.”

Wham-O beförderte auch den Sportgedanken. Die Los Angeles Times zitiert Arthur Melin, der 1998 gegenüber den Pasadena Star-News sagte: „Wir wollten es nicht als Spielzeug benutzt wissen. Wir wollten, dass es ein Sport ist.“ Daniel „Stork” Roddick, der seit 1975 für Wham-O arbeitet, übernahm bei dem Konzern die „International Frisbee Association”. Heute sagt er, die offizielle Sportbezeichnung „Flying Disc“ (etwa auch bei den World Games) sei gut dazu geeignet, den Sport vom Spielzeug zu unterscheiden. Hoffentlich behält der Konzern seine „sportliche“ Unternehmenspolitik bei.