Mit ‘Karneval’ getaggte Artikel

Karneval zwischen Tradition und Moderne

Dienstag, 11. Oktober 2011

Der Kölner Karneval gilt nicht nur als „markenbildendes Element“ der Stadt Köln, er hat eine enorme Bedeutung weit über die Grenzen der Stadt und sogar des Landes hinaus. Dies geht aus der Studie der Boston Consulting Group hervor, die der alte und neue Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Markus Ritterbach zum Inhalt seiner Rede auf der diesjährigen Jahreshauptversammmlung machte.

Präsident Markus Ritterbach spricht auf der Jahreshauptversammlung des Festkomitees Kölner Karneval

Drei Punkte hob er hervor: Bei aller Modernisierung stehe die Brauchtumspflege im Mittelpunkt („Eine Sitzung ohne Tanzgruppe und Traditionscorps ist keine original kölsche Karnevalssitzung“). Das Festkomitee wolle die soziale Funktion des Karnevals durch zahlreiche Kooperationen ausbauen und sichtbarer machen und der Karneval habe eine Verantwortung als „markenbildendes Element“ der Stadt Köln. Vor diesem Hintergrund kritisierte er die Kürzung der jährlichen Mittel durch die Stadt Köln um 15 Prozent oder 25.000 Euro.

Hinsichtlich „Qualität und Inhalt“ appellierte er an die Gesellschaften den Nachwuchs zu fördern und mahnte, der Karneval dürfe nicht auf Ballermann-Niveau abrutschen. Passend dazu kündigte das Festkomitee an, dass die Veranstaltungsabgabe künftig in gleicher Höhe an die Karnevalsgesellschaften zurückgezahlt wird, sofern sie den Betrag in Brauchtumspflege, vor allem in die Jugendarbeit investieren. In allen Punkten herrschte im gut gefüllten Veranstaltungssaal im Haus des Kölner Karnevals am Maarweg Einigkeit, und Markus Ritterbach, seit sechs Jahren im Amt, konnte sich breiter Zustimmung sicher sein.

Der alte und neue Vorstand des Festkomitees Kölner Karneval um Präsident Markus Ritterbach (Mitte)

Überhaupt: Chapeau! zu einer sehr professionell und sehr zügig durchgeführten Jahreshauptversammlung mit 21 Tagesordnungspunkten in nur stark einer Stunde. Präsident Markus Ritterbach, der fünfköpfige geschäftsführende und der sechsköpfige erweiterte Vorstand wurden alle für weitere drei Jahre im Amt bestätigt.  Sämtliche Abstimmungen der Spitzenvertreter von 110 angeschlossenen Gesellschaften erfolgten in einer Demonstration der Einigkeit einstimmig ohne Enthaltungen.

Schatzmeister Uwe Brüggemann als auch der Finanz-Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft des Kölner Karnevals mbH, Jürgen Palm, boten kurze, überzeugende Darstellungen zum Vorjahr (bis 30. Juni 2011). Nach großen Kreditaufnahmen zu Anfang des Jahrtausends für die Immobilie am Maarweg ist das Festkomitee bereits 2014 wieder schuldenfrei, sodass dann neue Investitionen folgen können.

Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Haumann lobte die professionelle und erfolgreiche Arbeit, die seit diesem Sommer der hauptamtliche Geschäftsführer Marcel Beyersdorf zusammen mit den drei ehrenamtlichen GmbH-Geschäftsführern Markus Ritterbach, Christoph Kuckelkorn und Jürgen Palm verantwortet. Auf Basis der bisherigen Kostenstellenrechnung soll künftig ein professionelles Controlling eingeführt werden, da ist der Kölner Karnevals-Dachverband so manchem Sportverband um Längen voraus! Auf die Wahl eines Ehrenrates wurde verzichtet, da stattdessen künftig ein strategischer Beirat eingesetzt werden soll.

Die Wurf-Attacken mögen beginnen!

Donnerstag, 03. März 2011

Rechtzeitig vor der Hochsaison der Jecken hat das Amtsgericht Köln eine Grundsatzentscheidung gefällt, die die Veranstalter und Teilnehmer von großen Zügen vor Haftungsschäden bewahrt. Na, Gott sei dank! Der gemeine Narr setzt sich der fünften Jahreszeit also auf eigene Gefahr aus.

FAZ, 03.03.2011, Titel: Kamelle-Werfen ist "sozial üblich und erlaubt"

Darauf weist die FAZ in ihrer heutigen Ausgabe hin. Demnach ist der „Kernbestand des karnevalistischen Treibens“ nicht geeignet, um Scahdensersatzansprüche gekltend zu machen. Eine Kölnerin hatte geklagt, dass sie durch von einem Prunkwagen geworfene Schokoriegel erheblich im Gesicht verletzt worden sei und verlangte 1.500 Euro Schmerzensgeld.

Ganz egal aber, wie alt und trocken manche Wurfware sein mag, das Amtsgericht stellte fest, dass das Werfen kleinerer Gegenstände nicht nur „sozial üblich, allgemein anerkannt und erlaubt“ sei, sondern es werde sogar von den Zuschauern erwartet. Damit blieb für die gescheiterte Klägerin nur die Empfehlung, Abstand zu halten, ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Wagen zu richten oder am besten ganz auf die Teilnahme am Rosenmontagszug zu verzichten.

Für alle anderen geht es jetzt erst richtig los, wie hier in der konzertanten Version des Höhner-Hits „Met ner Pappnas jebore“. À Propos „mir jonn zum FC Kölle“ – da steht am Karnevals-Freitag auch noch das Spiel gegen den kommenden Meister Borussia Dortmund an!

Sympathische Karnevals-Anarchisten

Sonntag, 13. Februar 2011

Seit mehr als 45 Jahren besteht bereits der Familien- und Freundeskreis der Neppeser Lappejunge (und -mädche) mit ihrem Stützpunkt in der Kölner Lohsestraße, in der privaten Bar des Vorsitzenden Hans Herbert Hild, genannt „Hannes Plätzchen“. Dort treffen sich die rund 60 Karnevalisten ohne Vereinsstatus einmal monatlich. Höhepunkt ihres Vereinslebens ist jedoch der Fastelovend mit dem Lappeball am Karnevalssamstag und der Teilnahme am Dienstagszug durch Nippes.

Die Neppeser Lappejunge mit ihrem Doppeldeckerbus vor der Teilnahme am Dienstagszug durch Köln-Nippes 

Der Kostümball mit Programm findet in diesem Jahr am 5. März ab 19:00 Uhr in der Scheune des Altenberger Hofs statt. Bereits 1967 wurde die erste Veranstaltung durchgeführt. Seitdem gibt es auch ein eigenes Lappejunge-Lied: „Mir mache uns Freud, su lang wie et jeit, denn dat Levve doot kein Iwigkeit.“ Auch Ludwig Sebus ist Ehrenmitglied. Die meisten Mitglieder aus den Anfangszeiten sind heute noch mit dabei, doch sind in den vergangenen Jahren auch einige junge Leute neu dazugekommen.

So steht die nächste Generation für die Übernahme des Vorstands bereit. Bisher gab es erst zwei Vorsitzende. Als Gründungsmitglied Adolf Paolucci als Raumaustatter-Meister und zeitweise Obermeister seiner Innung beruflich weniger Zeit hatte, übernahm Hans Herbert Hild den Vorsitz und hat ihn bis heute inne. Der frühere Sparkassen-Berater in der Filiale in Bilderstöckchen hält bis jetzt den sympathisch-anarchischen Freundeskreis souverän zusammen.

Auch ohne offiziellen Vereinsstatus ist die Gruppe mit ihren Flickenkostümen aus dem Nippeser Straßenkarneval nicht mehr wegzudenken. Beim diesjährigen Veedelszoch werden die Neppeser Lappejunge wieder mit ihrem Doppeldecker-Lappebus dabei sein, von dem es wie immer ordentlich Kamelle und Strüssjer regnet. Schon dreimal wurde die Gruppe als originellste des Zugs prämiert. Außerhalb des Karnevals führt sie Feiern zu allen Jahreszeiten sowie Fahrrad- und Busausflüge durch.

Hymne für ultimativen Karnevalsverein

Mittwoch, 19. Januar 2011

Alle, die das als Ortsfremde lesen, werden denken, der hat sie doch nicht mehr alle! Und ja, der Karneval in Köln ist schon eine Institution, die es erlaubt oder sogar erfodert, in gewisser Weise neben sich zu stehen (und damit meine ich nicht nur den Alkohol). Das Maskenspiel und die Vertauschung der Identität sind ein ganz wichtiges Spiel für die Kölner. Insofern sind sie vielleicht nirgendwo so sehr bei sich wie im Karneval. Aber darüber haben andere bestimmt schon eingehendere Untersuchungen geführt. Anlass dieses Eintrags ist die Neuproduktion eines Liedes für mein Ultimate Frisbee-Team „Frühsport 0,2„, als Teil des ASV Köln, das ich heute zusammen mit dem Kölner Berufsmusiker Björn Heuser fertig gestellt habe.

Frühsport, Frühsport,
Du häs die jecksten Spiller mit an Bord.
Mir mache fätisch, wat mir anjefange.
Et hät noch immer jot jejange!

So geht der Refrain los, der um ihn sich nachhaltig einzuprägen, mehrfach in dem vierminütigen Lied wiederholt wird. Die Instrumentierung mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Klavier, Akkordeon und Glockenspiel unterstreicht das möglichst originalgetreue Lokalkolorit. Gedacht ist das Stück nicht nur zur Anfeuerung für kommende Generationen, wenn der Teamsport Ultimate Frisbee vom Zuspruch her andere, bislang noch populärere Ballsportarten längst überholt haben wird, sondern vor allem als Untermalung für das diesjährige Traditionsturnier „Disc Days Cologne“, das am 1. Juniwochenende beim ASV Köln und auf den Stadionvorwiesen stattfinden wird.

Hier also der Download-Link für die Frühsport-Hymne von Jörg Benner, prod. v. Björn Heuser und nachfolgend für eingefleischte Karnevalisten der Text zum Üben und Mitsingen:

Frühsport-Hymne 2011

Refrain:
Frühsport, Frühsport,
Du häs die jecksten Spiller mit an Bord.
Mir mache fätisch, wat mir anjefange.
Et hätt noch immer jot jejange!

Frühsport, Frühsport,
Du mähst uns Spass und du häls Wort.
Et kütt wie et kütt, doch dat stört uns nit,
denn mir spille janz bove met.

Mit Taktik und Jeschick
und nem kleine bessche Jlöck,
mit den Pässen uss dem Handjelenk
weed jespillt, dat mer noch lang dran dängk!
Un kütt ’ ne Schiev nit an:
Wat wellste maache? Mir blieve dran!
Un kütt ’ ne Schiev nit an:
Wat fott es, es fott! Mir fange neu an!

Refrain: Frühsport, Frühsport…

Mir sin en Team, mir stonn zosamme,
für Frühsport sin mir Füür und Flamme!
Mir sin listig un föhlen uns berofe,
su lang sich ener frei mööcht loufe!
Hät ens ener jet falle jelosse:
Wat soll dä Quatsch? Do laach`s de Dich kapott!
Hät ens ener jet falle jelosse:
Saje mer: Maach et jot, ävver nit ze oft!

Refrain: Frühsport, Frühsport…

(C-Part)
Noh dem Spillche simmer für nix fies.
Mir froge alle Mann: dringste ene met?
Noh dem Spillche han mir keine Knies:
Dat kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. 
Su kämfe mer zosamme Johr für Johr –
et es, wie et es, doch nix bliev wie et wor..

Refrain: Frühsport, Frühsport…