Mit ‘Special Interest’ getaggte Artikel

Dauerthema Zukunft der Zeitung

Donnerstag, 23. Juni 2011

In Köln ist das 23. Medienforum NRW zu Ende gegangen. Der Kongress stand in diesem Jahr unter dem Motto „Von Medien, Macht und Menschen“. Im Kölner Stadt-Anzeiger hat sich Anne Burgmer vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung Sozialer Netzwerke mit der Diskussion um die künftige Relevanz und das Fortbestehen der Tageszeitung beschäftigt. Daneben war auch die Zukunft des Radios ein heiß diskutiertes Thema.

Kölner Stadt-Anzeiger, 22.06.2011, Titel: Die Bedeutung des Lokalen

Die Podiumsdiskussion stand unter dem Motto „Local Hero – Global Player“, was bereits die weit verbreitete These widerspiegelt, dass die lokale Berichterstattung genau die Kompetenz ist, mit der sich die Tageszeitung profilieren kann. Sowohl der Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers Peter Pauls als auch die ehemalige EKD-Vorsitzende und Professorin für Sozialethik in Bochum zeigten sich überzeugt, dass die Zeitung fortbestehen werde. Zusammen mit dem Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe Christian Neuhaus argumentierte Peter Pauls, dass sich deutsche Zeitungen stärker auf die regionale und lokale Berichterstattung konzentrieren müssten.

Während die NRW-Medienministerin Angelika Schwall-Düren eine Novellierung des Pressefusionsrechts ankündigte, „um den Verlagen zukunftssichernde Rahmenbedingungen zu garantieren“, appellierte der Musikproduzent und Autor Tim Renner an die Zeitungsverlage, „ein gewisses Maß an Kontrollverlust zuzulassen“. Leser seien eher dazu bereit, für einzelne selbst ausgewählte Inhalte in die Tasche zu greifen als für eine Zeitung, die ihnen in Gänze nicht zusagt. Deise Debatte wurde bereist vor gut einem Jahr sehr ausführlich geführt, in Hinblick auf Erlösmodelle des Online-Journalismus. An anderer Stelle habe ich die Diskussion auf die Formel verkürzt „Ohne Modelle keine Erlöse“. Demnach wäre die Lokalkompetenz der Zeitung  nur die eine Hälfte der zukunftsfähigen Positionierung und die andere Hälfte – daran führt kein Weg vorbei – ist das interessante Online-Angebot, gut durchmischt aus populären kostenfreien und kostenfplichtigen Special Interest-Beiträgen.

www-Werkstattbericht

Freitag, 25. September 2009

Impulsreferat des Journalisten Stefan Ruzas zum Portal „Monte Welt“ in der Speakers Corner der dmexco 2009 zum Thema: „Vermarktungsstrategien für Special Interest-Portale“.

Stefan Ruzas in der Speakers Corner der dmexco 2009

Sehr sympathisch – und  nachvollziehbar – wirkte das in freier Rede gehaltene Referat des Journalisten Stefan Ruzas, das sich damit deutlich abhob von vielen Fachbeiträgen und Diskussionen in fünf Seminarräumen, der Congress Hall und der Debate Hall. Er sprach von einem „Werkstattbericht“ über das Projekt in Arbeit, das elf hochkarätige Journalisten und Fotografen gemeinsam begründet haben. Ihre Mission beschreibt er als „Das Alpenländische in die Jetztzeit zu übersetzen“.

Die Grundidee war der Wunsch ein Pendant zur „Zeitschrift der Meere“ Mare zu schaffen, das sich als Printprodukt jedoch nicht realisieren bzw. finanzieren ließ. Das Portal wurde vor mittlerweile zwei Jahren gegründet, wobei aus dem urbanen Bereich ein „anderer Blick“ auf die Berge geworfen wird. So spricht ein Politiker über die Analogie zwischen dem Auf und Ab beim Bergsteigen und in der Macht oder ein Extremkletterer lässt sich über die Tücken der Finanzkrise aus. Lange Reportagen und Interviews stehen neben nutzwertigen Reiseberichten und Glossen (z.B. „Nieder mit den Bergen!“).

Totale auf die Speakers Corner der dmexco mit einem Vorredner

Die Vermarktung der Seite übernahm zunächst die Tomorrow Focus AG, wobei die Monte Welt die erste von ihr vermarktete Nicht-Burda-Beteiligung war. Doch Erlöse flossen gar nicht oder nur sehr spärlich. Zwischenzeitlich kam ein Angebot von McDonalds im Rahmen einer „Scout“-Suche, doch das Team der Monte-Welt lehnte dankend ab. Dieser Umstand verdeutlicht, wie schnell die Wahrnehmung guter Inhalte um sich greift. Interessant vor allem in Hinblick auf die Vermarktung: Neben der reinen Reichweite einer Seite geht es heute vermehrt auch um ihre Inhalte, deren Hochwertigkeit und Glaubwürdigkeit.

Zwischenzeitlich hat sich das Portal der Wunder Media GmbH angeschlossen, die mittlerweile das dritte vertikale Netzwerk aufbaut, das Reiseportal Just2guide. Allerdings verfolgt Monte-Welt damit keine Ausschließlichkeitsstrategie, sondern beschäftigt außerdem einen eigenen Marketingleiter, der sich um weitere Kooperationen bemüht. Vor allem werden Unternehmen aus dem Outdoor-Textilien- und aus dem Touristikbereich angesprochen. Interessant die Erfahrung, dass Outdoor-Textilienhersteller teilweise noch nicht über Banner für Internetwerbung verfügen. Als Zielgruppen sind „Spa-Freundinnen“, „urbane Abenteurer“ und „aktive Familien“ ausgegeben; diese würden nachvollziehbar erreicht.

Insgesamt sprach Stefan Ruzas von fünf Säulen des Marketings, die die Monte-Welt als eine „Erlebniswelt hochwertiger Inhalte“ verfolgt: online Werbung, E-Commerce (oft selbst getestete und für bewertete Angebote), Merchandising (eine CD mit moderner Alpenmusik, ein Snowboard, einmal im Jahr ein Buch), Zweitverwertung (mit festen Rubriken bei Focus und Fit for fun) sowie Events. Gerade die Events sind es, die den Erlebnischarakter stärken. Hierfür hat das Team „Heimatabende“ im Münchner Café Platzhirsch veranstaltet (im Hintergrund stand dabei eine „Wiedereroberung“ des konservativ belegten Begriffs). Sechs mal war das Haus mit bunt gemischtem Publikum gefüllt: unter anderem bei einer Jodlerschule, bei der Präsentation von Schuhplattlermode oder von Dirndl-Unterwäsche.

Das Fazit des Referenten: Inhalt entscheidet. Glaubwürdigkeit steigert die online Präsenz. Und: Es ist die richtige Zeit für Special Interest-Portale.

Auf der dmexco sorgte ein Exot für sehr verständliche Antworten