Mit ‘Ilse Aigner’ getaggte Artikel

Praktische Tipps für die Datensicherheit

Dienstag, 13. April 2010

Während in der vergangenen Woche Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sich mit Facebook anlegen wollte, folgen nun endlich die heiß ersehnten Tipps für einen bewussten, möglichst sicheren Umgang mit den eigenen Daten in Sozialen Netzwerken. In der FAZ hatte Marco Dettweiler noch darauf hingewiesen, dass es durchaus eine ministeriale Aufgabe sein könnte, uns zu zeigen, “wo man in Facebook die richtigen Häkchen setzt“ (Texthilfe berichtete). Heute gibt uns Steffen Haubner im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers diese Tipps.

Kölner Stadt-Anzeiger Magazin, 11.04.2010, Titel: Vorsicht vor falschen Freunden

Erster Tipp: In den Privatsphäre-Einstellungen die Profil-informationen aufrufen und gegebenenfalls die Option „nur Freunde“ wählen.

Zweiter Tipp: Unter Kontaktinformationen festlegen, wer zum Beispiel die Telefonnummer einsehen darf. Am besten nur Freunde hinzufügen und Nachrichten schicken zulassen.

Dritter Tipp: Im Eingabefenster für neue Beiträge besteht die Möglichkeit, seine Statusmeldungen ebenfalls nur gewissen Leuten zu zeigen, entweder allen, nur den eigenen Freunden oder auch den Freunden von Freunden. Darüber hinaus sind benutzerdefiniert einzelne Kontakte hinzuzufügen oder auszuschließen.

Vierter Tipp: Das Einteilen der eigenen Freunde in einzelne Unterkategorien wie „Kollegen“, „Familie“ u.s.w. ermöglicht das vereinfachte Zuordnen von Nutzergruppen. Dazu in der linken Menüleiste Freunde anklicken und auf der neuen Seite oben rechts eine Liste erstellen. Die erstellten Freundesgruppen lassen sich dann bei der benutzerdefinierten Auiswahl von Kontakten wie Einzelpersonen auswählen.

Fünfter Tipp: Wer den Zugriff auf seine persönlichen Daten reduzieren möchte, sollte so wenig Spaßanwendungen wie möglich innerhalb von Facebook nutzen, vor allem diejenigen Umfragen und Spiele, bei denen vorher eine Zustimmung auf den Zugriff abgefragt wird. Im Konto-Menü lässt sich oben rechts unter „Anwendungs-Einstellungen“ ein Überblick ansehen, wo nachträglich die Zustimmung zur Nutzung persönlicher Daten widerrufen werden kann.

Sechster Tipp: In den Privatsphäre-Einstellungen sollte das Häkchen bei Öffentlichen Suchergebnissen deaktiviert werden, sofern die im Nutzerprofil gespeicherten Informationen nicht über Suchmaschinen auffindbar sein sollen.

Zuletzt mahnt der beschlagene Autor Steffen Haubner, dass der gutgläubige Facebook-Nutzer vielleicht nicht unbedingt unbekannte Freunde akzeptieren sollte, nur weil sie mit schönen Fotos locken. Abschließend verweist er auf die Untersuchung der Stiftung Warentest, die erhebliche Mängel in der Datensicherheit von Sozialen Netzwerken offenbart (Texthilfe berichtete). Ein Vergleich, wie es um die Datensicherheit in anderen Netzwerken bestellt ist, rundet den hoch informativen Beitrag ab.

Reaktionen auf Aigners Kritik an Facebook

Mittwoch, 07. April 2010

Der offene Brief der deutschen Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner an Mark Zuckerberg, dem Betreiber des  Sozialen Netzwerks Facebook, erntete anfangs eher Mitleid als Spott. Nun hat sich jedoch die Verbraucherzentrale daran gehängt und fordert zum Verzicht auf Facebook auf. Unstrittig sind die Datenschutzbestimmungen des globalen Tummelplatzes laut Untersuchung der Stiftung Warentest mit die schlechtesten („erhebliche Mängel“, Texthilfe berichtete). Dennoch schreibt Marco Dettweiler in der FAZ von „Aigners Eigentor„, Torsten Krauel in der Welt urteilt wie folgt:

Welt, 07.04.10, Titel: Hier irrt Ilse Aigner

Der Welt-Autor erklärt der Ministerin das Missverständnis, dass der Verkauf und die Vermarktung von Nutzerdaten willentlich und wissentlich geschehen und keine versehentliche Datenschutzlücke darstellen. Vielmehr handele es sich um die Existenzgrundlage des Konzerns, der den Gründer mittlerweile zum Milliardär gemacht hat. Ilse Aigner müsse schon eine neue Finanzierungsbasis für sein Soziales Netzwerk finden, wenn sie den Datenschutz absichern wollte.

Marco Dettweiler hingegen urteilt, dass die Ministerin ihren politischen Auftrag verfehle, indem  sie nun einen vermeintlichen Eklat inszeniere, der ihre Fürsorge beweisen soll. „Die „Facebook Site Governance“ könnte in der Tat verbraucherfreundlicher sein“, heißt es weiter, „aber der Nutzer hat alle Möglichkeiten, seine Privatsphäre privat zu lassen.“ Vielmehr sollte Ilse Aigner mit ihren Mitarbeitern den Verbrauchern erklären, „wo man in Facebook die richtigen Häkchen setzt.“ Die Datenschutzrichtlinie von Facebook halte die Maßnahmen, wenn auch versteckt bereit, die Weitergabe von Daten an Dritte zu verhindern: „Sie sind nicht leicht zu finden. Für nützliche Hinweise wäre jeder Verbraucher dankbar.“

Facebook Sicherheitseinstellungen

Keine Frage, die Ankündigung der Ministerin, auf das Netzwerk zu verzichten – auch wenn sie sicher mehrere tausend Fans dort hat – ist lächerlich. Schon in Europa würde sich der Betreiber eines erfolgreichen Unternehmens nichts von einer deutschen Ministerin sagen lassen. Und ein Millardär aus „der Heimat der Tapferen und dem Land der Freien“ schon gar nicht. Die Redaktion der Frankfurter Rundschau rät in einem humoristischen Antwortschreiben Mark Zuckerberg, was er der Ministerin antworten könnte (vgl. auch den Artikel von Felix Wadewitz mit dem berühmten Zitat, wonach Zuckerberg das Zeitalter der Privatsphäre für beendet erklärt hat).

Vielleicht ist es auch nur ein Versuch, von der eigenen fragwürdigen Politik zum Schutz personenbezogener Daten abzulenken. Darauf weist Christian Sickendieck in einem Offenen Brief an Ilse Aigner in seinem Blog FIXMBR hin. Unterdessen hat allerdings auch die deutsche Verbraucherzentrale Ilse Aigners Kritik aufgegriffen und zum Verzicht auf Facebook aufgerufen. VZBV-Vorstand Gerd Billen sagte: „Momentan können wir den Nutzern nur raten, den geplanten Änderungen zu widersprechen und sich gemeinsam mit ihren Freunden einen neuen Anbieter zu suchen.“

Allerdings – so Marco Dettweiler in der FAZ, habe Facebook mittlerweile – wenn auch nicht in der Datenschutzrichtlinie –  so doch in einem Blogeintrag klar gestellt: „Wir teilen deine Information nicht mit Werbetreibenden, außer du sagst uns, dass wir es tun sollen. Jede gegenteilige Behauptung ist falsch.“ Diese Mitteilung  ist jedoch nicht als Antwort auf Ilse Aigner zu verstehen. Vermutlich kennt Mark Zuckerberg nicht einmal den Namen der deutschen Verbraucherschutzministerin.