Mit ‘Motorik’ getaggte Artikel

Die Macht des geführten Griffels

Mittwoch, 02. Februar 2011

Hatte ich noch vor kurzem an dieser Stelle leichtfertig den aus dem Kartenspiel bekannten Spruch „Wer schreibt, der bleibt“ angeführt, so behandelt dieser Eintrag nun dei Macht des handschriftlich geschriebenen Wortes gegenüber dem Tippen auf der Tastatur oder andern modernen Lernmethoden. Jüngst habe ich dazu im Kölner Stadt-Anzeiger eine Kolumne der Rubrik „Universum“ von Sabine Etzold entdeckt, die eben um dieses Thema ging.

Kölner Stadt-Anzeiger, 31.01.2011, Titel: Wer schreibt, der merkt sich was

Die Autorin bezieht sich auf aktuelle Studien norwegischer und französischer Forscher (handschriftliche Bearbeitung schlägt beim Lernerfolg das Erfassen über die Tastatur) und von US-Forschern (Abfragen von Stoffen hält mehr in Erinnerung als etwa eine Mind-Map anzulegen). Bei beiden Durchführungen der Studien behielt die klasssiche Lernmethode die Oberhand über der modernen, technikbezogenen Methode.

Die Erklärungen sind noch nicht befriedigend, heißt es weiter, die europäischen Forscher führten den Zusammenhang zwischen Motorik und Kognition ins Feld (mit der Bweegung des Schreibgeräts), die US-Forscher vermuten eine besondere Qualität in der (häufigen) Wiederholung  eines Stoffes, die über das Reproduzieren hinaus gehe und den Lerneffekt vergrößere.

Vielleicht liegt da ein ähnliches Phänomen wie in der Homopathie zugrunde, wo sich durch wiederholte Potenzierung (Verdünnung) von Wirkstoffen ihr Wirkungsgrad erhöht. Vielleicht lösen wir uns in einem esoterischen Sinn durch andauerndes – gebetsmühlenhaftes – Repetieren von Worten (fast wie bei einem Mantra) vom eigentlichen Wortsinn des Gesagten ab und sie gewinnen dadurch eine neue, tiefergehende Bedeutung?  Vielleicht ist es aber auch nur der Stumpfsinn, der regiert, wenn wir immer und immer wieder das gleiche sagen und schreiben.

Sabine Etzold schlussfolgert, für den Schüler lautet die beruhigende Botschaft: Althergebrachte Lernmethoden scheinen wunderbar zu funktionieren, Experimentieren überflüssig. Allerdings: Lernmethoden sind auch immer nur so gut wie der Wille, sie gezielt und konsequent anzuwenden. Insofern Experimentieren auch erwünscht und nicht nur Altes weiterreden und weiterschreiben, donern auch mal etwas Neues wagen, und sei es im Sprachlichen selbst (für meinen Teil arbeite ich auch noch daran).

Daddeln ist Kopfsache

Dienstag, 18. Januar 2011

Diese Neuigkeit wird viele begeisterte PC-Zocker freuen. Es ist nämlich nicht nur so, dass Daddeln am Bildschirm und an Konsolen die Reaktionsfähigkeit nachweislich verbessert. Vielmehr lässt sich die Eignung für einzelne digitale Abenteuer bereits am Anfängerlevel bestimmen. Das haben US-Forscher  der Universität of Illinois mittels Hirnscans herausgefunden.

Rheinische Post, 15.01.11, Titel: Begabung für Computerspiele lässt sich vorhersagen

Wenn das Hirn eines Probanden beim Durchspielen des ersten Levels mit einem Magnetresonanztomografen (MRT) gescannt wird, dann zeigen die dabei festgestellten Aktivitäts-Areale verblüffend genau, ob der Kandidat für das ganze Spiel geeigent ist oder ob er aller Vorausicht nach daran scheitern wird. Damit wurde der Zusammenhang zwischen komplexen Lernaufgaben (wie sie ein Comupterspiel darstellt) und bestimmten Gehirnregionen nachgewiesen, den sogenannten Basalganglien. Das sind Kerngebiete unterhalb der Großhirnrinde in beiden Gehirnhälften, die von großer Bedeutung für motorische und kognitive Prozesse sind.

Früher wurde dieser Bereich als extrapyramidal-motorisches System (EPMS) bezeichnet, als man noch davon ausging, dass demgegenüber ein Pyramidenbahn-System bestünde, das für die Steuerung der Motorik zuständig sei. Zeitweise war die inzwischen überholte Lehrmeinung, dass die Basalganglien lediglich für die Steuerung der Willkürmotorik zuständig seien. Heute geht man davon aus, dass in diesen Bereichen mit über die Ausführung sämtlicher exekutiven Leistungen (Taten) bestimmt wird, wie sich über Gehirnscans nachweisen lässt. Dazu zählen auch solche Lernaufgaben wie Computerspiele.

Leider ist den Zockern selbst wohl in den wenigsten Fällen ihre grundsätzliche Eignung oder Nicht-Eignung für ein Spiel schon im ersten Level klar und sie werden sich – je nach Mentalität wieder und wieder dran üben. Darüber sollten sie nur nicht vergessen, den Kopf und ihre Basalganglien auch für andere exekutiven Leistungen zu nutzen.