Archiv für den 22. September 2010

Bei Giermann kommt Freude auf

Mittwoch, 22. September 2010

In der vergangenen Woche hat der Schauspieler und Komiker Max Giermann seinen Einstand bei der Harald-Schmidt-Show im Ersten gegeben. Er ist nach meiner Überzeugung einer der besten Parodisten, die im Deutschen Fernsehen zu sehen sind („Switch reloaded„, „Granaten wie wir„), und damit auch eine echte Bereicherung für den Altmeister. Harald Schmidt hatte zuletzt bereits eine Gruppe talentierter Jungstars engagiert, um seine Show jeden Donnerstag abend aufzuwerten. In der letzten Staffel bei der ARD weiter mit von der Partie sind Katrin Bauerfeind (3sat), Jan Böhmermann (1LIVE), Dr. Peter Richter (FAZ) und Dr. Udo Brömme aka Redaktionsleiter Ralf Kabelka. Max Giermann aber toppt alle, so ähnlich titelte auch der Kölner Stadt-Anzeiger.

Kölner Stadt-Anzeiger, 15.09.10, Titel: Er bringt Promis auf den Punkt

Während Antje Hildebrandt im Beitrag vor dem ersten Gastauftritt noch rätselte, wen er wohl nachahmen werde, habe ich nun den entsprechenden Ausschnitt gefunden. Für seine Leistungen wurde Max Giermann 2009 mit dem Deutschen Comedy-Preis als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Eine seiner Paraderollen neben der Kai Pflaumes und der Karl Lagerfelds ist die Stefan Raabs, den er in einer TV Total-Sendung im vorigen Jahr beim Opening sogar ersetzte. Grandios die Ironie, die sich in den Gags des vorgeblich missratenen Stand-Ups widerspiegelt, oder um es mit den Worten der Protagonisten anzukündigen: „Was war denn da los?“


TVTotal Opening mit Max Giermann – MyVideo

Die Sorgen der Zeitungsverleger

Mittwoch, 22. September 2010

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) hat in Essen seinen diesjährigen Zeitungskongress unter dem Motto „Die digitale Revolution und die Zeitung“ durchgeführt. Mehr als 500 teils hochkarätige Gäste waren zu der Veranstaltung geladen, neben BDZV-Präsident Helmut Heinen alleine beim Podiumsgespräch „Der Preis des Internets“, moderiert von Frank Plasberg, der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust, die Online-Journalistin Mercedes Bunz, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG Matthias Döpfner, der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher und der  Parlamentarische Staatssekretär im Bundesjustizministerium Max Stadler.

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.09.10, Titel: Qualität kostet Geld

Im Kölner Stadt-Anzeiger wurde der erste Tag unter obiger Überschrift zusammengefasst (online leider nicht verfügbar). „Nicht viel Neues“, war ich aufgrund der Schlagzeile geneigt zu glauben. Diesem Credo folgend plädierte zunächst BDZV-Präsident Heinen an die regionale Stärke der Tageszeitungen, wiewohl aus deren ausgebauten Internetpräsenzen noch immer keine Erlöse zu erwarten seien. „Zeitungen sind der Kitt unserer Gesellschaft„, sagte Helmut Heinen, um daraus abzuleiten, dass sie eigentlich mehrwertsteuerfrei erscheinen müssten. Zum Verlauf der weiteren Diskussion über die geplanten ARD-Apps zwischen Mathias Döpfner („gebührenfinanzierte digitale Gratiszeitungen“) und Peter Boudgoust („gesellschaftlicher Auftrag der Meinungsbildung auf allen elektronischen Wegen“) siehe z.B. Horizont.net. Noch spannender jedoch fand ich die im Kölner Stadt-Anzeiger zitierten Bemerkungen des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU) zu elektronischen Medien, die „die Rahmenbedingungen für die Printmedien“ dominierten. Er konstatierte einen…

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.09.10, Ausschnitt aus "Qualität-kostet-Geld"

Das sind eher Tendenzen des Boulevards, die durch die Echtzeit-Möglichkeiten des Internets vielleicht noch unterstützt werden. Doch dominieren in meinen Augen elektronische Meiden Printmeiden keineswegs, gerade wenn es um Qualität geht! Dennoch würden Tageszeitungen, so Norbert Lammert weiter („systemrelevant für die Demokratie“ als Stichwort für Helmut Heinen), ein „komplexes und analytisches Informationsangebot“ bieten, gegenüber den Inhalten im Internet, die eher spezielle Interessen der Nutzer bedienten.

Die Leistungsmerkmale der Zeitungsbranche können sich fraglos dennoch sehen lassen (vgl. den letzten Absatz im obigen Link zum BDZV vom 20.09., „Kitt unserer Gesellschaft“): 20 Millionen täglich abgesetzte Zeitungen in Deutschland werden von rund 49 Millionen Menschen gelesen, das entpricht einer Reichweite von knapp 70 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren, mit Spitzenwerten bei Gutverdienenden (72,8 Prozent) und Gutausgebildeten (75,8 Prozent). Mehr als die Hälfte aller Internetnutzer greift regelmäßig auf Online-Zeitungsangebote zu.  Da sehe ich keine allgemeine Krise, sondern eher Anpassungsschwierigkeiten im Einzelnen, rund um das altbekannte Problem des Bezahlinhalts („Paid Content“).

Kölner Stadt-Anzeiger, 22.09.10, Titel: Verleger wollen junge Leser gewinnen

Dass der BDZV nun eine neue Gesellschaft gründet namens „Jule – Initiative junge Leser“, ist zwar verständlich, klingt aber wenig erfolgversprechend. Immerhin greifen immer noch  die Hälfte aller Jugendlichen und jungen Leute, für die das Internet eine sehr große Bedeutung hat, zur gedruckten Information. Aus der Erkenntnis heraus, dass „Kinder und Jugendliche heute nicht mehr automatisch zu Zeitungslesern“ werden (so BDZV-Vizepräsident Hans-Georg Schnücker im Kölner Stadt-Anzeiger, online leider nicht verfügbar), sollen nun „effiziente Maßnahmen zur Gewinnung neuer junger Leser“ identiziert werden.

Aber wurden Kinder und Jugendliche früher allesamt „automatisch zu Zeitungslesern“? Das wage ich zu bezweifeln. Das hat nicht nur etwas mit dem wachsenden Internetzugang, sondern vielmehr mit dem gelebten Vorbild im Elternhaus zu tun. Die Zeitungen (grob verallgemeinert) müssen in ihrer Aufmachung belebter und ihren Texten frischer sein und das Internet endlich als Bereicherung ihrer eigenen Möglichkeiten erkennen und behandeln.