Mit ‘Belohnung’ getaggte Artikel

Die Selbstoffenbarungslust

Dienstag, 08. Mai 2012

Offenbarung tut gut. Das betrifft nicht nur das Erleichtern bei einem schlechten Gewissen oder das Auflösen einer angespannten Situation („Ich bin froh, dass es endlich gesagt ist!“), sondern auch die ganz einfache Selbstdarstellung, wie wir sie auf Facebook und Google+ pflegen. Seinen Benutzerstatus mitzuteilen löst schon einen Belohnungseffekt aus, hat jetzt eine Forschergruppe um die Psychologin Diana Tamir in den „Proceedings“ veröffentlicht.

Die Welt, 08.05.12: Facebook ist fast so gut wie SexDie Welt hat dieses Thema heute sogar auf Seite 1 gehoben, anlässlich des bevorstehenden Börsengangs von Facebook, der weit mehr als 50 Milliarden Dollar einbringen soll. Da scheint mehr oder weniger unwissend ein zutiefst menschliches Bedürfnis bedient zu werden. Daher vielleicht auch der Hype um die Sozialen Medien ganz allgemein. Man gibt sein Innerstes preis und denkt sich doch, es handelt sich dabei um „etwa Eigenes“, etwas „Ureigenes“ vielleicht sogar.

Zugegeben, es ist schon geil, seine Gedanken festzuhalten und gleichzeitig damit loszulassen – jeder tut das in seiner eigenen Form. Angeblich schüttet das Gehirn schon Hormone aus, wenn wir den Eintrag nur abgeschickt haben und lesen können. Wenn wir dann auch noch eine Bestätigung in Form von „Likes“ dafür erhalten, dann ist das Belohnungssytsem im Gehirn bestens bedient. Angeblich handelt es sich dabei um Aktivitäten in derselben Hirnregion, in der auch gutes Essen und guter Sex goutiert werden, dem mesolimbischen Dopaminsystem. Na also. Und da hab ichs auch schon wieder getan!

Das Tiefpreis-Paradoxon

Samstag, 21. April 2012

Der Wirtschaftsteil des Kölner Stadt-Anzeigers hat zum Wochenende als Schwesterzeitung der Frankfurter Rundschau mit einer hoch interessanten Meldung über eine DIW-Studie aufgemacht. Demnach wirken vermeintliche Günstigangebote im Gegenteil oft preistreibend. Grund ist eine psychologische Irreführung der Konsumenten, wie Stefan Sauer in beiden genannten Zeitungen aufdeckt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.04.12: Tiefpreisgarantie verteuert Ware

Das Prinzip des Tiefpreisversprechens nutzten in der Vergangenheit unter anderem der Media-Markt, Bau- (Obi) und Möbelmärkte (Höffner), die Rewe-Kette und Brillen Fielmann. Die Aussage „Keiner ist billiger als wir“ wird dabei verbunden mit der Aufforderung: „Wenn Sie dasselbe Produkt wo anders günstiger entdecken, erhalten Sie die Differenz von uns erstattet“, oder ähnlich. Die Marketingspezialisten machen sich dabei die Trägheit der Konsumenten zunutze.

Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge werden die angeblichen Niedrigpreise bewusst über dem mittleren Marktpreis angesetzt, wobei jedoch die wenigsten Kunden die Aussage tatsächlich überprüfen. Fazit: Die meisten Stammkunden werden gehalten und vermutlich sogar einige neue dazu gewonnen, die sich locken lassen ohne die Preise zu vergleichen. Der Aufwand den Preisvergleich durchzuführen und nachzuweisen ist doch einigermaßen hoch, daher würden das die wenigsten Konsumenten tun.

In der Folge würden andere Anbieter ebenfalls den Preis für dasselbe Produkt erhöhen, wo möglich ebenfalls mit einer Preisgarantie verbunden. Noch stärker könnte der Effekt ausfallen, wenn nicht nur der Differenzbetrag, sondern ein zusätzlicher prozentualer Abschlag in Aussicht gestellt würde. Allerdings,  wird eingeräumt, wurden diese Effekte auf dem deutschen Markt noch nicht untersucht.

Zur Frage nach einem möglichen Verbot solcher Praktiken gibt sich das Kartellamt zurückhaltend (immerhin handelt es sich um eine bewusste Irreführung des Verbrauchers, wohl wissend einen Preis als „garantiert niedrig“ auszugeben, der bewusst über dem der Konkurrenz liegt): Es lägen dabei keine unzulässigen Preisabsprachen vor. Stefan Sauer schließt den interessanten Beitrag mit der Feststellung, dass einer Studie der Uni Marburg zufolge drei Viertel der Konsumenten „keine Vorstellungen von Niedrigpreisgarantien“ haben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht doch darauf hereinfallen könnten. Denn erfahrungsgemäß reicht dem Kunden das Gefühl gespart zu haben. Schnäppchen lösen im Gehirn ein Belohnungssystem aus, dafür reichen oft die billigsten Versprechungen. Ranga Yogeshwar erklärte dazu jüngst bei „Hart aber fair“: „Bei Sonderangeboten setzt der Verstand aus.“ (s. auch Video der Sendung ab Minute 05:20)