Archiv für den 18. März 2010

Leipziger Zukunftspläne

Donnerstag, 18. März 2010

Die heute beginnende Leipziger Buchmesse beschäftigt sich schon seit längerem nicht mehr nur mit Druckerzeugnissen, sondern auch mit Hörbüchern bzw. E-Books, die in diesem Jahr erstmals auch in der Messebuchhandlung verkauft und dann per E-Mail zugestellt werden. Das veranlasste die Welt bereits gestern zu fragen:

Welt, 17.03.10, Titel: Brauchen wir in Zeiten des E-Books überhaupt noch Verleger?

Dazu befragte Verleger bejahen dies, was nicht weiter verwundert, da auch Journalisten bei der Frage nach ihrer Existenzberechtigung in Zeiten des Leserreporters diese im Zweifel bejahen würden. Weitaus interessanter fällt dagegen die Selbsteinschätzung einzelner Verleger aus. Georg Reuchlein von Random House sieht tendenziell nur eine Verschiebung der Kompetenzen unter anderem als „passionierte Vertriebsexperten“, „vernetzte Lizenzhändler“, „ausgefuchste Marketingstrategen“ und „akkurate Honorarbuchhalter“.

Vittorio E. Klostermann, Verleger des nach ihm benannten Wissenschaftsverlages, baut ebenfalls auf die sowohl für Autoren wie für das Publikum wegweisende Arbeit seiner Zunft: „Dadurch, dass Verlage auch Projekte anregen, gezielt gute Autoren akquirieren und thematische Buchreihen publizieren, schaffen sein Programm, haben ein nach außen wahrnehmbares Gesicht.“ Daniela Seel vom Lyrik- und Prosaverlag kookbooks sieht ihre Aufgabe entsprechend unter anderem darin, „Aufmerksamkeit zu organisieren, filtern und steuern“. Für Ulrich Störiko-Blume vom Jugendbuchverlage Boje führt „Leidenschaft und Kalkül“ ins Feld, mit denen der Verleger seine oft risikoreichen Entscheidungen trifft. „Das Kalkül verbietet uns, das Heil allein im E-Book zu suchen, statt sich auf die technisch ausgereiftere Produktform Buch zu stützen.“

Zudem ist aufgrund von lieb gewonnen Lesegewohnheiten davon auszugehen, dass trotz eines erwartbaren Booms von E-Books auch die herkömmlichen Bücher weiterhin eine entscheidende Rolle im Branchenmix spielen werden. Der stellvertretende verlegerische Leiter bei Suhrkamp Thomas Sparr verweist auf die Begriffsherkunft für „verlegen“, hebräisch für „ans Licht bringen“. Auch er ist überzeugt, das Buch lasse sich durch das Internet nicht ersetzen, daher würde sein Verlag zum Beispiel auch im Herbst Jaron Laniers Manifest „You are not gadget“ herausbringen.

Schließlich gibt Detlef Felten, Cheflektor von C.H. Beck, zu bedenken, dass Lektoren „den Tisch decken, an dem der Leser Platz nimmt“. Verlage kümmerten sich um die Produktion, den Vertrieb, die Pressearbeit und ausländische Lizenzen. Er schließt: „Seien wir froh, dass wir noch ein paar solcher Verleger haben (denen es um möglichst viele erstklassige Bücher geht), und flicken wir ihnen nicht dauernd mit Urheberrechtsnovelle, open access und Verüberflüssigundgedabbetn am Zeug.“

Telekom verpasst den Turn-Around

Donnerstag, 18. März 2010

Die Deutsche Telekom hat gegenüber Investoren ihre neue Strategie vorgestellt, wonach das mobile Internet künftig einer der wichtigsten Wachstumstreiber des Unternehmens sein soll. Daneben setzt Unternehmenschef René Obermann auf den Bereich „Connected Home“ sowie auf  IT-Dienstleistungen wie „Cloud Computing“  für Geschäftskunden. Das hat unter anderem Friedemann Siering heute im Kölner Stadt-Anzeiger berichtet:

Kölner Stadt-Anzeiger, 18.03.10, Titel: Mehr Umsatz mit mobilem Internet

Die konzerneigenen Internetangebote sollen ausgebaut werden, heißt es da weiter. In ihrem Kommentar „Die Kosmetik des Herrn Obermann“ im heutigen Handelsblatt schreibt Sandra Louven, dass diese Aussagen kein solides Kaufmannsgebahren erkennen ließen:  „Auf dem Investorentag vor zwei Jahren hat er noch angekündigt, dass er bis 2010 das deutsche Festnetzgeschäft stabilisieren werde. Nun aber fasst er den Mobilfunk, der noch leicht wächst, und das Festnetz zusammen und gibt als neue Zielmarke für eine Stabilisierung der beiden Bereiche das Jahr 2012 aus. Das sieht nach dem Versuch aus, zu kaschieren, dass er sein Ziel nicht erreicht hat. Ein solider Kaufmann würde auf solche Kosmetik verzichten.“