Archiv für den 02. Mai 2010

Wochenend-Presseschau 17-10

Sonntag, 02. Mai 2010

Nach längerer Pause wieder ein Eintrag zu interessanten Presseartikeln des vergangenen Wochenendes. Regelmäßige Rubriken sind doch immer nur so gut wie ihre jeweiligen Inhalte. Womit ich schon bei der ersten Meldung wäre, eine Kurzmeldung im Kölner Stadt-Anzeiger vom vergangenen Samstag (trotz Feiertags). Darf der BDZV der von ihm selbst beauftragten Studie so ohne Weiteres vertrauen oder ist das Vertrauen in Paid Content eher ein „Sich-Selber-Mut-Zusprechen“?

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.05.2010, BDZV über Bezahlmodelle im Internet

In der Welt am Sonntag dann zwei weitere interessante Artikel zur Internetkultur: Einmal befasst sich Frank Schmiechen mit dem neuen Facebook-Angebot, den „Like-Button“ des Sozialen Netzwerkes nun auch auf anderen Seiten einzubinden, das im Verlauf der Vorwoche bereits sein Kollege Thomas Heuzeroth behandelt hatte (texthilfe.de berichtete). Dieser hingegen führt ein Interview mit dem Antiviren-Softwareanbieter Eugene Kaspersky unter der Überschrift: „Sie können nie vor Hackern sicher sein.“ Besonders interessant darin, dass zwar jedes Internetvirus aufgespürt und unschädlich gemacht werden kann, die damit verbundenen Gefahren jedoch wachsen. So könnten z.B. Kraftfahrzeuge, in denen nicht mehr nur die Verbindung zum GPS über ein digitales Netz funktioniert, oder auch Flugezuege, die inzwischen Internet für Passagiere anbieten, gezielt lahmgelegt oder sogar übernommen werden. Zitat: „Ich selbst habe Dinge gesehen, die ich Ihnen nicht verraten kann. Nur so viel: Die Realität ist viel schlimmer.“ Beunruhigend.

Welt am Sonntag, 02.05.2010, Titel: Freundliche Übernahme

Die Blauäugigkeit vieler Menschen kommt als ein weiterer Aspekt im Interview zur Sprache. Sie wird nun durch Mark Zuckerberg und seinen Konzern Facebook systematisch ausgenutzt, indem er allen Internetseiten zur Verfügung stellt, den Bewertungsknopf „Mag ich“ auf der eigenen Homepage einzubinden. Dies machen inzwischen Modehäuser, Musikanbieter, sogar CNN. Die Folge: Als Mitglied von Facebook blicken Dich auf diesen Seiten die Gesichter Deiner Freunde an und geben ungefragt Ihre Empfehlungen an Dich weiter. Was für den Nutzer den vorgeblichen Vorteil vertauenswürdiger Empfehlungen bietet, liefert Facebook Daten über Dich und Dein Konsumverhalten – wenn Du es denn zulässt.

Laut Frank Schmiechen in der Welt am Sonntag lässt diese Entwicklung „das Empfehlungsinternet zu einem Massenphänomen“ werden: „Das Empfehlungsinternet ist nicht mehr zu stoppen, weil es große Vorteile für die Nutzer hat.  (…) Das Empfehlungsinternet wird uns noch viel mehr Dinge finden lassen, die wir nie gesucht haben, die aber trotzdem eine hohe Relevanz für uns haben. Dafür sorgen unsere Freunde.“ Auch wenn der WamS-Autor die Selbstdarstellung im Internet mag, wie er abschließend betont, weist er doch richtigerweise auf die „Aufmerksamkeit und Verantwortung“ hin, die der Nutzer aufbringen muss bei seinen privaten Entscheidungen, welche Kenntnisse über seine Person er in Bildern, Worten und Handlungen von sich preisgibt.

Neues aus der Tierwelt 3

Sonntag, 02. Mai 2010

Was haben Frösche und Schimpansen gemeinsam? Nein, nicht nur das „sch“ im Namen, sondern eine gewisse Ähnlichkeit zum Menschen. Damit meine ich nicht das äffische Verhalten mancher besonders auffälliger Vertreter des Homo Sapiens und auch nicht das sprichwörtliche „Sei kein Frosch!“, das schüchternen Zeitgenossen eine gewisse Nähe zu den Amphibien unterstellt. Sondern wie immer an dieser Stelle ist hier von harten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Rede. So hat eine Froschergruppe der britischen Uni Sterling den Umgang von Schimpansen mit sterbenden oder toten Mitgliedern einer Gruppe augewertet und  genetiker der US-Uni California Berkeley haben das Erbgut des Krallenfrosches entziffert. Überraschung: Fast 80 Prozent aller beim Menschen bekannten Krankheitsgene kommen auch bei diesem entfernt verwandten Tier vor.

Kölner Stadt-Anzeiger, 30.04.2010, Titel: Der Frosch im Menschen

Unter diesem launigen Titel hat der Kölner Stadt-Anzeiger am vergangenen Freitag über diese Entedeckung informiert, wonach viele der bis zu 21.000 Gene des Krallenfrosches ähnlich geordnet wie beim Menschen seien, auch wenn ihre Gesamtzahl etwas unter der des Menschen liegt. Insbesondere ein DNA-Bereich habe sich seit 360 Millionen Jahren als „Überbleibsel des letzten gemeinsamen Vorfahrens aller höheren Lebewesen“ (wer auch immer das gewesen sein mag) überhaupt kaum verändert. Vielleicht hängt das auch insofern mit der Menschwerdung zusammen, als der menschliche Fötus in den ersten Wochen Wachstumsphasen durchmacht, die durchaus an Fische und Frösche denken lassen. „Küss den Frosch“ steht damit für die Liebe des Lebens selbst!

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.05.2010, Titel: Schimpansen mit Todesbewusstsein

Tagsdrauf in der Zeitung die  schon ein paar Tage ältere Meldung, wonach Schimpansen eine Art Bewusstsein des Todes aufweisen. Die Ergebnisse der britischen Forscher sind im Journal „Current Biology“ veröffentlicht worden (vgl. auch die als Frage formulierte Meldung in der Welt). Der Autor James Anderson wird zitiert: „Das Todesbewusstsein zählt zu jenen psychologischen Phänomenen, von denen man lange annahm, dass nur der Mensch sie aufweise.“ Doch untersuchte Schimpansen in einem schotischen Zoo hätten sich „in den Tagen vor dem Ableben“ eines alten Gruppenmitglieds „besonders ruhig verhalten und der schwachen Schimpnasin viel Aufmerkesamkeit geschenkt.“ Weiter heißt es: „In den Stunden vor dem Tod hätten die Gruppenmitglieder sie mit zärtlichen Gesten berührt und ihr Fell gepflegt.“ Zudem ist von einer Totenwache der Tochter die Rede.

Ein Schimpanse im Burgers Zoo hängt am Seil und hängt am Leben

Das ist mehr, als man von vielen Menschen erwarten kann, wobei klar ist, dass bei Menschen das Gruppenverhalten bei weitem nicht mehr so gut funktioniert wie bei Affen respektive Halbaffen. In diesem Sinne ist bei allem Selbstinteresse, das jeder von uns mit mehr oder weniger guten Gründen verfolgt, etwas mehr Hingabe an andere zu verlangen. Auch, wenn ich Gefahr laufe, mich zu blamieren, weil ich mir eine Blöße gebe, ist die Aufforderung „Mach Dich zum Affen!“ damit eine zutiefst menschliche. Nebenbei bemerkt ist der Tatbestand von Totenwachen im Tierreich auch von einigen anderen Arten bekannt.