Archiv für den 09. Mai 2010

„Accuracy light“ bei Schlag den Raab

Sonntag, 09. Mai 2010

Das Frisbee-Zielwurfspiel in der 23. Ausgabe von „Schlag den Raab“ brachte eine Vorentscheidung zugunsten Stefan Raabs, nachdem der Herausforderer zuvor drei Spiele in Folge gewonnen hatte und seit langer Zeit wieder in Führung gegangen war. Bereits in der 14. Ausgabe der abendfüllenden Spielshow hatte es im Dezember 2008 ein Frisbeespiel auf Tore gegeben. Damals hatten die Organisatoren Repräsentanten des Deutschen Frisbeesport-Verbandes als Schiedsrichter dazu gebeten (was der Selbstverwaltung der Frisbeesportler widerspricht, aber im Sinne der TV-Präsenz erfreulich war). Während Stefan Raab damals das Duell um Torschüsse verlor, ging er aus der aktuellen Spielidee als Sieger hervor.

Raab konzentriert sich auf Frisbeewurf, Foto: ProSieben/Willi Weber

Das Spiel bestand aus der Aufgabe, wahlweise von drei Standkreisen aus auf je eine entsprechende Wurfwand zu werfen, die kreisrunde Löcher in unterschiedlichem Durchmesser haben. In fünf Runden à je 5 Würfen ließen sich somit jeweils maximal zwischen 5 und 15 Punkten erzielen. Beide Kandidaten, Stefan „das Kampfschwein“ Raab und Ex-Ruderweltmeister Thorsten aus Dortmund wählten zunächst immer nur Punkt 2, um durch Treffer in das mittelgroße Loch je zwei Punkte zu buchen. Stefan Raab fuhr mit dieser Taktik gut: In den ersten drei Durchgängen traf er je zweimal und führte bereits mit 12 zu 4 Punkten. Nach drei Treffern in Runde vier baute er den Vorsprung auf 18 zu 6 Punkten aus. Sein Kontrahent wich zuletzt auf den Punkt 3 aus, um im Schlussdurchgang mit vier Treffern noch ausgleichen zu können. Der erste Wurf traf, jedoch mit Glück, danach kein weiterer – Raab hatte das Spiel souverän gewonnen.

Für einen Leistungssportler war bemerkenswert, wie wenig Ahnung Thorsten von einer Sportflugscheibe hatte. Er warf die Rückhand als Wurf der Wahl jeweils direkt vor der Brust ab, mit geringem Drall und Schub und einer nur sehr begrenzten Steuerungsmöglichkeit. Raab dagegen setzte die Scheibe wenigstens tendenziell als Rechtshänder etwas links vom Körper an, was ihm zu (etwas) mehr Rotation und einer sichereren Zielführung verhalf. Nachdem er in der vorigen Sendung mit einem Crossrad schwer gestürzt war und letztlich auch verloren hatte, konnte er sich bei dieser Ausgabe wieder durchsetzen – auch dank des Frisbeespiels an einer strategisch wichtigen Stelle.

Während nun die Sommerpause von „Schlag den Raab“ bis zum 18. September dauert, besteht die Möglichkeit, in Köln bei den“Disc Days Cologne“ am 05. und 06.  Juni auf der Vorwiese des Rhein-Energie-Stadions das Zielspiel mit Sportflugscheiben nach offiziellen Regeln zu sehen. Beim „Accuracy“ sind innerhalb von fünf Minuten jeweils 4 Würfe von insgesamt sieben Positionen aus zu absolvieren (Siehe Anordnung unten). Das Ziel ist ein 1,5m mal 1,5m großes Tor in einem Meter Höhe.  Wer die meisten Treffer erzielt, gewinnt. Der Weltrekord liegt laut Weltflugscheiben-Verband (World Flying Disc Federation, WFDF) übrigens bei 25 von 28 möglichen Treffern.

Accuracy-Anordnung

Immerhin hat das Frisbeespiel in der Fernsehshow wieder für ein häufig genutztes Fotomotiv gesorgt. So ist es unter anderem zur Quotenanalyse bei kress.de zu sehen, bei tv-tipps.net und auch in der Fotogalerie bei bild.de (s.u.).

Screenshot von bild.de, 09.05.2010: So wacker schlug sich Stefan Raab

Journalismus der Zukunft gesucht

Sonntag, 09. Mai 2010

Die Bloggerin Lena Reinhard konnte mit einem ausführlichen Gastbeitrag im Kölner Stadt-Anzeiger (und auch in der Frankfurter Rundschau) ihre Ansichten zum Journalismus der Zukunft darstellen. Die Zeitungen positionieren sich selbst mittels des ins Leben gerufenen Reporterpools für vier Titel als innovationsfreudige und zukunftorientierte Medien (vgl. älteren Texthilfe-Beitrag). Es geht um gewandelte Ansprüche der Nutzer, um den Bedarf an Diskussion und Leidenschaft. Ein toller Erfolg für die Autorin und ihren Blog – inhaltlich sind jedoch einige Passagen strittig.

Kölner Stadt-Anzeiger, 08.05.2010, Titel: Kommt uns Lesern endlich näher

Interessant, dass Kölner Stadt-Anzeiger (s.o.) und Frankfurter Rundschau („Mehr Emotionen, bitte!“) zwei verschiedene Titel für denselben Beitrag wählen, während Lena Reinhard den Text überschrieb mit: „Verraten Sie es nicht weiter, aber: Ich habe da einen Traum!“ Sicherlich mit gewisser Ironie versehen, rückt dieser Ansatz ein ganz anderes Problem als Emotionalität und Leidenschaft oder das Ernstnehmen der Leser in den Mittelpunkt. Der Autorin geht es um das transparente Abomodell, bei dem sie beliebige Inhalte aus beliebigen Titeln in einem Online-Kiosk miteinander zu „Ihrer Zeitung“ kombinieren bzw. konfigurieren kann. Diesen Traum halte ich für schwer umsetzbar. Im Fall der Mediengruppe DuMont-Schauberg wird ein solcher Kiosk mit Inhalten aus den zugehörigen Titeln Kölner Stadt-Anzeiger, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung und Mitteldeutsche Zeitung angedacht. Auch andere Verlage denken über Kooperationen nach. Aber Geld verdienen lässt sich damit auf Dauer vermutlich nicht zur Genüge.

Die Paid-Content-Debatte mag in eine falsche Richtung gehen. Sicher sind für Zeitungsartikel als Produkte ihre überzeugende und fesselnde Machart entscheidend. Aber der Preis spielt nach wie vor eine große Rolle, vor allem in Hinblick auf die damit verbundenen, unvermeidlichen Personalkosten. Online dominiert nach wie vor die Kostenlos-Kultur, vor mehr als zehn Jahren vermutlich bedenkenlos eingeführt, sodass viele kostenpflichtigen Printartikel heute noch online kostenfrei zu lesen sind. Das wird auf Dauer nicht so bleiben. Und vor allem Special-Interest-Themenangebote werden ihre Abonnenten finden. Der BDZV hat erst jüngst eine weit größere Zahlungsbereitschaft als angenommen unter deutschen Internetlesern festgestellt (siehe Texthilfe-Beitrag) – allerdings in einer selbst beauftragten Studie, die die Relevanz des Ergebnisses etwas schmälert. Die Verlage müssen sich über kurz oder lang auf das Risiko der Kostenpflichtigkeit im Internet einlassen.