Archiv für den 17. Mai 2010

Google möchte sich durch Journalismus retten…

Montag, 17. Mai 2010

…das jedenfalls behauptet indirekt der im heutigen FAZ-Artikel zitierte James Fallows im Monatsmagazin „The Atlantic“. Gemäß dem Blick in amerikanische Zeitschriften von Jordan Mejias stützt sich der US-Autor dabei auf Aussagen des Google-Chefs Eric Schmidt, wonach der Konzern „aus kommerziellen wie staatsbürgerlichen Gründen“ den Journalismus wiederbeleben wolle.

FAZ, 17.05.2010, Titel: Rosig ist die Zukunft und papierfrei

Der zu Grunde liegende Gedanke ist richtig: Nur hochwertige Inhalte lohnen sich angeklickt zu werden. Auf Initiative von Google werde derzeit zusammen mit Vertretern von Zeitungsverlagen nach einem Weg aus der gegenwärtigen Krise gesucht. Zwar halte James Fallows den Vorstoß nicht für leicht zu verwirklichen, aber dennoch für hoffnungsvoll. Das Geschäftsmodell für die Übermittlung professioneller Nachrichten (gegenüber dem viel gescholtenen Bürgerjournalismus) gelte es neu zu erfinden. Dabei geht es offenbar vorrangig um die Frage, wie die künftig kostenpflichtigen Inhalte gegenüber den kostenlosen Lockangeboten abgetrennt und dennoch einfach zugänglich gemacht werden können.

 Als Ursachen werden zur Überraschung des US-Autors laut Google nicht Versäumnisse der Verleger genannt, sondern „das historisch beispiellose Spiel technologischer Kräfte“. Dennoch verhält es sich so, dass mit Ausnahme der „New York Times“ und des „Wall Street Journal“ bei allen anderen US-Tageszeitungen die Kosten für Druck, Papier und Transport diejenigen für die Redaktion deutlich übersteigen. Das Internetangebot der Zeitungsverlage könnte sowohl durch Werbung als auch durch Online-Abonnements den Ertrag der Häuser erhöhen. Hierbei spielt auch wieder die Verfügbarkeit der News für alle Endgeräte (Smartphones, Tablet PCs, E-Reader) eine wesentliche Rolle.

 FAZ, 17.05.2010, Titel: Blick in amerikanische Zeitschriften

Offiziell klingen die Maßgaben hochgestochen: „Distribution, Engagement, Monetarisierung“ (durch packendere Stories mehr Leute erreichen). Allerdings läge die Lösung oft eher in einem Detail. So hätten zum Beispiel die „New York Times“ und die „Washington Post“, Artikel, Videos und Leserkommentare zu Themen als „Living Stories“ gebündelt, die vor allem auch für Suchmaschinen attraktiver seien. Zudem sei ein Projekt „Fast Flip“ gestartet worden, mit dem der Leser durch verschiedene Seiten wie durch ein Magazin blättern könne. Daneben schlägt Google zu einer idealen Platzausnutzung von Werbeflächen ein „Yield Management“ wie bei Fluglinien vor.

 Durch solche Details – weniger aber durch eine klare Geschäftsausrichtung auf den Qualitätsjournalismus – erwartet Google rosige Zeiten für das Nachrichtengeschäft. In der Zukunft würden sich neben den bestehenden, durchaus überlebensfähigen Verlagen neue und ganz anders ausgerichtete Häuser etablieren. Jordan Mejias stellt abschließend fest, dass die konkrete Aussicht für das nächste Jahr schon sehr viel schwieriger sei. Alles wischi-waschi also? Nicht ganz. Jedoch sollte sich das Unternehmen Google nicht überschätzen mit seinen Kompetenzen hinsichtlich der Zukunft der Zeitungen (natürlich kann es diese auch aufkaufen). Die meisten der Überlegungen haben zwar mit interessanten Modellen für das Internetgeschäft, mit Journalismus aber nur entfernt zu tun.

Wochenend-Presseschau 19-10

Montag, 17. Mai 2010

Das Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“ auf WDR5 hat am vergangenen Samstag nicht nur die Meldung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) wiedergegeben, dass es deutschen Verlagshäusern besser geht als denen in Amerika (Texthilfe berichtete), sondern in diesem Zusammenhang auch sehr interessante Beispiele aufgegriffen.

Screenshot von wdr5.de: "Töne, Texte, Bilder" vom 15.05.2010

So wurde zum einen eine gesunde Ein-Mann-Zeitung aus dem Süden der USA mit mehr als 150 Jahren Tradition vorgestellt, zum anderen die individualisierte Tageszeitung „niiu“ aus Berlin, mit der Wanja Oberhof und Hendrik Tiedemann linksliberale Leser unter 30 Jahren erreichen. Selbst das „Time Magazine“ aus New York hatte sich für den Start des Dienstes im vergangenen November interessiert. Auch der BDZV verfolge das Projekt mit „wohlwollendem Interesse“, heißt es in dem Beitrag von Michael Mayer. 1,80 Euro kostet das niiu-Abo täglich, für Studenten nur 1,20 Euro. Mit etwa 5.000 Abonnenten sei die Schwelle der Wirtschaftlichkeit erreicht, heißt es weiter, unter anderem sind Inhalte aus den Verlagen Axel-Springer (Bild), Holtzbrinck (Handelsblatt) und DuMont-Schauberg (Frankfurter Rundschau), aber auch der taz und der Münchner Abendzeitung zusammenzumixen. 

Außerdem in der Sendung in der Rubrik „Update“ die Erklärung von Jörg Schieb für die Internetstörungen in der vergangenen Woche. Nur, weil ein einziger Server streikte, der als „Telefonbuch des deutschen Internets“ gilt, ging auf vielen Seiten nichts mehr. Die Schlussfolgerung: ein Sicherheitsnetz für das deutsche Internetverzeichnis fehlt, ein so genanntes „Failover“, oder laut Jörg Schieb „eine Art Notstromaggregat für Computerpannen“.

Die Welt, 14.05.2010, Titel: Microsoft, Google und Apple jagen sich die Kunden ab

Ein anderes Thema, das mich in dieser Woche noch weiter beschäftigen wird, ist der Konkurrenzkampf zwischen Microsoft und Google hinsichtlich ihrer Software-Pakete und zwischen Google und Apple bezogen auf die Hardware-Produkte. Alle drei Unternehmen spüren dadurch jedenfalls so etwas wie Konkurrenz, ist dem Artikel in der Welt zu entnehmen. Der Machtkampf um die Bürosoftware-Pakete, die Google seit längerem kostenlos im Netz anbietet, führt nun auch Microsoft dazu, per „Cloud Computing“ die Dienste komplett online anzubieten. Google seinerseits greift aktuell Apple an, indem der Konzern zusammen mit dem US-Netzbetreiber Verizon Wireless einen eigenen (sicherlich reichlich verspielten) Tablet-PC entwickelt, auf Basis des bereits in den Google-Handys eingesetzten mobilen Betriebssystems Android.

Die Welt, 14.05.2010, Titel: Warum eine amerikanische Psychatrie-Professorin die deutschen Männer für ein Erfolgsmodell hält

Zuletzt nur kurz erwähnt der außergewöhnliche Titel für den gewöhnlichen Beitrag zu einer Buch-Neuerscheinung in der Welt zu „Das männliche Gehirn“ von Louann Brizendine. Die Welt am Sonntag fragt vergleichsweise einfacher: „Müssen Männer so sein?„. Der Unterschied besteht auch darin, dass der erst genannte Beitrag von einem Mann stammt, die Fragen in der WamS dagegen von Frauen. Nach dem Bucherfolg „Das weibliche Gehirn“ aus dem Jahr 2007 wird auch dieses Buch sicherlich seine Leserinnen und Leser finden. Das „Erfolgsmodell“ des deutschen Mannes bezieht sich übrigens weniger auf eine Leistung der Männer selbst, sondern auf die Möglichkeit, in Deutschland 14 Monate Elternzeit zu nehmen, um dabei möglichst gut mit seinen Kindern zu kommunizieren (aber nur so lange, bis die Mutter dazukommt)…

Jubiläum der Ritterfestspiele auf Burg Satzvey

Montag, 17. Mai 2010

Zum diesjährigen Pfingstfest feiern die Organisatoren der mittelalterlichen Ritterfestspiele auf Burg Satzvey bei Euskirchen ihr 30jähriges Jubiläum. Vom 22. bis 24. Mai 2010 stehen Burg und Burggelände unter dem Zeichen des diesjährigen Mottos „Ritter Arnold von Gymnich – das Herz des Löwen“. Im finsteren Mittelalter hätten die Veranstalter wohl nicht mit Jubiläumsattraktionen für die ganze Familie („ein neues Showteam und 30 Prozent Sitzplatz-Ermäßigung am Festspielsamstag“), sondern nur mit den spannenden Ritterturnieren geworben.

Logo Burg Satzvey

Der aktuelle Burgherr Franz-Josef Graf Beissel von Gymnich, Organisator der ersten Ritterspiele im historischen Ambiente, eröffnet das Turnier erstmals durch eine offizielle Ansprache. „Keine andere historische Veranstaltungsstätte im Rheinland, meines Wissens sogar in ganz Nordrhein-Westfalen und in den angrenzenden Bundesländern, kann auf eine derart langjährige, erfolgreiche Inszenierung von Ritterfestspielen zurückschauen wie Burg Satzvey“, vermutet er.

Ein Lichtblick ist zweifellos die Möglichkeit zusammen mit Kindern im großen Ritterlager mittelalterliches Markttreiben zu erleben mit Händlern, Spielleuten, Gauklern, Stelzenläufern, Märchenerzählern und Köstlichkeiten aus fernen Landen. Der eigentliche Höhepunkt ist jedoch das tägliche Turnier, das die Organisatoren wie folgt beschreiben: „Lodernde Flammen und Feuersbrünste, bis zu 100 Ritter und Kämpfer auf der Bühne, grazile Schönheiten auf wilden Pferden, düstere Ritter und strahlende Helden mit berstenden Lanzen in packenden Kampfszenen ziehen die Zuschauer in ihren Bann.“

Ritter im Turnier auf der Burg Satzvey

Die Geschichte: „Arnold von Gymnich kehrt von den Kreuzzügen zurück und muss mit Schrecken feststellen, dass sein Land in die Hände des fanatischen Tempelritters Vladimir geraten ist. Als der treue Graf von Jülich durch die Hand Vladimirs getötet wird, entschließt sich Arnold, gegen das Unrecht aufzubegehren. Doch muss er nicht nur in einem Turnier den Schurken bekämpfen, sondern auch den Kampf in seinem Herzen gewinnen, das gleich für zwei Frauen schlägt: seine Verlobte Maria und die von ihm gerettete Sarazenin Yasmina.“

Das neu formierte Showteam besteht laut Pressetext aus Reitern und Stuntmen, die in Kinofilmen und Shows wie „Henri IV“, „Die Päpstin“, „Inglourious Basterds“, „Ben Hur“, „Apassionata“, „Royal Horse Gala“ und „Equi Magic“ mitwirkten, und soll das traditionsreiche Spektakel künftig noch professioneller präsentieren, um sich damit von vergleichbaren Veranstaltungen abzuheben. Das Konzert mit John Kelly und Maite Itoz am Samstag Abend dürfte dagegen eher Geschmackssache sein, das Feuerwerk vor der beeindruckenden Kulisse der Burg dagegen sicherlich ein echtes „Highlight“ (wer es so lange aushält).

Gräfin Patricia im Turnier auf der Burg Satzvey

Der Eintritt für Kinder unter sechs Jahren ist frei, Kinder ab sechs Jahren zahlen 5 Euro, Erwachsene 10 Euro. Tribünenkarten kosten für Kinder ab 8 Euro und für Erwachsene ab 18 Euro.