Archiv für den 25. Juni 2010

Wahlverwandtschaften im Wandel

Freitag, 25. Juni 2010

Erst tags zuvor gab die Stiftung für Zukunftsfragen eine Pressemitteilung heraus, wonach ein Einstellungswandel in Deutschland um sich greife: „Freunde werden zur Wahlfamilie„. Prompt ist nun in der „Welt“ zu lesen:

Die Welt, 25.06.10, Titel: Freunde ersetzen immer mehr die Familie

Wolfgang Opaschowski arbeitet als wissenschaftlicher Leiter der Stiftung des British American Tobacco Freizeit-Forschungsinstituts und bei seiner Arbeit kommen doch immer wieder interessante Details ans Tageslicht, etwa wieviel Prozent der Deutschen Freunde zur „unverzichtbaren persönlichen Lebensqualität“ zählen (aktuell mehr als 90%, vor acht Jahren nur mehr als 80%). Der kausale Zusammenhang mit dem demographischen Wandel, dass mehr und mehr Menschen als Singles alt werden, liegt nahe. Schön, dass auch betont wurde, virtuelle Freundschaften (etwa wie auf Facebook) könnten echte nicht ersetzen.

Im Orginaltext (siehe den Link oben) steht sogar: „Wahlverwandtschaften und Wahlfamilien erfahren eine Renaissance.“ Damit orientieren wir uns och gerne einmal mehr zum Klassiker der deutschen Literatur zurück, Goethes Wahlverwandtschaften, dem „ersten deutschen Problemroman der deutschen Literatur“ (laut verlinktem Text). Das behandelte Problem besteht in geänderter Form noch immer. So viel scheint sich in der Einstellung da doch nicht zu wandeln. Die demographischen Bedingungen allerdings wandeln sich in der Tat. Na dann, bleibt nur mit Reinhard Mey zu sagen: „Gute Nacht, Freunde“!

Schulfach Soziale Netzwerke

Freitag, 25. Juni 2010

Wie Katja Ridderbusch jüngst in der Welt berichtete, wird das Thema „Soziale Netzwerke“  künftig in US-Schulen unterrichtet. Die Vereinigten Staaten nehmen mit der Aufklärung über Wohl und Wehe der Möglichkeiten zur Selbstoffenbarung eine Vorreiterrrolle ein. Ab dem kommenden Schuljahr sollen an vielen Highschools die „Internet-Beratungsstunden“ sogar zur Pflicht werden“, heißt es weiter.

Die Welt, 22.06.10, Titel: Facebook raus, Klassenarbeit!

Neben den Gefahren des Cybermobbings sollen dabei auch die Chancen der Kommunikation und der Lehrsituation zur Sprache kommen. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind derzeit 73 Prozent der US-Teenager in sozialen Netzwerken aktiv (2006 waren es erst 55 Prozent). Eine Stärkung der Webkompetenz käme auch den Schulen und Schulbehörden zugute, die derzeit keine einheitliche Linie gegenüber Social Media verfolgen: Die üblichen Reaktionen reichen von Verbot bis Überwachung.

Zitiert wird eine Sprecherin der Atlanta International School im Bundesstaat Georgia, deren Internetcoaching unter anderem die Themen Datensicherheit, Kommunikationsverhalten, und -glaubwürdigkeit umfasst. „Jede Online-Aktivität ist ein Baustein in ihrem digitalen Profil“, so Courtney Fowler. Fast nicht zu glauben: Ausgerechnet in den USA – Heimatland des Abgesangs auf die Privatsphäre durch Facebook-Chef Mark Zuckerberg – entstünden derzeit sogar pädagogisch wertvolle soziale Medien und E-Learning-Plattformen (unter anderem biete auch das Goethe-Institut mit „Todo Alemán“ erfolgreich ein dreisprachiges Jugendportal an).

Bleibt die Frage, ob Jugendliche diese Netzwerke auch nur in annähernd gleicher Intensität nutzen werden. Hier das ambitionierte Video der „Todo-Alemaniacs“.