Mit ‘Soziale Netzwerke’ getaggte Artikel

Gleichberechtigung beim Internet-Surfen

Montag, 18. April 2011

Die deutschen Frauen haben die Lücke in der Netznutzung gegenüber Männern fast geschlossen. Das hat der Branchenverband Bitkom jetzt mitgeteilt. Insgesamt sind in Deutschland mittlerweile 71 Prozent aller Frauen im Netz, nur noch zwei Prozent weniger als bei den deutschen Männern. Vor zwei Jahren waren es erst 60 Prozent der Frauen. Das ist sogar dem Handelsblatt einen kleinen Beitrag mit großer Überschrift wert.

Handelsblatt, 18.04.11, Frauen holen Männer bei der Nutzung des weltweiten Datennetzes ein

Einige Unterschiede bestehen jedoch nach wie vor: Männliche Internetnutzer sind mit 146 Minuten durchschnittlich 16 Minuten länger pro Tag online als Frauen. 87 Prozent der Männer besitzen ein Mobiltelefon, gegenüber 79 Prozent der Frauen, und 86 Prozent der Männer nutzen einen PC, aber nur 72 Prozent der Frauen. Auch die Tätigkeiten beim Surfen verteilen sich geschlechtsspezifisch leicht unterschiedlich.

Beim Gaming stehen die Männer mit 29 Prozent fast doppelt so oft auf Egoshooter wie Frauen (15 Prozent), wohingegen die Frauen bei Rollenspielen mit 13 gegenüber 5 Prozent und bei so genannten Social Games mit 10 gegenüber 6 Prozent deutlich dominieren. Bei den Mitgliedschaften in Online Communities liegen die Frauen mit 82 Prozent bereits in Führung (Männer: 74 Prozent), ebenso wie beim Online Shopping mit 88 Prozent (Männer: 84 Prozent). Noch deutlicher ist die Vormachtstellung von Frauen im Internet unter deutschen Jugendlichen.

Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer zieht die einfache Schlussfolgerung: „Frauen vernetzen sich, Männer tragen Geräte zur Schau.“

Bitkom-Grafik Internetnutzung deutscher Frauen und Männer 2011

Geschützte Räume im Internet gefordert

Donnerstag, 24. März 2011

Rund zwei Monate nach Veröffentlichung des jüngsten „Medienkonvergenz-Monitorings“ der Universität Leipzig hat sich Medienpädagoge Bernhard Schorb im Interview zu den Ergebnissen geäußert. Darin fordert er, dass der Gesetzgeber öffentlich geschützte Räume schaffen sollte, ähnlich wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Dort muss man sich bewegen können, ohne dass man für den Kommerz ausspioniert wird und dort muss man vertrauenswürdige und seriöse Angebote finden. Man sollte öffentlich-rechtliche Plattformen schaffen, die gesetzlich fixiert sind. Ich habe einen Doktoranden, der versucht, das auszuarbeiten.“

Kölner Stadt-Anzeiger, 24.03.11, Kurzmeldung zu deutschen Jugendliche in sozialen Netzwerken

Hintergrund ist einerseits die Tatsache, dass sich viele Jugendliche häufig bereits in meheren sozialen Netzwerken bewegen, ohne sich um die Menge und Art der veröffentlichten personenbezogener Daten zu kümmern, und andererseits die von den Betreiberunternehmen wie Facebook offen zugegebene Nutzung der Personendaten für das effektive Platzieren von Werbung. Vielnutzer sind laut der Mitte Januar vorgestellten Studie vor allem ältere Jugendliche und Mädchen.

Medienpädagoge Schorb stellte dabei außerdem fest, dass der Kontakt per E-Mail gleichzeitig immer weiter zurück geht.  Die LVZ zitiert ihn: „Wir müssen den Jugendlichen helfen zu verstehen, was sie tun. Und sie müssen die Konsequenzen kennen.“ Beispielsweise müsse ihnen klargemacht werden, „dass sie sich auch dem Kommerz öffnen und mit ihren Profilen verkauft werden.“ Zum Überprüfen der Richtigkeit von Behauptungen in den Medien darüber, was Jugendliche im Netz machen wurden mehr als 8.000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren direkt in Sozialen Netzwerken befragt und parallel dazu 31 Heranwachsende interviewt.

Philatelisten fehlen

Mittwoch, 09. März 2011

„Come gather ‚round people wherever you roam
and admit that the waters around you have grown
and accept it that soon you’ll be drenched to the bone
if your time to you is worth savin‘
then you better start swimmin‘ or you’ll sink like a stone
for the times they are a -changin‘!“ – Bob Dylan

Den Zeitenwandel bekommen einem Bericht in der Welt zufolge auch die Briefmarken-Sammler und -Jäger zu spüren. Auf Tauschbörsen sind Philatelisten selbst teilweise so selten zu finden wie die blaue Mauritius. Vorbei sind demnach auch die Zeiten, in denen der typische Anbaggerspruch in diesem Zusammenhang überhaupt noch Anwendung findet:

Die Welt, 05.03.2011, Titel: Darf ich dir meine Sammlung zeigen?

Auf Facebook, wird berichtet, besteht sogar eine Gruppe mit dem Namen, „Als ich noch jung war, musste man Briefmarken noch ablecken“. Auch heute gibt es diese Briefmarken noch, aber es gibt eben auch sehr viele selbstklebende, es gibt vor allem Mails und sogar e-Postbriefe (wer auch immer diese benötigt). Und so ist es kein Wunder, dass vielen Vereinen (wie dem zitierten Verein Junger Briefmarkensammler in Bayern) langsam aber sicher der Nachwuchs ausgeht.

Dabei ist die Beschäftigung mit Briefmarken eine kulturhistorische (vom Befriedigen der Sammelleidenschaft einmal ganz abgesehen). „“If your time to you is worth savin'“ kommt der Tätigkeit schon sehr nahe. Der Sammler verwandte gerne seine freie Zeit darauf, sich in alte Zeiten hineinzuversetzen und „rettete“ damit sowohl alte als auch die jetzigen Zeiten. Das kommt bei Kindern, die sich fürs Sammeln begeistern lassen, kaum zum Tragen. Zudem verliert sich in der Pubertät das Interesse an diesem antiquierten Hobby meist recht schnell. Andere Dinge (wie das Internet mit seinen sozialen Netzwerken) sind Kids eher die Zeit wert, ihre Zeit zu vertun…

Allerdings sind manche Kulturschätze im Umfeld der Briefmarken nicht mehr wegzudenken. Ich denke dabei weniger an die Schwarzweiß-Filme, in denen schüchtern oder keck die titelgebende Frage gestellt wurde, sondern an das cineastische Meisterwerk „Charade“ mit Audrey Hepburn und Cary Grant. Hier die auch musikalisch durch Henry Mancini sehr eindrucksvoll unterlegte Szene, in der erst Bösewicht James Coburn und dann auch Cary Grant auf einer Briefmarkenbörse realisieren, dass das gesuchte Vermögen in Briefmarken angelegt sein muss. Später (ca. bei Minute 3:45) läuft Audrey Hepburn beim wohlmeinenden Briefmarkenhändler „Monsieur Felix“ ein, der einiges über die seltenen Marken zu berichten weiß.

Social Media One Way Marketing

Dienstag, 01. Februar 2011

Eine interessante Untersuchung der Unternehmensberatung A.T. Kearney belegt, dass die meisten internationalen Marken Facebook vorrangig für eine Einweg-Kommunikation nutzen. Untersucht wurden die entsprechenden Auftritte der 50 weltweit größten Marken. Währned zweier Monate zum Jahreswechsel blieben fast 90 Prozent aller dort gestellten Anfragen unbeantwortet.

Czerwensky intern, 01.02.2011, Titel: Facebook-Auftritte: Top-Marken verschenken viel Potenzial

Martin Fabel, Partner in der „Marketing and Sales Practice“ von A.T. Kearney führt vor Augen, dass Facebook als größte soziales Netzwerk mit 600 Millionen Nutzern bereits 30 Prozent der Weltbevölkerung mit Online-Zugang auf sich vereint. Fünf der Top 50-Marken waren dort gar nicht präsent, sieben der betrachteten Top-Marken haben ihre Pinnwand so eingestellt, dass nur das Unternehmen, nicht aber die Nutzer darauf Nachrichten posten kann. Nur elf Unternehmen beantworteten mehr als einen Eintrag. Prädikat: „Dislike“.

Nutzer liebten jedoch bestimmte auf sie zugeschnittene Werbebotschaften, also Einträge etwa mit Coupons, Sonderpreise oder anderen Vergünstigungen und Zusatzleistungen. Es sei wichtig, sich mit allen Möglichkeiten des Netzwerkes auseinanderzusetzen, um dann eine zum Unternehmen oder Produkt passende Strategie zu entwickeln. Dazu macht Martin Fabel sogar konkrete Vorschläge: Eine emotionale Brücke zum Verbraucher zu schlagen, etwa über das „Bedürfnis
nach Nostalgie und den Wunsch vieler Verbraucher, zu Menschen, Produkten oder Veranstaltungen aus früheren Lebensphasen zurückzufinden“. Oder durch die Möglichkeit zum Beispiel zu neuen Produkten oder Anwendungen seine Meinung abzugeben. Oder aber über den Facebook-Auftritt den Nutzer an gemeinnützigen Projekten zu beteiligen. Dazu, räumt er ein, sind zwar personelle Ressourcen erforderlich. Aber wenn das mal keine tollen Aussichten für die riesige,  empfängliche Facebook-Gemeinde verspricht! Dann weiß ich es auch nicht…

Magenschläge für Murdoch

Donnerstag, 13. Januar 2011

Gleich zwei schlechte Nachrichten für Rupert Murdochs Medienimperium News Corp. in Deutschland: Zum einen hat das soziale Netzwerk „Myspace“ fast die Hälfte seiner mehr als 1.000 Mitarbeiter entlassen, darunter alle in Deutschland beschäftigten, zum anderen ringt der Bezahlsender „Sky“ nach wie vor um ein tragfähiges Geschäftsmodell in Deutschland.

FAZ, 13.01.11, Kommentar: Myspace gibt auf

Die FAZ hat heute interessanterweise beiden Sachverhalten einen Kommentar gewidmet. Zur Aufgabe von MySpace in Anbetracht des übermächtigen Konkurrenten Facebook schreibt Holger Schmidt: „Ein ernsthafter Konkurrent ist im Moment nicht in Sicht.“ Seine Erwartung ist, dass eine mobile Anwendung als die nächste Innovation sich auf ein Übernahmeangebot von Google freuen dürfte. Doch wie sieht der Markt der sozialen Netzwerke derzeit aus?

Im FAZ-Beitrag zum Thema wird der Markt beleuchtet: Geocities wurde 1994 von Yahoo übernommen und 2009 geschlossen. 2002 ging Friendster an den Start, ein Jahr darauf  MySpace, das Friendster schnell überholte und nun von Facebook überholt wurde. 2005 begann StudiVZ (zum Holtzbrinck-Verlag) damit, Facebook Konkurrenz zu machen. Nachdem die Übernahme durch Facebook abgewehrt wurde, stagniert die tägliche Reichweite „bestenfalls“, heißt es weiter, ebenso wie bei anderen deutschen Netzwerken wie Wer-kennt-wen (von RTL) oder die Lokalisten (zu Pro Sieben Sat1). Die spektakulärste Pleite aber war die des Netzwerks Bebo, das AOL für 850 Millionen Dollar gekauft und schließlich für 5 Millionen Dollar verkauft hat.

Übrigens wird MySpace auch weiterhin in deutscher Sprache verfügbar sein, allerdings würden keine neuen Kampagnen mehr eingebucht, wird der bisherige Deutschlandchef Joel Berger zitiert. Erst jüngst hatte MySpace für die Nutzer den Weg mit einem Klick zu ihrem Facbeook-Profil geebnet, was manche Branchenkenner als Kapitulation vor dem Branchenprimus werteten. Zum Vergleich: MySpace hat aktuell rund 100 Mio. Nutzer, Facebook dagegen knapp 600 Millionen. Die News Corp. erwägt US-Medienberichten zufolge MySpace zu verkaufen (Yahoo gilt als Kaufkandidat). Erst jüngst hat die Seite ein neues Erscheinungsbild erhalten und will sich gegen den Mitgliederschwund stärker als Unterhaltungsplattform positionieren.

FAZ, 13.01.11, Kommentar: Fußball statt Wrestling

Gleichzeitig kommt der Bezahlsender Sky nicht aus den Verlusten heraus. Wie Henning Peitsmeier in seinem Kommentar bemerkt, helfe dagegen die Sender-Ankündigung wenig, dass die wöchentliche „TNA Wrestling Show Impact!“ weiter ausgestrahlt werde. Aktuell gibt es offenbar 2,65 Millionen Abonnenten, die Gewinnschwelle könnte frühestens mit 3 Millionen oder mehr überschritten werden. Die nächste Hürde zum Durchbruch sind die anstehenden Verhandlungen über die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga, in Konkurrenz zu den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten.

Neuronale vs. Soziale Netzwerke

Sonntag, 31. Oktober 2010

Diese Meldung hat mich kurz vor Beginn der Normalzeit noch einmal hellwach gerüttelt: Drogen zerstören Netzwerke im Gehirn, schreibt unter anderem die Welt unter Berufung auf eine Studie der Universität Rostock. Dabei hat eine Forschergruppe um den Rechtsmediziner Andreas Büttner systematisch die Gehirne Drogentoter untersucht und eine vorzeitige (und auch vor dem Tode) irreparable Degeneration des Gehirns festgestellt.

Die Welt, 30.10.10, Titel: Studie: Drogen zerstören Netzwerke im  Gehirn

Demnach seien bei den Betroffenen Nervenzellen abgestorben und die Zahl der Verschaltungen zwischen Nervenzellen habe deutlich abgenommen. Kurz: Das komplexe Netzwerk der Zellen im Gehirn werde beeinträchtigt oder sogar teilweise zerstört. Darüber hinaus möchte uns seit der jüngeren Vergangenheit der Autor Nicholas Carr mit seinem Buch „Wer bin ich, wenn ich online bin“ einreden, dass „bereits eine Onlinestunde am Tag erstaunliche neurologische Prägungen in unserem Gehirn“ bewirke (laut Klappentext).

So negativ wie Peter Praschl Mitte der Woche in der Welt würde ich das Buch nicht besprechen. Warum? Ich würde das Buch gar nicht besprechen, weil ich es gar nicht erst lesen würde – „mit einem Vorwort von Frank Schirrmacher“, der schon mit seiner eigenen Payback-Denk-Apokalypse Panik verbreitet. Machen also Soziale Netzwerke unser Gehirn ebenso kaputt wie Drogen die gehirneigenen Netzwerke? „Die Generalthese vom potenziellen Hirnschaden durchs Internet“ erscheint laut Peter Praschl unbegründet. Ebenso undifferenziert erscheint mir die pauschale Beurteilung der Gehirne Drogentoter, ohne  auf die dabei konsumierte Drogen zu verweisen (Heroin? – Kokain? – Cannabis? – Alkohol?).

Lesen kann bilden, Lesen kann aber auch nur Vorurteile zementieren. Nur Vorsicht, dass Lesen nicht zur Droge gerät und weitere neuronale, soziale oder sonstige Netzwerke zerstört.

Der Virus „Social Proof“

Mittwoch, 29. September 2010

Alleine der Titel der FAZ-Rubrik „Klarer denken“ erfüllt mein Herz mit Freude. Der Schriftsteller Rolf Dobelli lässt sich an dieser Stelle im Feuilleton in unregelmäßigen Abständen über Phänomene der Vernunft und des Verstandes aus.  Anfang dieser Woche überraschte er mich mit der Schlagzeile in Anlehnung an Summerset Maugham, die nur vermeintlich einer Binsenweisheit gleicht.

FAZ. 27.09.10, Titel: Wenn Millionen eine Dummheit behaupten, wird sie deshalb nicht zur Wahrheit

Das Ansteckende menschlichen Verhaltens beschreibt der Gründer und Kurator des Forums „Zurich.Minds“ unter dem Schlagwort „Social Proof“. Beginnt im Konzert einer zu klatschen, auch an einer ungeeigneten Stelle, klatschen schnell alle. „Man findet Social Proof in der Kleidermode, bei Managementtechniken, im Freizeitverhalten, in der Religion und bei Diäten.“ Nicht zuletzt führt er den Massenselbstmord ganzer Sekten oder Joseph Goebbels Rede vom „Totalen Krieg“ von 1943 an.

Als Ursache für dieses Verhaltensmuster gibt er eine Überlebensstrategie aus der Steinzeit an und verweist auf Alltagsfallen von Social Proof, die strategisch ausgenutzt werden. In Comedy-Sendungen wird Gelächter eingespielt, damit die Zuschauer zuhause (nachweislich) mitlachen, in der Werbung sprechen manche Marketingasse von „meistverkauften“ Produkten. Dies empfiehlt den Kauf zur Nachahmung, auch wenn es alles andere als ein echtes Verkaufsargument ist.

Süddeutsche Zeitung, 24.09.10, Titel: Zeig mir deine Wunde

Einen Bereich hat Rolf Dobelli jedoch vergessen aufzuführen, und zwar den der Sozialen Medien. Bereits ein paar Tage zuvor war mir hierzu obiger Artikel aus der Süddeutschen Zeitung aufgefallen, in dem Nikolas Westerhoff erklärt, wie in sozialen Netzwerken Menschen sich mit psychischen Leiden infizieren können. Das Internet mit seinen Foren und anderen Treffpunkten bildet den Nähr- oder Resonanzboden zur Ausbreitung von Online-Gemeinschaften zu psychischen Leiden.

Dies belegt eine zitierte Studie von Psychologen des Colleges of Human Ecology an der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York. Demnach gab es 1998 eine einzige bekannte Netzgemeinschaft zum Thema Selbstverstümmelung, 2001 bereits 28, aktuell um die 400. Nachweisbar ist auch die Selbstmordrate abhängig von der Suizid-Berichterstattung in Zeitungen (untersucht zwischen 1947 und 1968 anhand der New York Times). Nikolas Westerhoff  zitiert weitere Fälle übertragener psychischer Störungen, hysterisches Lachen 1962 in Tansania oder die ansteckende Angst vor dem verschwindenen Penis 1967, 1976 und 1990 in Ländern wie Thailand, Malaysia und Nigeria.

Ein weiteres interessantes Beispiel ist die eklatante Zunahme von Rückenschmerzen nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland, laut dem Mediziner und Soziologen Nicholas Christakis von der Havard University ein eindrucksvoller Beleg für die Macht eines sozialen Netzwerkes, auch „soziale Ansteckung“ genannt. Diese soziale Ansteckung wird durch die weit gespannten Online-Netzwerke weiter verstärkt. „Die Bestätigung für das eigene Verhalten liegt nur einen Mausklick entfernt.“, heißt es.

Soziale Netzwerke als Goldgruben

Donnerstag, 02. September 2010

Soziale Netzwerke verdienen ihr Geld längst nicht mehr nur mit schnöden Text- oder Bannerwerbungen. Der neueste Schrei der Werbung  sind Plakatwände in Online-Spielen. Im Welt-Beitrag aus dem August wird von Walt Disney, Electronic Arts und Google gesprochen, die bereits entsprechende Angebote platziert hätten. Als konkretes Beispiel werden Werbetafeln des Honda CR-Z im Facebook-Spiel „Car Town“ von Cie Games genannt.

Welt, 25.08.2010, Titel: Soziale Netzwerke als Litfass-Säulen im Internet

Nutzer eines Facebooks-Spiels würden einer solchen Werbetafel mehr Aufmerksamkeit schenken als Autofahrer einer realen Tafel an der Autobahn, so die logisch klingende Überlegung. Beim Dauerbrenner „Farmville“ von Zynga Inc. auf Facebook, das bereits mehr als 60 Millionen Menschen spielen, sind Werbetafeln von Microsoft, der Einzelhandelskette 7-Eleven und des Nahrungsmittelherstellers Cascadian Farm. Wer allerdings auf den holprigen Titel für diesen Artikel von Bloomberg kam, bleibt unklar.

Die Welt, 24.08.2010, Titel: Mehr Ungleichheit bitte

Tags zuvor hatte der Redakteur Ulrich Clauß dem Traum vom klassenlosen Internet eine Absage erteilt. Die so bezeichnete „Netzneutralität“ sei so unwahrscheinlich wie das Paradies auf Erden schickt er voraus, um darzulegen, dass sich die Internetbenutzer selbst „in verschiedene Verkehrsklassen aufgeteilt“ hätten. Online-Spiele und Internet-TV benötigen höhere Bandbreiten als „der Rest der Gemeinde“. Zudem differenzierten private Netzbetreiber ihre Angebote aus, was nur dort kartellrechtlich schwierig werden kann, wenn sie als Inhalteanbieter ihre eigenen Angebote bevorzugen.

Letztlich würden diese Entwicklungen der „Sonderwirtschaftszone“ Internet jedoch genausowenig schaden wie die Einführung von verschiedenen Billetklassen bei Zugfahrten. Das Internet ist demzufolge nur die Fortsetzung der Marktwirtschaft mit anderen Mitteln. Dort haben werbefinanzierte Spiele in Sozialen Netzwerken genauso ihren Platz wie besonders teure Zugangsmodelle zum Beispiel auch für Funkfrequenzen für den mobilen Internetzugang. In diesem Zusammenhang kündigt Ulrich Clauß auch wieder einmal das Ende der Kostenloskultur an. – Es sei denn, es finden sich in den Beiträgen die neuen Werbetafeln wieder…

Schulfach Soziale Netzwerke

Freitag, 25. Juni 2010

Wie Katja Ridderbusch jüngst in der Welt berichtete, wird das Thema „Soziale Netzwerke“  künftig in US-Schulen unterrichtet. Die Vereinigten Staaten nehmen mit der Aufklärung über Wohl und Wehe der Möglichkeiten zur Selbstoffenbarung eine Vorreiterrrolle ein. Ab dem kommenden Schuljahr sollen an vielen Highschools die „Internet-Beratungsstunden“ sogar zur Pflicht werden“, heißt es weiter.

Die Welt, 22.06.10, Titel: Facebook raus, Klassenarbeit!

Neben den Gefahren des Cybermobbings sollen dabei auch die Chancen der Kommunikation und der Lehrsituation zur Sprache kommen. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind derzeit 73 Prozent der US-Teenager in sozialen Netzwerken aktiv (2006 waren es erst 55 Prozent). Eine Stärkung der Webkompetenz käme auch den Schulen und Schulbehörden zugute, die derzeit keine einheitliche Linie gegenüber Social Media verfolgen: Die üblichen Reaktionen reichen von Verbot bis Überwachung.

Zitiert wird eine Sprecherin der Atlanta International School im Bundesstaat Georgia, deren Internetcoaching unter anderem die Themen Datensicherheit, Kommunikationsverhalten, und -glaubwürdigkeit umfasst. „Jede Online-Aktivität ist ein Baustein in ihrem digitalen Profil“, so Courtney Fowler. Fast nicht zu glauben: Ausgerechnet in den USA – Heimatland des Abgesangs auf die Privatsphäre durch Facebook-Chef Mark Zuckerberg – entstünden derzeit sogar pädagogisch wertvolle soziale Medien und E-Learning-Plattformen (unter anderem biete auch das Goethe-Institut mit „Todo Alemán“ erfolgreich ein dreisprachiges Jugendportal an).

Bleibt die Frage, ob Jugendliche diese Netzwerke auch nur in annähernd gleicher Intensität nutzen werden. Hier das ambitionierte Video der „Todo-Alemaniacs“.

Corporate Social Media ist schwer im Kommen

Dienstag, 08. Juni 2010

Das ist – positiv formuliert – das Ergebnis einer Blitzumfrage von news aktuell, wonach nur ein Drittel der deutschen Unternehmen über eine Social Media-Strategie verfügt (so die Original-Überschrift). Doch nicht genug damit, dass dies bereits bei jedem dritten deutschen Unternehmen der Fall ist: Knapp mehr als die Hälfte aller befragten Mitarbeiter gaben an, dass ihre Unternehmen derzeit dabei sind, eine solche Strategie zu entwerfen. Nicht mit dem Gedanken gespielt oder diesen verworfen haben demnach nur knapp 15 Prozent der Unternehmen.

presseportal.de, 02.06.2010: Nur jedes dritte Unternehmen hat eine Social-Media-Strategie

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Umfrage unter mehr als 1.700 Fach- und Führungskräften aus PR- Agenturen und Pressestellen verschiedener Unternehmen: Gut jede vierte Firma stellt für die Web 2.0-Kommunikation zusätzliche finanzielle Mittel bereit (28,2 Prozent). Führend sind dabei Dienstleistungsfirmen, von denen bereits 38 Prozent eine Social-Media-Strategie haben, mit 23,6 Prozent bilden Verwaltungen und Verbände das Schlusslicht.

Hauptargument für die Nutzung der Kommunikationskanäle ist die kostengünstige Alternative der Kontaktaufnahme. Obwohl das Thema „Social Media“ von fast zwei Dritteln der Mitarbeiter von Pressestellen als wichtig angesehen wird („sehr wichtig“ 17,3 Prozent, „eher wichtig“ 44,6 Prozent), haben doch nur weniger als die Hälfte dieser Unternehmen ein Budget dafür (s.o.). Aus Sicht der PR-Agenturen halten allerdings nur 8,5 Prozent der Unternehmen das Thema für „sehr wichtig“.

Insgesamt überwiegt die Nutzung der sozialen Medien durch die Pressestellen (57,1 Prozent) vor den Marketing-Abteilungen (51,4 Prozent), während die Chefs selber weit weniger im Web 2.0 aktiv sind (13,4 Prozent). Meistens dürfen sich nur zwei bis fünf Mitarbeiter offiziell im Namen des Unternehmens in Sozialen Netzwerken äußern (55,6 Prozent), nur 6,1 Prozent der Unternehmen erlauben allen ihren Mitarbeitern sich in sozialen Netzwerken zu Unternehmensfragen zu äußern.