Mit ‘Soziale Netzwerke’ getaggte Artikel

„Prosumenten“ und Protest-Liker

Donnerstag, 27. Mai 2010

Zwei Quellen beschreiben jüngst unterschiedliche Auswirkungen Sozialer Netzwerke auf die Politik von Unternehmen: Im Handelsblatt wird die Macht fotografierender Modeblogger beschrieben, in der Fachzeitung FNG Magazin (für Food, Nonfood und Getränke) behandelt ein Beitrag die teilweise schon ausgeübte Macht der Schwarmintelligenz.

Handelsblatt, 25.05.2010, Titel: Mitmachmarken erobern das Warenregal

Fashion-Blogger wie Scott Schuman und Yvan Rodic sorgten für eine „Demokratisierung der Mode“, heißt es da, darüber hinaus würde unter Marketingspezialisten bereits allgemein immer seltener vom Konsumenten gesprochen, sondern vielmehr vom „Prosumenten“ als Kurzform proaktiver Konsumenten. Demnach richteten sich schon einige große Modekonzerne nach Blogs, um zu erfahren, „wie der Verbraucher tickt, was er will und was ihm gefällt“. Als weiteres Beispiel wird die interaktive Heimwerkerseite von Bosch genannt, mit der neue Trends aufgespürt werden sollen. Die gute Nachricht: Die Bedürfnisse der Konsumenten werden ernst genommen. Die schlechte: Sie liefern den Konzernen oft nicht nur Geschäftsideen, sondern ihre Daten frei Haus dazu.

fng Magazin, 2-2010, Titel: Wie interaktive Netzwerke Macht über Unternehmen gewinnen

Der Einfluss von Internet-Netzwerkern auf große Unternehmen wird im Beitrag des fng Magazins am Beispiel von Nestlé verdeutlicht. Da der Konzern in seinem Schokoriegel Kitkat Palmöl verwendet, für dessen Gewinnung Regenwald in Indonesien abgeholzt wird, hat Greenpeace in Anlehnung an den Werbespot ein erschreckendes Video gedreht, das vor allem über Facebook mehr als eine halbe Million mal angeklickt wurde. Obwohl Nestlé mittlerweile mitteilte, dass der Vertrag mit dem entsprechenden Öllieferanten aufgelöst sei, bleibt ein Imageschaden und Vertrauensverlust.

Der Beitrag stellt klar, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda wie eh und je laufe, nur eben in einem viel schnelleren Tempo. Gelebte ethische und soziale Werte, heißt es weiter, würden in Zukunft noch weit stärker als bisher den Erfolg eines Produkts mitbestimmen. Virale Kampagnen sind dazu geeignet, Vorzüge oder Nachteile der Allgemeinheit mehr oder weniger drastisch vor Augen zu führen. Der geneigte Facebook-Nutzer muss dem Protest-Inhalt dann nur noch seine Zustimmung erteilen, indem er den „Like-Button“ klickt. Allerdings ist dazu vorher ein engagierter „Prosument“ nötig, ein Blogger, Journalist oder eben eine Institution wie Greenpeace, die mit den entsprechenden Mitteln auf positive oder meist negative Eigenschaften von Produkten aufmerksam macht.

Wochenend-Presseschau 17-10

Sonntag, 02. Mai 2010

Nach längerer Pause wieder ein Eintrag zu interessanten Presseartikeln des vergangenen Wochenendes. Regelmäßige Rubriken sind doch immer nur so gut wie ihre jeweiligen Inhalte. Womit ich schon bei der ersten Meldung wäre, eine Kurzmeldung im Kölner Stadt-Anzeiger vom vergangenen Samstag (trotz Feiertags). Darf der BDZV der von ihm selbst beauftragten Studie so ohne Weiteres vertrauen oder ist das Vertrauen in Paid Content eher ein „Sich-Selber-Mut-Zusprechen“?

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.05.2010, BDZV über Bezahlmodelle im Internet

In der Welt am Sonntag dann zwei weitere interessante Artikel zur Internetkultur: Einmal befasst sich Frank Schmiechen mit dem neuen Facebook-Angebot, den „Like-Button“ des Sozialen Netzwerkes nun auch auf anderen Seiten einzubinden, das im Verlauf der Vorwoche bereits sein Kollege Thomas Heuzeroth behandelt hatte (texthilfe.de berichtete). Dieser hingegen führt ein Interview mit dem Antiviren-Softwareanbieter Eugene Kaspersky unter der Überschrift: „Sie können nie vor Hackern sicher sein.“ Besonders interessant darin, dass zwar jedes Internetvirus aufgespürt und unschädlich gemacht werden kann, die damit verbundenen Gefahren jedoch wachsen. So könnten z.B. Kraftfahrzeuge, in denen nicht mehr nur die Verbindung zum GPS über ein digitales Netz funktioniert, oder auch Flugezuege, die inzwischen Internet für Passagiere anbieten, gezielt lahmgelegt oder sogar übernommen werden. Zitat: „Ich selbst habe Dinge gesehen, die ich Ihnen nicht verraten kann. Nur so viel: Die Realität ist viel schlimmer.“ Beunruhigend.

Welt am Sonntag, 02.05.2010, Titel: Freundliche Übernahme

Die Blauäugigkeit vieler Menschen kommt als ein weiterer Aspekt im Interview zur Sprache. Sie wird nun durch Mark Zuckerberg und seinen Konzern Facebook systematisch ausgenutzt, indem er allen Internetseiten zur Verfügung stellt, den Bewertungsknopf „Mag ich“ auf der eigenen Homepage einzubinden. Dies machen inzwischen Modehäuser, Musikanbieter, sogar CNN. Die Folge: Als Mitglied von Facebook blicken Dich auf diesen Seiten die Gesichter Deiner Freunde an und geben ungefragt Ihre Empfehlungen an Dich weiter. Was für den Nutzer den vorgeblichen Vorteil vertauenswürdiger Empfehlungen bietet, liefert Facebook Daten über Dich und Dein Konsumverhalten – wenn Du es denn zulässt.

Laut Frank Schmiechen in der Welt am Sonntag lässt diese Entwicklung „das Empfehlungsinternet zu einem Massenphänomen“ werden: „Das Empfehlungsinternet ist nicht mehr zu stoppen, weil es große Vorteile für die Nutzer hat.  (…) Das Empfehlungsinternet wird uns noch viel mehr Dinge finden lassen, die wir nie gesucht haben, die aber trotzdem eine hohe Relevanz für uns haben. Dafür sorgen unsere Freunde.“ Auch wenn der WamS-Autor die Selbstdarstellung im Internet mag, wie er abschließend betont, weist er doch richtigerweise auf die „Aufmerksamkeit und Verantwortung“ hin, die der Nutzer aufbringen muss bei seinen privaten Entscheidungen, welche Kenntnisse über seine Person er in Bildern, Worten und Handlungen von sich preisgibt.

Praktische Tipps für die Datensicherheit

Dienstag, 13. April 2010

Während in der vergangenen Woche Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sich mit Facebook anlegen wollte, folgen nun endlich die heiß ersehnten Tipps für einen bewussten, möglichst sicheren Umgang mit den eigenen Daten in Sozialen Netzwerken. In der FAZ hatte Marco Dettweiler noch darauf hingewiesen, dass es durchaus eine ministeriale Aufgabe sein könnte, uns zu zeigen, “wo man in Facebook die richtigen Häkchen setzt“ (Texthilfe berichtete). Heute gibt uns Steffen Haubner im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers diese Tipps.

Kölner Stadt-Anzeiger Magazin, 11.04.2010, Titel: Vorsicht vor falschen Freunden

Erster Tipp: In den Privatsphäre-Einstellungen die Profil-informationen aufrufen und gegebenenfalls die Option „nur Freunde“ wählen.

Zweiter Tipp: Unter Kontaktinformationen festlegen, wer zum Beispiel die Telefonnummer einsehen darf. Am besten nur Freunde hinzufügen und Nachrichten schicken zulassen.

Dritter Tipp: Im Eingabefenster für neue Beiträge besteht die Möglichkeit, seine Statusmeldungen ebenfalls nur gewissen Leuten zu zeigen, entweder allen, nur den eigenen Freunden oder auch den Freunden von Freunden. Darüber hinaus sind benutzerdefiniert einzelne Kontakte hinzuzufügen oder auszuschließen.

Vierter Tipp: Das Einteilen der eigenen Freunde in einzelne Unterkategorien wie „Kollegen“, „Familie“ u.s.w. ermöglicht das vereinfachte Zuordnen von Nutzergruppen. Dazu in der linken Menüleiste Freunde anklicken und auf der neuen Seite oben rechts eine Liste erstellen. Die erstellten Freundesgruppen lassen sich dann bei der benutzerdefinierten Auiswahl von Kontakten wie Einzelpersonen auswählen.

Fünfter Tipp: Wer den Zugriff auf seine persönlichen Daten reduzieren möchte, sollte so wenig Spaßanwendungen wie möglich innerhalb von Facebook nutzen, vor allem diejenigen Umfragen und Spiele, bei denen vorher eine Zustimmung auf den Zugriff abgefragt wird. Im Konto-Menü lässt sich oben rechts unter „Anwendungs-Einstellungen“ ein Überblick ansehen, wo nachträglich die Zustimmung zur Nutzung persönlicher Daten widerrufen werden kann.

Sechster Tipp: In den Privatsphäre-Einstellungen sollte das Häkchen bei Öffentlichen Suchergebnissen deaktiviert werden, sofern die im Nutzerprofil gespeicherten Informationen nicht über Suchmaschinen auffindbar sein sollen.

Zuletzt mahnt der beschlagene Autor Steffen Haubner, dass der gutgläubige Facebook-Nutzer vielleicht nicht unbedingt unbekannte Freunde akzeptieren sollte, nur weil sie mit schönen Fotos locken. Abschließend verweist er auf die Untersuchung der Stiftung Warentest, die erhebliche Mängel in der Datensicherheit von Sozialen Netzwerken offenbart (Texthilfe berichtete). Ein Vergleich, wie es um die Datensicherheit in anderen Netzwerken bestellt ist, rundet den hoch informativen Beitrag ab.

Kleine und große Datenverbrechen

Freitag, 26. März 2010

Stiftung Warentest befindet die Sicherheit von Internet-Communities für mangelhaft. Demnach gehen die zehn untersuchten Soziale Netzwerke mit den Daten ihrer Mitglieder nicht sorgfältig genug um. Während jedoch die großen Konzerne mit ihren Verbrechen ohne Strafverfolgung durchkommen, werden die kleinen Verbrecher, die sich in Netzwerken outen, gefasst. Als Beispiel der Berichterstattung nur eine von mehreren hundert Schlagzeilen zu diesem Thema aus dem Kölner Stadt-Anzeiger:

Kölner Stadt-Anzeiger, 26.03.10, Titel: Löcher in sozialen Netzwerken

 Am besten mit nur „einigen Mängelön“ schnitten demnach die beiden Netzwerke der VZ-Gruppe, schuelervz.net und studivz.net ab, gefolgt von vier Portalen mit „erheblichen Mängeln“, jappy.de, lokalisten.de, wer-kennt-wen.de und xing.com. Das unrühmliche Schlusslicht der Untersuchung bilden die vier Sozialen Netzwerke in der Reihenfolge: stayfriends.de, facebook.de, linkedin.de und myspace.de. Bei Xing, Facebook, Linkedin und Myspace führte zur Abwertung, dass die Anbieter eine Prüfung der Datensicherheit durch einen „kontrollierten Einbruchsversuch“, sprich eine genehmigte Hackerattacke verweigerten.

Auffällig jedoch, dass die drei letztgenannten US-Seiten deutlich schlechter abschnitten als die deutschen. Daher sprach Holger Brackemann von der Stiftung Warentest von einem „kulturellen Unterschied“ zwischen den Seiten von den beiden entgegengesetzten Seiten des Atlantischen Ozeans. Facebook und Myspace waren zudem die einzigen der getesteten Netzwerke, bei denen auch der Umgang mit den Nutzerdaten als mangelhaft bewertet wurde. Bei Myspace wurden insgesamt mehr als 20 unwirksame Klauseln in den Datenschutzrichtlinien festgestellt, bei Facebook gewisse Formulierungen lediglich als „willkürlich und intransparent“ bezeichnet.

Sehr gute Noten erhielten dagegen nur die beiden VZ-Netzwerke in der Kategorie Nutzerrechte sowie SchülerVZ für den Umgang mit den Nutzerdaten. Beid en sechs genehimgten Hackerattacken kam allerdings kein Anbieter über ein ausreichend hinaus; vor allem beim Einloggen über W-Lan auf mobilen Enmdgeräten liegen die Zugangsdaten für Neugierige quasi wie ein aufgeschlagenes Buch vor. Der Appell der Stiftung Warentest an die Netzwerke nach verbesserter Datensicherheit wird sicherlich ungehört verhallen, es ist an den Nutzern, sich um die eigene Datensicherheit zu kümmern.

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft allerdings lobt das „hohe Datenschutzniveau der deutschen Netzwerke“. Diese Einschätzung als Aufmacher zu wählen halte ich für etwas übertreieben, wenngleich der BVDW direkt anschließt, er nehme „die durch die Stiftung Warentest aufgezeigten Mängel im Bereich der Datensicherheit sehr ernst und wird daher zusammen mit den im Verband organisierten Netzwerken an einer Verbesserung arbeiten“. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Leitfaden erarbeitet: „Sicherer Einstieg in Soziale Netzwerke – 10 Tipps, die Nutzer beachten sollten„. Jedenfalls sollten Verbrecher gemäß dem elftem Gebot „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ nicht in den Netzwerken über ihre unrechten Taten prahlen, wie der Kölner Stadtanzeiger in einem Zusatzartikel verdeutlicht.

 Kölner Stadt-Anzeiger, 26.03.10, Titel: Eine wahre Fundgrube für die Polizei

Ungeduld und Interessenmängel

Donnerstag, 25. März 2010

Vor- und Nachteile des alltäglichen digitalen Austausches. Die harten Fakten vorne weg: 83 Prozent der 14- bis 17-Jährigen und 67 Prozent der 18- bis 29-Jährigen tauschen sich täglich online aus, zwei Drittel der Jugendlichen chatten regelmäßig, etwa die Hälfte der unter 25-Jährigen nutzt Soziale Netzwerke wie Facebook oder StudiVZ. Diese Zahlen entstammen der diesjährigen Ausgabe der Studienreihe „Gesprächskultur in Deutschland„, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Aufrag von „Bild der Frau“ und „Jacobs Krönung“ erstellt hat. Holger Kreitling zitiert diese Angaben in der heutigen Welt.

Welt, 25.03.10, Titel: Schau mir in die Augen, Kleines? Nicht im Netz!

Neben der Print- und Online-Veröffentlichung mit dieser einigermaßen umständlichen Überschrift ist derselbe Artikel auch erschienen unter der Schlagzeile: „Die Jugend lebt in Digitalien„, nicht minder gewollt. Dabei ist das Ergebnis – auf der Studien-Homepage als „Gesprächskultur 2.0“ tituliert – gar nicht so sehr überraschend. Holger Kreitlings Vergleich mit seiner Oma Elise, die bereits in den 1930er Jahren telefonierte, allerdings nur kurz und knapp um sich zu verabreden, greift durchaus: „Die Taktfrequenz erhöht sich“.

In diesem Zusammenhang wurden auch Umstände von Gesprächen abgefragt, wobei sich erneut die typischen Unterschiede zwischen Jung und Alt zeigten: Während ältere Menschen dabei großen Wert auf Augenkontakt legen, spielt der nur noch für weniger als die Hälfte der jungen Leute  eine wichtige Rolle. (Daher die Überschrift.) Etwas problematisch ist für mich aber der Begriff der „Geborgenheit“, den die Kommunikationswelt im Internet für Jugendliche ausstrahlen soll, „eine Höhle, die gleichzeitig weit und offen und hell ist“ und das Gefühl vermittle, nicht allein zu sein. (Hier kommt der Begriff „Digitalien“ auch im Fließtext ins Spiel.)

Einen ernsten Anlass zur Besorgnis sehe ich darin ebensowenig wie Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Soziale Netzwerke würden vorwiegend genutzt, um bereits bestehende Kontakte zu pflegen. Reale Kontakt seien auch für Jugendliche zum Aufbau einer echten Freundschaft unerlässlich. Sehe ich auch so. Beim Chat unter Fremden dient das Netz aus eigener Erfahrung eher hervorragend dazu, sich falsche Vorstellungen zu machen. Doch sind persönliche Gespräche durch die heutigen (und vermutlich auch die künftigen) Formen der Web 2.0-Kommunikation nicht zu ersetzen, auch nicht für die „Jugend von heute“. Diesen Aspekt stellen andere Blätter in ihren Besprechungen in den Vordergrund, so Christian Unger im Hamburger Abendblatt, oder der ddp-Bericht in der Aachener Zeitung.

Die wirklich beunruhigenden Aspekte der Studie nennt Holger Kreitling ganz zum Schluss, obwohl die für mich in die Schlagzeile gehört hätten: Die Verhaltensformen verschlechtern sich insoweit, als die Ungeduld in der Kommunikation zunimmt und als die Interessensgebiete der jungen Leute sich en gros verschmälern. „Die Bereitschaft zu gesellschaftlichen Debatten wird wohl rapide schwinden“, schlussfolgert der Welt-Autor, da viele Jugendliche sich nur noch um sich selber drehen. Zudem gehe die Fähigkeit zu schweigen im allgemeinen Grundrauschen verloren. O.k., bin ja schon still.

Digitale Orientierungssuche

Sonntag, 07. März 2010

Die Welt am Sonntag hat mich heute doch einigermaßen überrascht: Auf der Titelseite verspricht eine Überschrift neue Erkenntnisse über die Bedeutung des Internets, deren Antwort dann allerdings ganz anders ausfällt als erwartet. Denn die Doppelseite 72/73, auf die hier verwiesen wird, ist grafisch in Anlehnung an die Startseite bei Facebook gestaltet. Vielmehr aber fesselte mich anschließend der Aufmacher der „Stil“-Abteilung über das Geschäftsmodell von Apple.

WamS, 07.03.10, Titel: Wie das Netz unser Leben verändert

Der Untertitel „Facebook-Report“ hätte mich stutzig machen sollen. Das zugegeben große Soziale Netzwerk ist sicherlich eine Marke im Bewusstsein sowohl des Marktes, als auch vieler einzelner Nutzer. Aber der Titel hatte mich doch eher an die geplante Enquete-Kommission des Bundestags erinnert oder wenigstens an umfangreiche Studien über das Ausmaß des Einflusses des Internets auf das alltägliche Leben. Die Auslassungen unserer Bundesfamilienministerin Kristina Schröder über Facebook interessierten mich dann doch weniger. Spannend dagegen fand ich die Betrachtung von Andreas Rosenfelder über „unsere Doppelgänger in den sozialen Netzwerken“:

WamS, 07.03.10, Tietl: Vom doppelten Körper des Facebook-Nutzers

Die seit vielen Jahren übliche Angewohnheit, sich im netz einen Avataren anzulegen, vergleicht der Autor mit dem im Mittelalter bemühten „politischen Körper“ ein es Königs, der im Gegensatz zu seinem natürlichen Körper „makellos und unsterblich“ war. „Der Datenkörper steht immer im Licht der Öffentlichkeit, auch wenn wir uns gerade verkriechen möchten.“ Weiter beobachtet Andreas Rosenfelder richtig, dass diese Daten keinen „programmierten Zelltod“ kennen und stattdessen im Fall des Ablebens ihres Urhebers weiter existieren. Es sei denn, wie werden von einer Spezialfirma weitgehend gelöscht. Da gefiel mir natürlich besonders der Vergleich mit James Camerons „Avatar“, über den ich schon lange nichts mehr geschrieben habe.

Allerdings wird dieses treffliche Bild nicht weiter vertieft, sondern handelt der Artikel anschließend vorrangig von der Datenmenge und -speicherung. Während die Telekom in der vergangenen Woche nach dem Verbot der Vorratsdatenspeicherung durch das Bundesverfassungsgericht insgesamt 19 Terrabyte an Daten gelöscht hat, tun wir bei Facebook unablässig immer noch genau das: Daten auf Vorrat speichern („Petabytes“, wenn wir dem Artikel glauben wollen). Das Verweilen auf der Seite verwandle sich „in einem vielstimmigen Gesellschaftsroman, montiert aus Anekdoten, banalen Kantinenwitzen, witzigen Aphorismen, Partyfotos und Miniatur-Leitartikeln“. Aber weder sei das Copyright an diesem Roman festzumachen (Verweis zur Hegemann-Debatte), noch stünde uns im Allgemeinen bislang das nötige „Survival-Wissen“ des Internetzeitalters zur Verfügung, um „all die Elemente zu beherrschen, aus denen sich unser Daten-Corpus zusammensetzt“.

WamS, 07.03.10, Titel: Angebissen

In diesem Zusammenhang passt der so betitelte Beitrag von Joachim Bessing und Lorraine Haist sehr gut ins Bild. Ausgehend von der früheren Lagerbildung Bill Gates (Microsoft) versus Steve Jobs (Apple) wird die heute deutlich verschobene Marktposition dargestellt: Apple stünde heute etwa da, wo Ende des vorigen Jahrhunderts noch Sony stand. „Mit dem iPod hat Jobs den Walkman des 21. Jahrhunderts auf den Markt gebracht. Mit dem iPhone hat er das Mobiltelefon neu erfunden. (…)“. Was aber nioch wichtiger ist, Apple bestimmt in seiner Machtposition auch über die Inhalte, die via „iTunes-Store“ vertrieben werden: Musiktitel, Zusatz-Applikationen, genannt Apps, und demnächst auch die Inhalte fürs iPad von Zeitungs- und Schulbuchverlagen.

Vor diesem Hintergrund passt das Firmenlogo, ein angebissener Apfel, besonders gut: Nach dem Biss in die verbotene Frucht wurden die ersten Menschen aus dem Paradies verwiesen. Die Autoren sehen die Entsprechung zum Nutzer der Jobs-Produkte: „Hinter dem Glas des Monitors liegt sein Garten der Lüste. Mithilfe des orthodoxen Regulariums des iTunes-Store wird dort nun aufgeräumt.“ Nicht nur wurden dort sämtliche Google-Anwendungen aus dem Angebot genommen, sondern auch alle Anwendungen, die anzüglich erscheinen könnten, zensiert (so etwa eine Diashow von Katzenbildern, die dummerweise den Namensbestandteil „Pussy“ trug).

Apple allerdings habe wesentlich zur heutigen Netzkultur mit dem in Soziale Netzwerke ausgelagerten Privatleben beigetragen, „weil es Steve Jobs gelungen ist, aus grauen Büomaschinen Familienmitglieder zu machen: Dinge, die wie Handschmeichler sind“. Der Schluss des Artikels leuchtet mir allerdings nicht ganz ein: „Aus Steve Jobs Paradies wird keiner mehr verbannt“, heißt es da. Aber zuvor klang es noch so, als sei es Steve Jobs gewesen, der uns aus dem Paradies geschmissen habe. Sein Konzern des angebissenen Apfels trägt dazu bei, die Zeiten des kostenlosen und des unzensierten Internets zu beenden. Ob ein Konsumentenprotest gegen Apple wirklos bliebe, wie in der WamS vermutet wird, ist ungewiss. Aber die Verhandlungen um digitale Urheberrechte haben erst begonnen. Alternative Geschäftsmodelle zu Gunsten der Verbraucher werden vermutlich nicht lange auf sich warten lassen.

Internet-Bestandsaufnahme für den Bundestag

Freitag, 05. März 2010

Nachdem es nun mal keinen Internet-Minister in Deutschland geben soll – wofür auch, gibt es vielleicht einen Zeitungs- oder Fernsehminister? – will sich der Deutsche Bundestag nun aber doch informieren über den Stand der Dinge in Sachen World Wide Web. Das hat der Kölner Stadt-Anzeiger heute in einem Artikel mit der nachfolgenden Überschrift berichtet. Dabei hat der IT-Branchenverband Bitkom doch erst in dieser Woche eine ausführliche Analyse der Bedeutung des Internets für den Alltag in Deutschland abgelegt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 05.03.201, Titel: Das Verhältnis von Internet und Gesellschaft

Eine Enquete-Kommission des Bundestag aus nicht weniger als 17 Parlamentariern udn 17 Experten untersucht das Thema „Internet und digitale Gesellschaft“, sprich die Auswirkungen des Netzes auf das das Leben. Mit einem Abschlussbericht ist bereits 2012 zu rechnen. Hoffentlich sind dann auch bereits die neuesten Tendenzen berücksichtigt. Sehr schön am Rande die Aussage des Kommissionsvorsitzenden Axel E. Fischer (CDU): „Die digitale Revolution muss gestaltet werden.“ Das aber sicher nicht von der Politik, da hätte wohl besser gepasst: „… muss verwaltet werden.“ Dabei hatte Anfang der Woche in diesem Zusammenhang auch die Welt berichtet:

Die Welt, 02.03.2010, Titel: Kein Entkommen

Gemeint war damit allerdings nicht die umspannende Netzwirkung des Internets als sei es das Werk einer erdumspannenden Spinne, sondern nur diejenige von sozialen Netzwerken. Einer Studie von Convios Consulting im Auftrag der United Internet AG zufolge sind bereits 93 Prozent aller 20-24-Jährigen bei einem Sozialen Netzwerk angemeldet. Führend ist demnach derzeit noch www.wer-kennt-wen.de (25 Prozent) vor www.facebook.de (22,7 Prozent) und www.studivz.de (14 Prozent). Dahinter folgen MySpyce und Xing mit immerhin auch noch gerade zweistelligen Prozentanteilen.

www.stayfriends.de nähme mit seinen 30 prozent Marktanteil alleridngs eine Sonderrolle ein, da es hierbei vorrangig um Freundessuche und nicht um das tägliche Chatten gehe. Von Belang allerdings noch die Zeitangabe, wonach die Deutschen durchschnittlich 2,7 Stunden täglich in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Selbst das US-Militär erlaube seinen Soldaten mittlerweile auf den eigenen Computern die Nutzung der beliebten Dienste, weil sie zu einem „wesentlichen Bestandteil“ für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit geworden seien. Mit freundlichen Grüßen an die Internet-Enquete.

Teilhabe an der Teilenskultur

Dienstag, 23. Februar 2010

Im Feuilleton der Welt steht heute unter der Rubrik „Aus internationalen Zeitschriften“ ein sehr interesasanter Kurzbeitrag aus der „Gazeta Wyborcza“ (laut Wikipedia die größte überregionale polnische Tageszeitung) zum Thema der Kultur des Teilens. Zitiert wird Mateusz Halawa, der zusammen mit einem Forscherteam die Nutzung moderner Komunikationstechnologie durch junge Leute untersucht hat.

Welt, 23.02.10, Rubrik: Aus internationalen Zeitschriften

Über die Leichtigkeit des Hochladens von Daten (Fotos und Videos) führe die Kultur des Teilens zum Problem des Übermaßes oder Überflusses. Deshalb werde in den Sozialen Netzwerken (oder im Web 2.0 insgesamt) die Fähigkeit zur Recherche zu einem unverzichtbaren Gut. Dies ist nebenbei ein Aspekt, dem der Betrachter durchaus Positives abzugewinnen vermag,  da die digitalen Marktplätze der Eitelkeiten dies insofern mit wissenschaftlicher Arbeit gemeinsam hätten.

Zu unterscheiden ist hierbei zwischen den Suchalgorithmen, die den dabei gentuzten Suchmaschinen zu Grunde liegen (und dem Suchenden die eigentliche Suche abnehmen), und dem eher praktischen Know-How, mit den richtigen Suchwörtern zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Mateusz Halawa wird angeführt: „Das Wissen, wo die Inhalte sind, wie sie zu orten und zu nutzen sind, wie sie kontexualisiert und weiter gereicht werden, ist heutzutage zum grundlegenden Kriterium für die Teilhabe an der Netz-Kultur geworden.“ Dabei klingt die „Teilenskultur“ im Netz ein wenig nach einer „Leidenskultur“ (rein der Konstruktion udn des Umlaut wegen), wobei das Leid höchstens in einer Reizüberflutung oder aber in fehlender Aufmerksamkeit außerhalb der virtuellen Identität begründet sein könnte.

Die Netzkultur bezieht sich hierbei auf das Teilen des User Generated Contents, auf somit zumeist urheberrechtlich unproblematische Dateien, die selbst angefertigt und hochgeladen wurden. Dies zur Unterscheidung gegenüber den Rechtfertigungen von Helene Hegemann, die ihre nicht erwähnte Vereinnahmung eines fremden Buches mit der „Kultur des Sharing“ erklärt hatte. Wenn sich literarische Zitate auf bekannte Bücher beziehen, ist eine Kennzeichnung nicht zwingend notwendig, da sie sich als Intertexualität erklärt, beziehen sie sich jedoch auf wenig bekannte Bücher, so nennt man dies Plagiarismus.

Welt ,23.02.10 , Titel: Für wWestdeutsche-Medien-Ostdeutsche-unbekannte

Ein weiterer Artikel zu „internationalen Zeitschriften“ (das ist eine Frage der Innen- oder Außenperspektive) bezieht sich auf eine Untersuchung, die die Universitäten in Jena, Leipzig und Wien gemeinsam durchgeführt haben. Demnach werden die Ostdeutschen in den westdeutschen Medien immer noch nicht „auf Augenhöhe wahrgenommen“, wie der Jenenser Historiker Rainer Gries zitiert wird. Westdeutsche stärkten anhand der Vorurteile gegenüber Ostdeutschen ihre eigene Identität. Zudem konzentriere sich die Berichterstattung auf wenige Themen, wie „politische Aktivitäten des Westens“ im Osten oder der Osten „als Empfänger von Zuwendungen“.

„Die anderen“ wie im vom Artikel genannten Film „Das Leben der anderen“ erscheint mir als nach wie vor gängige Sicht zulässig, nicht aber der in der Überschrift gewählte Passus von den „unbekannten Wesen“. Der erinnert an die Aufklärungsfilme von Oswalt Kolle von 1969, was gleichzeitig bedeuten könnte, eine langsam von statten gehende Annäherung würde sich wenigstens über weitere 20 Jahre hinziehen. Oder sind „Dein Mann“ und „Deine Frau“ für uns auch heute immer noch unbekannte Wesen? Dann könnten es auch die Ossis für die Wessis und umgekehrt für lange Zeit bleiben.

Der gläserne Netzwerker

Montag, 22. Februar 2010

Die Financial Times Deutschland hat aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens Anfang der Woche vier Ausgaben in einer verpackt. Zur Gestaltung traten vier Teams aus Politikern, aus Topp-Managern, aus Kreativen und aus Zehntklässlern an. Der von den Schülern gestaltete Teil hat mir am besten gefallen, vor allem der Beitrag in der Agenda-Serie: „Nackt im Netz“ und dazu der Kommentar der Hamburger Zehntklässlerin Theresa Lehmann: „Mausklick pflegt Freundschaft“.

FTD. 22.02.10, Titel: Nackt im Netz

Die Magazingeschichte problematisiert die technischen Standards des neuen Sozialen Netzwerkes „Buzz“ von Google, das automatisch alle früheren E-Mail-Kontakte von Gmail-Nutzern als Freunde hinzufügt sowie ungefragt den geografischen Aufenthaltsort und den Arbeitgeber bekannt gibt. Dies ist bei einer Frau, die sich zuvor von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat, besonders unverantwortlich. „Fälle wie dieser zeigen, dass es im Internet keine Garantie für den Schutz der Privatsphäre gibt“, schreiben Andrea Rungg aus Hamburg und Helene Laube aus San Francisco. Weiter heißt es: „Wer sich einmal bei Facebook, Myspace oder MSN angemeldet hat, kann seine Spuren kaum noch verwischen.“

Für den Großteil der weltweit rund 400 Millionen Facebook-Nutzer, die pro Monat mehr als drei Milliarden Fotos hochladen, offenbar kein Problem. Gründer Marc Zuckerberg wird zitiert, wonach „die Ära der Privatsphäre beendet“ sei. Dieser unverantwortliche Umgang Sozialer Netzwerke mit Nutzerdaten könnte aber auch methodisch missbraucht werden, etwa durch von totalitären Regimen beauftragten Hackern oder durch erwachsene Gmail-Nutzer, die ungefragt die für nicht sie bestimmten Chats von Kindern und Jugendlichen mitlesen können. Auch, wenn mittlerweile bereits eine neue, entschärfte „Buzz“-Version existiert, hat doch eine Jurastudentin bereits im Namen von 31,4 Millionen Gmail-Nutzern Sammelklage eingereicht.

Allerdings steht auch Facebook in der Kritik, weil seit vergangenen Dezember Nutzer die Sichtbarkeit ihrer Profile nur noch zwischen „für Freunde“ oder „für alle“ auswählen können. Die kanadische Datenschutzkomissarin Jennifer Stoddard konnte allerdings bei Facebook bereits Änderungen zum Schutz der Privatsphäre erwirken und pant dies nun auch für Buzz. Helen Nussbaum, Professorin für Medien, Kultur und Kommunikation an der New York University, glaubt daran, dass sich Netzwerke mit verbesserten Datenschutzstandards auch bei den Nutzern besser durchsetzen werden. Bis dahin bleiben Teilnehmer, die keine Lust mehr auf eine virtuelle Existenz in einem Onlinenetzwerk haben, auf so genannte „Selbstmordmaschinen“ angewiesen, die einen Großteil der dort hinterlassenen Spuren löschen können.

FTD, 22.02.10, Grafik zur Chatnutzung

In ihrem Kommentar „Mausklick schafft Freundschaft“ appelliert die Gymnasiastin Theresa Lehmann an die Eigenverantwortung der Nutzer. Als praktischen Tipp empfiehlt sie, eine Seite nur den eigenen Freunden zu zeigen. Ansonsten überwögen ihrer Ansicht nach die Vorteile, weltweit Kontakte pflegen und sich im direkten (Chat-)Kontakt mit Freunden austauschen zu können. Indem reale Treffen online angebahnt und durch das Austauschen von Fotos anschließend auch online geteilt würden, ergebe sich eine durchaus sinnvolle Nutzung und die Netzwerke im Internet ließen sich „wirklich als soziale betrachten“.

Mobile first vs. social targeting

Donnerstag, 18. Februar 2010

Der Machtkampf zwischen Google und Facebook aus Sicht der FAZ und des PR-Bloggers Christoph Bauer vom heutigen Tage. Die FAZ berichtet ausführlich über die Vorstellung des Google-Vorstandsvorsitzenden Eric Schmidt bei der Mobilfunkmesse in Barcelona. „Mobile first“ lautet demnach die Devise des Internetgiganten, der aktuell angeblich 60.000 der so genannten Android-Handies ausliefert (mit dem Google-eigenen Handy-Betriebsssystem). Dennoch sieht Christoph Bauer das Zuckerbergsche Facebook-Netzwerk deutlich im Vorteil gegenüber „der Maschine“ Google.

FAZ, 18.02.10, Titel: Google macht gegen den PC mobil

Eric Schmidt sieht laut FAZ die Verkäufe von Smartphones in spätestens drei Jahren diejenigen von PCs überholen. Als Kernkompetenz für mobile Internetdienste der Zukunft beschreibt er die Verbindung von Konnektivität, der Rechenleistung des eigenen Geräts und diese kombiniert mit der von hunderttausenden mit dem Datennetz verbunden Rechner (Cloud Computing). Ziele seien zum Beispiel, durch eine Simultan-Übersetzung via Cloud Computing mit Menschen anderer Sprachen zu telefonieren oder bei Angabe des Fotos eines Gebäudes zu erfahren, um welches es sich handelt (neuer Dienst „Google Googles“).

Demgegenüber führt der PR-Blogger die Vormachtstellung von Facebook nicht nur mit seinem sozialen Netzwerk, sondern auch mit dem Facebook Connect-Konzept (direktes Einloggen mit den Netzwerk-Kenndaten, bereits auf 80.000 Websiten integriert) und den schier unbegrenzten Möglichkeiten des Social Targeting (Werbungen erreichen Einzelnutzer auf der Basis ihres Sozialprofils). Schließlich hat Facebook bereits Google als Haupterzeuger von Traffic abgelöst. Das bedeutet auch, dass mittlerweile mehr Nachrichten über soziale Netzwerke angesteuert werden als über die Google-Newssuche. Dazu passt, dass Facebook alleine im vergangenen Januar die durchschnittliche Verweildauer der Netzwerknutzer gegenüber Vormonat um fast 10 Prozent steigern konnte.

FAZ, 18.02.10, Titel: Es gibt kein Logout

Ein weiterer Artikel in der heutigen FAZ befasst sich ebenfalls mit Facebook. Friederike Haupt kritisiert unter anderem, dass nach dem Relaunch der Netzwerkseiten das Feld zum Abmelden nicht mehr gut sichtbar, sondern versteckt ist. Facebook, so der Vorwurf, nutze die Naivität seiner Kunden aus. Als Konsequenz daraus lockten die kaum geschützten Daten auch Kriminelle an. Einen drastischen Fall des Identitätsdiebstahls hat vor einer Woche Tina Groll in der Zeit online dargelegt. Die weitere Argumentation im FAZ-Artikel lautet jedoch, die Betreiber der sozialen Netzwerke hätten kein Interesse daran, ihre häufig naiven und gutgläubigen Nutzer über die Gefahren der Cyberkriminalität aufzuklären.

Erst vor wenigen Wochen hätten Google-Forscher vor der Aushöhlung der Privatsphäre in Netzwerken wie Facebook und Myspace gewarnt, ehe dann mit „Buzz“ das nächste eigene Netzwerk präsentiert wurde, prompt wiederum von Datenschützern kritisiert. Der Software-Entwickler Marc Canter (ehemals Macro-media-Mitbegründer) sieht den Auftakt zur „Schlacht um die eigene Identität im Web 2.0“ erfolgt. Daher hat er bereits vor Jahren die Initiative „Identity Gang“ gegründet, die eine Aufklärung und Selbstkontrolle über die digitale Identität zum Ziel hat. Laut USA Today geht Facebook sogar juristisch gegen Internetseiten vor, die beim Ausstieg aus sozialen Netzwerken helfen. „Die Menschen müssen sich endlich klar machen, dass es auch anders geht“, wird Marc Canter zitiert.