Archiv für Oktober 2010

Neues aus der Tierwelt 19

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Energiezustände von Rädertierchen und Hasenmaulfledermäusen beschäftigen mich in dieser Ausgabe der Neuigkeiten aus der Fauna. Auslöser hierzu waren zwei Artikel, zum einen von Fanny Jimenez in der Welt, und zum anderen von Petra Pluwatsch im Kölner Stadt-Anzeiger:

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.10.10, Titel: Rädertierchens Sexleben

Das besonders Schöne aus diesem Beitrag auf der Titelseite (online leider nicht verfügbar, nur eine Zusammenfassung mit Verweis auf ein Video mit Interview-Auszügen mit dem Biologen Lutz Becks), dass ich es nicht schöner hätte sagen können. Kurz zusammen gefasst: Mitarbeiter des Kölner Instituts für Zoologie gingen der Frage nach dem Entstehen der geschlechtlichen Fortpflanzung nach (abseits biblischer Erklärungen). Dabei erwies sich, dass die Gefahren dieser Art der Arterhaltung immens sind, man denke nur an die fehlende oder stark beeinträchtigte Verteidigungsbereitschaft während des Geschlechtsakts.

Dabei rückte das Rädertierchen („Brachionus Calyciflorus“) in den Blickpunkt des Interesses, weil es sich sexuell und asexuell fortpflanzen kann. Wann welche Art bevorzugt würde, könnte also Rückschlüsse darauf zulassen, warum die sexuelle Fortpflanzung eingesetzt wird. Die Erkenntnisse (auch an anderer Stelle dokumentiert): Sex kommt bevorzugt dann zum Einsatz, wenn sich die Lebensbedingungen ändern. Übertragen auf den Menschen, so Petra Pluwatsch, bedeutet das: „Wenn es langweilig ist, läuft gar nichts.“ Umgekehrt gehöre der Sex zu einem aufregenden abwechslungsreichen Leben einfach dazu. Wobei es unter menschlichen Beziehungen häufig vor allem dann aufregend wird, wenn die Abwechslung Überhand nimmt. Aber vom Fremdgehen bei Rädertierchen war nicht die Rede.

Die Welt, 20.10.10, Titel: Fledermäuse sind grandiose Energieumwandler

Derart stimuliert vermutete ich beim Beitrag in den Wissenschaftsseiten der Welt gleich weitere Erkenntnisse hinsichtlich des Sexualverhaltens von Fledermäusen. Doch die „grandiose Energieumwandlung“ betrifft das Nutzbarmachen von Nahrung. Hierzu haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin den Atem von kleinen Hasenmaulfledermäusen hinsichtlich der Isotopenzusammensetzung des Kohlenstoffs untersucht. „Diese entsprach exakt dem Wert der gerade gefressenen Insekten“, heißt es weiter.

Daher wird vermutet, dass das Essen unmittelbar verbrannt wir, ohne auf Körperreserven zurückzugreifen. Hierzu spiele vermutlich ein „besonders effizientes Transportprotein“ eine Rolle, das uns Menschen fehlt. Das ermöglicht den Tieren stundenlang ohne Pause zu jagen. Zur Beruhigung sei angemerkt: Stundenlanger Sex ohne Pause wäre den Tieren vermutlich nur dann möglich, wenn sie dabei permanent etwas zu essen bekommen. Das können wir uns aber bestimmt schöner vorstellen.

Der Hang zum Bestätigungsfehler

Montag, 18. Oktober 2010

Ahh, ja, da habe ich wieder Rolf Dobellis löbliche Rubrik „Klarer denken“ in der FAZ entdeckt: dieses mal behandelt er den „Bestätigungsfehler“ („Confirmation Bias“) als „Vater aller Denkfehler“, wobei jeder bestätigende Fakt wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber jeder Widerspruch ignoriert wird.

FAZ, 18.10.10: Warum Sie gut aufpassen sollten, wann immer das Wort Spezialfall fällt

Dieser Bestätigungsfehler würde besonders heftig in der Wirtschaft wüten, führt er aus, indem alle Anzeichen zur Bestätigung einer eingeschlagenen Strategie gefeiert, „gegenteilige Indizien“ jedoch „entweder gar nicht gesehen oder kurzerhand als „Spezialfälle“ oder „unvorhersehbare Schwierigkeiten“ abgetan“ würden. Eine das Gegenteil bestätigende Erkenntnis („Disconfirming Evidence“) fehle meist völlig. Als gesundes Beispiel eines Wissenschaftlers, der besonders genau hinsah, wenn eine Beobachtung seiner Erwartung widersprach, führt Rolf Dobelli Charles Darwin an.

Daran schließt sich der Tipp an, diese das Gegenteil nahelegenden Einsichten am besten direkt aufzuschreiben, da sie das Gehirn ansonsten nach spätestens einer halben Stunde aktiv ausblende. Die Darstellung eines Experimentes verdeutlicht zuletzt die Schweirigkeit, die es bereitet, von offensichtlich erscheinenden Denkmustern abzuweichen. Ein Professor lässt seine Studenten nach der Fortsetzung einer Zahlenreihe, respektive nach der ihr zugrunde liegenden Regel suchen. Die Reihe lautet „2, 4, 6“. Die meisten Studenten nennen die „8“ und dann die „10“ und treffen damit zwar die Regel, erkennen sie aber nicht.

Denn der Professor bejaht auch die Vorschläge „7“ und „9“ als passend. Um es abzukürzen: Die gesuchte Regel lautete, dass die folgende Zahl höher als die vorherige sein müsste. Aber darauf kommt „man“ ja nicht so schnell. Eine schönes Beispiel für ein ganz schön tückisches Fehlverhalten. Auf Youtube habe ich ein Video gefunden, das weitere typische Denkfehler in einem Lied zum Auswendiglernen thematisiert:

Mickymaus-Stimmchen und Arzt-Verweigerer

Samstag, 16. Oktober 2010

„Psychologie heute“ ist mindestens eine ebenso schöne Rubrik wie „Neues aus der Tierwelt“: Nicht auszudenken, was Frauen und Männer miteinander zu besprechen hätten, wenn es nicht immer wieder neue Forschungsergebnisse gäbe! Wie zum Beispiel diese: Frauen bemerken, auf welche weiblichen Stimmen ihr Mann anspricht, und Männer begründen ihre Abneigung gegen Vorsorgeuntersuchungen durch „Social Proof„.

Die Welt, 16.10.10, Titel: Eine Frau erkennt die Nebenbuhlerin an der Stimme

Daniela Bengsch berichtet in der Welt von einer Untersuchung von Anthropologen an der Pennsylvania State University, wonach Männer und Frauen Stimmen von Frauen danach bewerten sollten, welche Stimmen auf Männer attraktiv wirkten. Interessanterweise waren dei Ergebnisse weitgehend übereinstimmend, d.h. die Frauen wussten intuitiv, dass ihr „Männe“ auf hohe Stimmen abfährt. Mit der Erklärung für dieses Phänomen ist die Wissenschaft allerdings noch vorsichtig, vermutlich habe es mit der Evolution zu tun, hieß es. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen übrigens auch Forscher der Uni Aberdeen in Schottland. Dort wurde argumentiert, dass  höhere weibliche Stimmen für Gesundheit und Fruchtbarkeit ständen; besonders nach dem Eisprung würde die weibliche Stimme “nach oben” wandern. Bei Martina Hill von „Switch Reloaded“ ist diese Stimmveränderung allerdings eher beruflicher Natur.

Eine weitere tolle Geschichte von Fanny Jiménez aus derselben Zeitung mit einer schon beinahe episch anmutenden Überschrift hat mich ebenso zum Nachdenken gebracht: Ja, warum eigentlich? (Der Grund, warum mich der Beitrag zum Nachdenken gebracht hat, war einerseits die Überschrift, andererseits aber die Überlegung, wie eine kürzere Überschrift hätte lauten können. Vielleicht: „Wenn Du nicht, ich auch nicht“ oder  einfach „Andere machen es auch nicht“. Vergleiche zu epischen Überschriften auch noch einmal den zitierten Welt-Beitrag an anderer Stelle.)

Die Welt, 16.10.10, Titel: Warum soll ein Mann zum Arzt gehen, wenn es andere auch nicht tun?

Nachdenken über solche Sachverhalte gibt aber eben auch immer gute Smalltalk-Themen, wenn mir sonst beim Flirten an der Bar nichts mehr einfällt: „Wusstest Du schon, dass Männer, die nicht zur Vorsorge-Untersuchung gehen, glauben, es gingen viel weniger Männer dorthin als es in Wirklichkeit sind?“ Und wenn sich daraus eine interessante Konversation entspinnt, gleich nachlegen: „Übrigens denken diejenigen Männer, die zur Vorsorge-Untersuchung gehen, dass es weit mehr sind, die ihnen das gleich tun.“ Das Prickeln in dieser Dialogsituation ist spürbar.

Allerdings empfehlen die Forscher Uni Heidelberg, dass staatliche Kampagnen zum Gesundheitsverhalten berücksichtigen sollten, wie Männer in diesem Fall ticken. Wird behauptet, dass zwei Drittel aller Geschlechtsgenossen an einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung teilnehmen, dann steigt die Bereitschaft ebenfalls daran teilzunehmen stark an.  Als hoffnungslosem Realisten fehlt mir in diesem Zusammenhang nun nur die doch entscheidende Information, wie viele es tatsächlich sind. Aber entscheidend ist eben nicht, wie viele es wirklich sind, sondern, wieviele es der Behauptung nach sind. Hauptsache, die Gesprächpartnerin an der Bar hat eine hohe Stimme. Alleine ihr zuliebe würde ich bestimmt gehen! Wohin bliebe noch abzuwarten…

Gefühlte und tatsächliche Sicherheit

Freitag, 15. Oktober 2010

Wusste ichs doch, dass da noch mehr zu erwarten wäre. Inhalte von Brisanz von den diesjährigen Münchner Medientagen – sind allerdings Fehlanzeige! Bundesjustizminsiterin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger hielt an den Leistungsschutzrechten für Verlagserzeugnisse im Internet fest, verwies aber beim Online-Gipfel „Freiheit im Netz: Bürgerrecht oder Alptraum“ gleichzeitig auf die beschränkte Zuständigkeit, wenn ein Server mit Daten im Ausland steht.

Die Welt, 15.10.10, Titel: Justizministerin setzt sich für Verlage ein

In der Welt berichtet Ileana Grabitz davon, dass der von BDZV und VDZ vorgelegte Vorschlag einer Zwangsabgabe zum Leistungsschutzrecht bei der Industrie überhaupt nicht gut ankommt. Die Argumentation Philipp Schindlers, Googles Managing Director für Nord- und Zentraleuropa, dass die Verlage vor Jahren von sich aus entschieden hätten, ihre Inhalte kostenfrei ins Netz zu stellen und sie insofern nun auch keine Gebühren für ihre Verwendung verlangen könnten, ist verständlich, aber nicht schlüssig. Ein Geschäftsmodell setzt voraus, dass man auch im Internet mit journalistischen Inhalten Geschäfte machen kann. Und das wäre durchaus möglich, wenn eine entsprechende Kehrtwende der Verlage nur vollzogen würde.

Die Welt 15.10.10, Untertitel: Mehr Schutz für Online-Inhalte

Datenschutz betrifft nicht nur journalistische Erzeugnisse, sondern natürlich auch die private Datensphäre im Netz. Laut Bericht in der Zeit online soll bis zum 7. Dezember ein Kodex zum Datenschutz erarbeitet werden, der zur Selbstverpflichtung dienen soll. In der Welt wird Verbraucherminsiterin Ilse Aigner zitiert: „Den verbauchern das Gefühl zu vermitteln, dass sie die Weitergbe ihrer persönlichen Daten kontrollieren können, ist unerlässlich.“ Anmerkung: Es geht nicht nur um das vermittelte Gefühl, sondern um die praktikable Durchführung.

Der Streit tritt auf der Stelle

Donnerstag, 14. Oktober 2010

„Wert(e) der Medien in der digitalen Welt“ lautet das Motto der diesjährigen Münchner Medientage, die morgen zu Ende gehen. Zum Auftakt behakten sich die üblichen Verdächtigen in schon liebegewonnener Gewohnheit – oder für Außenstehende in ermüdender Langeweile.

FAZ, 14.10.10, Titel: Wer bedroht hier wen?

Henning Peitsmeier schreibt in der FAZ: „Wenn Altbekanntes bewährt sein soll, dann hat deer „Mediengipfel“ sein Ziel erreicht.“ Der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust verteidigte die Erhöhung der Rundfunkgebühren ab 2013 (ARD und ZDF hätten keine Mehreinnahmen davon, meinte er). Der Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien Jürgen Doetz bezweifelte den Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender insgesamt. Axel Springer-Chef Mathias Döpfner rief zu mehr Vielfalt hinsichtlich der Endgeräte auf (vermutlich hat er die Mahnung des BDZV, sich vom iPad keine Wunder zu erwarten, ernst genommen). Daneben kritisierte er die kostenfreien ZDF-Apps, die seinen erfolgreichen Bezahlmodellen unlautere Konkurrenz machten. ZDF-Intendant Markus Schächter wiederum machte Stimmung gegen Google und Apple, da die Riesenkonzerne sich alle Inhalte kostenlos einverleibten.

Henning Peitsmeier resümmiert, dass bild.de vermutlich nicht mehr lange zwanzig mal größer als tagesschau.de bleibt, wenn das ZDF-App kostenlos ist, während das Bild-App 79 Cent kostet. In der Tat kommen die Privaten nicht weiter in ihrem Bemühen, ein Bezahlmodell im Internet einzubürgern, wenn es weitere Unterstützer der Abgreifmentalität gibt. Ich bedeine mich auch gerne überall dort, wo mich etwas interessiert. Doch es muss in die Köpfe hinein, dass sobald eine Information exklusiv ist, sobald eine Geschichte mit Hintergrundwissen angereichert wurde und sobald weitere Arbeitsleistung von Journalisten mit ins Spiel kommt, die Inhalte auch ihr Geld wert sein sollten. Insofern ist die nachdrückliche Forderung von Mathias Döpfner in seiner Keynote nach Leistungsschutzrecht bei journalistischen Inhalten im Netz und nach dem Ende der Gratiskultur durchaus berechtigt. Ich will mal gespannt sein, ob von dem Gipfel, den dieses Jahr erstmals sogar Landesvater Horst Seehofer besucht hat, noch stärkere Impulse mit Lösungsansätzen ausgehen.

FAZ, 14.10.10, Titel: Mitregieren im Web

Nebenbei und übrigens auch örtlich direkt neben dem oben zitierten Artikel berichtet die FAZ auch über eine Umfrage von infratest dimap im Auftrag von „Internet & Gesellschaft Co://aboratory„. Demnach möchten mehr als zwei Drittel der 1.00 befragten Wahlberechtigten (genau 71%) häufiger in politische Entscheidungen eingebunden werden und setzen dabei verstärkt auf das Internet. 69% sind dazu bereit, sich konkret an einem lokalen eParticipation-Angebot  kommunale Belange betreffend zu beteiligen. Über die Medien die Bezahlinhalte in den Medien mitzubestimmen, das wäre allerdings auch mal eine schöne Alternative!

Zuletzt noch eine Zusammenfassung von Messe-Live TV:

Ein Komiker in ernster Mission

Dienstag, 12. Oktober 2010

Der bayerische Komiker Michael Mittermeier ist vielen bekannt als Stand Up-Comedian mit Bühnenprogrammen wie „Zapped“ oder „Achtung, Baby!“ Am kommenden Mittwoch, 13. Oktober, um 20:00 Uhr feiert nun ein Film Premiere im Kölner Filmhaus Maybachstraße 111, der absolut nicht witzig ist: „This prison where I live“ ist nach eigenen Angaben ein Dokumentar-Spielfilm und die Geschichte von Michael Mittermeiers Versuch, die Persönlichkeit, die Motivation und das Talent eines Mannes zu erkunden, der sich selbst als „Lautsprecher seiner Leute“ beschreibt. Es geht um den Burmesischen Komiker „Zarganar“, der ohne Gerichtsverhandlung zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er Witze über das herrschende Militärregime gemacht hat.

Filmplakat zum Dokumentarfilm "This prison where I live"

Im Kölner Stadt-Anzeiger äußert der Komiker im Gespräch mit Horst Piegeler, dass er bereits seit Jahren Aktivist in Burma ist und sich spontan für das Projekt einsetzte, als er über „Cinema for peace“ hörte, dass es keinen Produzenten dafür gebe. Regisseur des Films einer Annäherung an einen Seelenverwandten ist Rex Bloomstein. Die Austrahlung des Kinofilms erfolgt aktuell im Vorfeld der Wahlen in Burma am 7. November. Mittermeiers Angaben zufolge hatte Zarganar bereits Ende der 1980er Jahre lustige Filme gedreht und große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erfahren.

Michael Mittermeier vergleicht die Anstrengungen des inhaftierten Komikers in Burma mit denen des aktuell mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten chinesischen Schriftstellers Liu Xiaobo: „Es gibt Parallelen zwischen den beiden: Liu Xiaobo hat den Satz gesagt und Zarganar sagt ihn auch im Film: Man sollte seine politischen Gegner nicht hassen. Das ist diese fsat buddhistische Sicht.“ Eine sehr löbliche und unterstützenswerte Unternehmung!

Ultimate Chorweiler in Wageningen

Montag, 11. Oktober 2010

Das neue Ultimate Frisbeeteam des DJK Wiking Köln hat an einem herrlichen sonnigen, goldenen Oktobersonntag seine ersten Turniererfahrungen gesammelt. Dafür ging es ins benachbarte Holland, wo Ultimate Chorweiler (UC) gegen zehn andere Anfänger-Teams aus den Niederlanden 5 gegen 5 auf Kleinfeldern antrat (der Nederlandse Frisbee-Bond brachte sogar einen Vorbericht). Der Name der Veranstaltung war Programm: „Right to play“.  Am Ende sprang für UC dabei sogar der 4. Platz heraus!

Ultimate Chorweiler beim "Right to play" 2010 in Wageningen (NL)

Das Team aus dem Kölner Norden musste in der Vorrunde in seiner Gruppe gegen vier Mannschaften antreten, um anschließend gegen das gleichplatzierte Team der anderen Gruppe ein Platzierungsspiel zu bestreiten. Überraschenderweise wurden die ersten drei Partien gewonnen. Dabei überzeugte UC durch Athletik und läuferische Fitness und machte sogar zweimal einen Rückstand wett. Die Gegner waren „UFO“ Utrecht, „Ultimus Prime“ Den Haag und „Nuts“ Amsterdam.

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten spielten die Nachwuchssportler aus dem Kölner Norden teilweise auf hohem Niveau: Laufangebote auf den Werfer zu oder auch vom Werfer weg in den freien Raum, sichere Pässe, Sideline-Flows und eine bärenstarke Defense. Gleichzeitig war aber auch klar, dass es bei einem Anfängerturnier für Teams bis zu 1,5 Jahren Spielerfahrung bessere Mannschaften geben würde als UC, die gerade einmal seit gut drei Monaten zusammen trainieren. Und so kam die unvermeidliche erste Niederlage im vierten Spiel gegen die „BFrisbee2s“ Nijmegen. Den Gegnern gelang es durch betont ruhiges und technisch sicheres Spiel ihre Angriffe fast fehlerfrei vorzutragen, wogegen die UC-Verteidigung kein Mittel fand. Erst einmal in Rückstand geraten, wurde UC im Angriff zusehends hektischer und kassierte aufgrund eigener Fehler Punkt um Punkt.

Als Gruppenzweiter ging es im letzten Spiel des Tages folglich um Platz 3 im Turnier, was schon deutlich mehr war als sich Ultimate Chorweiler im Vorfeld erwarten konnte. Dieses Kleine Finale gegen „Panic“ Leiden startete ausgeglichen, jedoch verfiel UC leider in dieselben Fehler wie in der vorigen Partie, sodass sich das Team mit dem vierten Platz begnügen musste. Aber dieser Platz muss als absoluter Erfolg gelten, in Anbetracht von noch wenigen taktischen Varianten und für das erste Turnier sowieso!

Wageningen Ultimate Frisbee-Logo

Passend zum Logo des ausrichtenden Vereins in Wageningen haben viele der Kölner bereits bei ihren ersten Turnierspielen reichlich „Biss“ gezeigt! Insgesamt war das Turnier ein tolles Erlebnis und hoffentlich für alle Mitspieler der Appetitanreger für weitere Turnierteilnahmen (in der Halle, auf Rasen und auch mal 7 gegen 7 auf großen Feldern). Die Organisation war unkompliziert und kostengünstig, für fünf Euro Startgebühr erhielt jeder Spieler ein T-Shirt geschenkt. Die Endzonen waren extrem kurz, was möglicherweise den erzieherischen Effekt haben sollte, „lange Teile“ möglichst zu vermeiden und stattdessen das sichere Kurzpassspiel zu üben.

Aus den gemachten Fehlern lassen sich für die Zukunft einige Übungsschwerpunkte ableiten: neben dem zentralen Wurftraining der Sternschritt, Laufwege, das Zugehen auf die Scheibe,  Angriffs- und Abwehrorganisation sowie nicht zuletzt das Selbstregulieren des Spiels durch die sogenannten „Freeze Calls“, die das Spiel unterbrechen, z.B. „Foul“, „Out“, „Pick“ (Sperren) oder „Strip“ (Scheibe aus der Hand schlagen). Da es im Ultimate keinen Schiedsrichter gibt, sind in diesen Situationen nur die Meinungen der beiden Beteiligten gefragt. Können sie sich nicht auf eine Sichtweise einigen, geht die Scheibe zurück zum vorigen Werfer.

Zum Tode Solomon Burkes

Montag, 11. Oktober 2010

Am Sonntag, 10. Oktober 2010, ist der Soulsänger Solomon Burke 74jährig auf dem Amsterdamer Flughafen auf dem Weg zu Konzerten an einem Herzinfarkt gestorben. Sowohl die Welt als auch die FAZ widmen ihm einen Nachruf. Der schwergewichtige Sänger und Prediger hinterlässt angeblich 21 Kinder und 90 Enkel.

Die Welt, 11.10.10, Titel: Das Ende einer Soul-Legende

Aus der Feder des auch als Komponisten namhaften Künstlers stammten untern anderem Hits wie „If you need me“ und „Everybody needs somebody to love“. Paul Samson hebt in der Welt darauf ab, dass ihm zu Lebzeiten nicht nur die Musik wichtig gewesen sein, so eröffnete er Mitte der 1980er Jahre vermeintlich gegen Ende seiner Musikerkarriere ein Bestattungsinstitut.

Von 1960 bis 1964 nahm Solomon Burke insgesamt 13 Singles für „Atlantic Records“ auf, bis 1969 folgten zahlreiche weitere Hits in den R’n’B-Charts. Nach einem bei der Kritik durchgefallenen Album 1987 war es lange Zeit still um den markanten Sänger, dessen Gesangsstil Mick Jagger, Rod Stewart und Tom Jones beeinflusste. 2002 erschien das Album „Don’t give up on me“, mit dem ihm das Comeback gelang.

FAZ, 11.10.10, Titel: Die Kraft des Soul

Edo Reents betont in seinem FAZ-Nachruf die Vielschichtigkeit der bei Solomon Burke verarbeiteten Einflüsse und lobt die Dramatik und das Pathos seiner Musik. Schon in der elterlichen Kirche avancierte er neunjährig zum „Wonder Boy Preacher“. Später entwickelte er einen ausgeprägten Geschäftssinn und wurde doch vom Publikum als „stiernackiges Babyface mit gewaltigem Bariton“ geliebt, heißt es weiter. Mit der Verbindung von Country und Soul, mit schleppenden Balladen ebenso wie mit Midtempo-Rocksongs wurde er zum „King of Rock’n’Soul“.

Hier das schwarz-weiße Musikvideo zum gospelhaften „None of us are free“:

Und zuletzt eine Interpretation des unsterblichen Klassikers, auch bekannt aus dem „Blues Brothers“-Film: „Everybody needs somebody to love“ aus dem Jahr 2003:

„Schnapszahl“ – One day on earth

Samstag, 09. Oktober 2010

„Lasst uns die Feste feiern, wie sie fallen!“ – keine ganz schlechte Einstellung angesichts der oft mit wachsendem Alter wachsenden Sorgen. Der 10. Oktober 2010, kurz: 10.10.10, würde als eine klassische Schnapszahl Gelegenheit bieten, zusammen mit Freunden einen (oder auch zwei) darauf zu trinken. Andere nutzen den Tag als Hochzeitsdatum. Daneben gibt es einige weiter reichende Betrachtungen des Tages für „Numerologen, Science-Fictions.-Fans, Zombies, Verliebte und andere Spinner“, wie Kritsanarat Khunkham heute in der Welt schreibt.

Die Welt, 09.10.10, Titel: Die Antwort auf alle Fragen des Lebens

Alleine in Köln heiraten diesen Sonntag 60 Paare, das bedeutet reichlich Zusatzeinnahmen für die Stadtkasse. Aber warum ist dieses Datum als „10.10.10“ geschrieben auch ein ganz besonderer Binärcode? Fans von Douglas Adams werden es längst wissen, gemäß dem meist angeführtem Zitat aus dem Science Fiction-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“: „Die Antwort 42“. Detaillierte Analysen finden sich zum Beispiel im Anhalter-Lexikon von Marco Mütz und Wolf Rödiger. Im Buch wusste der Supercomputer „Deep Thought“ nach langer Berechnung keine andere „Antwort auf das Leben, das Universum und den Rest“. Fanclubs des Buchs reisen am Sonntag daher in verschiedenen Städten weltweit gezielt mit Bussen der Linie 42 herum, so in New York, Denver, Los Angeles, London, Paris und Budapest. Hier die Szene aus dem Film, in der der Computer die Antwort gibt.

 

Parallel dazu wurde das Datum auch als „Welt-Zombie-Tag“ ausgerufen. Für Numerologen ist der Tag von besonderer Bedeutung, da der Zehn als Summe der Zahlen 1 bis 4 eine besondere Bedeutung zukommt. Immerhin rechnen wir auch im Dezimalsystem, das uns schon durch die Zehn Gebote aus der Bibel nahegebracht wurde. Zuletzt gibt es auch ein Filmprojekt „One day on earth„, bei dem tausende Filmemacher dokumentieren, was an diesem Sonntag so alles passiert.

Das Nachrichten-Yin und Yang

Freitag, 08. Oktober 2010

Digitale und analoge Medien ergänzen sich nach wie vor (als Yin und Yang der Nachrichtenwelt) , auch wenn die Geschäftsmodelle vieler Unternehmer für beide Bereiche sich aufs Neue behaupten müssen. Diese Kurzformel ziehe ich aus zwei Veröffentlichungen in der FAZ in dieser Woche. Zuerst war da die Buchbesprechung von Uwe Ebbinghaus zum Sammelband „Wozu noch Journalismus?“ – Wie das Internet einen Beruf verändert. Dem schloss sich ein kurzer Beitrag über die weltweit vergleichsweise geringe Nachfrage nach Nachrichten-Apps an.

FAZ, 02.10.10, Titel: Wichtiger denn je: Zeitung lesen!

Die Überschrift der Renzension liest sich natürlich ein wenig wie eine Selbstrechtfertigung. Doch in der Tat ist das Zeitunglesen – zumal im Feuilleton – gelegentlich ein ganz besonderer Genuss. So auch in diesem Fall, wobei sich die Besprechung hauptsächlich mit den einführenden Essays der Herausgeber Stephan Weichert und Leif Kramp (beide Medienwissenschaftler) sowie Hans-Jürgen Jacobs, Chefredakteur von „sueddeutsche.de“ auseinandersetzt. Uwe Ebbinghaus bescheinigt ihnen „unbelegbare Behauptungen“ (wie die Forderung nach einem „unablässigen Dialog“ der Redakteure mit ihren Lesern) und eine „völlig unzureichende Argumentation“ (wie Blogs würden „etablierten Medien unerwartet das Wasser abgraben“ oder dass die Presse „Moderator von Leser- und Zuschauerinteressen sein“ müsse).

Ein weiteres wichtiges Versäumnis hält der Autor dem Buch vor, nämlich dass die Debatte noch „vor der Etablierung vieler Medien-Applikationen für Smartphones und der Markteinführung des Tablet-Computers iPad“ ende. Insgesamt sei das Ergebnis des ganzen Buches jedoch „erhellend und optimistisch“, heißt es, „die Debatte schärft sich sozusagen in Abgrenzung von den Impulsgebern“. Allerdings lautet der Abschlusssatz zu dem Sammelband, der auf einer online nachzulesenden Serie bei sueddeutsche.de beruht: „Die entscheidenden Fragen über die Zukunft des Journalismus werden in diesem Buch nicht beantwortet.“ Zu nennen ist jedoch die von den Buch- wie vom Rezensions-Autoren wiederholte Forderung nach einem „entschleunigten Journalimus“. Dieser sei doch gerade im Printjournalismus gegeben, betont Ebbinghaus. Vor allem im Feuilleton, möchte ich anmerken.

FAZ, 07.10.10, Titel: Warnung vor iPad-Begeisterung

Unter anderem wird aber in dem Buch auch – vor dem Hintergrund der inzwischen bestehenden  kostenpflichtigen online Angeboten speziell für das iPad und für Smartphones – eine Einigkeit in Hinblick auf die „ökonomisch nicht zu rechtfertigende Gratiskultur“ konstatiert. Dazu passt der Artikel vom 7. Oktober aus der FAZ (online leider nicht verfügbar), wonach der Welt-Verlegerband Wan-Ifra vor „zu viel Begeisterung für den Tablet-Computer iPad von Apple gewarnt“ habe. Neben dem Hinweis, dass es auch noch andere Geräte gibt, ist noch entscheidender die Tatsache, dass „die Nachfrage nach den Anwendungsprogrammen (Apps) mit Nachrichtenangeboten eher gering“ ist. Dies wurde am Rande der „Leitmesse der Zeitungsindustrie“, der Ifra Expo 2010 in Hamburg mitgeteilt. Eine interessante Zusammenfassung weiterer Hauptthemen des 17. World Editors‘ Forum auf englisch bietet wan-press.

Kristina Sabelstörm-Möller von der Meinungsforschung des Wan-Ifra wurde weiter zitiert, „nur bis zu vier Prozent der Downloads sind „News“-Anwendungen, um Zeitungen oder Magazine zu lesen“. Demgegenüber würden bei E-Readern die Inhalte fast ausschließlich zum Lesen genutzt, von denen 95 Prozent kostenpflichtig seien. Abschließend folgt ein Hinweis des Analysten des Marktforschers Forrester Research, Nick Thomas: Zeitungsverlage müssten sich vor allem als Nachrichtenmarken etablieren. Das ist ja nun mal nichts Neues. Warum aber sollten Tablet-Nutzer, die nur bereit sind, jährlich rund 50 Dollar für ein Abo zu bezahlen, mehr in Informationen über dieses Endgerät investieren? Sie können ja immer noch Zeitung lesen.