Archiv für die Kategorie ‘Allgemein’

Asien als Wiege der Menschheit

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Paläontologen berichten im Magazin Nature von Fossilienfunden aus Libyen, die den Schluss nahelegen, dass die Wiege der Menschheit nicht wie bisher angenommen in Afrika, sondern in Asien stand. Demnach deuteten die Funde von 39 Millionen Jahren alten Versteinerungen auf gemeinsame Vorfahren von Menschen und Menschenaffen aus dieser Gegend, so Die Welt weiter.

Welt, 28.10.10, Titel: Stammt der Mensch aus Asien?

In den vier jetzt entdeckten und besprochenen Fossilien werden „drei verschiedene Familien von athropoiden Primaten“ dargestellt, „die alle zur gleichen Zeit im mittleren Eozän lebten.“ Im ausführlicheren Online-Bericht wird sowohl erwähnt, dass es sich um eine Forschergruppe um Jean-Jacques Jaeger von der Universität Poitiers handelt, als auch, dass die Tiere wohl winzig waren (ca. zwischen 100 und 500 Gramm schwer).

Da die Artenvielfalt bereits zu dieser Zeit ganz beträchtlich war und da in Afrika bisher in vielen Ausgrabungen noch keine ähnlich alten Funde gemacht wurden, liegt der Schluss nahe, dass diese „schon voll entwickelten Arten“ vermutlich später Afrika von Asien aus besiedelt haben müssten. Zu dieser Zeit – vor 39 Millionen Jahren  – war Afrika noch eine Insel. Also muss die Besiedelung später statt gefunden haben.

Doch die Menschheitsgeschichte, sprich die Entwicklung der Menschheit selbst, die habe sich aller Wahrscheinlichkeit nach erst in Afrika zugetragen. Zu dieser Meinung tendiert der ebenfalls beteiligte Paläontologe Christopher Beard vom Carnegie Museum für Naturgeschichte in Pittsburgh schon länger.

Umarmen tröstet

Montag, 25. Oktober 2010

Was die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie jetzt in Bezug auf ängstliche Kinder erklärt hat, dürfte vermutlich auch auf verzweifelte oder traurige Erwachsene gelten. Eine tröstliche Variante des sinnigen englischen Sprichworts: „Actions speak louder than words“.

Kölner Stadt-Anzeiger, 25.10.10, Titel: Umarmung beruhigt besser als Erklärung

Mehr noch als die Überschrift nahelegt, können gewisse Sätze wie „Da gibt es nichts zu fürchten!“ sogar schädlich wirken, weil manches Kind beim nächsten mal seine Ängste dann möglicherweise verschweigt. das bestätigt auch der Fachartikel bei npin.de. Falls das Kind sich bei den Eltern festklammert, an Schlafstörungen oder Kopf- und Bauchschmerzen leidet, könnte das ein Hinweis auf verborgene Ängste sein.

Die „Macht der Berührung“ ist jedoch nicht zu unterschätzen, weder in der Liebe (die zwischen amor visus, amor tatcus und amor factus unterscheidet – zwischen dem ersten Anblick und dem „Vollzug“ steht also klassich immer auch die erste Berührung), noch im Eltern-Kind-Verhältnis. Noch im Erwachsenenalter stellt sich für mich beim rückblickenden Gedanken an das elterliche Umarmen ein tröstendes Gefühl der Geborgenheit ein…

Kein Wunder, dass die Lieder, die sich – meist in Bezug auf Liebe oder verlorene Liebe – mit dem Umarmen beschäftigen, zugleich schön und traurig sind. Hier das Gewinnerlied des Eurovision Song Contest 1987 von Johnny Logan (der Refrain hilft kurzzeitig tröstend über die schmalzige Strophe hinweg).

Außerdem

Ein Destillat ist keine Lösung

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Bezugnehmend auf den bekannten Spruch „Alkohol ist keine Lösung – sondern ein Destillat“ zeigt sich, dass das Destillat keine Lösung sein kann. Das legen jedenfalls zwei Meldungen nahe, die ich beide in der Welt gefunden habe.

Die Welt, 21.10.10, Titel: Alkohol macht Männer glücklicher als Frauen

Judith Luig schreibt an prominenter Stelle, unten auf Seite eins, über eine Studie von Psychologen und Radiologen der Universitäten Yael und Columbia. Demnach wird bei Männern während des Alkoholkonsums mehr Dopamin im Gehirn ausgeschüttet als bei Frauen. Allerdings stellt sich dieser Effekt nur bei Gelegenheitstrinkern ein. Zudem gilt nach wie vor: Wer viel trinkt, wird besoffen. Wer aber regelmäßig trinkt, braucht länger, bis er besoffen ist und wird dabei nicht mal mehr glücklich. Im Übrigen war die Aussage zum Glück ganz unabhängig von Frauen. Das Phänomen des Schöntrinkens dürfte vermutlich auch ohne jedes Glücksgefühl funktionieren.

Die Welt, 21.10.10, Titel: Weintrinker denken klarer

Hinzu kommt die Meldung, dass Weintrinker bei Kognitionstests deutlich besser abschnitten als Menschen, die Bier und Schnaps trinken, aber auch besser als diejenigen, die nichts trinken. Die Ärzte-Zeitung beruft sich bei einer entsprechenden Meldung auf eine Studie aus Norwegen. Fraglich ist nun noch, ob es an de Antioxidantien im Wein liegt oder daran, dass Weintrinker allgemein als besser gebildet gelten. Aber wiederum ist dabei festzuhalten, dass es sich hierbei offenbar um gemäßigte Trinker gehandelt hat. Denn exzessives Trinken macht nicht nur nicht glücklich, sondern einfach dumm. Auch wenn es früher immer hieß: Dummheit frisst – Intelligenz säuft. Insofern ist auch die Unterüberschrift des zuerst behandelten Beitrags mit Vorsicht zu genießen:

Die Welt, 21.10.10: Unterüberschrift: Kerle werden im Suff gar nicht stumpf

Einigen wir uns also auf die Abwandlung: Alkohol ist keine Lösung, aber eine zuweilen angenehme Randbedingung.

Neues aus der Tierwelt 19

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Energiezustände von Rädertierchen und Hasenmaulfledermäusen beschäftigen mich in dieser Ausgabe der Neuigkeiten aus der Fauna. Auslöser hierzu waren zwei Artikel, zum einen von Fanny Jimenez in der Welt, und zum anderen von Petra Pluwatsch im Kölner Stadt-Anzeiger:

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.10.10, Titel: Rädertierchens Sexleben

Das besonders Schöne aus diesem Beitrag auf der Titelseite (online leider nicht verfügbar, nur eine Zusammenfassung mit Verweis auf ein Video mit Interview-Auszügen mit dem Biologen Lutz Becks), dass ich es nicht schöner hätte sagen können. Kurz zusammen gefasst: Mitarbeiter des Kölner Instituts für Zoologie gingen der Frage nach dem Entstehen der geschlechtlichen Fortpflanzung nach (abseits biblischer Erklärungen). Dabei erwies sich, dass die Gefahren dieser Art der Arterhaltung immens sind, man denke nur an die fehlende oder stark beeinträchtigte Verteidigungsbereitschaft während des Geschlechtsakts.

Dabei rückte das Rädertierchen („Brachionus Calyciflorus“) in den Blickpunkt des Interesses, weil es sich sexuell und asexuell fortpflanzen kann. Wann welche Art bevorzugt würde, könnte also Rückschlüsse darauf zulassen, warum die sexuelle Fortpflanzung eingesetzt wird. Die Erkenntnisse (auch an anderer Stelle dokumentiert): Sex kommt bevorzugt dann zum Einsatz, wenn sich die Lebensbedingungen ändern. Übertragen auf den Menschen, so Petra Pluwatsch, bedeutet das: „Wenn es langweilig ist, läuft gar nichts.“ Umgekehrt gehöre der Sex zu einem aufregenden abwechslungsreichen Leben einfach dazu. Wobei es unter menschlichen Beziehungen häufig vor allem dann aufregend wird, wenn die Abwechslung Überhand nimmt. Aber vom Fremdgehen bei Rädertierchen war nicht die Rede.

Die Welt, 20.10.10, Titel: Fledermäuse sind grandiose Energieumwandler

Derart stimuliert vermutete ich beim Beitrag in den Wissenschaftsseiten der Welt gleich weitere Erkenntnisse hinsichtlich des Sexualverhaltens von Fledermäusen. Doch die „grandiose Energieumwandlung“ betrifft das Nutzbarmachen von Nahrung. Hierzu haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin den Atem von kleinen Hasenmaulfledermäusen hinsichtlich der Isotopenzusammensetzung des Kohlenstoffs untersucht. „Diese entsprach exakt dem Wert der gerade gefressenen Insekten“, heißt es weiter.

Daher wird vermutet, dass das Essen unmittelbar verbrannt wir, ohne auf Körperreserven zurückzugreifen. Hierzu spiele vermutlich ein „besonders effizientes Transportprotein“ eine Rolle, das uns Menschen fehlt. Das ermöglicht den Tieren stundenlang ohne Pause zu jagen. Zur Beruhigung sei angemerkt: Stundenlanger Sex ohne Pause wäre den Tieren vermutlich nur dann möglich, wenn sie dabei permanent etwas zu essen bekommen. Das können wir uns aber bestimmt schöner vorstellen.

Der Hang zum Bestätigungsfehler

Montag, 18. Oktober 2010

Ahh, ja, da habe ich wieder Rolf Dobellis löbliche Rubrik „Klarer denken“ in der FAZ entdeckt: dieses mal behandelt er den „Bestätigungsfehler“ („Confirmation Bias“) als „Vater aller Denkfehler“, wobei jeder bestätigende Fakt wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber jeder Widerspruch ignoriert wird.

FAZ, 18.10.10: Warum Sie gut aufpassen sollten, wann immer das Wort Spezialfall fällt

Dieser Bestätigungsfehler würde besonders heftig in der Wirtschaft wüten, führt er aus, indem alle Anzeichen zur Bestätigung einer eingeschlagenen Strategie gefeiert, „gegenteilige Indizien“ jedoch „entweder gar nicht gesehen oder kurzerhand als „Spezialfälle“ oder „unvorhersehbare Schwierigkeiten“ abgetan“ würden. Eine das Gegenteil bestätigende Erkenntnis („Disconfirming Evidence“) fehle meist völlig. Als gesundes Beispiel eines Wissenschaftlers, der besonders genau hinsah, wenn eine Beobachtung seiner Erwartung widersprach, führt Rolf Dobelli Charles Darwin an.

Daran schließt sich der Tipp an, diese das Gegenteil nahelegenden Einsichten am besten direkt aufzuschreiben, da sie das Gehirn ansonsten nach spätestens einer halben Stunde aktiv ausblende. Die Darstellung eines Experimentes verdeutlicht zuletzt die Schweirigkeit, die es bereitet, von offensichtlich erscheinenden Denkmustern abzuweichen. Ein Professor lässt seine Studenten nach der Fortsetzung einer Zahlenreihe, respektive nach der ihr zugrunde liegenden Regel suchen. Die Reihe lautet „2, 4, 6“. Die meisten Studenten nennen die „8“ und dann die „10“ und treffen damit zwar die Regel, erkennen sie aber nicht.

Denn der Professor bejaht auch die Vorschläge „7“ und „9“ als passend. Um es abzukürzen: Die gesuchte Regel lautete, dass die folgende Zahl höher als die vorherige sein müsste. Aber darauf kommt „man“ ja nicht so schnell. Eine schönes Beispiel für ein ganz schön tückisches Fehlverhalten. Auf Youtube habe ich ein Video gefunden, das weitere typische Denkfehler in einem Lied zum Auswendiglernen thematisiert:

Mickymaus-Stimmchen und Arzt-Verweigerer

Samstag, 16. Oktober 2010

„Psychologie heute“ ist mindestens eine ebenso schöne Rubrik wie „Neues aus der Tierwelt“: Nicht auszudenken, was Frauen und Männer miteinander zu besprechen hätten, wenn es nicht immer wieder neue Forschungsergebnisse gäbe! Wie zum Beispiel diese: Frauen bemerken, auf welche weiblichen Stimmen ihr Mann anspricht, und Männer begründen ihre Abneigung gegen Vorsorgeuntersuchungen durch „Social Proof„.

Die Welt, 16.10.10, Titel: Eine Frau erkennt die Nebenbuhlerin an der Stimme

Daniela Bengsch berichtet in der Welt von einer Untersuchung von Anthropologen an der Pennsylvania State University, wonach Männer und Frauen Stimmen von Frauen danach bewerten sollten, welche Stimmen auf Männer attraktiv wirkten. Interessanterweise waren dei Ergebnisse weitgehend übereinstimmend, d.h. die Frauen wussten intuitiv, dass ihr „Männe“ auf hohe Stimmen abfährt. Mit der Erklärung für dieses Phänomen ist die Wissenschaft allerdings noch vorsichtig, vermutlich habe es mit der Evolution zu tun, hieß es. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen übrigens auch Forscher der Uni Aberdeen in Schottland. Dort wurde argumentiert, dass  höhere weibliche Stimmen für Gesundheit und Fruchtbarkeit ständen; besonders nach dem Eisprung würde die weibliche Stimme “nach oben” wandern. Bei Martina Hill von „Switch Reloaded“ ist diese Stimmveränderung allerdings eher beruflicher Natur.

Eine weitere tolle Geschichte von Fanny Jiménez aus derselben Zeitung mit einer schon beinahe episch anmutenden Überschrift hat mich ebenso zum Nachdenken gebracht: Ja, warum eigentlich? (Der Grund, warum mich der Beitrag zum Nachdenken gebracht hat, war einerseits die Überschrift, andererseits aber die Überlegung, wie eine kürzere Überschrift hätte lauten können. Vielleicht: „Wenn Du nicht, ich auch nicht“ oder  einfach „Andere machen es auch nicht“. Vergleiche zu epischen Überschriften auch noch einmal den zitierten Welt-Beitrag an anderer Stelle.)

Die Welt, 16.10.10, Titel: Warum soll ein Mann zum Arzt gehen, wenn es andere auch nicht tun?

Nachdenken über solche Sachverhalte gibt aber eben auch immer gute Smalltalk-Themen, wenn mir sonst beim Flirten an der Bar nichts mehr einfällt: „Wusstest Du schon, dass Männer, die nicht zur Vorsorge-Untersuchung gehen, glauben, es gingen viel weniger Männer dorthin als es in Wirklichkeit sind?“ Und wenn sich daraus eine interessante Konversation entspinnt, gleich nachlegen: „Übrigens denken diejenigen Männer, die zur Vorsorge-Untersuchung gehen, dass es weit mehr sind, die ihnen das gleich tun.“ Das Prickeln in dieser Dialogsituation ist spürbar.

Allerdings empfehlen die Forscher Uni Heidelberg, dass staatliche Kampagnen zum Gesundheitsverhalten berücksichtigen sollten, wie Männer in diesem Fall ticken. Wird behauptet, dass zwei Drittel aller Geschlechtsgenossen an einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung teilnehmen, dann steigt die Bereitschaft ebenfalls daran teilzunehmen stark an.  Als hoffnungslosem Realisten fehlt mir in diesem Zusammenhang nun nur die doch entscheidende Information, wie viele es tatsächlich sind. Aber entscheidend ist eben nicht, wie viele es wirklich sind, sondern, wieviele es der Behauptung nach sind. Hauptsache, die Gesprächpartnerin an der Bar hat eine hohe Stimme. Alleine ihr zuliebe würde ich bestimmt gehen! Wohin bliebe noch abzuwarten…

„Schnapszahl“ – One day on earth

Samstag, 09. Oktober 2010

„Lasst uns die Feste feiern, wie sie fallen!“ – keine ganz schlechte Einstellung angesichts der oft mit wachsendem Alter wachsenden Sorgen. Der 10. Oktober 2010, kurz: 10.10.10, würde als eine klassische Schnapszahl Gelegenheit bieten, zusammen mit Freunden einen (oder auch zwei) darauf zu trinken. Andere nutzen den Tag als Hochzeitsdatum. Daneben gibt es einige weiter reichende Betrachtungen des Tages für „Numerologen, Science-Fictions.-Fans, Zombies, Verliebte und andere Spinner“, wie Kritsanarat Khunkham heute in der Welt schreibt.

Die Welt, 09.10.10, Titel: Die Antwort auf alle Fragen des Lebens

Alleine in Köln heiraten diesen Sonntag 60 Paare, das bedeutet reichlich Zusatzeinnahmen für die Stadtkasse. Aber warum ist dieses Datum als „10.10.10“ geschrieben auch ein ganz besonderer Binärcode? Fans von Douglas Adams werden es längst wissen, gemäß dem meist angeführtem Zitat aus dem Science Fiction-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“: „Die Antwort 42“. Detaillierte Analysen finden sich zum Beispiel im Anhalter-Lexikon von Marco Mütz und Wolf Rödiger. Im Buch wusste der Supercomputer „Deep Thought“ nach langer Berechnung keine andere „Antwort auf das Leben, das Universum und den Rest“. Fanclubs des Buchs reisen am Sonntag daher in verschiedenen Städten weltweit gezielt mit Bussen der Linie 42 herum, so in New York, Denver, Los Angeles, London, Paris und Budapest. Hier die Szene aus dem Film, in der der Computer die Antwort gibt.

 

Parallel dazu wurde das Datum auch als „Welt-Zombie-Tag“ ausgerufen. Für Numerologen ist der Tag von besonderer Bedeutung, da der Zehn als Summe der Zahlen 1 bis 4 eine besondere Bedeutung zukommt. Immerhin rechnen wir auch im Dezimalsystem, das uns schon durch die Zehn Gebote aus der Bibel nahegebracht wurde. Zuletzt gibt es auch ein Filmprojekt „One day on earth„, bei dem tausende Filmemacher dokumentieren, was an diesem Sonntag so alles passiert.

Neues aus der Tierwelt 18

Donnerstag, 07. Oktober 2010

Nachschlag vom vergangenen Wochenende: In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat Georg Rüschemeyer im Wissenschaftsteil die Intelligenz von Tieren behandelt, in einem Auszug seines Buches „Menschen und andere Tiere“. Ausgehend vom Zitat Charles Darwins, der den Unterschied zwischen dem klügsten Tier und dem dümmsten Menschen als nur „graduell“ bezeichnet hat, bietet der Autor einen Überblick über die zahlreichen Fälle teilweise erstaunlicher Gedächtnisleistungen und anderer kognitiver Fähigkeiten von Tieren.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.10.10, Titelteil: Beim Denken...

Neben den sprichwörtlichen Erinnerungskünstlern Elefanten kommen Forschungsergebnisse an Vögeln zur Sprache, so das Vergraben von Kiefernsamen durch Kiefernhäher betreffend und die Zuordnung menschlicher Gesichter zu Futtergaben bei Tauben. Weiter heißt es, nicht nur Hunde, Affen und Kühe, sondern auch Frösche, Goldfische und Honigbienen wiesen Gedächtnis-Begabungen auf.

Mit Denken hat das alles allerdings genau so wenig zu tun wie das so genannte „Gewöhnungslernen, das schon Pantoffeltierchen oder Anemonen beherrschen (sie ziehen ihre Fangarme nach einer Weile nicht mehr zurück, wenn sie regelmäßig gekitzelt werden). Lernaufgaben wie wenn Ratten ein Labyrinth immer besser durchqueren, an dessen Ausgang Futter platziert ist oder das Drücken eines Hebels, um an Futter zu gelangen, sind ebenfalls einigen Tieren erfolgreich beizubringen. Aber auch das, bestätigt Georg Rüschemeyer, wird allgemeinhin nicht als Intelligenz bezeichnet.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.10.10, Titelteil: ... sind Tiere auch...

Typisch für Versuche mit Menschenaffen sind die Aufgaben, bei denen es um den erfolgreichen Einsatz von Werkzeugen geht (vgl. einen älteren Beitrag dieser Serie zum „Essen mit Stäbchen“ bei Krähen). In freier Wildbahn nutzen nicht nur Affen Werkzeuge, sondern zum Beispiel auch Seeotter (Steien zum Aufklopfen von Muscheln), Delfine (Schwämme zum Schutz der Schnauzen beim Gründeln) Elefanten (Äste zum Fliegenverscheuchen) und die in obiger Klammer genannten Krähen von der pazifischen Inselgruoppe Neukaledonien. Japanische Krähen lassen Nüsse sogar von vorüberfahrenden Autos knacken, und nicht nur das, zur Minderung der Gefahr teilweise sogar gezielt an Fußgängerampeln.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.10.10, Titelteil: ...nur Menschen

Im Weiteren kommt noch der so genannte Spiegeltest zur Sprache, bei dem Tiere  einen im Gesicht angebrachten Punkt registrieren sollen. Tun sie dies (Menschenaffen, Orcas, Delphine, Elefanten, Schweine und Elstern), wird eine Art Selbstbewusstsein unterstellt. Unter Bezug auf den amerikanischen BiologenMarc Bekoff werden drei Stufen der Metakognition benannt: 1. den eigenen Körper zu kontrollieren (das tun so gut wie alle Tiere), 2. eigene Dinge oder Bereiche zu verteidigen, und 3. „über sein eigenes Wissen Bescheid zu wissen“.

Das allerdings kommt im wesentlichen nur Menschen zu, denn – um dem irreführenden Titel kontra zu geben – sollte klar sein, dass Tiere nicht denken. Denn das Denken erfordert, dass Begriffe bestehen, mit denen operiert wird. Dies ist vielleicht allenfalls bei einzelnen Ausnahmetieren möglich, die bis zu 50 oder 100 verschiedene Schautafeln per Zuruf unterscheiden können. Aber selbst diese Tiere sprechen nicht. Sprechen ist der Bewusstseinsakt, der das Denken offenbart. Außer gegenüber vielleicht einem Franz von Assisi oder anderen Heiligen, die mit Tieren sprechen konnten, wurde uns Normalsterblichen jedoch noch keine begriffliche Sprache von Tieren bekannt. Treffend hingegen ist der Titel des Buches: „Menschen und andere Tiere – Vom Wunsch einander zu verstehen.“

Ornithopter-Erfolg in Toronto

Sonntag, 03. Oktober 2010

Tolle Sache, das „Human Powered Ornithopter Projekt„, dem jetzt erstmals Flüge nur mit menschlicher Muskelkraft gelangen! Gratulation dem Forscherteam um Tod Reichert von der University of Toronto.

Welt am Sonntag, 26.09.2010, Titel: Ziemlich abgehoben

Was schon Leonardo da Vinci konstruiert hatte, was aber auch vielen folgenden Ingeniueren nicht gelang, das wurde nun erstmals für immerhin 19 Sekunden und 145 Meter Entfernung Wirklichkeit: Der Traum vom Fliegen durch Muskelkraft. Das Flugmodell „Snowbird“ hat die Spannweite einer Boing, der Pilot musste für seinen Rekordversuch sogar acht Kilo abnehmen. Laut „Stern“ hat sogar die Internationale Aeronautische Vereinigung (FAI) den Flug bereits anerkannt. Hier ein Bild des Fluggeräts von der offiziellen Website:

Human Powered Ornithopter inflight

Zu den Flügen wird der Ornithopter zunächst angezogen, anschließend freigelassen, wonach die Flügelbewegung der langen Schwingen beginnt. Hiervon sind auch Filme eingestellt, etwa unter

HPO MVI 0045 from U of T Engineering on Vimeo

oder unter http://www.youtube.com/user/OrnithopterProject#p/a/f/0/0E77j1imdhQ.

Leben auf „Gliese 581g“?

Freitag, 01. Oktober 2010

In mehreren Tageszeitungen wird die Entdeckung US-amerikanischer Astronomen behandelt, die mit den Teleskopen am Berg Mauna-Kea auf Hawaii den Planeten „Gliese 581g“ gesichtet haben. Dieser Planet befindet sich rund 22,5 Millionen Kilometer oder etwa 20 Lichtjahre entfernt im Sternzeichen Waage und weist die beiden Grundvoraussetzungen für das Entstehen von Leben auf: Eine Atmosphäre und Temperaturen, die das Vorkommen von Wasser in flüssiger Form zulassen.

Die Welt, 01.10.10., Titel: Erdähnlicher Planet entdeckt

Der Planet kreist um den Stern Gliese 581, hat vermutlich die drei- bis vierfache Masse unserer Erde bei einem nur 1,2- bis 1,4-fachen Durchmesser. Seit 1995 wurden bereits rund 500 extrasolare Planeten entdeckt, dieser Exoplanet weist laut den Wissenschaftlern der Universität von Californien in Santa Cruz und des Carnegie-Instituts in Washington die bisher besten Bedingungen für Leben auf. Sie sprechen dabei von der „Goldilocks Zone“, deutsch von der „Goldlöckchen-Zone“, nach dem Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären„. Darin beident sich das ungezogene Mädchen im Haus der Bären aus drei Breitöpfen. Während der Brei im ersten Topf zu heiß und der im zweiten zu kalt ist, war der im dritten Töpfchen „genau richtig“.

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.10.10., Titel: Mögliches Leben in Goldlöckchens Zone

Im Kölner Stadt-Anzeiger schreibt Irene Meichsner weiter, der Sprecher der Gruppe von Wissenschaftlern Steven S. Vogt habe davon gesprochen, seiner Meinung nach lägen die Chancen für Leben auf diesem Planeten bei fast 100 Prozent. Allerdings dauert eine Umkreisung von Gliese 581 (der keine Sonne wie unsere ist, sondern ein roter Zwerg mit nur einem Drittel der Größe und auch rund 2000 Grad kühler), somit „ein Planetenjahr“ 37 Tage und die Oberflächentemperatur dürfte sich zwischen minus 37 bis minus 12 Grad bewegen. Zudem bleibt abzuwarten, was andere Kollegen auf die 44 Seiten umfassende Schrift erwidern werden.

Zwei andere Planeten des Systems „Gliese 581“ hatten bereits 2007 und 2009 Schlagzeilen gemacht, wobei inszischen bekannt ist, dass Gliese 581 c aufgrund eines Treibhauseffekts viel zu heiß und Gliese 581 d am äußeren Rand der Goldlöckchen-Zone liegt und damit zu kalt sein dürfte. Der Astornom Florian Freistetter weist in seinem „Astrodictium Simplex“ innerhalb der Scienceblogs darauf hin, dass es sich bei der Massenberechnung um Minimummassen handelt und dass sich der Planet wie der Mond gegenüber der Erde in einem „Tidally locked“-Status befindet, seinem Gestirn Gliese 581 also permanent dieselbe Seite zeigt. Er stimmt jedoch mit Steven Vogt darin überein, dass die Suche nach weiteren Exoplaneten immer häufiger von Erfolg gekrönt sein wird; seiner Überzeugung nach wird der erste echt erdähnliche, habitable Planet im Mai 2011 gefunden.