Archiv für die Kategorie ‘Internetkultur’

Willst Du schlechten Stil – nimm Pril!

Samstag, 21. Mai 2011

Einen Klassiker in puncto Unverständnis für die Dynamik von Online-PR hat Henkel mit seinem Designwettbewerb für Pril bei Facebook hingelegt. Im Kampf um Aufmerksamkeit wurde erst nach design-Vorschlägen gefragt, die die Facebook-User bewerten sollten, um anschließend durch die Jury aus den Top Ten die beiden „besten“ Vorschläge in limitierter Auflage herauszubringen. Allerdings entsprachen die beliebstesten Entwürfe nicht dem Geschmack der Verantwortlichen. Daher änderte Henkel die Wettbewerbs-bedingungen, prüfte Vorschläge, bevor sie zugelassen wurden und zog manchen aufgrund angeblicher Manipulation Stimmen ab.

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.05.2011, Titel: Pril beschert Henkel ein PR-Debakel

Nicht nur der Kölner Stadt-Anzeiger urteilt  heute so vernichtend, auch der Spiegel spricht im Titel vom „PR-Debakel“. Die von den Facebookusern weitaus stärker bevorzugten Motive „Monstergesicht“, „Bratwurst“ und „Nasenbrille“ blieben allesamt unberücksichtigt. Stattdessen werden nun die weit langweiligeren „Leoparden-Look“ und „Anzugs-Outfit“ im Oktober auf die Flaschen gedruckt. Wie gesagt ein klassisches Beispiel von „Ich verstehe nicht, wie das Internet funktioniert und setze mich über die Mechanismen hinweg“.

Das beschert Henkel und vor allem seiner Marke Pril vermutlich einen neuen Tiefpunkt in der Popularität, den sich der Konzern selber zuzuschreiben hat. Liebe Henkels, das ist einfach schlechter Stil! Aufgrund der Ungereimtheiten hatte der Designer des lange Zeit führenden Entwurfs „Schmeckt lecker nach Hähnchen“ diesen bereits selber zurückgezogen. Es scheint, dass große Unternehmen nach wie vor Probleme mit dem offenen Dialog haben, und dass sie die Dynamik der Sozialen Netzwerke bei weitem unterschätzen. Wie Jörg Breithut abschließend im Spiegel-Beitrag schreibt, lässt sich aktuell bereits untersuchen, ob es andere besser machen, denn jetzt hat auch dm bei Facebook einen ähnlichen Design-Wettbewerb für Spülmittelflaschen lanciert.

Dumm ist der, der Dummes tut

Donnerstag, 12. Mai 2011

So ähnlich lautete ein Ratschlag der Mutter von „Forrest Gump“ im gleichnamigen Film, um diejenigen Menschen, die nach bestem Wissen und Gewissen agieren von denen zu unterscheiden, die wider besseres Wissen eben Dummheiten begehen. In Hinblick auf unser Nutzerverhalten im Internet müssen wir uns in breiten Kreisen gegenseitig Dummheit attestieren, weil viele von uns leichtsinnig und ohne genügende Vorkehrungen im Netz verkehren, als wären wir dort unsichtbar. Das Gegenteil ist der Fall.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.04.11, Titel: Spur der Speicher

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung brachte vor wenigen Wochen einen langen Feuilleton-Beitrag zu diesem Thema. Constanze Kurz und Frank Rieger stellen in Auszügen aus ihrem Buch „Die Datenfresser“ die Allgegenwart des digitalen Gedächtnisses dar und die wie selbstverständliche Rolle des vernetzten Menschen („Homo reticuli“), dem meist aber jedes Grundverständnis für die verborgenen Vogänge der Datenspeicherung fehlt. „Das fast magische Verhältnis, das wir zu Computern und Mobiltelefonen entwickelt haben, füllt wie nebenbei die Taschen der Datenfresser, der Profiteure der digitalen Goldmine“, heißt es da.

Als „Profiteure der Entwicklung“ erweisen sich dabei diejenigen Konzerne, denen es gelingt, durch soziale Netzwerke eine Kultur der annähernd beliebigen Datenfreigebigkeit dem Nutzer als Freiheit zu verkaufen. Anstelle wie häufig üblich der Versuchung haltloser Versprechen zu erliegen, sollten wir besser eine Datensouveränität, eine „digitale Mündigkeit“  erlangen. Als erster Schritt dazu wird verlangt, „sich der Bedeutung seiner Privatsphäre bewusst zu werden“. Denn die scheinbar kostenlose Dienste wandeln Userprofile in bare Münze um. Entsprechend würden Internetfirmen neben dem Umsatz vor allem nach den Kriterien Nutzeranzahl, Verweildauer und generierte Datenmenge bewertet.

Kölner Stadt-Anzeiger, 11.05.2011, Titel: Die Geburt in der Straßenbahn

Sehr anschaulich  hat jüngst Rolf Schwartmann, Leiter der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht, die Unterscheidung zwischen Privatsphäre und Freiheit auf den Punkt gebracht. Sogar eine öffentliche Geburt in einer Straßenbahn gehört zum Privatleben. Wenn wir heute im Internet alle Eingriffe in private Daten zulassen und argumentieren, „Ich habe keine Geheimnisse“, dann liegt dem ein Missverstöndnis zu grunde. Denn wir leben nicht wie inder literarischen Vision von „1984“ in einem Überwachunsgsstaat, selbst wenn derzeit der Zensus vor vielen Tür steht. Das Grundgesetz verbietet Überwachung und wir sind selber Schuld, wenn wir ungefragt unsere Privatheit preisgeben. Es ist unsere Verantwortung uns im Internet zu schptzen und nciht abzustumpfen gegenüber Datenskandalen in der freien Internetwirtschaft, die leider an der Tagesodnung sind.

Frisbee-Film-Funde 8

Freitag, 06. Mai 2011

Wer zum Teufel ist Brodie Smith? Offenbar ein begabter junger Mann, der es mal ganz ordentlich gelernt hat, mit der Frisbeescheibe zu werfen. Wie anderen Yotube-Clips zu entnehmen ist, spielt er bei den „Florida Gaters“ erfolgreich Ultimate, probiert sich aus in MTA (Maximum Time Aloft, mit dem persönlichen Rückhand-Rekord von 9,5 sec), ist aber auch so verliebt in die fantastischen Flugeigenschaften des Schwebedeckels, dass er dieses inspierende Video gedreht hat – mit einigen… vielen… und noch mehr… unglaublichen Würfen in den Mülleimer.

Trick shots, die ich so noch nicht gesehen habe (vor allem nicht in der Fülle und scheinabaren Beliebigkeit), aufgenommen auf dem Campus der Universitity of Florida. Die Musik ist ja nun nicht so mein Fall, aber die Wurf- und Rolltechnik: Einzigartig! Für deutsche Verhältnisse unbedingt „Wetten Dass!?“-reif. Zuletzt will ich nciht verschweigen, dass mich Jens Jensen Gehrig mit einem Facebook-Eintrag auf das Video aufmerksam gemacht hat.

Das Video ist übrigens die Antwort auf dieses, mit einem teureren, tendeziell etwas weniger spannenden Sportgerät, dafür aber mit der leicht besseren Musik:

Fragliche Content-Allianz gegen Videoklau

Donnerstag, 05. Mai 2011

Auf der Fachmesse für Kabel, Breitband und Satellit, „Anga Cable“ in Köln haben sich Branchengrößen über die Zukunft des Bewegtbildes ausgetauscht. Die privaten und öffentlich-rechtlichen Sender haben beschlossen, eine gemeinsame Videoplattform aufzubauen. Doch das Bundeskartellamt hat etwas gegen die „Content-Allianz“ der beiden großen deutschen Sendergruppen. Gegen das Verbot soll nun geklagt werden, wie Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL Interactive ankündigte.

Kölner Stadt-Anzeiger, 05.05.11, Titel: Die Zeit der medialen Lagerfeuer ist vorbei

Unter diesem schmissigen Titel beschreibt Wilfried Urbe im Kölner Stadt-Anzeiger die Entwicklung. Dabei bezieht er sich auf ein Wort von Carl-Eugen Eberle, Justiziar des ZDF, der die Lagerfeuer „schwinden“ sieht. Vielmehr gehöre die Zukunft den Spartenprogrammen, begünstigt durch die Initative der Bundesregierung, die mit der Bundesnetzagentur für eine flächendeckende Breitbandversorgung sorgen möchte.

Wegweisend dürfte die künftige Verbindung von Internet und TV auf einem Gerät sein – eigentlich nichts Neues – das „Hybrid TV“ heißt. Das ist immerhin ein neuer Fachbegriff. Voraussichtlich in diesem Jahr werden die Einnahmen aus der Internetwerbung erstmals die aus der TV-Werbung übertreffen. Gleichzeitig treibt die TV-Programmbetreiber um, dass ihnen durch die unkontrollierte Verbreitung von Filmen im Internet wie in der Musikbranche etwa die Hälfte ihrer Umsätze flöten gehen könnte.

Daher der Ansatz einer gemeinsamen Videoplattform, die einen „Signalschutz“ gewährleisten soll. Wieder ist es der böse Großkonzern Google, der die Etablierten das Fürchten lehrt. Bei Google TV dürften Signale verändetr und weitergegeben werden, was weder im Sinne der privaten noch der öffentlich-rechtlichen Sender ist.

Immerhin haben sich beide Gruppen ebreits eine Viezahl von Zusatzkanälen aufgebaut, die digital empfangbar sind. (Die Hinweise auf das Ende der analogen Ära sind derzeit kaum zu überhören.) Doch ich frage mich: Wer guckt sich diese Kanaäle an, bzw. wer ist dafür bereit Geld auszugeben? Hauptaargument aber gegen die gemeinsam betriebene Videoplattform ist, dass die Sendergruppen damit gleichzeitiger Anbieter von technischer Infrastruktur und dazu gehörenden Inhalten wird. Gegen solche Monopole haben in Deutschland das Kartellamt und die Bundesnetzagentur etwas. Es sei denn, der Anbieter sitzt im Ausland und heißt zum Beispiel „Apple“.

Frisbee-Film-Funde 6

Dienstag, 03. Mai 2011

Einige Konsolenspieler entdecken nur durch Zufall, dass es vieles, was sie da so selbstverloren spielen, auch im echten Leben gibt – in der wirklichen Wirklichkeit, sozusagen. Wirksamkeit will ich den Konsolen- und Computerspielen gar nicht absprechen. Eine positve Auswirkung ist sicher, wenn Nerds darauf gestoßen werden, dass ihnen körperliche Bewegung gut tun kann!

Nachdem es nun nicht nur bei EA Tiger Woods, sondern auch auf der Wii-Konsole und meines Wissens auch bei Kinect für die Xbox bereits einige interaktive Frisbeespiele gibt (meist Disc Golf, teilweise aber auch Hundefrisbee), hat jetzt der ursprüngliche Inhaber des Markennamens Wham-O eine iPhone-App mit dem Namen „Frisbee Forever“ angekündigt, die noch diese Woche erscheinen soll.

Im Retro-Stil mit dem altbekannten Stopp-Trick der ganz frühen Frisbee-Werbung macht der entsprechende Videoclip auf, um dann in die Grafik der App zu entführen. In einem kalifornischen Themenpark muss man die Scheibe  drehen und wenden, um sie fliegend durch dreimiensional vorgegebene Luftrouten zu manövrieren. Specials wie Wild West oder die karibische Piraten sind mit inbegriffen. Total unrealistisch also, aber bestimmt sehr spaßig.

Der echte „Frisbee-Jumper“ u.a. neue Clips

Donnerstag, 21. April 2011

Die Firma Stockmeyer hat mit ihrer Kindersnackmarke Ferdi Fuchs einen animierten Werbespot mit Frisbeescheiben gedreht. Ich hatte auf der Seite des Deutschen Frisbeesport-Verbandes darüber berichtet. Der Spot ist zu sehen bei Youtube oder auf der Markenseite von Ferdi Fuchs. Kern der Handlung ist: Franzi, Ingo und Berti werfen gestärkt durch den Pausen-Snack ihre Frisbees gekonnt durch die Luft, sodass Ferdi mit dynamischen Sprüngen über die Flugscheiben die Beute zurückerobern kann und Willi wieder einmal leer ausgeht.

Jetzt haben ein paar Jungs diesen entscheidenden Move nachgestellt: Wäre es grundsätzlich möglich, über fliegende Frisbeescheiben vorwärts zu springen? Hier folgt die Antwort:

Daneben erreichte mich heute ein neues Freestyle Frisbee-Videomagazin aus Berlin, sehr relaxed, sehr fantasievoll: „Urban Disc Invasion“

Das erinnert stark an das „Spin Collectif“ mit ihren Net Video Magazines, deren erstes bereits sieben Jahre alt ist:

Zu guter Letzt hat jüngst auch das ZDF über eine andere Variante des Frisbeesports berichtet, in der Drehscheibe über Disc Golf, unter dem Titel „Das Runde muss ins Runde“ (nur dort zu sehen).

Gleichberechtigung beim Internet-Surfen

Montag, 18. April 2011

Die deutschen Frauen haben die Lücke in der Netznutzung gegenüber Männern fast geschlossen. Das hat der Branchenverband Bitkom jetzt mitgeteilt. Insgesamt sind in Deutschland mittlerweile 71 Prozent aller Frauen im Netz, nur noch zwei Prozent weniger als bei den deutschen Männern. Vor zwei Jahren waren es erst 60 Prozent der Frauen. Das ist sogar dem Handelsblatt einen kleinen Beitrag mit großer Überschrift wert.

Handelsblatt, 18.04.11, Frauen holen Männer bei der Nutzung des weltweiten Datennetzes ein

Einige Unterschiede bestehen jedoch nach wie vor: Männliche Internetnutzer sind mit 146 Minuten durchschnittlich 16 Minuten länger pro Tag online als Frauen. 87 Prozent der Männer besitzen ein Mobiltelefon, gegenüber 79 Prozent der Frauen, und 86 Prozent der Männer nutzen einen PC, aber nur 72 Prozent der Frauen. Auch die Tätigkeiten beim Surfen verteilen sich geschlechtsspezifisch leicht unterschiedlich.

Beim Gaming stehen die Männer mit 29 Prozent fast doppelt so oft auf Egoshooter wie Frauen (15 Prozent), wohingegen die Frauen bei Rollenspielen mit 13 gegenüber 5 Prozent und bei so genannten Social Games mit 10 gegenüber 6 Prozent deutlich dominieren. Bei den Mitgliedschaften in Online Communities liegen die Frauen mit 82 Prozent bereits in Führung (Männer: 74 Prozent), ebenso wie beim Online Shopping mit 88 Prozent (Männer: 84 Prozent). Noch deutlicher ist die Vormachtstellung von Frauen im Internet unter deutschen Jugendlichen.

Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer zieht die einfache Schlussfolgerung: „Frauen vernetzen sich, Männer tragen Geräte zur Schau.“

Bitkom-Grafik Internetnutzung deutscher Frauen und Männer 2011

Verkaufserlös der Huffington Post im Visier

Donnerstag, 14. April 2011

Anfang des Jahres hatte Arianna Huffington, Mitbegründerin der Huffington Post, die Netzzeitung für 315 Millionen Dollar an den Internetkonzern AOL verkauft. Während der Verkauf anfangs für Überraschung sorgte – galt die Huffington Post doch als Paradebeispiel für die gelungene Einbindung kritischer Leser – klagt nun der politische Aktivist und Publizist Jonathan Tasini auf Schadenersatz. Ein Drittel des Erlöses solle unter den rund 9.000 dort aktiven Bloggern aufgeteilt werden.

Handelsblatt, 14.04.11., Titel: Blogger verlangen Millionen und klagen gegen die Huffington Post

Axel Postinett und Jens Kossmann beschreiben die Hintergründe und die geringen Aussichten der Klage heute im Handelsblatt. Demnach hatte Jonathan Tasini bereits 2001 erfolgreich gegen die New York Times geklagt und Geld für freie Autoren durchgesetzt. Hier liegt der Fall aber ein wenig anders. Den Schreibern bei der Huffington Post ist nie Geld in Aussicht gestellt worden, sondern lediglich eine Plattform zum Gedankenaustausch.

Allerdings habe die Huffington Post die Blogger mit der Aussicht auf eine größere Reichweite gelockt, habe dazu aber niemals die Abrufzahlen von Artikel oder von Autoren bekannt gegeben, begründet der Kläger. Zudem seien sie Blogger „über die wahren Gewinnerzielungsabsichten der Seite getäuscht“ worden, wie es weiter heißt. Jonathan Tasini verwendet den unüblichen Begriff der „unberechtigten Bereicherung“. Da es aber niemals Verträge zwischen der Huffington Post und den gewissermaßen „Bürgerjournalisten“ gab, blickt AOL dem Prozess vergleichsweise gelassen entgegen.

Zudem ist die Unterstützung durch andere HP-Blogger eher gering. Dabei möchte der Kläger noch den Status einer Sammelklage erreichen, um damit ein Zeichen gegen Internet-Unternehmen zu setzen, die ihren Gewinn auch durch Inhalte beziehen, die Nutzer kostenfrei einstellen (so genannter social content). Sollte er wieder Erwarten mit seiner Klage Erfolg haben, wäre das in der Tat weitreichend auch für viele andere Meinungsportale.

Ob AOL und sein neuer Unternehmensbereich „Huffington Media Group“ unter der Leitung von Arianna Huffington ohne Imageschaden aus dieser Nummer wieder heraus kommt, bleibt abzuwarten. Das Image von AOL dürfte sich nicht eben auf einem Rekordhoch befinden. Am besten kommt das Unternehmen vermutlich doch damit weg, wenn sich einige der zahlreichen Autoren zu anderen Portalen hinwenden. Immerhin macht AOL keinen Hehl daraus, dass mittels etwa 55.000 neuer Beiträge monatlich die eigene Reichweite erhöht und die Werbeerlöse angekurbelt werden sollen.

Drei Tage re:publica XI

Mittwoch, 13. April 2011

Die re:publica kommt mit ihrer fünften Auflage seit 2007 schon in den Bereich der gut etablierten Medienkonferenzen, doch die Teilnehmer und Macher stammen weniger aus großen Medienhäusern und aus dem Kreis der einschlägigen „Fernseh-Gesichter“. Vielmehr handelt es sich bei den Teilnehmern der Konferenz über die digitale Gesellschaft um Blogger, Netzaktivisten, Entwickler, Künstler und Journalisten. Daher die Überschrift der Ankündigung im heutigen Kölner Stadt-Anzeiger.

Kölner Stadt-Anzeiger, 13.04.2011, Totel: Die Netzwelt befragt sich selbst

Die Veranstaltungen im Friedrichstadt-Palast, der Kalkscheune und im Quatsch Comedy Club werden vermutlich durchgängig gut besucht sein. Das Themenspektrum von sozialen Medien über Blogs bis hin zu Netzkultur und Netzpolitik ist so weit gefasst, dass nach Angaben des Bloggers Markus Beckedahl  daher der Veranstaltung kein Motto vorangestellt wurde. Ein dreiköpfiges Team, mit Autoren des Blogs Spreeblick, hat einige Redner eingeladen, daneben wurden aus rund 400 Bewerbungen aus dem Netz 70 weitere Beiträge ausgesucht.

Wie im Vorjahr ist mit mehr als 250 Rednern (fast 300) aus etwa 30 Ländern und über 160 Stunden Programm zu rechnen. Nach 2.700 Gästen im Vorjahr soll in diesem Jahr die Grenze von 3.000 Besuchern überschritten werden. Die re:publica (zu verstehen als „öffentliches Ding“ oder doch als modernisierbare Staatsform) rühmt sich selbst „Spiegel und Forum der digitalen Gesellschaft zu sein“ wie es kein anderes im europäischen Raum gebe. Leider ist die Internetseite nicht ganz so aufschlussreich wie es hoffentlich die Veranstaltungen sein werden, das Programm ist jedenfalls temporär nicht verfügbar. Allerdings bin ich gespannt auf Ergebnisse der Tagung und sei es, wie heute ebenfalls im Kölner Stadt-Anzeiger zu lesen war:

Kölner Stadt-Anzeiger, 13.04.2011, Titel: Mönche twittern Morgengebete

Wo die Werbung wirkt

Donnerstag, 07. April 2011

Der unbedarfte Mediennutzer könnte denken: Am Fernseher prägt sich die Werbung am besten ein. Der TV-Glotzer hat abends auf Durchzug geschaltet, aufgrund der suggestiven Kraft der Bewegtbilder bleiben sicherlich mehr Werbebotschaften hängen als erwünscht. Aber die Streuverluste sind da immer noch immens – ganz im Gegensatz zum Internet, worauf Werner Schwaderlapp, Professor für Medienmanagement an der Hochschule Fresenius, im Kölner Stadt-Anzeiger aufmerksam macht.

Kölner Stadt-Anzeiger, 06.04.11, Titel: Der dritte Platzhirsch

Er eröffnet seine Beobachtung mit der Anekdote von Henry Ford, der sich bewusst war, dass die Hälfte seines Werbebudgets herausgeschmissenes Geld ist, und sich daher fragte: welche Hälfte? Im Internet erscheint (nach dem bekannten Beispiel von amazon: „Sie hatten sich für jenes Buch interessiert. Vielleicht interessiert Sie auch dieses?“) auf eingegebene Suchworte immer gezielter die genau passende Werbung. Meistens, so Werner Schwaderlapp, ist für die Anzeige nur dann zu zahlen, wenn sie angeklickt wird.

Diese Errungenschaften für den Werbetreibenden, die auf der anderen Seite Fragen zum gläsernen Konsumenten und somit zum Datenschutz aufwerfen, reduzieren die Streuverluste auf ein Minimum. So ist es denn auch kein Wunder, dass sich das Internet längst neben Print und TV zum „dritten Platzhirschen“ entwickelt hat. Unlängst gab der Online-Vermarkterkreis im Bundesverband Digitale Wirtschaft bekannt, dass die Online-Werbung im Vorjahr erstmals die 5 Milliarden Euro-Grenze überschritten hat.

Schneller als vom BVDW erwartet ist online damit sogar zum zweitstärksten Werbemedium hinter dem Fernsehen, aber vor den Zeitungen geworden. Nach 26 % Wachstum im Vorjahr werden für 2011 immer noch 16 % Wachstum erwartet, auf ein Gesamtvolumen von mehr als 6 Milliarden Euro, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Nur eine Frage der Zeit, bis das Online-Werbevolumen auch das des Fernsehens überholt haben wird.

Werbestatistik 2010 des Online-Vermarkterkreises im BVDW