Archiv für die Kategorie ‘Sportpolitik’

Fußball ist Kopfsache

Freitag, 11. Juni 2010

Pünktlich zum Anstoß der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika bringen zahlreiche Verlage ihre Printprodukte auf den Markt, beginnend mit den zahlreichen Serien von Klebebildchen über die zahlreichen Vorberichte in Tageszeitungen und Magazinen zum größten Sportereignis des Jahres bis hin zu Fachliteratur. Das alles beweist wieder einmal – ganz unabhängig davon, ob Miro Klose spielen wird, der über eine besonders gute Kopfballtechnik verfügt – dass der Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen auch Kopfsache ist.

Veröffentlichungen zum Sport im Springer Fachmedien-Verlag

So weist die Verlagsgruppe Springer Science+Business Media auf einschlägige Titel hin wie „Ökonomie des Tourismus durch Sportgroßveranstaltungen“ (von Holger Preuß, Markus Kurscheidt und Norbert Schütte im Gabler-Verlag), „Mathematik+Sport“ (von Mathias Ludwig, im Verlag Vieweg+Teubner) und „Fußball als Paradoxon der Moderne“ (von Marion Müller im VS-Verlag).

Während das erstgenannte Buch eine empirische Analyse zur Fußball-WM 2006 darstellt und daraus eine „Reihe von bedeutsamen Handlungshinweisen für den strategischen Einsatz und die konzeptionelle Implementierung von Großveranstaltungen“ ableitet, behandelt das zweitgenannte „Olympische Disziplinen im mathematischen Blick“.

Zwar ist Fußball auch eine olympische Disziplin, dabei kommen aber offenbar nicht die Wettchancen beim Tippen auf den WM-Sieger zur Sprache (so viel wie beim Tipp auf den Außenseiter Nordkorea gab es angeblich noch nie zu gewinnen). Dafür wird verdeutlicht, „dass Mathematik eine ganze Menge mit Sport zu tun hat, dass mathematisches Wissen für den erfolgreichen Sportler bzw. für seinen Trainer unentbehrlich ist“.

Marion Müller: Fußball als Paradoxon der Moderne

Das dritte Buch jedoch erscheint mir als die angemessene intellektuelle Lektüre zum heute startenden Weltereignis, das Millionen (oder gar Milliarden) von Menschen medial verfolgen, das Millionen von Kinder beim Erwachsenwerden begleitet. In der Buchbeschreibung heißt es bezogen auf unreflektierten Sprachgebrauch, auf Ausländerregelungen in der Fußball-Bundesliga oder auf eherne Traditionen: “ In jedem anderen Funktionssystem wären derartige partikularistische Diskriminierungen hochgradig legitimationspflichtig. Nur im Fußball bzw. im Sport werden nationale, ethnische sowie geschlechtliche Zuschreibungen unhinterfragt akzeptiert.“ Möglicherweise besteht das Paradoxon in der Tatsache, dass Fußball oder Sport aufgrund der medialen Reichweite solcher Ereignisse doch dazu imstande sein kann, Veränderungen im Denken und vielleicht auch im Handeln zu bewirken (vgl. den Texthilfe-Beitrag zum diesjährigen Weltkongress des SportAccord in Dubai).

Daher finde ich besonders wichtig, dass die WM in diesem Jahr in Südafrika stattfindet, auch wenn es sicherlich kriminelle Übergriffe geben wird, die Kritiker dazu hinreißen lassen werden, diese Entscheidung im Nachhinein anzuzweifeln. Aber alleine die große Kick-Off-Show mit eindringlichen Einspielfilmen wie „One Goal – Education for all“ war für mich schon eine Bestätigung der Richtigkeit dieser Entscheidung.

Die C-Lizenz Vereinsmanagement ist erworben

Dienstag, 01. Juni 2010

…bleibt die Frage: Wofür? Nach acht Wochenendseminaren, die erstmals Stadtsportbund Köln und Landessportbund NRW gemeinsam angeboten haben, komme ich nun in Besitz einer C-Lizenz in Sachen Vereinsmanagement, die ich in Hinblick auf meinen Heimatverein ASV Köln sowie als Geschäftsführer des Deutschen Frisbeesport-Verbandes e.V. anwenden kann. Verwandle ich mich damit nun vollends in einen Funktionär und Schreibtischtäter, der den Bezug zum Spaß am Sport verliert? Oder gelingt es dadurch vielleicht, einige Baustellen effizienter anzugehen und erfolgreich zu bearbeiten. Was abzuwarten bliebe… Jedenfalls bot das gehobene Ambiente der VBG-Akademie in Schloss Gevelinghausen im Hochsauerlandkreis das passende Umfeld für den Lehrgangsabschluss.

Starßenansicht des Hauptgebäudes von Schloss Gevelinghausen

Neben den zweitägigen, hochinteressanten und praxisbezogenen Erläuterungen zum Thema Arbeitsschutz im Sportverein überzeugte auch das Rahmenprogramm der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, bei der auch die Angestellten gemeinnütziger Sportvereine automatisch unfallversichert sind. Die Schrecken, die der kompetente Referent Andreas Schubert verbreitete – in Hinblick auf fehlendes Sicherheitsglas, auf ungesicherte Dacharbeiten, auf Wegeunfälle und sonstige neuralgische Punkte in Sportanlagen – diese Schrecken wurden durch gratis Kost und Logis sowie eine Planwagenfahrt durch das Hochsauerland mehr als wett gemacht.

Innenhof der historischen Gebäudeanlage von Schloss Gevelinghausen

Vom Innenhof der geräumigen Schlossanlage ging es oberhalb von Olsberg vorbei an Ostwig und Bestwig zurück zur mondänen Wochenendbleibe (mir selbst wurde übrigens ein Zimmer in der Villa am Hügel zuteil). Der auf dem Schloss geborene, bereits betagte, dabei jedoch sehr redselige Kutscher Heinz erzählte die Geschichte der früheren Schlossbesitzer, der Freiherren von Wendt-Papenhausen, deren Sohn nach dem Krieg zuerst eine Formel 1-Rennstrecke ins Sauerland bauen wollte, anschließend jedoch das „Fort Fun“-Familienland gründete. Über den Plan in Kanada ein selbiges Erlebnisland aufzubauen geriet er an unwirtliches Land, das nicht bebaubar war und verlor darob seinen Besitz. Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ist bereits seit mehr als 20 Jahren mit ihrer Akademie in den Räumlichkeiten eingemietet. Es ist nicht nur ihr Gesetzesauftrag, über Unfallgefahren aufzuklären, sondern dies senkt nachweislich auch die Unfallhäufigkeit.

Blick von der Planwagenfahrt auf das Hochsauerland

Trotz der deutlich in die Jahre gekommenen zweispännigen hölzernen Spielwaage kamen wir mit unserer knapp 20köpfigen Lerngruppe unfallfrei wieder zurück und hatten neben einigen historischen Anekdoten auch das einheimische Warsteiner-Bier kennen gelernt, das sich (zu seinem eigenen Schutz?) nicht Pils, sondern „Premium Verum“ nennt. Anschließend machten wir auch noch Bekanntschaft mit dem Sauerländer Edelkorn „Ganz alter Schneider„. Natürlich kamen neben den spaßigen Abschnitten auch die Lerninhalte nicht zu kurz. So wurden in vielen professionellen Folien die Grundlagen des Arbeitsschutzes für Vereine erarbeitet.

VBG-Folie zum Arbeitsschutz in ehrenamtlichen Organisationen

Im Bewusstsein hängen blieben neben den praktischen Übungen zur Absicherung von Sportstätten auch einige Videoeinspielungen, so zum Stadionbrand in Bradford 1985, der nach Kontroversen nur noch zu Zwecken des „Feuerbewusstseinstrainings“ gezeigt werden darf, oder zur Schadensmeldung nach einem Dachdecker-Unfall. Dies darf noch gezeigt werden.

Abschließend sei vermerkt, dass die homogene Kölner Lerngruppe zu großen Teilen plant, im kommenden Jahr die VM-B-Lizenz an das Erlernte dranzuhängen.

Tolle Erfindungen vor der Fußball-WM

Sonntag, 30. Mai 2010

In der Welt vom Samstag werden sehr hilfreiche Erfindungen vorgestellt, die gerade recht zur Fußball-WM in diesem Jahr kommen: In Stuttgart wurde der Stürmer erfunden, der immer trifft, in Karlsruhe eine „Elektronik-Joppe“, die das bevorstehende Reißen der Sehne eines Leistungssportlers vorhersagen kann, und ein nachwachsendes Lächeln in New York.

Welt, 29.05.2010, Titel: Ein Lächeln, das nachwächst

Das nachwachsende Lächeln betrifft Zähne, die in verwaisten Kiefern aus Stammzellen aufgebaut werden können (vgl. den Welt-Beitrag von Jörg Zittlau). Vielleicht könnte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft (= „wir“) dieses nachwachsende Lächeln benötigen, wenn es ihr (= „uns“)nach der Vorrunde der Fußball-WM vergangen sein sollte, weil der erwartete Erfolg nicht eingetreten ist? Dabei  sind wir am vergangenen Wochenende doch wirklich vom Erfolg verwöhnt worden: Die Nationalelf schlug Ungarn (auch ohne den neuen Kapitän Philipp Lahm) mit 3 zu 0, Vitali Klitschko bezwang mit hängenden Fäusten einen ohnmächtigen Gegner und unsere Lena hat auch noch beim Eurovision Song Contest in Oslo gewonnen.

Welt, 29.05.2010, Titel: Der Stürmer aus dem Labor

In derselben Ausgabe der Welt dazu passend ein Bericht von Klaus Schlütter: „David“, die Erfindung Stuttgarter Wissenschaftler, trifft als automatischer Elfmeterschütze praktisch immer. Nicht schlecht als Alternative, falls die Stuttgarter Nationalspieler Mario Gomez (Ex.-VfB Stuttgart, jetzt FC Bayern München) und Cacau (aktuell VfB Stuttgart) in der Nationalef doch nicht mehr so zuverläsig wie gestern treffen sollten…

Welt, 29.05.2010, Titel: Warnung aus der Weste

Eine weitere Top-Innovation, über die Harald Czycholl in derselben Zeitung berichtete, misst als intelligente Berufsbekleidung Herzfrequenz und Laufgeschwindigkeit z.B. auch bei Fußballern, um festzustellen: Gefahr in Verzug – hier könnte gleich eine Sehne reißen! Könnten wir allerdings Typen aufstellen wie David im Sturm und seinen Torwartkumpel „Goalias“, der bis zu 93 Prozent ller Elfmeter killt, dann bestünde auch hinsichtlich des schwachen menschlichen Fleisch-Materials keine Gefahr mehr.

Frisbeesport im Zeichen der Völkerverständigung

Sonntag, 30. Mai 2010

Die Frisbeesportabteilung des ASV Köln, „Frühsport 0,2“, veranstaltet am kommenden Wochenende (5. und 6. Juni) das vierte internationale Turnier im Teamsport Ultimate Frisbee, die „Disc Days Cologne„. In diesem Jahr wird nach häufigen Mailkontakten voraussichtlich erstmals auch ein Team aus Ulan Bator (Mongolei) zu Gast sein (Texthilfe berichtete).

Logo der "Disc Days Cologne" von Till Nows

Samstag und Sonntag werden jeweils ab neun Uhr beim ASV Köln und auf der Stadionvorwiese Spiele in der schnellen Mannschaftssportart ausgetragen.  Gemeldet sind 20 Herren- und 10 Damenteams. Titelverteidiger bei den Herren sind die „7 Schwaben“ aus Stuttgart. Neben zahlreichen deutschen Top-Teams haben sich auch Mannschaften aus Österreich, Frankreich und Belgien angekündigt. Außer dem Endzonensport Ultimate, der 7 gegen 7 gespielt wird, findet auch ein Geschicklichkeitswerfen statt, bei dem von sieben Stationen aus jeweils 4 Scheiben in ein Tor der Größe 1,50 m mal 1,50 m zu werfen sind („Accuracy“, Texthilfe berichtete mit Grafik).

Felderbelegung bei den DDC 4 auf der Stadionvorwiese

Am Samstag abend um etwa 21:00 Uhr werden die Gäste aus der Mongolei mit einem Auftritt der 1. Kölner Mongolenhorde überrascht. Diese führen vom 20. bis 22. August ihr diesjähriges Mongolen-Lager in Köln-Heimersdorf durch. Die Finalspiele finden am Sonntag ab 12:00 Uhr bis etwa 16:00 Uhr im ASV-Stadion, Olympiaweg 3, statt.

Umfrageergebnisse zum Fairplay im Ultimate

Sonntag, 23. Mai 2010

Die 12-Klässlerin und U20 Ultimate-Nationalspielerin Sarah Franchini aus Mengen im Allgäu hat in ihrer Stufenarbeit das Thema „Fairplay im Ultimate“ behandelt (Texthilfe berichtete). Im Rahmen des Seminars „Ethik und Sport“ ging sie dabei der Frage nach, ob die Tatsache, dass der Teamsport schiedsrichterlos gespielt wird, tatsächlich der Fairness der Mitspieler zu Gute kommt. Voraussetzung des Selbstregulierens beim Ultimate ist, dass die Mitspieler eine große Regelkenntnis und einen hohen Respekt vor dem Gegenspieler besitzen (Regeln und Bedeutung des Fairplay beim Deutschen Frisbeesportverband e.V.).

Neben den historischen und sporttheoretischen Ausführungen zur Entstehung und Praktizierung dieser Disziplin hat sie auch eine eigene Umfrage durchgeführt, an der immerhin 190 Ultimate-Spielerinnen und-spieler teilgenommen haben. Ohne auf den Inhalt der Arbeit näher einzugehen, stelle ich hier einige interessante Aspekte der Umfrage vor, deren Antworten nach Alter und Geschlecht unterschieden sind (U20, 20-30 Jahre und Ü30, w und m).

S.Franchini: Ultimate-Umfrage, Stellenwert Fairplay

Ausgehend von diesen Angaben ist deutlich, das Ultimate-Spieler durchweg einen hohen Wert auf Fairness legen, der mit zunehmendem Alter noch steigt. Interessant der statistische Ausreißer bei den Spielerinnen unter 20 Jahren, bei denen möglicherweise aufgund eines weniger starken physischen Einsatzes die Erfordernis der Fairness geringer ist (die Interpretation ist auch aufgrund der mit 13 geringen Anzahl der Befragten in dieser Altersgruppe gewagt).

Entsprechend hoch ist insgesamt auch die Befürwortung des Spielens ohne Schiedsrichter. Auffällig hierbei der Ausreißer der männlichen Jugend, der sich möglicherweise auf mangelhafte Regelkenntnis und damit eine Unsicherheit im Verhalten bei strittigen Situationen bezieht (Interpretation auch hier aufgrund von nur 12 Befragten wackelig).

S. Franchini: Umfrage Ultimate, Spielen ohne Schiedsrichter

Als Erklärung hierfür kann die ebenfalls auffällige Aussage derselben Altergsruppe zu der Frage gelten, wie schwer es ihnen fällt, ehrlich zu sein. Bemerkenswert hierbei außerdem die durchgängige höhere Selbsteinschätzung der weiblichen gegenüber den männlichen Befragten.

S.Franchini, Ultimate-Umfrage, einfache Ehrlichkeit

Fast alle Befragten hatten auch schon mit ungerechten Gegenspielern zu tun (Angaben zwischen 72% , 20-30J 2 und 97,9 %, Ü30 m), was die Relevanz der Fragestellung verdeutlicht (gäbe es keine strittigen Situtionen zu schlichten, wäre die Fragestellung nach Fairplay weitgehend unnötig). Auf die Zusatzfrage hin, wie oft diejenigen mit ungerechten Gegenspielern zu tun hatten, zeigt sich eine weitere Auffälligkeit: Bei den männlichen Jugendlichen ist diese Anzahl am höchsten, bei den weiblichen Befragten unter 20 und über 30 hingegen gleich hoch. Die größere Zahl an als ungerecht empfundenem Situationen im Juniorenbereich könnte auf geringere Regelkunde oder auf ungezügelteres (weniger selbstbewusstes) Verhalten zurückgehen. Vermutlich wachsen mit dem Alter der Spieler Regelkenntnis und Selbstkontrolle.

S. Franchini, Ultimate-Umfrage, Häufigkeit ungerechter Situationen

Ähnliche Unterschiede in der Bewertung je nach Alter erweisen sich zuletzt auch bei der Bewertung der Frage nach dem möglichen Einsatz eines Schiedsrichters im Ultimate. Jugendliche tendieren zwar mit 6,7 bzw. 6,8 von 10 Punkten dagegen, dass Schiedsrichter zur Spielsteuerung gerechter wären, liegen mit diesen Werten aber deutlich unter denen der älteren Befragten (zwischen 7,8 und 8,5). Noch deutlicher wird der Bewusstseinsprozess, der sich mit zunehmendem Alter abspielt, in folgender Grafik.

S. Franchini, Ultimate-Umfrage, Vereinfachende Schiedsrichter?

Interessanterweise glauben dies Juniorinnen am wenigsten, unmittelbar gefolgt von den älteren Herren. Nehmen wir die Juniorinnen aus der Statistik heraus (aufgrund der möglicherweise geringeren „Belastung“ des Fairplays), ergibt sich aus den übrigen Werten eine deutliche Wende zwischen den Spielerinnen und Spielern unter 30 Jahren, die einem Schiedsrichtereinsatz positiv gegenüberstehen und denen über 30 Jahren, die dies deutlich ablehnen.

Sehr ähnlich sieht auch das Resultat aus bei der Frage nach dem Einsatz von „Observern“ (Spielbeobachtern, die auf Nachfrage der Spieler eingesetzt werden können). Bei der Schlussfrage, ob der Einsatz von Schiedsrichtern beim Ultimate begrüßt würde, ist die Ablehnung jedoch bereits ab 20 Jahren aufwärts einhellig (zwischen 81 % bei 20-30 J m und 93,6 % bei Ü30 m). Jugendliche entscheiden sich ebenfalls in der Mehrzahl dagegen (69 % nein zu 23% ja bei U20 w, 50% nein zu 33,3% ja bei U20 m – der Rest enthielt sich der Stimme).

Noch eine Woche bis zum Fußball-Pokalfinale..

Samstag, 08. Mai 2010

Kommende Woche Samstag steht nicht nur der Sieger des DFB-Pokalfinals der Männer fest (und damit auch eine weitere Teilantwort auf die Frage, ob dem FC Bayern ein historisches Triple gelingen könnte), sondern auch der des Finals der Frauen (und damit die Frage nach dem weiteren Verbleib der Veranstaltung). Nach 25 Jahren im „Schatten“ des bedeutenderen Männer-Endspiels in Berlin, findet die Veranstaltung in diesem Jahr erstmals im Kölner Rhein-Energie-Stadion statt.

Nicht nur Trainerinnen und Spielerinnen des FCR Duisburg und des USV Jena haben Interesse am Pokalenspiel, sondern auch Kölns OB Jürgen Roters, Foto: Lioba Schneider/DFB

Wenn der bisherige Zuschauerrekord eines europäischen Frauenfußball-Pokalfinals (England 2008: 24.582 Zuschauer) fällt, dürfte Köln gute Chancen haben, dass der DFB das Frauenfinale künftig in Köln belassen wird. Andernfalls kehrt es zurück ins Vorprogramm der Männer nach Berlin.

Bei dem Endspiel in Köln gelten die Titelverteidigerinnen des FCR 2001 Duisburg als klarer Favorit. Im Team stehen mit Torfrau Simone Laudehr (hinten links), Ursula Holl (vorne Mitte),  Linda Bresonik (rechts dahinter) und Inka Grings (vorne 4.v.r.) zahlreiche Nationalspielerinnen. Der FF USV Jena als in Thüringen verwurzeltes Team möchte dagegen seine Außenseiterchance nutzen. Für das Team von Trainerin Heidi Vater (Bild oben links) ist der Finaleinzug der bisher größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Kader des titelverteidigenden Pokalfinalisten, Foto: FCR 2001 Duisburg

Während die Duisburgerinnen um Trainerin Martina Voss-Tecklenburg auf eine Titelwiederholung hoffen, hoffen die Verantwortlichen in Köln auf eine Wiederholung der Veranstaltung – immerhin wäre das ein Fußballfinale mit dauernder Kölner Beteiligung. Entsprechend wird am Samstag, den 15. Mai, etwas geboten:  Ab 12:00 Uhr startet ein Familienfest auf der Stadionvorwiese mit den Musikgruppen „Domstürmer“, „Kläävbotze“ und „Hanak“. Ebenfalls ab 12:00 Uhr machen die Kassen auf. Zu den bislang mehr als 18.000 verkauften Karten müssten dann wenigstens 6.600 weitere hinzukommen, dann stünden die Chancen gut. Immerhin geht es der Stadt auchd arum, etwas für das angeschlagene Image der „Sportstadt Köln“ zu tun. Nach der Insolvenz der Köln 99ers im Vorjahr ist aktuell der Traditionsverein Kölner Haie immer noch nicht langfristig gerettet.

Jetzt bin ich aber zunächst gespannt auf das Frauenfußball-Pokalfinale am 15. Mai um 16:00 Uhr, wenn es heißt: „Holl versus Groll“. Die Kontrahentinnen des FCR Duisburg, Torfrau Ursula Holl (links) und des USV Jena, Verteidigerin Melanie Groll, haben bereits probehalber Hand an den Pokal gelegt. Der ist neu gefertigt und kann es allemal mit dem der Männer aufnehmen: Die 60 Zentimeter hohe und 11 Kilogramm schwere, versilberte Messingtrophäe hat alleine einen Materialwert von rund 30.000 Euro. Die Finalkarten kosten dagegen nur zwischen 10 und 30 Euro.

Die Torfrau des FCR Duisburg Ursula Holl (links) und die Verteidigerin des USV Jena Melanie Groll legen probehalber Hand an den Pokal: Foto: Lioba Schneider/DFB

Sport heilt Wunden und reißt Barrieren ein

Dienstag, 04. Mai 2010

Zur Abschlussrede der Konferenz der Weltsportverbände („Sportaccord„) in Dubai konnten die Organisatoren den ehemaligen UN-Generalskretär Kofi Annan gewinnen. Nach Angaben des an der Konferenz teilnehmenden Präsidenten des Weltflugscheibenverbandes Jonathan Potts (World Flying Disc Federation, WFDF), erhielt der charismatische Redner stehende Ovationen, noch bevor er einen Satz gesagt hatte.

Evi Simeoni in der FAZ zitiert Kofi Annan: „Der Sport spielt eine einzigartige Rolle darin, Wunden zu heilen, die Menschen gegen soziale Probleme zu aktivieren, Barrieren gegen rassen und Geschlechter einzureißen, für interkultuelles Verständnis zu sorgen, Flüchtlinge zu integrieren, mentale Traumata zu heilen und wirtschaftliche Entwicklung anzuregen.“

FAZ, 03.05.2010, Titel: Die Welt wäre ein schlechterer Ort

Die FAZ-Autorin behauptet, dass sowohl das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie der Internationale Fußballverband (Fifa) damit liebäugelten einen Nobelpreis zu erhalten, wie Kofi Annan 2001. Doch der internationale Spitzensport könnte seine Botschafterrolle für eine bessere Welt leicht überbewerten und sich etwas damit überheben, sich selber nicht mehr zu genügen. Angesichts „eigener Probleme wie Doping, Wettbetrug, Spielabsprachen, Fan-Ausschreitungen, Ellbogenmentalität und Kooruption unter Funktionären“ sei schon der Anspruch Jugendlichen grundlegende Werte zu vermitteln etwas zu hoch gegriffen, geschweige den mit einer Fußball-WM in Südafrika einen ganzen Kontinent zu retten.

Die von Annan angesprochenen „Heilkräfte“ sind jedoch zweifellos vorhanden, unabhngig ob er und Fifa-Chef Joseph Blatter nur „gute Freunde“ sind oder nicht. Auch der Hinweis auf die Mitgliederzahlen der Organisationen ist relevant: Die Vereinte Nationen haben 192 Mitgliedsländer, das IOC 205, die Fifa gar 208. IOV-Präsident Jacques Rogge jedoch arbeitet nach Darstellung von Evi Simeoni während seiner letzten Amtszeit an seinem „persönlichen Vermächtnis“. Dazu gehörten die 2007 beschlossenen Olympischen Jugendspiele, erstmals in diesem Jahr in Singapur, die er als „große gewonnene Schlacht“ bezeichnete.

Die Unterstützung der 26 olympischen Sommer-Sportarten durch fragwürdige Vorbilder ist vielleicht wirklich nicht geeignet, das Image des „heilsamen“ Sports den Jugendlichen zu vermitteln. Rogge wird zitiert: „Manche werden später vielleicht trotz allem Doping-Mittel nehmen.“ Doch besonders interessant für mich ist hierbei, dass in zehn Wettkämpfen gemischt geschlechtliche Teams antreten sollen. Dies ist – außer beim Korfball – eine Domäne des Teamsports Ultimate Frisbee, der auch an deutschen Schulen zunehmend als „Endzonenportart“ zur Durchführung empfohlen wird. Dieser schiedsrichterlose und damit potenziell für Olympia hoch interesante Sport ist immerhin bereits in Australien, Finnland, Indien, Japan, Niederlande, Norwegen und Schweden offiziell anerkannt.

In diesem Jahr finden nun erstmals vom 19. bis 25. Juli in Florenz U23-Weltmeisterschaften im Ultimate Frisbee statt – mit dem ausdrücklichen Ziel, die besten Nationen auch in Hinblick auf Hochschul-Weltmeisterschaften und die Olympischen Jugendspiele zu bestimmen. Während es klar ist, dass Ultimate  noch auf Jahrzehnte hianus keinen Eingang ins  Olympische Programm finden wird – auch wenn Jonathan Potts in Dubai den Hinweis erhielt, „die Tür sei offenfür neue olympische Sportarten“ – wären die Olympischen Jugendspiele vielleicht eine realistische Chance, den fairen, selbstverantwortlichen und koedukativen Sport Ultimate auf eine höhere Stufe zu heben.

Kölner Sportrede: „Gemeinnütziger Kommerz“

Donnerstag, 29. April 2010

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat auf Einladung der Stadt Köln und des Deutschen Olympischen Sport-Bundes im Kölner Rathaus eine Rede zum Thema „Sport zwischen Kommerzialisiierung und sozialem Engagement“ gehalten. Eine ziemlich langweilige und müde Angelegenheit, wenn ich dem Bericht von Frank Nägele im Kölner Stadt-Anzeiger folge:

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.04.2010, Titel: Draußen Sonne, drinnen Rede

Das Wetter war schön, alle machten auf schön Wetter. Unter den am Ende begeistert applaudierenden Gästen waren der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters und der NRW-Innenminster Ingo Wolf, aber keiner, der dem umstrittenen Mann unagenehme Fragen gestellt hätte. Vermutlich war das auch nicht Sinn und Zweck der vierten „Kölner Sportrede“. Als Präsident des größten Einzelsportverbands der Welt Theo Zwanziger leicht reden über Chancen der Kommerzialisierung – so lange sie selbstverständlich „ehrlich“ von statten geht. Dieser Eindruck überwiegt beim Blick von außen auf den Verband und seine gigantischen Erlöse nicht immer.

Doch es geht mir nicht um Neidfragen. Beim jüngst absolvierten siebten Seminar zur Erlangung der C-Lizenz Vereinsmanagement zum Thema Marketing und Projektmanagement drehte sich die Diskussion lange Zeit um folgenden Widerspruch: Auf der einen Seite sollen sich Vereine und Verbände professionalisieren, müssen strikten Auflagen genügen und dürfen sich keine Fehler leisten, auf der anderen Seite sollen sie dies mit Ehrenamtlichen und Ehrenamtlern bewerkstelligen. Dass das ein derzeit wachsendes Missverhältnis ist, muss ich nicht betonen.

Vor diesem Hintergrund den Herrn und Meister der unvergleichlichen Wertschöpfung im Fußball über den Wert der Gemeinnützigkeit parlieren zu hören (wenigstens imaginär), das tut dann schon weh. Es geht nicht, wie von Zwanziger kritisiert, um den „Verzicht auf kommerzielle Betätigung“, sondern im Gegenteil um die Anerkennung oder auch die Entlohnung des sozialen Engagements. Die Grundtendenz, dass immer weniger Sportbegeisterte dazu bereit sind, die sich fortlaufend ehrenamtlich für die wachsenden Aufgaben zu betätigen, wird durch gute Reden nicht umgekehrt.

Sehr treffend klingt die Formulierung Frank Nägeles über den Duktus des DFB-Präsidenten „mit der routinierten Mischung aus Verbindlichkeit, Pathos und Aufrichtigkeit, die seinen Reden oft den Anstrich von Predigten gibt, an deren Ende doch das Gute siegt.“ Weit weniger kritisch, sondern eher unwillkürlich Zustimmung heischend (da ebenso unverbindlich verbindlich wie offenbar die ganze Rede) der Beitrag auf fokus.de: „Zwanziger will Kommerzialisierung sinnvoll nutzen“.

DFV-Jahrbücher 2009 versandt

Freitag, 09. April 2010

Kraftakt aus dem Alltag des Ehrenamtes im Sport: In stundenraubender Kleinarbeit habe ich als Geschäftsführer des Deutschen Frisbeesport-Verbandes e.V. (DFV) die aktuellen Jahrbücher des Vorjahres an alle Verbandsaktive und Mitgliedergruppen auf den Weg gebracht. Mehr als 100 Postsendungen mit meist einem Buch, manchmal auch mehreren (vor allem als Dank an die Verbands-Sponsoren) habe ich heute frankiert, nachdem ich zuvor Briefe geschrieben, Adressen eingegeben und die Umschläge konfektioniert hatte.

DFV-Jahrbücher 2009

Über den Inhalt des guten Stücks hab ich an anderer Stelle bereits einiges gesagt, hier geht es mir eher um die Frage, warum ich mir diese Energieleeistungen antue? Ich will das gar nicht in Vergleich zu den Tätigkeiten irgend welcher anderer Aktiven stellen. Auffällig waren nur die Reaktionen zweier Personen in meinem Umfeld: „Wie, Du kriegst nichts dafür?“

Meine eigene Einschätzung ist die, dass ich a) gar nicht erst Geld dafür beziehen möchte, weil sonst noch mehr Tätigkeiten in einer Forderungshaltung auf mich geschoben würden und b) dass ich diese Aktivität eben als mein Hobby betrachte, das gut und gerne 10 oder mehr Stunden in jeder Woche am Schreibtisch einnimmt. Ob ich mehr Dank erwarte? Schwer zu sagen. Ich erwarte immer wieder, dass das Interesse an der Sportart explosionsartig steigen wird und dass dann  auch der Verband mit weit mehr Helfern weit mehr erreichen könnte…

Beispielseiten des DFV-Jahrbuchs 2009

Für sportlich aktive Menschen steht der Sport selbst meist an erster Stelle. Das ist ganz normal. Ich habe mir die Faustregel sagen lassen, dass etwa nur ein Prozent aller in Vereinen oder Verbänden aktiver Sportler bereit ist, Ämter zu übernehmen. Beim DFV sind mittlerweile knapp 2.000 Sportler gemeldet, da wäre eine Quote von 20 aktiven Mitarbeitern also üblich. Allerdings fällt es mir ein wenig schwer, diese Menge an Mitarbeitern an vier Händen abzuzählen…

Nun lässt sich gegen diese Kalkulation sicherlich einwenden: Diese Sportler sind neben ihrem eigenen fitnessbezogenen Interesse am Sport ja auch bereits in einem Verein tätig. Das heißt die Tätigkeit im Verband wäre eine zusätzliche Aktivität, die über das lokale Engagement hinausgeht. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass sich der Verband eher mit 0,5 Prozent engagierter Aktiver zufrieden geben muss. Allerdings sehe ich einen enormen Bedarf an helfenden Händen, wenn ich die weitere Entwicklung des Sportes realistisch einschätze.

Noch mehr DFV-Jahrbücher 2009

Bis in etwa 15 Jahren (frühestens, so meine Prognose bei weiterhin konstant 10 Prozent Wachstum) wird der Verband möglicherweise die kritische Masse von 10.000 Aktiven erreicht haben, um in den DOSB aufgenommen werden zu können. Bis dahin gilt es nicht nur zahlreiche Ordnungen für den Verband zu verfassen, es müssen auch Landesverbände gegründet werden, die jeweils eine Hand voll Mitarbeiter benötigen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Baustellen (Marketing, Medienproduktionen, Schulkooperationen, Sponsoring) und schließlich wird über kurz oder lang auch kein Weg daran vorbei führen, von Verbandsseite aus Personen anzustellen (400-Euro-Kräfte, studentische Hilfskräfte). Dies erfordert weiteres Know-How und weitere Arbeit.

Oft graut mir, wenn ich daran denke, wie semiprofessionell sich die Arbeit des DFV nach wie vor gestaltet – und ich mittendrin. Hätte ich da nicht einige Mitstreiter, die mir verlässlich zuarbeiten, mit denen ich gewisse Erfolgserlebnisse wie jetzt die Veröffentlichung des Jahrbuchs 2009 verbinde – ich weiß nicht, wie weit meine Motivation auf Dauer noch reichen würde. Der Ausblick auf das laufende Jahr auf der vorletzten Seite macht mir auf jeden Fall Lust, wieder einigen Veranstaltungen beizuwohnen und mich von der Faszination Flugscheibe wieder anstecken zu lassen!

Jedenfalls sind aktuell weiterhin Bestellungen des neuen Buchs per Mail möglich unter dem Stichwort “DFV-Jahrbuch 2009″ an  info@frisbeesportverband.de. Die Kosten belaufen sich auf die symbolische (nicht kostendeckende) Schutzgebühr von 5 Euro plus 1,45 Euro Porto.

Front und Rückeite des DFV-Jahrbuchs 2009

Der FC Köln kann doch spielen…!

Donnerstag, 08. April 2010

…jedenfalls die Frauenabteilung gekonnt mit Vorurteilen, meint Catrin Bialek im heutigen Handelsblatt in der Rubrik „Achtung, Kampagne!“. Behandelt wird darin ein Spot der Werbeagentur Scholz and Friends NRW. Während die Werber im Auftrag des Fußballclubs 1. FC Köln locker mit Vorurteilen spielen können, muss die 1. Herren-Mannschaft nach den letzten Auftritten in der Fußball-Bundesliga dieses Können mit dem Ball erst noch beweisen.

Handelsblatt, 08.04.2010,Titel:Werbespot der Frauenabteilung des 1. FC Köln spielt gekommt mit den Vorurteilen

Die Frauenabteilung des FC Köln bringt sich evtl. auch deshalb ins Spiel, weil das Rhein-Energie-Stadion in diesem Jahr zur Kulisse für das Frauenpokalfinale auserkoren wurde und sich als Heimat dieser Veranstaltung dauerhaft etablieren soll. Immerhin wurden bereits 5.300 Karten für das Finale verkauft, während die Kontrahentinnen des FCR Duisburg und des USV Jena den Austragungsort bereits unter die Lupe nahmen (vgl. den Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger).

Doch zurück zum Thema: Damit sich jeder ein Bild der kreativen Meisterleistung machen kann, hier der Ballerina-Spot unter dem Motto „Zeig dein wahres Talent“. Dem Handelsblatt-Bericht zufolge soll er künftig im Umfeld von Fußballberichterstattung gezeigt werden.