Archiv für die Kategorie ‘Sportpolitik’

Als Lernender bei den Bickendorfer Schützen

Sonntag, 21. März 2010

Modul sechs von acht der Weiterbildung C-Lizenz Vereinsmanagement zum Thema „Vereinsbuchführung“ erfolgreich abgeschlossen. Wie schon mehrfach berichtet (siehe Kategorie „Sportpolitik“ in der rechten Navigationsleiste), absolviere ich derzeit die erstmals vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Stadtsportbund Köln angebotene Weiterbildung. Dazu war die eingeschworene Runde zu Gast bei der St. Hubertus Schützenbruderschaft Köln-Bickendorf von 1869, der größte Schützenverein im linksrheinischen Köln, der im vergangenen Jahr sein 140-jähriges Jubiläum feiern konnte.

Wappen der St. Hubertus Schützenbruderschaft Bickendorf

Im sechsten Wochenend-Seminar unter der kompetenten Leitung des Referenten Manfred Schmidt ging es unter anderem um den Verein als Mittelbeschaffer und-verwender, um die unternehmerischen und nichtunternehmerischen Tätigkeitsbereiche des Sportvereins, die auftretenden Kontenklassen, die Zweckbetriebs-/Besteuerungsgrenze von 35.000 Euro im Jahr und ihre Folgen sowie die Gewinnermittlung vorzugsweise nach Einnahmenüberschussrechnung.

Die Buchungsbereiche des Sportvereins

Links von dem vertikalen hellen Trennstrich (zwischen Haupt- und Nebenzweck des Vereins) befinden sich die den Satzungszweck fördernden Buchungsstellen, rechts davon die nicht den Zweck fördernden Tätigkeiten im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Insgesamt ergeben sich buchhalterisch somit sechs Bereiche: Der Ideelle Bereich (alles direkt dem Vereinszweck Dienende und vor allem auch lles die Jugend Betreffende), die Vermögensverwaltung (sofern Vermögen vorhanden), sowie der Zweckbetrieb (dem Satzungszweck folgend) und der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb, jeweils aufgeteilt in sportliche und außersportliche Tätigkeiten. Entsprechend lassen sich für die Vereinsbuchführung bis zu neun Kontenklassen einrichten:

Kontenklassen der Vereinsbuchführung

Eine insgesamt sehr anstrengende und sehr erhellende Lerneinheit, die die Notwendigkeit eines Finanzmanagers im Sportverein in heutiger Zeit nachdrücklich belegte. Wie es der Zufall wollte, erhielt ich als Geschäftsführer des Deutschen Frisbeesport-Verbandes erst am Vortag die Aufforderung des zuständigen Finanzamtes zur Abgabe der Erklärung zur Körperschafts- und Gewerbesteuer. Nur gut, dass dieses Thema gegen Ende des Seminars ebenfalls noch ausführlich behandelt wurde!

10m-Schießanlage der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Köln-Bickendorf

Unterdessen zeigte sich das traditionsreiche Schützenheim nicht nur als guter Gastgeber, sondern auch mit einer gelungenen Balance zwischen modernen Sportschützenanlagen (zwischen 10 Metern, Foto unten, und bis zu 50 Metern) und wertkonservativen Darstellungen aus der Schützenmythologie. Hirschbild der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Köln-Bickendorf

Besonders schön fand ich auch am schwarzen Brett ausgehängte Werbung für die Gay Games VIII vom 31. Juli bis 7. August in Köln, während uf das erste gleichgeschlechtliche Schützenkönogspar vermutlich noch weitere 140 Jahre gewartet werden muss.

Beitrag zur C-Lizenz Vereinsmanagement

Samstag, 20. März 2010

In der aktuellen Ausgabe 2010 der kölnischen „StadtSportNews 03/10“ ist jetzt ein Beitrag von mir zur Ausbildung zur C-Lizenz Vereinsmanagement erschienen, die der Stadtsportbund Köln gemeinsam mit dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen erstmals anbietet.

SSN03-2010, Titel: Vorbereiten und Weiterbilden

Der Text spricht für sich selber. Ich hatte verschiedentlich über die einzelnen Module berichtet (siehe Rubrik „Sportpolitik“ in der rechten Naviationsleiste). Aktuell läuft gerade das sechste von achten zum Thema „Vereinsbuchführung“. Auf dem Deckblatt dieser Ausgabe steht auch das Editorial der Mitorganisatorin Waltraud Meyer-Gladbach vom SSBK. Die achtseitige Informationsbroschüre erscheint seit Oktober 2005 als Beilage im Freizeitmagazin „Kölnsport“.

Cover der Stadtsportnews 03-10

Teil1 des Berichts zur C-Lizenz Vereinsmanagement in der SSN03-2010
Teil2 des Berichts zur C-Lizenz Vereinsmanagement in der SSN03-2010

Zudem mit enthalten das Foto der Weiterbildungsteilnehmer, das schon im hiesigen Bericht zum vorherigen Modul „Versicherungen, Steuern und Recht im Verein“ zu sehen war:

Die Lerngruppe der Weiterbildung zur C-Lizenz Vereinsmanagement in Köln

DFV-Jahrbuch 2009 ist im Druck

Montag, 15. März 2010

„Der Deutsche Frisbeesport-Verband e.V. warnt: Frisbeesport kann süchtig machen! Frisbeesport hält Ihren Kopf jung. Frisbeesport fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Spaß zu. Ihrem Arzt oder Apotheker wird es nicht gelingen, dass Sie den Frisbeesport aufgeben. Alles Wichtige über den Frisbeesport in Deutschland im Jahr 2009.“

Diese Vorrede werden Sie demnächst auf dem Rücken des neuen DFV-Jahrbuchs 2009 entdecken, das soeben in Druck gegangen ist. Ein riesiges Lob gebührt dem sehr engagierten Grafiker Matthias Brucklacher, ohne dessen ausdauernde Arbeit das Buch nicht so schnell fertig und so schön geworden wäre!

DFV-Jahrbuch 2009, Doppelseite Deutsche Meister

Auf insgesamt 72 Seiten im Format wenig kleiner als A4 haben wir die Basis- und Hintergrund-Informationen zu den wichtigsten Ereignissen im Frisbeesport aus deutscher Sicht zusammengestellt. Turnierberichte nehmen ebensoviel Raum ein wie Betrachtungen zu den sportlichen und sportpolitischen Entwicklungen. Wer hätte das gedacht: Frisbeesportler machen Politik!? Immerhin üben sie sich in den fairsten Sportarten, die es gibt!

Das Inhaltsverzeichnis sieht daher wie folgt aus:
Editorial des Geschäftsführers 3
Verbandsentwicklungen 5
Disc Golf 11
Freestyle 16
Titelthema: Junioren Ultimate-EM 23
Übersicht Deutsche Meister 32
Ultimate: xEUCF (inkl. Club-EM) 34
World Games 43
Ultimate: Regionalligen 46
Bildung und Wissenschaft 51
Aus den Vereinen 56
DFV aktuell, 62
Adressen 69
Ausblick 2010 72

Cover des Jahrbuchs 2009

Zahlreiche Doppelseiten mit tollen Fotos, eine durchweg ansprechende Gestaltung und nicht zuletzt „Alles, was Sie schon immer über den Frisbeesport wissen wollten, aber sich noch nie zu fragen wagten“ machen das Buch zu einem Sammlerstück erster Güte. Von der ersten Ausgabe des DFV-Jahrbuchs 2008 sind nur noch wenige Restexemplare vorhanden. Vorbestellungen sind bereits jetzt per Mail möglich unter dem Stichwort „DFV-Jahrbuch 2009“ an  info@frisbeesportverband.de. Die Kosten belaufen sich auf die symbolische (nicht kostendeckende) Schutzgebühr von 5 Euro plus 1,45 Euro Porto.

Bemerkenswerte Solidaritätsbekundungen

Samstag, 27. Februar 2010

Die Kölner Haie stehen vor der Insolvenz, Hilfsangebote kommen von vielen Seiten, jedoch noch ohne den entscheidenden Durchbruch. Zwar hieß es noch vor gut einem Viertel Jahr, dass man sich in dieser Saison wirtschaftlich keine Sorgen machen müsse. Hatten doch erst im vergangenen Juni acht Investoren eine neue „Sport Holding Cologne“ gegründet, um mit Einlagen von 1,6 Millionen Euro alte Schulden zu tilgen. Doch nun ist seit Anfang der Woche klar: Wenn nicht kurzfristig 500.000 Euro herkommen, ist der Verein noch vor Ende der Hauptrunde wirtschaftlich am Ende, ein Insolvenzantrag wäre unvermeidlich.

Das Haie-Maskottchen präsentiert das "Rettershirt" das bei der Abwendung der Insolvenz helfen soll

Insolvenz ist noch nicht der Untergang: Nur wenn der Club wirklich Pleite macht, verliert er die Lizenz und wird aus der Liga ausgeschlossen. Allerdings sind sich jetzt alle einig – vom Wirtschaftsprüfer der Deutschen Eishockey-Liga Volker Neumann, der aktuell die Unterlagen sichtet, bis hin zum Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters: Die Marke „Kölner Haie“ darf nicht sterben. Nachdem bereits die Markenrechte verkauft und zurückgeleast wurden (das so genannte „sale and lease back“-Verfahren kann auch als Verkauf des Tafelsilbers bezeichnet werden), bleibt die bange Frage: Wie viel Leben steckt noch in der Marke?

Die Gründe für die wirtschaftliche Schieflage sind offensichtlich zu optimistische Prognosen, die nicht eingetreten sind, verbunden mit einem enorm teuren Kostenapparat (vor allem die Miete für die Lanxess-Arena und der Betrieb des hauptsächlich vom Nachwuchs genutzten Trainingszentrums). Während in der vergangenen (bereits zu enormen Schulden führenden) Saison der Zuschauerdurchschnitt noch bei mehr als 10.000 Besuchern lag, kamen in dieser Saison selbst zum Spitzenspiel gegen die Adler Mannheim nur 7.000 Zuschauer in die Arena. Es hat wohl enorme Einbrüche im Dauerkartenbereich gegeben, sowie ebenfalls rückläufige Tendenzen bei Logen und Vip-Karten. Geschäftsführer Thomas Eichin spricht von „unglaublich schlechten Umsatzzahlen“ aufgrund von sinkenden Erträgen bei den Zuschauern, im Merchandising sowie im Sponsoring. Andere Vereine hätten ähnliche Probleme, doch die Haie trifft es aktuell am härtesten, vermutlich genau deswegen, weil sie bisher die stärksten Umsätze in der ganzen Liga hatten.

Screenshot der Seite rettet-den-KEC.de vom 27.02.2010, 18:00 Uhr

Unterstützungsbekundungen kommen nun von vielen Seiten, vor allem ein Gespräch mit OB Roters am gestrigen Freitag habe „eine neue Perspektive aufgezeigt“, hieß es. Die Arena-Management GmbH hat angekündigt, dass die restlichen vier Heimspiele der Hauptrunde in der Lanxess-Arena stattfinden können und auch andere Unternehmen springen bei. Allerdings sind eine halbe Million Euro für den Moment plus mittelfristig weitere zwei Millionen eben kein Pappenstil. Besonders bemerkenswert finde ich die zahlreichen Fan-Projekte, wie der Verkauf der knallroten „Rettershirts“ für 15 Euro, der am Mittwoch beginnt (Vorbestellungen bereits jetzt möglich), sowie der neue Fanclub www.rettet-den-kec.de, der sich aus einer Facebook-Gruppe gegründet hat. Dort waren rapp-zapp 1.200 Fans beigetreten, nun sind immerhin bereits 420 Mitglieder mit Zahlungen von 50 oder 100 Euro dabei. Ziel ist es, mit der ständig aktualisiert dargestellten Summe Bandenwerbung zu kaufen.

Pressesprecher Philipp Walter bittet die Fans jedoch vor allem, die verbleibenden Spiele der Haie zu besuchen, so am Freitag 5. März um 19:30 Uhr gegen die „DEG Metro Stars“, und Fanartikel zu kaufen. Hierzu stellt auch der 1. FC Köln beim Heimspiel am Samstag 6. März gegen den FC Bayern München Flächen zur Verfügung. Am selben Tag wird auch eine Haie-Fanparty steigen. Sportlich geht es für die Haie dagegen noch um die Absicherung von Platz zehn, der zur Teilnahme an „Pre-Playoffs“ berechtigt. Zwei der vier Teams von den Plätzen 7 bis 10 ziehen dabei in die Playoffs ein. Die Teilnahme könnte die finanziellen Aussichten nur verbessern helfen. Wie schnell eine Bundesliga-Mannschaft  infolge Miskalkulation, Wirtschaftskrise und fehlender Unterstützung kaputt gehen kann, hat Köln erst im vergangenen Jahr bei den Basketballern der „Köln 99ers“ erlebt.

Die den Sport überragende Bedeutung des Sports

Sonntag, 07. Februar 2010

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komittees Jacques Rogge hat sich in der Welt am Sonntag in einem kleinen Essay zur Bedeutung des Sports geäußert. Die Einschränkung des Themas betrifft den Umstand, dass es hierbei lediglich um die olympischen Disziplinen geht, aus dem konkreten Anlass der am kommenden Freitag beginnenden Olympischen Winterspiele in Vancouver. Insofern könnte der Titel auch lauten: Das IOC sorgt nicht nur für die Wirtschaftlichkeit des IOCs, sondern auch für diejenige der Ausrichterregionen.

WamS, 07.02.10, Titel: Sport ist viel mehr als Sport

Neben dem wirtschaftlichen Nutzen für die Gastgeberstädte führt Jacques Rogge auch den ökologischen Nutzen ins Feld, der angeblich durch die „umfassende Nutzenplanung untermauert“ werde. Sehr schön an dieser Stelle der Begriff für die Ausrichterhilfen des IOC, genannt „Erfahrungstransferprogramm“. Zu diesem Zweck, heißt es weiter, besuchen Delegationen der kommenden Ausrichter Vancouver. In London werde besonders das East End von den Sommerspielen 2012 profitieren, die Winterspiele 2014 sollen aus Sotschi einen weltweit renommierten Wintersportort machen und Rio de Janeiro werde anlässlich der Somemrpsiele 2016 „unter anderem sein Nahverkehrsnetz von Grund auf erneuern“.

Vancouver ist eine Stadt am Pazifik, die bereits jetzt als eine der lebenswertesten weltweit zählt, geprägt von einem Mixtur an Kulturen und umwerfender Natur ringsum.  Hier werde es nach Beendigung der Winterspiele vom 12. bis zum 28. Februar lang anhaltende spürbare Vorteile unter Einhaltung der strengsten Umweltschutznormen geben. Hierzu habe die Stadt sogar als erste eine gemeinnützige Organisation beauftragt, um den Nutzen für die Bevölkerung auf lange Sicht zu optimieren, so Jacques Rogge weiter. Olympische Spiele, so sein Fazit, könnten als „Katalysator für einen tief greifenden Wandel wirken“.

Allerdings sind die olympischen Spiele nicht alles, was im Sport zählt. Zugegeben, die Bedeutung des wirtschaftlichen Wandels für eine Ausrichterstadt ist riesig. Auch zugegeben, die mediale Berichterstattung weltweit schafft eine kollektive Wahrnehmung und Anerkennung der Sporthelden. Aber was ist mit denjenigen Städten, die aufgrund der Seilschaften im IOC nie eine Berücksichtigung für die Ausrichtung der Spiele erhalten? Was mit denjenigen Nationen, die – weitab von jeder Normalität – eine Förderung des Spitzensports nach Maßgabe der Industrienationen niemals gewährleisten können? Und was ist mit den  nicht-olympischen Disziplinen, die auch in den „führenden“ Nationen nur ein Schattendasein führen?

Die überagende Bedeutung des Sports reicht weit über die olympische Heldenverehrung hinaus. Sie betrifft das ehrenmtliche Engagement von Übungsleitern und Eltern ebenso wie die Freude über Siege und die Trauer über Niederlagen im Kleinen wie im Großen. Sie beginnt beim gemeinsamen Sporttreiben von Kinder auf der Straße, geht über das zahllose Kräftemessen im regionalen und überregionalen Bereich bis hin zu internationalen Meistertiteln in zahllosen Disziplinen.

So haben 2008 in Vanocuver bereits die Weltmeisterschaften im Ultimate Frisbee stattgefunden, ein Sport, der auch Medaillendisziplin der World Games unter der Schirmherrschaft des IOC ist.  Millionen von Aktiven weltweit, die den einzigen Teanmsport ohne Schiedsrichter ausüben, repräsentieren die grundlegende Einstellung einer Eigenverantwortlichkeit im Sport, die durchaus olympisches Potenzial hat. In diesem Jahr wird in Florenz erstmals eine U23 Ultimate-WM stattfinden, als ein weiterer Schlüssel für die Verbreitung des Sportes, auch in Hinblick auf die Teilnehmerteams bei künftigen World Games (2013 im kolumbianischen Cali) oder bei Olympischen Spielen. Die Lobbyarbeit geht weiter.

Wochenend-Presseschau 04-10

Montag, 01. Februar 2010

Die Frage, was das Gold kostet, war in der FAZ vom vergangenen Samstag nicht auf den Börsenkurs des Edelmetalls bezogen, der sich innerhalb von sechs Jahren etwa vervierfacht hat und eine Bestmarke nach der nächsten erklimmt. Der Artikel von Michael Horeni und Michael Reinsch beschäftigt sich vielmehr mit den Bestleistungen deutscher Athleten im olympischen Wettbewerb.

FAZ, 30.01.10, Titel: Was kostet das Gold?

Genauer geht es um die Sportförderung deutscher Olympiateilnehmer, kurz vor Eröffnung der olympischen Winterspiele in Vancouver. Obwohl die kunstvoll gestalteten Goldmedaillen selber allenfalls sechs Gramm Gold enthalten und damit einen Materialwert von etwa 160 Euro darstellen, sind mit dem Gewinn einer solchen Medaille weitaus mehr geldwerte Vorteile verbunden – wobei wir an dieser Stelle gar nicht einmal über Werbeverträge sprechen wollen. Doch ist der Gewinn einer Goldmedaille gleichbedeutend mit der höchsten Förderstufe des DOSB. Und ein hohes Ziel des DOSB ist es, im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele (wenn auch nicht offiziell anerkannt durch den IOC) Russland die Führung abspenstig zu machen.

Dass bei der Zählung aller Goldmedaillen für Deutschland ebenso diejenigen aus dem Dritten reich (zwei Stück 1936 in Gamrisch-Partenkirchen) wie diejenigen aus DDR-Zeiten (54 Goldgewinne bei Winterspielen) dazu zählen, wird dabei als nur nebensächlich bewertet. Denn es geht ums nationale Prestige. Immerhin ist das Bundesinnenministerium von Thomas de Maiziere mit 139 Millionen Euro größter Förderer des deutschen Sports. Vor vier Jahren in Turin konnte Deutschland mit elf mal Gold (insgesamt 29 mal Edelmetall) den ersten Rang der Nationenwertung belegen. In diesem Jahr sollen es noch mehr goldene Medaillen werden

Jedes olympische Goldstück wird dem Beitrag zufolge mit 15.000 Euro von der Stiftung Deutsche Sporthilfe belohnt, der Deutsche Skiverband gibt sogar 25.000 Euro für einen Olympiasieg aus. Aber diese Summen sind nichts verglichen mit den Kosten, die innerhalb eines Vierjahreszyklus entstehen, um die Athleten (von denen aktuell etwa zwei Drittel im Staatsdienst beschäftigt sind), in Höchstform zu bringen. Die DDR hat nach Angaben des Potsdamer Historikers Hans-Joachim Teichler 1,1 Milliarden DDR-Mark jährlich aufgewandt, bezogen auf 46 Goldmedaillen 1988 in Calgary und Seoul hat demnach eine rund 98 Millionen DDR-Mark gekostet. Bezogen auf die 27 deutschen Goldmedaillen von Turin 2005 und Peking 2008 kommen die Autoren auf eine Fördersumme von 846 Millionen Euro oder den Preis von gut 31 Millionen Euro pro Goldmedaille.

Als zynisch kommetieren Michael Horeni und Michael Reinsch die Ausrichtung rein auf Medaillensspiegel und Olympiasiege: „Sie ordnen diejenigen als gescheitert ein, die es nie aufs Siegertreppchen von Olympische Spielen gebracht haben“. Eine Fehlbetrachtung in diesert Kalkulation sieht auch Holger Preuß, Professor für Sportökonomie an der Universität Mainz. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat ihn beauftragt, den Anteil des Sports am Bruttoinlandsprodukt zu errechnen. Doch auch diese Erhebung muss das vernachlässigen, was er an der Eingangsfrage bemängelt, „Vorbildwirkung und Freude seien zu berücksichtigen. Sport erreiche Ziele wie Erziehung zur Demokratie und außenpolitische Darstellung – und vielleicht sogar den Zuschlag für die Winterspiele 2018 in München.“

Versicherungen, Steuern und Recht im Verein

Sonntag, 31. Januar 2010

Nach dem fünften Modul der neuen Vereinsmanager C-Ausbildung von Landessportbund NRW und dem Stadtsportbund Köln bleibt die Frage: Warum tu ich mir das eigentlich an? Als Vertreter des ASV Köln kann ich das Erlernte gleichzeitig auf meine Tätigkeit als Geschäftsführer des Deutschen Frisbeesport-Verbandes beziehen. Die Konsequenzen sind teilweise nicht eben lustig, dabei handelt es sich doch um rein ehrenamtliches Engagement.

Das Kölner Sportamt vor dem Nordeingang des Rhein-Energie-Stadions

Der verschneite Anblick des Rhein-Energie-Stadions oder die für dieses Lernmodul gewählte Stätte des Kölner Sportamtes wären als zwei Gründe zu nennen, warum die Weiterbildung dennoch Spaß macht. Gleichzeitig gilt auch im Ehrenamt: Unwissenheit schützt vor Schaden nicht. Insofern ist es doch besser, abzusehen, was alles auf einen Vorstand zukommen, und wie es richtig vermieden werden kann. Also frischauf durch den Eingang des Westgebäudes vom Sportamt und eingetaucht in die Welten der deutschen Sportbürokratie!

Eingang zum Westgebäude des Kölner Sportamts

In Sachen Versicherungen ist es zum Beispiel wichtig, dass Mitglieder nicht per Satzung zur Mitarbeit verpflichtet werden. Weil sie diese Stunden dann nicht freiwillig erledigten, wären sie dabei nicht versichert! Grundsätzlich umfasst der Versicherungsschutz von Vereinen (die in NRW zum LSB gehören) über die Sporthilfe in Lüdenscheid Unfall-, Haftpflicht-, Vertrauensschaden-, Reisegepäck-, Rechtsschutz- und Rentenversicherung. Für Reisegepäck greift der Schutz allerdings nur bei Reisen ins Ausland. Zusätzlich bieten sich eien KfZ-Versicherung an (der Fahrer eines Kindes ist dann übrigens nicht versichert, wenn er nur sein eigenes Kind fährt, weil es dann eine quasi private Fahrt ist) sowie eine Nichtmitgliederversicherung (immer dann, wenn ein Kursprogramm oder z.B. ein Lauftreff besteht oder Probetrainings angeboten werden).

Neben der Sporthilfe besteht die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft VBG, als gesetzliche Unfallversicherung vor allem für Arbeitnehmer (in Sportvereinen) oder arbeitnehmerähnliche Verhältnisse. Da die VBG den Sportverein als Arbeitnehmer betrachtet, ist der Vorstand selbst (als Arbeitgeber) hierbei nicht versichert, obwohl er ehrenamtlich arbeitet und andere dagegen evtl. sogar gegen Entgelt. Arbeitnehmer oder arbeitnehmerähnliche Beschäftigte zeichnen sich aus durch Weisungen und dadurch Eingegliedertsein in den Verein. Bedingung ist jedoch auch, dass die ausgeübte Tätigkeit dem Arbeitsmarkt entspricht. Damit fallen Schiedsrichter z.B. durch das Raster, weil es keine professionellen Schiedsrichter in Deutschland gibt. Für Vorstände und Schiedsrichter gibt es jedoch eine freiwillige Zusatzversicherung für 2,73 EUR pro Person.

Die erste Vereins-Manager C-Lerngruppe von LSB NRW und SSBK

Nach der weiteren Behandlung von Versicherungsfällen (Arbeits- oder Wegeunfällen) erarbeitete die Gruppe die Berechnungsgrundlage als Veranlagung entsprechend dem Entgeltnachweis (wer hat wieviel im Verein verdient?). Anschließend wandte sie sich Steuerfragen zu, die nicht minder viele Fallstricke bereit halten. Ausgehend von den Vorzügen der Gemeineinnützigkeit (gemäß „SAUF-Regel“: Selbstlosigkeit, Ausschließlichkeit, Unmittelbarkeit und Förderung der Allgemeinheit) wurde z.B. erklärt, dass für Trikots mit Schriftzug keine Spendenquittung ausgestellt werden darf, da dies ansonsten eine nicht erlaubte Gegenleistung wäre.

Weitere Themen waren Möglichkeiten der Rücklagenbildung (für Investitionen oder für Betriebsmittel), der Einnahmenquellen eines Sportvereins sowie der Kassenführung unterteilt nach Tätigkeitsbereichen (ideeller Bereich, Vermögensverwaltung, Sportlicher Zweckbetrieb, Wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb). Zuletzt wurde nochmals die bezahlte Mitarbeit im Verein thematisiert von unbezahlten Kräften, über Übungsleiter bis zu 2.100 Euro im Jahr und Minijobbern bis zu 400 Euro monatlich bis hin zu Honorarkräften, die sich selbst versichern müssen. Von der Bezahlung unabhängig müssen Aufwendungen (tatsächlich angefallen, erforderlich und angemessen) immer nachgewiesen werden, es sei denn, der Verein hat bereits den Ehrenamtsfreibetrag von 500 Euro pro Jahr in die Satzung aufgenommen. Ohne Kenntnis all dieser Bestimmungen würde der Kölner Sportkalender 2010 kaum so gut gefüllt aussehen.

Der Kölner Sportkalender 2010

Umfrage zum Fairplay im Ultimate

Mittwoch, 20. Januar 2010

Ultimate-Piktogramm

Sarah Franchini von den „Flying Giants“ aus Mengen im Allgäu hat über die engagierte Sportlehrerin Natalie Moser den Teamsport Ultimate Frisbee kennen gelernt. Nicht nur, dass in Mengen im Allgäu bereits seit mehreren Jahren Turniere stattfinden – aktuell erstellt die 12.-Klässlerin auch eine Seminararbeit zu der Sportart, für die sie nun empirische Daten erhebt.

Das Thema der Arbeit unter dem Motto „Sport zwischen Ethik und Kommerz“ lautet: „Kann der (faire) Teamsport Ultimate Frisbee in der Leistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts funktionieren (unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung des Fairplay-Gedankens)?“ Die Grundidee wird durch immer wieder aufkommende Diskussion bezüglich der Praktikabilität genährt, unter anderem in Hinblick auf die viel körperlichere Spielweise in Nord- oder Südamerika oder in Bezug auf eine mögliche Eignung des Teamsports Ultimate Frisbee für Olympia, nachdem er bereits seit 2001 in Akita Mediallendisziplin der World Games ist. 

Als Fallbeispiel zum Einstieg dient das Finale der Ultimate Nationen-WM 200 in Heilbronn zwischen den USA und Schweden. Die USA, traditionell vertreten durch den Vorjahressieger der dortigen UPA-Championships, in diesem Fall Boston, siegte aufgrund eines äußerst strittigen Foulcalls in Überzeit, beim Stande von 18:18, als der nächste Punkt über Sieg und Niederlage entscheiden musste. Ebenso wie Natalie Moser war auch ich selbst Zeuge dieses Finales, das durch die Spieler-Entscheidung einen faden Beigeschmack erhielt. Hier eine zweieinhalbminütige Video-Dokumentation auf Youtube:

Das Grundprinzip der Auseinandersetzung im Ultimate basiert auf dem Einspruchsrecht jedes Spielers, durch einen Ruf das Spiel einzufrieren (so genannte „Freeze Calls“ zu Punkten wie in oder aus, Foul oder nicht, gefangen über der Grasnarbe oder erst nach der Berührung mit den Halmen). Die beiden an einer Situation Beteiligten sind gehalten sich in längstens einer halben Minute abzustimmen, ob sie in ihren Ansichten übereinstimmen oder nicht. Falls Sie sich nicht auf eine Auslegung der Tatsachen einigen können, geht die Scheibe zurück zum vorigen Spieler und wird dort durch einen „Check“ wieder ins Spiel gebracht – als sei nichts geschehen. Umschrieben wird dieser grundlegende Gedanke im umfangreichen Regelwerk unter Paragraph 1, benannt „Spirit of the Game“ (etwa „Sportsgeist“).

Aber natürlich ist dabei schon viel geschehen – an Fragwürdigem, Ungerechtem und Unverständlichem – was aber an dem herausragenden Grundprinzip der Selbstregulierung nichts ändert. So bleibt mir auch die Reaktion eines Leistungssport-Referenten des DOSB bei den World Games 2005 in Duisburg unvergessen, der – wie angeblich einige andere hochrangige Sportfunktionäre auch – ungläubig vor dem Spielgeschehen stand und staunte: „Unglaublich, dass ein Teamsport ohne Schiedsrichter funktioniert!“ Doch er tut es.

Die Umfrage, die Sarah Franchini zu diesem Themenfeld nun durchführt, fragt einmal nach den persönlichen Assoziationen, was Ultimate für einzelne Spieler bedeutet, respektive welche Fähigkeiten die Selbstregulierung voraussetzt. Daneben erhebt sie Bewertungen auf einer Skala zwischen o und 10 zu Fragen wie wichtig die Spieler die Tatsache einschätzen, ohne Scheiedsrichter zu spielen,  wie gut sie sich ein Spiel mit Schiedsrichter vorstellen könnten, resp. wie ihre praktischen Erfahrungen in der Handhabung von Streitigketein (bei sich selbst und auch bei anderen) sind.

Die Umfrage beschließen Fragen nach der Idee, wie sinnvoll das Agieren eines „Observers“ angesehen wird, der in den USA teilweise anzeigt, ob Spieler in oder aus waren und bei Unstimmigkeiten angefragt werden kann, oder nach dem möglichen Einsatz von Schiedsrichtern  bei entscheidenden Spielen (siehe Heilbronn 2000). Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass den Sport Ultimate genau diese Besonderheit ausmacht, dass die Selbstregulierung funktioniert – auch wenn es um Kommerz gehen sollte. Es ist eine Frage des Bewusstseins jedes einzelnen Akteurs.

Fragen 1 und 2 der Umfrage zu Ultimate von Sarah Franchini

Reiseführer zu „Deutschlands Zukunftsmachern“

Freitag, 15. Januar 2010

Die Marketing für Deutschland GmbH hat im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „365 Orte im Land der Ideen“ jetzt den DuMont Reiseführer „365 Orte – Eine Reise zu Deutschlands Zukunftsmachern“ herausgegeben. Unter den 365 Stationen, die in die Bereiche Umwelt und Energie, Bildung und Jugend, Wirtschaft, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik, Gesellschaft und Soziales sowie Sport und Tourismus aufgeteilt sind, befindet sich auch der Eintrag zum Deutschen Frisbeesport-Verband und der Ultimate Frisbee-Junioren-WM vom 02. bis 07. August 2010 in Heilbronn. Der Pressetag der „365 Orte“-Veranstaltungsreihe ist Samstag, der 6. August.

Seite 348 des Reiseführers zu "365 Orte" 2010

Auf den aufklappbaren Innenseiten der Buchdeckel sind sämtliche Orte 2010 innerhalb Nord- und Süddeutschlands eingezeichnet. Die Junioren Ultimate -WM in Heilbronn läuft allerdings unter Köln, da hier die Geschäftsstelle des Deutschen Frisbeesport-Verbandes sich befindet. Den Auftakt zum 450 Seiten starken Buch bilden Grußworte der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, des Vorstandsvorsitzenden des Hauptsponsors Deutsce Bank AG, Dr. Josef Ackermann, und des Geschäftsführers der Marketing für Deutschland GmbH, Holger Lösch. Am Ende der jeweils einseitigen Darstellung sämtlicher Projekte sind Kalendarium, Stichwortverzeichnis und Fotonachweise angehängt, über die sich auch der DFV-Termin finden lässt (Stichwörter Deutscher Frisbeesport-Verband, Köln und Ultimate Frisbee-Junioren-WM). Laut Pressetext ist das Buch erschienen im DuMont Reiseverlag in Ostfildern und kostet im Buchhandel 14,95 Euro.

Der Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ stellt seit 2006 unter der Schirmherrscahft von Bundespräsident Horst Köhler herausragende Beispiele für die Innovationskraft Deutschlands vor. Im Begleitschreiben heißt es: „Das Buch eignet sich hervorragend, um Geschäftspartner oder Förderer über ihre Auszeichnung zu informieren oder auch neue Partner zu gewinnen.“

Das Cover des DuMont Reiseführers zu "365 Orte" 2010

Geht Wham-O in die Offensive?

Dienstag, 12. Januar 2010

Anfang des Jahres hat der Spielwarenhersteller Wham-O mitgeteilt, dass er seine Frisbeeproduktion zu 50 Prozent zurück in den heimischen US-Markt verlegen wird. Bereits Ende Januar soll die Produktion mittels einer Partnerschaft mit Manufacturing Marvel America in den Staaten Californien und Michigan losgehen. Gemäß dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag liegt das Wham-O Hauptbüro für die USA seit 2007 im kalifornischen Emeryville. Nachdem der Konzern 2006 an das chinesische Unternehmen Cornerstone Overseas Investment Limited verkauft worden war, wechselte er 2009 an das Beteiligungsunternehmen The Aguilar Group. 

Flyin' Saucer von 1948, von www.flatflip.com/presskit.html

Die Geschichte des Unternehmens ist unter anderem mit dem Hula-Hoop-Reifen verbunden, neben vielen weiteren Freiluft- und Bewegungs-Spielsachen steht der Name auch mit dem Spiel-und Sportgerät Frisbee in engster Verbindung, da das Unternehmen die Markenrechte an dem Alltagsbegriff hält. Dieses Recht kann angezweifelt werden, wurde bisher jedoch gerichtlich nie strittig gemacht (angeblich wurde ein vor Jahrzehnten dazu angestrengtes Verfahren aufgrund mangelnder Relevanz nicht zugelassen). Die erste Produktionsreihe stammt nach Angaben des Erfinders Fred Morrison aus dem Jahr 1948 (Foto).

Der Pressetext von Wham-O zum Sportgerät Frisbee liest sich sehr poetisch. Allerdings gibt es ein paar Einwände dagegen zu erheben:

In seinen Wurzeln ist Frisbee reine Energie, Emotion und Aufregung verschmolzen mit dem Geist („spirit“) eines hochfliegenden Wettbewerbs. Seit den ersten Anfängen, wann immer eine erste Person ein diskusartiges Objekt geworfen hat, um seinen anmutigen Fug durch die Luft zu bezeugen, blieb das Wesen der Frisbee unbezwungen und selbstverwaltet. Es war dieser abtrünnige Geist („spirit“), der Walter Frederik Morrison anzog, um in den 1950er Jahren die ersten Plastikflugscheiben zu erzeugen. Wham-O begann Morrisons Erfindung als Pluto-Platter herzustellen, zu  bewerben und zu vertreiben, die nur wenige Monate später zum Markenzeichen Frisbee wurde. Erst 1964 fügte der konzernzugehörige „Steady“ Ed Headrick als Vater der modernen Frisbee konzentrische Kreise hinzu, verbesserte ihre Aerodynamik und revolutionierte den Flug der Plastikscheibe. Heute ist die Frisbee zu einem globalen Symbol des sorgenfreien und mutigen („spirited“) Wettbewerbs geworden. Seine einzigartigen Attribute hatten hunderte neuer, konkurrenzfähiger Individual- und Teamsportarten zur Folge.

Fred Morrison 1957 im Spacesuit, von www.flatflip.com/presskit.html 

Den ersten Einwand liefert der Erfinder Fred Morrison (Bild von 1957) im oben verlinkten Buch selber: Die ersten Plastik-flugscheiben wurden bereits seit 1948 hergestellt. Der zweite Einwand betrifft den Beginn der Vermarktung als Pluto Platter 1957. Richtig ist, ab diesem Jahr begann das Unternehmen Wham-O mit der professionellen Massenproduktion und -vermarktung des bereits 1955 entwickelten Folgemodells „Pluto Platter“. Angeblich schlug ein Fremder dem Erfinder in einem Park in Los Angeles vor, mit seiner Flugscheibe zu Wham-O zu gehen. Am 23. Januar 1957 unterzeichneten Morrison und seine Frau den Vertrag, während der „Pluto Platter“ sogar bereits zehn Tage zuvor, seit dem 13. Januar 1957, durch Wham-O vertrieben wurde.

Der dritte Einwand allerdings betrifft die fragliche Rechtmäßigkeit des eingetragenen Warenzeichens: Die Wham-O Geschäftsführer Richard Knerr und Arthur Melin setzten noch im selben Jahr, ab dem 8. Juli 1957, das Wort „Frisbee“ zusätzlich mit auf die Verpackung. Fred Morrison hielt den Namen für unbrauchbar und bezeichnete ihn als „schrecklich“ und „verrückt“. Zweifellos hängt dieser Begriff mit den historischen Kuchenblechen der Bäckerei „Ma Frisbie’s“ aus Connecticut zusammen, die Studenten umfunktionierten und zur Warnung beim Zuwerfen der „Frisbie-Pie“-Bleche sich „Frisbie!“ zuriefen. Dieser Ausruf wurde aller Wahrscheinlichkeit nach phonetisch falsch übertragen (es bestehen jedoch unterschiedliche Gerüchte über die Herkunft des Markennamens).

Tatsächlich war aber bereits vor dem handelsrechtlichen Eintrag des Markenzeichens auch die Schreibweise „Frisbee“ (mit Doppel-„e“, als Synonym für den „Pluto Platter“, u.a. in der Sports Illustrated-Ausgabe vom 13. Mai 1957) gebräuchlich. Daneben bestanden auch Schreibweisen wie „Frizby“, „Phrisbie“, „Frisbey“ und natürlich „Frisbie“. Dies belegt durch umfangreiche Recherchen Victor A. Malafronte in seinem „Complete Book of Frisbee“ (Oceanside, USA 1998, S. 205 ff.) und stellt damit die Legitimität des noch heute gültigen Warenzeichens für den umgangssprachlich gebräuchlichen Begriff „Frisbee“ in Frage.

Zuletzt bleibt festzuhalten, dass Wham-O aus dem Besitz der Markenrechte heraus bislang keinem Nationenverband wie dem Deutschen Frisbeesport-Verband e.V. das Führen des Begriffs „Frisbee“ im Namen untersagt hat, sondern lediglich aus Geschäftsinteressen anderen Herstellern.  Im Gegenteil hat sich das Unternehmen sogar sehr „sportlich“ verhalten, wie sich Fred Morrison in der St. Petersburg Times aus Tampa Bay erinnert: „Sie hätten ihr eigenes Modell formen können, es gab ja noch kein Patent, nichts. Das spricht für den Charakter der Leute.”

Wham-O beförderte auch den Sportgedanken. Die Los Angeles Times zitiert Arthur Melin, der 1998 gegenüber den Pasadena Star-News sagte: „Wir wollten es nicht als Spielzeug benutzt wissen. Wir wollten, dass es ein Sport ist.“ Daniel „Stork” Roddick, der seit 1975 für Wham-O arbeitet, übernahm bei dem Konzern die „International Frisbee Association”. Heute sagt er, die offizielle Sportbezeichnung „Flying Disc“ (etwa auch bei den World Games) sei gut dazu geeignet, den Sport vom Spielzeug zu unterscheiden. Hoffentlich behält der Konzern seine „sportliche“ Unternehmenspolitik bei.