Archiv für die Kategorie ‘Sportpolitik’

Junioren Ultimate-WM: „Ort im Land der Ideen“

Montag, 09. August 2010

Auf Anregung des Deutschen Frisbeesport-Verbandes (DFV e.V.) ist die diesjährige Junioren Ultimate-WM in Heilbronn (World Junior Ultimate Championships) als einer von 365 „Orten im Land der Ideen“ ausgzeichnet worden. Die Feierstunde fand am vergangenen Freitag im Kubus der Experimenta Heilbronn statt und fand ihren Widerhall auch in einem Artikel der Heilbronner Stimme mit sehr schöner Überschrift.

Heilbronner Stimme, 07.08.2010, Titel: Ein Lob für die Leidenschaft

Als Hausherr der Experimenta nutzte Geschäftsführer Wolfgang Hansch die Gelegenheit, um auf die „zweite Attraktion“ in Heilbronn neben der Junioren Ultimate-WM aufmerksam zu machen. Immerhin sind seit Eröffnung im November 2009 bereits rund 150.000 Besucher in das Science Center geströmt. Als „nächstes Highlight“ werde die Experimenta selbst in diesem November ebenfalls als ein „Ort im Land der Ideen“ gefeiert.

DFV-Präsident Volker Schlechter berichtete nur kurz über die Entwicklung des Frisbeesports in Deutschland, der bei einem 10-prozentigen Wachstum jährlich ein noch erhebliches Zukunftspotenzial aufweise. Zudem dankte er dem Welt-Flugscheibenverband (World Flying Disc Federation, WFDF) für den Zuschlag zu dieser Veranstaltung vor ein einhalb Jahren und das damit bewiesene Vertrauen, das die Organisatoren rund um Turnierdirektor Peter Deissler und den sportlichen Leiter Mark Kendall nicht enttäuscht haben.

Übergabe der Auszeichnung  von Axel Hepelmann, Deutsche Bank Heilbronn, an DFV-Präsident Volker Schlechter

Anschließend erhielt Axel Hepelmann von der Deutschen Bank Heilbronn das Wort und hob zunächst  hervor, wie schwierig es ist, diese Auszeichnung zu erhalten: Im 5. Jahr dieses Wettbewerbs unter der Schrimherrschaft des Bundespräsidenten haben sich mehr als 2.200 Unternehmen, Vereine und Institutionen beworben. Obwohl die Frisbeescheibe jedem bekannt sei, ließe sich dies von den hochkarätigen sportlichen Leistungen, die auf der Junioren-WM geboten würden, noch nicht sagen. Doch stelle der Sport mit der Eigenverantwortlichkeit seiner Spieler zweifellos ein hervorragendes Beispiel für besonderen Elan und Engagement dar. „Der deutsche Ultimate-Nachwuchs gehört zur Weltspitze“, stellte er fest und führte dies auf das starke ehrenamtliche Engagement des Verbandes und der Ausrichter vor Ort zurück. „Mit diesem Event wird die Bekanntheit noch vergrößert“, prognostizierte er. Die ausgiebige Berichterstattung der Heilbronner Stimme hat sicherlich viel dazu beigetragen.

06.08.2010, Experimenta Heilbronn: Die WJUC2010 ist ein "Ort im Land der Ideen"

Nach der offiziellen Übergabe an den DFV-Präsidenten stellten sich die Beteiligten zum Gruppenbild auf (v.l.): DFV-Präsident Volker Schlechter, WJUC2010-TD Peter Deissler, der Sportliche Leiter der WJUC Mark Kendall, DFV-Geschäftsführer Jörg Benner und Axel Hepelmann von der Deutschen Bank Heilbronn. Die Veranstaltung wurde als Ort der Woche in der Sonderveröffentlichung von Welt am Sonntag und der Welt gesondert hervorgehoben, zudem fand sie Erwähnung im Jugendportal der Heilbronner Stimme stimmt.de. Der Auszeichnung wohnten unter anderem der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände in Deutschland, Gunter Fahrion aus Stuttgart, die Hauptförderer des Juniorensports von der Goetze KG Armaturen, Geschäftsführer Detlef Weimann und Klaus Müller, sowie vom DFV Finanzvorstand Manfred Ketz und Junioren-Vorstand David Robotham bei. Nachfolgend der Artikel aus der Heilbronner Stimme vom 07. August 2010.

Heilbronner Stimme, 07.08.2010: Eion Lob für die Leidenschaft

Deutscher Ultimate-Nachwuchs dominiert Europa

Sonntag, 08. August 2010

In der Kalenderwoche 31, vom 02. bis o7. August 2010, wurde in Heilbronn die Ultimate Junioren-WM und -U17-EM durchgeführt. Das Turnier mit rund 800 jugendlichen Athleten aus rund 20 Ländern war eine organisatorische Meisterleistung und – auf hohem sportlichen Erfolg – auch eine wegweisende Veranstaltung für den weltweiten und insbesondere den deutschen Ultimate-Nachwuchs. Beide deutsche U17-Teams wurden Europameister! Die deutschen Mädchen errangen darüber hinaus auch noch den begehrten Spiritpreis, der in der offenen Division an die Belgier ging.

Die Deutschen U17-Damen gewannen bei der Ultimate-EM den Titel und den Spirit-Preis

In den Junioren-Divisionen (gemäß  dem Präsidenten des Weltverbands WFDF Jonathan Potts in Übereinstimmung mit der FIFA ab sofort offiziell als „U19“ zu bezeichnen) lief es nicht optimal für die beiden deutschen Teams. Die Damen verpassten in ihrer Vorrunde von sieben Teams den vierten Platz und damit das Viertefinale; sie wurden am Ende 10. hinter Litauen, aber noch vor Großbritannien. Die Jungs der offenen Division spielten eine sehr starke Vorrunde, bei der sie unter neun Teams nur den USA unterlagen und damit direkt ins Halbfinale einzogen. Leider gingen sowohl das schwere Halbfinale gegen Kanada 12:17, als auch das kleine Finale gegen Großbritannien mit 10:16 verloren. Alle Ergebnisse.

Das deutsche Junior Open-Team beim Timeout im kleinen Finale gegen Großbritannien

Besser machten es die deutschen U17-Jungs, die ihr Finale, ebenfalls gegen Großbritannien, im Frankenstadion vor heimischen Publikum austragen konnten.

Die deutsche U17 Open-Nationalmansnchaft vor dem EM-Finale im Frankenstadion Heilbronn

Der Spielverlauf war wechselhaft: Nach anfänglicher Führung lagen die Deutschen zurück, ehe nach Ablauf der vorgesehenen 80 Minuten zwei Punkte auf das führende Ergebnis drauf gespielt werden mussten. Da lagen die Briten mit 9:6 vorne. Als es aus deutscher Sicht 7:10 stand, hatten die wenigsten noch Hoffnung auf einen Sieg. Doch die Briten vergaben mehrere Chancen, während die Deutschen unter der Anfeuerung des Publikums ausglichen und schließlich sogar mit 11:10 gewannen!

Goldjubel der deutschen U17 Ultimate-Europameister 2010

In der Juniorinnen-Division hatten die Kolumbianerinnen mit einem Kader von 25 Frauen im Halbfinale überraschend die USA mit 13:12 besiegt. Im Finale gelang ihnen, womit kaum jemand gerechnet hätte: Sie besiegten auch Kanada mit 16:14 und sicherten sich unter riesigem Jubel den ersten internationalen Titel für das südamerikanische Land!

Die kolumbianischen Juniorinnen Ultimate-Weltmeisterinnen liefen durch den Jubeltunnel, im Hintergrund wurde der Platz schon für das Open-Finale gewalzt

Sie gewannen zu ihrer überbordenden Freude auch noch den Spiritpreis in ihrer Division.

Die doeppelt dekorierten Ultimate-Juniorinnen aus Kolumbien: Weltmeisterinnen und Spiritsiegerinnen

In der offenen Junioren-Division ging der Spiritpreis an Israel. Der Preis wird durch Bewertungsbögen beider Teams übereinander am Ende jedes Spiel ermittelt. Das schiedsrichterlose Fairplay unterscheidet den Sport Ultimate Frisbee von allen anderen Sportarten.

Israel wurde der Spiritsieger der Junior Open-Division bei der Ultimate Junioren-WM in Heilbronn

Sportlich spielten die US-Boys in der Junior Open-Division in einer Liga für sich: Sie besiegten im Finale Kanada ungefährdet mit 17:7 und sicherten sich hochverdient den Weltmeistertitel (ohne bei ihren Siegen jemals zweistellig Punkte kassiert zu haben).

Junior Open-Weltmeister USA bei der Nationalhymne vor dem Finale gegen Kanada

Zu guter Letzt noch die Bilder der beiden deutschen U17-Nationalteams bei der Siegerehrung. Zu den Europameistertiteln wurde jeweils die Nationalhymne gespielt, die die Spielerinnen und Spieler mitsangen.

Die deutschen U17 Ultimate-Juniorinnen bei der Nationalhymne zu Ehren ihres EM-Titels

Die deutschen U17 Open Ultimate-Junioren bei der Nationalhymne zu Ehren ihres EM-Titels

Der publikumswirksame Layout

Samstag, 31. Juli 2010

Bereits 350.000 mal soll das unglaubliche Video des Amerikaners Andrew Fleming bereits angeklickt worden sein, dass ihn im Viertelfinale der Ultimate Club-Weltmeisterschaft im Juli 2010 in Prag zeigt. Das schweizerische Newsportal 20min.ch hat dazu sogar eine Story unter dem nachfolgenden griffigen Titel eingestellt.

20min.ch, 30.07.2010, Titel: Unglaublicher Frisbee-Fang per Hechtsprung

Dass der Teamsport Ultimate-Frisbee „durchaus spektakulär sein kann“, wie es so schön heißt, stellen die Akteure und die vergleichsweise wenigen Zuschauer der großen Turniere immer wieder fest. Dass aber jetzt ein solches Video dazu beitragen könnte, auch Personen von der Faszination des Sports zu überzeugen, die bisher noch nichts damit zu tun hatten, wäre ebeno überraschend wie erfreulich. Ein Bekannter war als Aktiver bei der Ultimate Club-WM und erlebte das Geschehen live. Er berichtete, dass niemand im ganzen Stadion auch nur im Mindesten damit gerechnet hätte, dass der Spieler die Scheibe noch fangen kann. Nach diesem Sieg von Seattle „Sockeye“ über Boston „Ironside“ schaffte es Seattle auch noch ins Open-Finale, wo es dann San Francisco „Revolver“ unterlag.

 

Die Aufnahme des sensationellen Catchs von Andrew Fleming stammt von Ultivillage, das auch eine Version mit Slowmow anbietet. Der virale mediale Erfolg bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass eine wenigstens unregelmäßige Videoabedeckung der stärksten Spiele viel dazu beitragen könnte, die Popularität dieses eindrucksvollen Sportes weiter zu erhöhen. Von den World Games 2013 im kolumbianischen Cali, wo Ultimate zum Botschaftersport des Fairplays ernannt wurde, werden wir im Fernsehen vermutlich ebenowenig zu sehen bekonmen wie von der nun anstehenden Junioren Ultimate-WM in Heilbronn. Weitere Clips von der WUCC bei Ultivillage  und bei Blockstack TV, die Finalspiele sind weiterhin in voller Länge abzurufen unter www.strizna.cz.

Abflug zu den Olympischen Jugendspielen

Dienstag, 27. Juli 2010

Die Idee Olympischer Jugenspiele erschließt sich mir nicht ganz, auch wenn IOC-Präsident Jacques Rogge diese seine Idee immer wieder erklärt und beteuert, dass das endgültige Format womöglich erst in einigen Jahren feststehen werde. Jedenfalls sind am Wochenende auf dem Pariser Platz in Berlin 70 deutsche Nachwuchssportler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren offiziell zu den 1. Youth Olympic Games vom 14. bis 26. August 2010 in Singapur verabschiedet worden.

Kölner Stadt-Anzeiger, 26.07.2010, Titel: Der olypmische Geist wird jünger

Der frühere Generalsekretär und Mitbegründer des Internationalen Olympischen Komittees, Pierre de Coubertin, hatte die Olmpischen Spiele der Neuzeit Ende des 19. Jahrhunderts als ein „Treffen der Jugend der Welt“ bezeichnet, das dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen sollte. Im Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers vonm Jens Weinreich wird die Schwimmerin britta Steffens zitiert, die zunächst befürchtete, die Sportler sollten noch früher „verheizt“ werden. IOC-Vizepräsident und DOSB-Präsident Tholmas Bach jedoch betont, dass ihn die Medaillenwertung nicht interessiert.

Das IOC hat die Spiele vor drei Jahren als eine Art Bildungsveranstaltung gegründet. Dazu werden Usain Bolt und Michael Phelps eingeflogen, Seminare unter anderem zur Dopingprävention abgehalten. Aber daneben werden auch 201 Entscheidungen in 276 Sportarten fallen, von denen die deutsche Equipe in 20 Sportarten vertreten ist. Im FAZ-Artikel kommt die ehemalige Eislaufkönigin Kati Witt zu Wort, die ein gutes Abschneiden der deutschen Nachwuchsathleten begrüßen würde, die dabei an die „echten“ Olympischen Spiele herangeführt werden sollen.

FAZ, 26.07.2010, Titel: Olympische Jugendspiele: Lernen statt siegen

Die Teilnehmer selber werden das ihrem jugendlichen, sportlichen Selbstverständnis gemäß vermutlich etwas anders sehen – auch wenn sie vor einem dreiviertel Jahr mehrheitlich noch nicht einmal wussten, dass es diese Olympischen Jugendspiele gibt. Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Spektakel mit rund 3.600 Sportlern plus Trainern und Offiziellen auf geschätzte 400 Millionen Dollar. IOC-Vize Thomas Bach betrachtet die „Investition in die Zukunft“ als „jeden Cent wert“, auch wenn er die genauen Zahlen nicht kennt. Ob es sich dabei tatsächlich um eine Förderung des Juniorenports in der Breite handelt oder doch nur um eine vergleichsweise bedeutungslose aber teure Unterstützung der besten Nachwuchssportler aus den jeweiligen Ländern, bleibt abzuwarten.

Hier der offizielle Song zur Veranstaltung, gesungen von Jessica Mauboy, Steve Appleton, Jody WIlliams, Tabitha Nauser & Sean Kingston; das Video wurde übrigens tatsächlich in Singapur gedreht.

Ultimate Frisbee-Großereignisse in Folge!

Montag, 26. Juli 2010

2010 ist schon ein ganz besonderes Jahr, nicht nur aufgrund der schönen Zahl, sondern vor allem in Hinblick auf die vielen Großereignisse, die sich alleine in meinem Lieblingssport Ultimate Frisbee aneinanderreihen: Zuerst fand in Prag die Club-WM statt, bei denen die deutschen Teams gut abschnitten – nicht nur sportlich, sondern vor allem auch in der maßgeblichen Spirit-Wertung. Nun ist die erste  U 23 Ultimate-WM in Florenz zu Ende gegangen, mit zwei herausragenden Bronze-Medaillen für deutsche Teams.

Als nächstes stehen nun die 30. Deutschen Ultimate-Meisterschaften in Jena an und unmittelbar darauf die Junioren Ultimate-WM 2010 in Heilbronn. Neben einem Vorbericht kann auch ein kleiner Trailer Geschmack auf mehr machen:

 

Die Finale der Club-WM in Prag sind übrigens immer noch in voller Länge ansehbar. Dabei sind mir sehr schöne Zusammenschnitte von Highlights anderer Ultimate-Veranstaltungen aufgefallen., von den UPA Club Nationals 2009 (mit dem Fußball-WM-Song „Wave Your Flag“) und 2008 (mit Bitter Sweet Symphony Rap Version)

Oder diese beiden Best-of-Videos von Ultivillage aus dem Jahr 2008:

Und last not least nicht zu vegressen die College-Highlights 2008 von CBS, mit einem ebenfalls gut abgehenden Song („It’s so simple“ von Saosin).

Schutz vor Slackline-Schäden

Sonntag, 18. Juli 2010

Im Kölner Inneren Grüngürtel unweit des Fernsehturms haben Vertreter der Stadt und der  Deutschen Sporthochschule Köln jetzt erstmals fünf Bäume mit einem Schutz ausgestattet, um sie vor möglichen Schäden durch den neuen Trendsport zu schützen. Andreas Thomann vom Institut für Natursport und Ökologie der Sporthochschule stellte die Tauglichkeit der stationären Holzmaschnetten gleich selber vor.

Andreas Thomann von der Deutschen Sporthochschule Köln demonstriert den Schutz durch Holzmanschetten beim Slacklining. Foto: Jonathan Groß

Das Pilotprojekt soll einerseits die beliebtesten Plätze zum Slacklining erforschen und andererseits den besten Schutz für Bäume entwickeln. Bei dem „Seiltanz auf Klettergurten“ wird jeweils ein Gurt zwischen zwei Bäume gespannt, was die Rinde nachhaltig schädigen kann. Die Holzmaschnetten, die Joachim Bauer vom Grünflächenamt sowie Stefan Türk und Andreas Thomann von der Sporthochschule jetzt als erstes Ergebnis präsentierten, werden unter den Spanngurten um den Baumstamm gelegt. Joachim Bauer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Forst im Grünflächenamt, erwägt ein Verbot für den Trendsport in Kölns Parks und Wäldern, falls die Zahl der beschädigten Bäume zunehmen sollte.

Ein beispiel von Schäden, die durch Slacklining entstanden, allerdings nicht aus Köln

Nach Auffassung der Sporthochschule Köln wird sich der Sport weiter etablieren. Als Gründe hierfür werden die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in der Freizeit, im Wettkampf oder zur Therapie, aber auch seine einfache Durchführung angegeben. Wenn zwei Leute am Nachmittag im Park ein Seil spannten, versuchten sich bis zum Abend oft zwei bis drei Dutzend Interessierte.

Die scheinbar heile Welt der Spitzensports

Samstag, 17. Juli 2010

Seit zwei Wochen trage ich bereits den Artikel von Helmut Mauró aus der Süddeutschen Zeitung mit mir herum, in dem Männersport erklärt als „das letzte Gebiet der Öffentlichkeit, das Homosexualität als Tabu behandelt“. Ein Thema, das vor dem Hintergrund der achten Gay Games, die in zwei Wochen in Köln beginnen, eine besonders hohe Relevanz erhält. Denn, was in der Süddeutschen beschrieben wird, nimmt jenen den Wind aus den Segeln, die behaupten: „Die persönliche sexuelle Ausrichtung spielt doch beim Sport keine Rolle!“ Leider tut sie es doch.

Süddeutsche Zeitung, 03.07.10, Titel: Helden der Sozialisation

Die Nachrede der Homosexualität im Sport gelte noch heute als Karrierekiller, führt Hemut Mauró aus und belegt diese Aussage an der Tatsache, dass abgesehen vom Drittliga-Fußballer Marcus Urban oder dem US-Starschwimmer Marc Spitz (allerdings erst lange nach seiner aktiven Zeit) Spitzensportler sich bisher kaum geoutet hätten. Ganz anders sehe es jedoch im Frauenfußball aus: „Die Hetero-Frauen müssen sich oft gegen eine lesbische Übermacht durchkämpfen.“ Als Gründe für die Ungleichbehandlung der Geschlechter auch in diesem Punkt geht der Autor zurück auf den früheren Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches, der immer nur Männern galt und erst am 10. März 1994 ersatzlos gestrichen wurde.

Im Fußball allerdings herrschten (gegenüber der durch TV-Drehbücher à la Lindenstraße zu Toleranz erzogenen Allgemeinheit) besondere Feindbilder, die auch die Kirchen in dieser Frage gerne aufbauen, ohne dafür jedoch Belege bei den grundlegenden Schriften zu den Religionen zu finden. Der Verdacht, so Helmut Mauró weiter, reicht auch heute noch für eine öffentliche Verurteilung aus. Dabei, führt er geschichtskundig aus, galten zum Beispiel im alten Theben Homsexuelle als die besten Kämpfer, ganze Elite-Bataillone bestanden angeblich aus schwulen Pärchen. Vor dem Hintergund, dass der Sport auch in de Bürgerrechtskämpfen des 20. Jahrhunderts eien Vorkämpferrolle hatte, schlussfolgert er, kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die sexuelle Oreinteriung auch im Sport keine Rolle mehr spielen wird.

Bis dahin allerdings suchwe die Gesellschaft immer noch „Siegertypen und Helden der Sozialisation“ (was wohl bedeuten soll: nach überkommenen Mustern) und bis dahin könne man es auch jedem Spitzensportler nachsehen, der sich nciht oute, um nicht seine Karriere und seine Werbeverträge zu gefährden. Ich gebe zu, ich dachte auch schon darübner nach, waerum benötigen wir Gay Games, wenn es im Sport (laut Mauró) doch ausschließlich uim „Talent, Disziplin und Training“ geht? Die Nicht-Gleichstellung gibt die Antwort auf diese Frage, alleine ihr zuliebe sind die 8. Gay Games Cologne 2010 sehr gerechtfertigt.

Vielsagendes vor den Viertelfinalen

Donnerstag, 01. Juli 2010

Was ich noch sagen wollte, bevor die Viertelfinale der FIFA Fußball-WM 2010 in Südafrika losgehen, hat mir der Bioethik-Professor Peter Singer von der Princeton-Universität im Welt-Kommentar das Wort aus dem Munde genommen:

Die Welt, 30.06.10, Titel: Manuel Neuer hat gemogelt

Der selbe Artikel ist online auch erschienen unter der Überschrift: „Manuel Neuers Betrug ist kein Kavaliersdelikt“. Dabei geht es mir nicht nur um die Vorbild-Funktion Kindern und Jugendlichen gegenüber. Mir geht es eher um das Selbstverständnis sich selbst gegenüber. Natürlich wäre es unüblich zuzugeben, dass der Ball im Tor war, was der deutsche Keeper noch im Flug beim Blick hinter sich deutlich gesehen hat. Doch Peter Singer führt das Beispiel des ehemaligen Liverpool-Stürmers Robbie Fowler an, der bei einem Elfmeterpfiff zugab, nicht gefoult worden zu sein. Als der Schiri doch auf einen Elfer bestand, schoss der faire Mann ihn extra so, dass der Torwart ihn parieren konnte.

Das Problem setzt nicht erst beim Videobeweis an, obwohl der meiner Meinung nach gemäß heutiger Technik selbstverständlich zu nutzen wäre. In einem zweiten Welt-Kommentar desselben Tages vergleicht Sven Flohr das jetzige Umschwenken des FIFA-Chefs Sepp Blatter in dieser Frage mit „den letzten Tagen der DDR“. Die Arguemntation, dass Amateure ihn auch nicht einsetzen könnten und seine Einführung daher ungerecht sei, ist haarsträubend. Alle im Stadion wissen dank Leinwand, Monitoren und Zeitlupe umgehend, ob ein Pfiff berechtigt war. Zudem ist der Profifußball mittlerweile so schnell (und so viel schneller als der Amateursport), dass der Schiedsrichter ohne die technische Hilfe nicht mehr wirklich Herr der Lage sein kann.

Die Welt 30.06.10: Her mit dem Videobeweis!

Aber kann der Spieler noch Herr seiner Sinne sein? Ja, er muss es sogar! Das Verhalten beim Fußball, hier den Arm zu Hilfe zu nehmen, da Nutznießer einer falschen Entscheidung zu sein und dort zu foulen, solange es nur der Schiedsrichterstab nicht sieht, ist so falsch und so wenig vorbildlich wie es nur geht. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich engagiere mich seit Jahren ehrenamtlich für die Verbreitung des einzigen Teamsports ohne Schiedsrichter, Ultimate Frisbee. Die Regeln zu kennen und auf Basis dieser Kenntnis auch unter Adrenalin entsprechend zu urteilen, ist eine große Herausforderung.

Ich habe die Gesichter der staunenden Referenten des (damals noch) Deutschen Sportbundes gesehen, als sie bei den World Games 2005 in Duisburg feststellten: Leistung-Teamsport ohne Schiedsrichter, das geht! Aller Erfahrung nach – dies bestätigt auch eine Arbeit der angehenden Abiturientin Sarah Franchini aus Mengen, über die ich berichtete – steigt die Wertschätzung dieses Selbstregulierens mit zunehmendem Alter. Als Leistungssportler  – zumal als Fußball-Nationalspieler mit Medientraining und festgelegtem Verhaltenskodex – solltest Du Dich aber keinesfalls auch noch rühmen, Dich so verhalten zu haben, als sei nichts gewesen. Genau das ist der Betrug.

Der Betrug im Angesicht eines Millionenpublikums ist Peter Singer zufolge „in gewiser Weise sogar schlimmer als ein privater Betrug“. Jeder weiß, dass Du falsch gehandelt hast. Der Autor schreibt von einer „Kultur der exzessiven Parteinahme“, die ethische Werte verdrängt habe. Doch ich bin mri sicher, wer die Größe zeigt und ehrlich ein Fehlurteil (auch gegen sich) zugibt, dem ist die Parteinahme der meisten Zuschauer sicher. Auch wenn bestimmt einige sagen würden: „Wie doof!“, ist es genau das Verhalten, das Respekt abverlangt. Das gibt es nicht nur im Ultimate, dass Gegenspielern zu einer gelungen Aktion applauudiert wird. Das gibt es auch im Tennis und anderswo. Im Frisbeesport nennen wir das „Spirit of the Game“, Du kannst auch einfach „Sportsgeist“ dazu sagen. Wer sich davon überzeugen möchte, kann das aktuell in Prag tun, wo an diesem Wochenende die Club-Weltmeisterschaften im Ultimate beginnen.

Hopp Schwyz!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Die erste Sensation bei der sportlich etwas lahmen Fußball-WM in Südafrika verdanken wir den Schweizern und ihrem Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld. Bei seinem Weltmeisterschafts-Debut hat er mit der schweizerischen „Nati“ den Europameister und haushohen Favoriten Spanien mit 1:0 besiegt. Das war sogar den Hauptnachrichten des Schweizer Fernsehens SF DRS den Aufmacher wert.

Garanten des sportlichen Erfolges war zum Einen der in Wolfsburg tätige Goalie Diego Bengalio, der den Sturmlauf der Spanier ein ums andere Mal abwehren könnte, zum Anderen der Abstauber-Stürmer zum entscheidenden 1:0, Gelson Fernandes. Sowohl die Spanier als auch die Schweizer trafen anschließend noch mal das Aluminium, doch das Ergebnis hatte Bestand.

„S’isch super gsi!“, wird sich auch der Trainer gedacht haben, der sich nach dem Erfolg bekreuzigte. Die Tür zum Achtelfinale ist damit für die Schweiz einen guten Spalt breit geöffnet. Die Hauptnachrichten ordneten sich selbst zu Beginn als „sporthistorische Nachrichtensendung“ ein und berichteten lang und breit über das „Wunder von Durban“. Die als „rote Furie“ bekannte spanische Nationalelf ärgere sich nun vermutlich „grün und blau“. In seinem nahezu schweizerischen Lörracher Dialekt gab Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld seine bescheidene Sicht der Dinge zum Besten. Die Videos der Internetseite vom SF DRS sind aus rechtlichen Gründen jedoch leider nicht einsehbar.

Voulez-vous Vuvuzela?

Montag, 14. Juni 2010

Non merci. Pas du tout! – No, thank you.  – Bitte nicht! Obwohl beim gelungenen WM-Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im südafrikanischen Durban der Lärm der Vuvuzelas noch vergleichsweise gering war, ersticken die angeblich traditionellen Tröten doch die in Europa, Südamerika und anderswo verbreiteten Fangesänge. Es mag sein, dass viele der Fangesänge auch nicht wirklich viel besser klingen, doch die Ablehnung der Vuvzuelas ist andernorts umfassend und übergreifend.

Die Welt, 14.06.10: Der Fluch der Vuvuzelas

In seinem Welt-Kommentar schreibt Jens Hungermann von einer „Anmaßung“ das Verbot der Vuvzuelas in Betracht zu ziehen, da die Fifa bereits seit vergangenem Jahr beim Confed-Cup von ihrer Dauerverwendung bei Fußballspielen wusste. Die Aussage aber, dass die Vuvuzela „in Südafrika zum Fußball wie Schlachtgesänge in Deutschland“ gehörten, ist offenbar falsch. Die Initiative „Gegen Vuvuzelas – ProStimmung“ hat bereits mehr als 200.000 Stimmen für eine Abschaffung gesammelt.

Im 1Live-Hörfunkinterview teilte einer der beiden Betreiber Bastian Fröhlig mit, dass die aus China importierten „Nervtröten“ erst Ende der 1990er Jahre in Afrika eingeführt wurden und dass sie erst zum Confed-Cup systematisch als billiges Accesoire zu den Spielen abgegeben wurden. Auf eine entsprechende Petition mit 200.000 Unterschriften habe der Weltfußballverband FIFA bisher nicht reagiert.  In Südafrika selbst sind Vuvuzelas bereits in manchen Sportstadien verboten (zum Beispiel beim Rugby), ein aktuell diskutiertes Verbot bei der FIFA Fußball-WM  würde allerdings nur den Missbrauch der Tröten als Wurfgeschosse betreffen, nicht aber ihren Einsatz zur Dauerbeschallung.

General-Anzeiger Bonn, 14.06.10: Der Höllenlärm der Teufelstrompeten

Die Fernsehsender sind laut Artikel des Sport-Informationsdienstes sid im heutigen General-Anzeiger Bonn machtlos, trotz vieler Zuschauerproteste können sie keine offizielle Protestnote an FIFA oder das WM-Gastgeberland Südafrika senden. Anstelle von Headsets nutzen die ZDF-Kommentatoren von Hand gehaltene Lippenmikrofone, die die Außengeräusche dämpfen sollen – mit geringem Erfolg. Laut dem nachfolgenden Beitrag gehören Vuvuzelas heute untrennbar zum Fußball in Südafrika. Aber die Lärmbelästigung von bis zu 127 Dezibel  pro Instrument ist doch ohrenbetäubend, um nicht zu sagen gesundheitsgefährdend.