Archiv für Februar 2011

Ungerührt aufgerührte TV-Klassiker

Donnerstag, 17. Februar 2011

Mit „Mashups“ verfolgt das ZDF eine Verjüngung seines Images, indem es Klassiker aus der  TV-Unterhaltung und damit sich selbst durch den Kakao zieht. Insgesamt wurden bereits 15 Kurzfilme neu geschnitten und vertont, allen voran „Derrick – Wege zum Glück“ sowie  die „Schwarzgeldklinik“. Sie sind im Internet in der „ZDF Lachbar“ (auf Youtube) zu sehen sowie demnächst auch auf ZDF Neo.

Rheinische Post, 17.02.2011, Titel: ZDF-Humor: Derrick und Harry heiraten

In der ersten „Derrick – Wege zum Glück“-Folge kommen sich Derrick und Harry bereits sehr nahe und gehen zu Harrys Eltern. Maria Schell stellt Mutter Klein dar, entliehen aus der 30. Folge der Krimiserie von 1977, betitelt „Yellow He“, nach einem gleichnamigen Hippie-Mädchen (Regie: Zbynek Brynych). Vermutlich ist es keine bahnbrechende Leistung in Sachen deutscher Fernsehhumor, aber die Folge lockt mir auf jeden Fall ein Schmunzeln hervor, angesichts der „historischen“ Aufnahmen, verbunden mit einer zugegeben etwas albernen neuen Story.

Deutlich schlechter dagegen der Schlussgag der „Schwarzgeldklinik“, als Jürgen Wussow alias Professor Brinkmann einem kleinen Mädchen gegenüber in den Mund gelegt bekommt: „Ah, da ist sie ja, meine kleine Spenderleber“. Die Story rund um das Erpressen von Kassenpatienten ist zwar brillant zusammengeschnitten, aber leider nicht komisch, finde ich. Nur wenig besser „Die Knoff-Hoff-Show: Alles muss raus“, in der ein übergroßer Schlüpfer der „Gossip“-Sängerin Beth Dito versteigert wird, weil der Sender insolvent ist. Bei solchen Produktonen vermutlich nur eine Frage der Zeit.

Männer wollen zweierlei

Mittwoch, 16. Februar 2011

„Männer wollen nur das Eine“, heißt es als Vorurteil im Volksmund, nicht immer zu Unrecht. Doch jetzt hat eine Umfrage der Zeitschrift Eltern ergeben, dass sich 70 Prozent der kinderlosen Männer „auf jeden Fall“ oder „vielleicht“ Nachwuchs wünscht. Bei den Frauen sind es nur 61 Prozent. Ohne Ursache und Wirkung zu verwechseln, lässt sich also sagen, die Männer wollen zwar nur das Eine, trachten damit aber (immerhin zu 70 %) nach etwas Anderem. Daher die Überschrift.

Kölner Stadt-Anzeiger, 15.02.2011, Titel: Männer wollen Kinder

Die eigentliche Erkenntnis der Studie: Im Wesentlichen bestimmt weniger das Geschlecht, als vielmehr das Alter den Kinderwunsch. – Auf den überaschenden Aufmacher wollte dennoch keiner verzichten. – Im Alter zwischen 25 und 29 Jahren beträgt der Kinderwunsch geschlechterübergreifend 86 Prozent, bei den über 40-Jährigen dagegen nur noch 36 Prozent. Für die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa umgesetzte Studie wurden mehr als 1000 Männer und Frauen in Deutschland befragt, die keine leiblichen Kinder haben.

Als Gründe für mangelnden Nachwuchs gaben die die jüngeren Befragten bis 29 Jahre mehrheitlich die finanzielle Lage (79 Prozent) und den Beruf (67 Prozent) an. Top-Angabe de Befragten ab 35 Jahre war der fehlende Partner (59 Prozent) bzw. es habe „einfach noch nicht geklappt“ (44 Prozent). Nicht einmal die Hälfte aller Männer und Frauen würden sich über eine ungewollte Schwangerschaft freuen. Klar scheint die vorherrschende Meinung, dem Wunsch nach einer perfekt Lebensplanung stehen Kinder im Wege! 

Weiterhin wurde auch ein Stimmungsbild in Bezug auf die gesellschaftlichen Bedingungen abgefragt, das einmal mehr bestätigt: Kinderkriegen ist heutzutage Luxus und keien Selbstverständlichkeit mehr. Natürlich ist es einfach, die Schuld für einen unerfüllten Wunsch außerhalb zu suchen, aber die Zahlen , welche Faktoren die Entscheidung für ein Kind erschweren, geben doch Anlass zu Sorge:  Unsichere finanzielle Lage oder Sorge um den Arbeitsplatz  (86 Prozent), berufliche Leistungen würden gesellschaftlich höher bewertet ( 81 Prozent),  Alltag ohne Kinder sei bereits anstrengend genug (79 Prozent),  fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie (77 Prozent).

Die „Eltern“-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki forderte deshalb ein Umdenken bei der Arbeit weg von einer „Anwesenheitskultur“ zu einer flexibleren „Leistungskultur“. Dabei ist es doch gerade die Leistungskultur, die den Kinderwunsch beschneidet. Unstrittig jedoch, dass über das Thema Familie wieder mit Selbstverständlichkeit gesprochen werden müsse. 

Vielleicht gehört auch ein wenig mehr Augenzwinkern in die Familienplanung, indem wir uns darüber bewusst werden, was wir am Partner des anderen Geschlechts haben und was nicht – ganz davon zu schweigen, was wir an Kindern haben! Einen kleinen Hinweis zur passenden Einstellung gibt Loni Heuser im Lied „Du musst die Männer schlecht behandeln“.

Projektmanagement für Kinder

Mittwoch, 16. Februar 2011

Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat die Kindertagesstätte St. Martinus im Kölner Norden auf sich aufmerksman gemacht. In einer Projektgruppe von Vorschulkindern ist eine umfassende Erneuerung des großen Gartengeländes geplant worden. Zwar wird sich die Umsetzung über mehrere Jahre hinziehen, doch jetzt wurde ein selbst gebasteltes Modell des Projekts „Unser Traumgarten“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Modell des Traumgartens der Kita St. Martinus in Köln-Esch

Im Rahmen des Vorschulprogramms an der katholischen Kita St. Martinus im Familienzentrum Kreuz Köln-Nord konnten sich die Maxi-Kinder zwischen einer Zirkus- und einer Traumgarten-Gruppe entscheiden. Seit den Herbstferien haben sich die knapp 20 Kinder des Gartenprojekts mit den Erzieherinnen Romie Esser und Gabi Brinser immer Dienstagnachmittags getroffen und die Planung in mehreren Phasen vorangetrieben. „Am Anfang stand die Frage: Was hättet ihr denn gerne im Garten?“, berichtet Romie Esser, „die wichtigsten Wünsche waren Klettervorrichtungen, ein Heckenlabyrinth und ein Tunnel.“

Gartenarchitektin Aletta Mortsiefer im Gespräch mit Vorschulkindern der Kita St. Martinus, Foto: Privat

Anschließend erkundeten die Kinder, was sie im Moment im Garten haben, und fertigten dann einen Plan an. Weiter ging es zusammen mit der Gartenarchitektin Aletta Mortsiefer, die sich zunächst fachkundig mit den Kindern unterhielt. Anschließend einigte sich die Gruppe auf einige Gestaltungs-Elemente wie Teich, Brücke, Tunnel und Labyrinth. Nachdem der große Garten dann ausgemessen war, wurde das Modell erstellt, das nun in mehreren Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden soll.

Erzieherinnen Romy Esser (l.) und Gabi Brinser mit Vorschulkindern aus der Traumgartengruppe an der Kita St. Martinus

Ein älteres Ehepaar verzichtete zu seiner Goldenen Hochzeit auf Geschenke und überbrachte das stattdessen gesammelte Geld der Kita. Für den Garten, der auch von Kindern unter drei Jahren genutzt wird, erhält die Kita auch Zuschüsse. Dennoch wird es Jahre dauern bis das Projekt mit einem egschötzten gesamtvolumen von rund 100.000 Euro fertig gestellt sein wird. Bei der Umsetzung helfen auch Eltern mit. „Wir haben ganz neue Seiten an unseren Maxi-Kindern entdeckt“, erzählt Erzieherin Esser, „Wenn sie im Sommer in die Schule auf der anderen Straßenseite kommen, können sie in Zukunft sehen, wie ihr Projekt langsam Gestalt annimmt.“ Den Anfang wird eine Väter-Kinder-Pflanzaktion für das Heckenlabyrinth im April machen.

Neues aus der Tierwelt 30

Dienstag, 15. Februar 2011

Die Wut der Tintentische , der Weg der Meeresschildkröten und der Gesang  der Gibbons sind die Themen dieser runden Ausgabe von (nach längerer Zeit mal wieder) Neuigkeiten aus dem Reich der Tiere.

Süddeutsche Zeitung, 12.02.2011, Titel: Das Wut-Pheromon

Tintenfische gelten zwar als klug, aber denken können sie als Tiere nicht – dafür fehlt ihnen einfach jede Begrifflichkeit. Was sie hingegen entwickeln, das ist eine teilweise spontane Aggressivität, deren Ursache jetzt amerikanische und australische Biologen im Fachmagazin „Current Biology“ dargelegt haben. Es handelt sich um ein Protein, das frisch von Weibchen abgelegt Eier absondern. Es wirkt als Pheromon und macht, dass Männchen, die in Kontakt mit den Eiern kommen, Konkurrenten auf die harte Tour in die Flucht schlagen. Die Biologen waren hoch erfreut, das Verhalten auf eine molekulare Ebene zurückverfolgen zu können, was in anderen Bereichen nicht gelingt.

Rheinische Post, 19.01.2011, Titel: Lederschildkröten legen 7500 Kilometer zurück

Wenn wir da zum Beispiel Lederschildkröten betrachten: Warum schwimmen die Tiere von den Nistplätzen in Westafrika zu den Futtergründen vor Südamerika 7.500 Kiloemter weit? Dass sie diese Strecke zurücklegen, darüber hat jetzt ein internationales Forscherteam von der britischen Universität Exteer im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“ berichtet. Die mit 2,5 Metern Länge und bis zu etwa 700 Kilo Gewicht größten Reptilien der Ozeane sind in ihrem Bestand stark gefährdet, besonders im Pazifik. Schuld daran sind Stellnetze in Küstennähe und der Langleinenfang, der die Tiere in ihrer bevorzugten Reisetiefe von bis zu 200 Metern bedroht. Lederschildkröten leben bevorzugt in topischen und subtropischen Regionen, übrigens verlassen nur die Weibchen zur Eiablage das Meer.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.02.2011, Titel: Gibbons sprechen Dialekt

Manche Affenarten verlassen hingegen kaum überhaupt ihr Revier. Eine Untersuchung von Forschern des Deustchen Primatenzentrums in Göttingen unter Schopfgibbons hat ergeben, dass sämtliche Populationen einen eigenen Dialekt sprechen. Zwar gab es Ähnlichkeiten in den Gesängen der Affen, die jedoch um so geringer waren, desto weiter entfernt die Herkunft der unterschiedlichen Gesangsproben lag, hieß es im Fachblatt „BMC Evolutinary Biology“. Weibchen und Männchen singen, um ihr Revier zu markieren, um Partner zu finden und sogar, um ihre Beziehungen zu festigen. Die ersten beiden Argumente fürs Singen können vielleicht auch für den Menschen gelten, jedoch nicht das dritte, jedenfalls wenn wir die Außenwirkung der Kandidaten von „Deutschland sucht den Superstar“ betrachten.

Lucy with her head in the sky

Montag, 14. Februar 2011

Ohne Diamanten, aber mit einem Knochenbau, dass noch der moderne Mensch in Ehrfurcht erstarren könnte – so präsentiert sich der neueste Fund eines Mittelfußknochens eines Australopithecus afarnesis in der Afar-Senke in Äthiopien. Demnach wäre dort, wo auch das der gleichen Art angehörende Fossil Lucy herstammt, vor rund 3,2 Millionen der frühe Vorfahre des modernen Menschen bereits hauptsächlich aufrecht gegangen. das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf das Fachmagazin Science online.

Süddeutsche Zeitung, 12.02.2011, Titel: Lucys Füße

Ein Anthropologen-Team um Carol Ward von der University of Missouri (USA) arguemntiert, die besodnere Konstruktion des Knochens mit einer festen gewölbten Form spreche ganz dezutlich für die Annahme der vorwiegenden Fortbewegung  auf zwei Beinen. Fossile Fußspuren dieser Art waren schon länger bekannt. Demnach hätten die „Lucyaner“ sich mit dieser Fußknochen-Konstruktion aber sogar wie heutige Menschen vom Boden abstoßen  und die Landung wieder abfedern können. Demgegenüber haben Affen einen viel biegsameren Fuß mit einem beweglichen großen Zeh, der für das Klettern auf Bäumen prädestiniert ist.

Einerseits möchte ich einfach nochmal diese Zeitspanne in Einnerung rufen: 3,2 Millionen Jahre soll das her sein, und schon damals liefen die Vormenschen aufrecht. Und unsereeins übt höufig noch sein Leben lang aden aufrechten Gang! Ich verweise dazu auch gerne noch mal auf Erichs Kästners Gedicht „Die Entwicklung der Menschheit“, das ich an dieser Stelle bereits auszugsweise zitiert hatte. Andererseits wirft das ein ganzes anderes Bild auf die Lebenswirklichkeit dieser frühen Zweibeiner, die sich bereits „von oben herab“ mit ihrer Umwelt beschäftigten, mit dem Kopf in den Wolken, oder wenigstens „dem Himmel so nah“. Dass auch sie schon bewusstseinserweiternde Substanzen  zu sich nahmen, erscheint mir wahrscheinlich, wenn ich dafür auch keine Argumente vorbringen kann.

Und was hatte es dann mit dem eingangs erwähnten Diamanten auf sich? Auch in Äthiopien wurden schon Diamanten gefunden und viele Äthiopier gelten als von geradezu diamantener Schönheit, aber in Bezug auf Lucy müsste dieser kulturgeschichtliche Hinweis doch jedem bekannt sein, oder nicht?

Witzige Frisbee-Wette leider knapp vergeigt

Sonntag, 13. Februar 2011

Das war also des Rätsels Lösung: Die beiden Frisbeesportler Jan Bäss und Greg Marter, die derzeit die Filmdokumentation „The Invisible String“ drehen, hatten ihren Auftritt bei „Wetten Dass!?“ mit der Herausforderung, 150 in drei Reihen aufgestellte Kerzen innerhalb von drei Minuten durch den „Hauch des Schwebedeckels“ zu löschen. Prominente Wettpaten waren die verheirateten Schauspieler Anna Loos und Jan-Josef Liefers. Leider brannten am Ende noch genau drei der 150 Kerzen, weshalb die Wette verloren ging. Immerhin rund 11 Millionen Zuschauer sollen das ZDF-Spektakel in Deustchland verfolgt haben.

Der Flug der Frisbee über brennende Kerzen bei Wetten Dass!? am 12.02.2011

Der Einsatz für das Promi-Ehepaar war, dass Jan-Josef Liefers (bekannt unter anderem als Gerichtsmediziner im Münsteraner Tatort) seiner Frau Anna Loos (früher im Kölner Tatort aktiv, bekannt auch als neue Silly-Sängerin) ein Liebesgedicht zum Valentinstag schreiben und vortragen musste. Vor der Wette selbst hatte er jedoch auch eine witzige Erklärung für die Entstehung des Wurfscheiben-Namens parat: Einem Hund „Bee“ musste der Napf vorgestellt worden sein (Greg Marter hatte einen original Kuchendeckel der Bäckerei „Ma Frisbie’s“ dabei), um den Hund anschließend zu locken: „Na komm schon, Bee, Friss, Bee!“

Jan-Josef Liefers mit einer original "Ma-Frisbie's" Pie-Tin in Wetten Dass!? vom 12.02.2011

Spannend war die Wette schon. Allerdings hatte ich „Wunder, was“ erwartet, nachdem ich die Vorgeschichte schon ein bischen kannte. Insbesondere der gewünschte Effekt, zu denken „Das klappt doch nie!“ stellte sich für mich bei dieser Aufgabe nicht ein. Aber möglicherweise bin ich da eben auch einfach vorbelastet. Wie auch immer, beide Sportler machten eine gute Figur, indem sie sich Rückhandpässe hin- und herwarfen, Jan Bäss hatte meist die effektiveren, knapp über die Kerzen gezielten Würfe auf Lager.

Jan Bäss beim Wurfversuch zum Auslöschen der 150 Kerzen in Wetten Dass!? vom 12.02.2011

Nicht zuletzt ergab auch das nahe Bild der über die Kerzenreihen fliegenden Scheiben einen guten Eindruck der aeordymanischen Möglichkeiten des Sportgerätes.

Fliegende Frisbee läöscht brennende Kerzen, in Wetten Dass!? vom 12.02.2011

Als es am Ende nicht geklappt hatte, gab es immerhin noch die Möglichkeit für die beiden über ihr Filmprojekt zu sprechen und einen Ausschnitt zu zeigen. Vielleicht etwas unglücklich, dass nur Szenen aus den 1970er Jahren zu sehen waren (mit Auszügen aus den legendären Veranstaltungen im Rose Bowl-Stadion). Wenn auch schön und nachvollziehbar für Thomas Gottschalk, so doch mit wenig Aktualitätsbezug. Leider verpassten die beiden Protagonisten auch, wenigstens den Plot des Films oder die Vielfalt und Ausbreitung des Frisbeesports mit einem Satz zu erwähnen.

Ausschnitt aus der entstehenden Filmdoku "The Invisble String" in Wetten Dass?! vom 12.02.2011

Zuletzt blieb ein Gruppenbild von Jan Bäss und Greg Marter mit Michelle Hunziker und Thomas Gottschalk, in der ersten Wetten Dass!?-Sendung nach dem gefährlichen Sportunfall und in der ersten der letzten, die Thomas Gottschalk noch bis zu diesem Sommer moderiert. Leider landete die Frisbeewette auch beim Abschlussvoting um den „Wettkönig“ auf dem letzten Platz.

Gregr Marter, Michelle Hunziker, Jan Bäss und Thomas Gottschalk in Wetten Das!? von 12.02.2011

Sympathische Karnevals-Anarchisten

Sonntag, 13. Februar 2011

Seit mehr als 45 Jahren besteht bereits der Familien- und Freundeskreis der Neppeser Lappejunge (und -mädche) mit ihrem Stützpunkt in der Kölner Lohsestraße, in der privaten Bar des Vorsitzenden Hans Herbert Hild, genannt „Hannes Plätzchen“. Dort treffen sich die rund 60 Karnevalisten ohne Vereinsstatus einmal monatlich. Höhepunkt ihres Vereinslebens ist jedoch der Fastelovend mit dem Lappeball am Karnevalssamstag und der Teilnahme am Dienstagszug durch Nippes.

Die Neppeser Lappejunge mit ihrem Doppeldeckerbus vor der Teilnahme am Dienstagszug durch Köln-Nippes 

Der Kostümball mit Programm findet in diesem Jahr am 5. März ab 19:00 Uhr in der Scheune des Altenberger Hofs statt. Bereits 1967 wurde die erste Veranstaltung durchgeführt. Seitdem gibt es auch ein eigenes Lappejunge-Lied: „Mir mache uns Freud, su lang wie et jeit, denn dat Levve doot kein Iwigkeit.“ Auch Ludwig Sebus ist Ehrenmitglied. Die meisten Mitglieder aus den Anfangszeiten sind heute noch mit dabei, doch sind in den vergangenen Jahren auch einige junge Leute neu dazugekommen.

So steht die nächste Generation für die Übernahme des Vorstands bereit. Bisher gab es erst zwei Vorsitzende. Als Gründungsmitglied Adolf Paolucci als Raumaustatter-Meister und zeitweise Obermeister seiner Innung beruflich weniger Zeit hatte, übernahm Hans Herbert Hild den Vorsitz und hat ihn bis heute inne. Der frühere Sparkassen-Berater in der Filiale in Bilderstöckchen hält bis jetzt den sympathisch-anarchischen Freundeskreis souverän zusammen.

Auch ohne offiziellen Vereinsstatus ist die Gruppe mit ihren Flickenkostümen aus dem Nippeser Straßenkarneval nicht mehr wegzudenken. Beim diesjährigen Veedelszoch werden die Neppeser Lappejunge wieder mit ihrem Doppeldecker-Lappebus dabei sein, von dem es wie immer ordentlich Kamelle und Strüssjer regnet. Schon dreimal wurde die Gruppe als originellste des Zugs prämiert. Außerhalb des Karnevals führt sie Feiern zu allen Jahreszeiten sowie Fahrrad- und Busausflüge durch.

Reisen erweitert das Schablonen-Wissen

Samstag, 12. Februar 2011

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen – hieß es früher. Heute heißt es, dann wird sich seine Gehirnleistung verbessern! Was auf den ersten Blick erst mal gedanklich sozusagen vor den Kof stößt, erweist sich bei näherem (oder weiteren) Nachdenken als einleuchtend. Bei einer häufigeren Änderung der Lebensumstände muss sich der Verstand darauf einstellen und flexibel reagieren. Zudem kann die Begegnung mit anderen Kulturen zu einer größeren Aufnahmebereitschaft neuer Einflüssse führen – so meine laienhafte Erklärung. Tatsächlich aber hat der Hirnforscher und Lernpsychologe Kristian Folta von der Stiftung Universität Heidelberg herausgefunden, dass Kinder, die oft auf Reisen sind, leichter lernen.

Kölner Stadt-Anzeiger, 11.02.11, Titel: Reisen verbessert Strukturfähigkeit des Gehirns

Die Meldung stammt aus dem Sonderheft „Reisen mit Kindern 2011“ von GEO SAISON extra und BRIGITTE, darin wird der Forscher unter anderem zitiert: „Tendenziell gilt: Je größer der Unterschied, desto intensiver die Lernerfahrung. Andere Sprachen, Tiere, Farbe, Düfte, Geräusche – Vielfalt entscheidet. Und die können Kinder auch in Deutschland und Europa reichlich erleben.“ Demnach spielt sich aber die eigentliche Reifeleistung des Gehirns mehr oder weniger unbewusst ab: Fremde Reize „brennen sich ein“, heißt es, „und verbessern die Fähigkeiten des Gehirns, sich zu strukturieren“. Dieser Prozess sei auch beim Wissenserwerb von Schulkindern ganz ähnlich, das Einordnen und Dioffernezieren von Sinneseindrücken erfolgt mithilfe so genannter Schablonen, deren Anzahl sich mit jeder neuen Erfahrung erweitert.

Das ist natürlich eine ernüchternde Neuigkeit, dass sich unser Wissen – im Erklärungsmodell – lediglich mit Schablonen bildet. Immerhin erfreulich, dass wir selber etwas tun können (für unsere Kinder, aber auch für uns selbst), diesen satz an Schablonen durch „Öfter mal was Neues!“ deutlich zu erweitern!

Aus Leseratten werden Brillenschlangen

Freitag, 11. Februar 2011

Lesebrillen gelten für viele Mencvhen als ein untrügliches Zeichen des Alterns. Das hat jetzt eine Umfrage der Apotheken-Umschau ergeben. Fast noch interessanter als die Meldung selbst, ist der Weg, auf dem sie ihren Weg hierher gefunden hat: Von der Internetseite der altehrwürdigen „Rentner-Bravo“ über die Tageszeitung wieder zurück ins Internet, mit jetzt schon zwei Tagen Zeitverzögerung. Aber natürlich auch: Durchs Lesen!

Kölner Stadt-Anzeiger, 11.02.11, Titel: Lesebrille gilt für viele als Altersanzeichen

Da Lesen ja allgemeinhin als bildend gilt und es auch einen sehr amüsanten Zeitvertreib darstellt (ist es nicht lustig, wenn Leute mit hochrotem Kopf oder plötzlich laut lachend in eine Lektüre vertieft sind?), wäre es doch jammerschade, wenn diese Tätigkeit mit zunehmenden Jahren nachlassen würde. Dafür gibt es bekanntlich Lesebrillen. Da kann man noch und nöcher Prozent Sehschärfe haben, abends lässt mit zunehmendem Alter einfach schon mal die „Spannkraft“ der Augen nach. Da helfen schon Billigbrillen im Drogeriemarkt „Over the Counter“ wie man so schön sagt, besser ist sicher mal eine Untersuchung beim Augenarzt.

Aber zurück zur Studie: Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) hält eine Lesebrille für ein untrügliches Zeichen des Alterns. Von den Nutzern dieser Sehhilfen empfindet sie sogar fast jeder dritte (31,5 Prozent) als lästig. Allerdings gaben 42,3 Prozent an, ihre Lesebrillen sogar an mehreren Orten immer griffbereit zu halten. Ist dann aber – wie es der Pressetext nahelegt – die Jugend tatsächlich vorbei? Nein! Denn gerade das Lesen hält uns jung, führt uns zurück in die Phantasiereisen unserer Kindheit, lässt uns die Abenteuer auf dem Weg des Erwachsenwerdens im neuen Licht erscheinen und schafft uns geradezu Erlebnisse, selbst wenn sie nur im Kopf stattfinden.

Wenn also aus Leseratten Brillenschlangen werden, unverrückbar in der Liebe zum Wort, dann ist das eine Metamorphose, die von Reife zeugt, und die  neue Perspektiven und noch schönere Leseerlebnisse verspricht! Zu sagen, die Reviolution fresse ihre Kinder (weil gewisse Schlangen bekanntlich Ratten verzehren), hielt ich in diesem zsuammenhang für übertrieben. Aber das Akltern (wie ich momentan noch nahe bei der Mitte des Lebens denke) eröffnet Chancen der Neubetrachtung und Neubewertung der früheren Erfahrungen – und auch dabei hilft das Lesen sehr!

Sportbusiness ist vom Fußball dominiert

Donnerstag, 10. Februar 2011

Diesen Eindruck gewinnt jedenfalls der flüchtige Interessierte, der über eine Zeitung auf Europas größten Sportbusiness-Kongress, SpoBis, in Düsseldorf aufmerksam wurde. Die Gästeliste, an der die Attraktivität der Veranstaltung gemessen wird, reicht vom Dortmunder Meistertrainer in spe Jürgen „Kloppo“ Klopp über den ehemaligen Nationaltorwart Jens Lehmann bis hin zu Schalke-Verteidiger Christoph Metzelder, der am Rande des Kongresses für sein Engagement in der Stiftung „Zukunft Jugend“ des CSR-Preis des Sports erhalten hat.

Rheinische Post, 01.02.2011, Titel: Sportkongress mit prominenten Gästen

Allerdings waren unter mehr als 1.500 Teilnehmern, 130 Referenten und über 50 aktiven Kongress-Partnern nach Veranstalterangaben auch eine große Anzahl an budgetverantwortlichen Sponsoren im CCD Congress Center Düsseldorf. Zudem ging es nicht im Zusammenhang mit Sportbusiness zentral auch um die Medien.  14 Foren zu Spezialthemen fanden statt; die größte (Medien-)Aufmerksamkeit genoss die Podiumsdiskussion u.a. mit Jürgen Klopp und Jens Lehmann zum Thema „Vermarktung versus sportliche Höchstleistung: Wie Top-Sportler den Spagat zwischen Kommerz und Profisport meistern.“

Kloppos Ex-Verein, der 1. FSV Mainz 05, holte sich gemeinsam mit Entega und einem nachhaltigen Konzept zum ersten klimaneutralen Verein im Profifussball den „Marketingpreis des Sports“ knapp vor dem FC Deutsche Post und LIGA total! der Deutschen Telekom. Weiterhin wurde die Aussage von Christian Seifert, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) kolportiert, dass er sich in naher Zukunft keinen Geldsegen durch den Einstieg von Internetgiganten wie Google, Yahoo oder Apple in den Bieterwettstreit um die TV-Rechte für die Deutsche Bundesliga erwarte. Sie hätten bis jetzt in Bezug auf Live-Sport noch kein einziges Kern-TV-Recht in Europa erworben, fuhr er fort.

Zudem kündigte David Taylor, Geschäftsführer der UEFA-Vermarktungstochter Events SA, auf dem Kongress an, dass die UEFA bis März über die Zentralvermarktung von Qualifikationsspielen für Welt- und Europameisterschaften entscheiden werde. Damit dürfte für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Nationalmannschaft bald noch wertvoller werden, wie die Süddeutsche Zeitung schlussfolgert, für ein Vierjahresprogramm prognostiziert der europäische Fußballbund einen Wert von bis zu einer Milliarde Euro. Eine letzte weitere Meldung aus dem SpoBis-Umfeld betrifft Guido Tognoni, einen ehemaliger Funktionär des Fußball-Weltverbandes Fifa, der erklärte, Deutschland habe die WM 2006 nicht zuletzt deshalb erhaltenm weil die Bundesregierung für das Gewinnen der Stimme eines saudi-arabischen Delegierten kurzfristig das Waffenembargo aufgehoben habe.

Neben all diesen sensationellen Nachrichten, die sich nur um den Fußball drehen und eindrucksvoll seine Marktdominanz im Sportgeschäft belegen, bleibt die besorgte Frage: Was ist mit all den anderen großartigen Sportarten, die ebenfalls Massen begeistern können? Es scheint ein Teufelskreis zu sein: Nur die Disziplin, die alle sehen wollen, erhält die meisten Sponsoren, erhält die besten Medienzeiten, erhält das meiste Geld. Dadurch erhalten die Zuschauer, Zuhörer und Leser auch die allermeisten Informationen nur von dieser Sportart. Schade eigentlich, aber offenbar regieren auch hier nur konsequent die Marktgesetze.