Archiv für April 2012

Frisbee-Film-Funde 65

Donnerstag, 19. April 2012

Er ist gefallen. Der Weitwurf-Weltrekord mit einer Frisbeescheibe aus dem Jahr 2002 wurde jetzt nach zehn Jahren, am 13. April 2012, geknackt. Lange Zeit schien der legendäre Wurf des Schweden Christian Sandström über 250 Meter unantastbar, bis sich in den vergangenen Jahren die Zeichen mehrten, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis er eingestellt oder überboten würde. Neuer Rekordinhaber ist der erst 16-jährige David Wiggins Jr., der beim „High Desert Distance Challenge III“ in Primm im US-Staat Nevada nun eine Distanz von 255 Meter erreichte.

 

Vor zehn Jahren war es ebenfalls im April und ebenfalls in den USA, allerdings in einer Wüste in Kalifornien, wo Christian Sandström die lange Zeit gültige Weltmeister-Marke setzte. Nun hat der Jugendliche David Wiggins Jr. – Sohn des gleichnamigen Veranstalters – diesen Rekord pulverisiert. Sein junges Alter verspricht für die Zukunft noch weitere Rekordmarken. Der aktuelle Rekord ist beim Weltverband bereits eingetragen, beim Deutschen Frisbeesport-Verband muss er noch aktualisiert werden.

Für den im Video festgehaltenen Wurf (Wo fliegt die Scheibe nur,  wo?) nutzte er eine 134 Gramm schwere „Blizzard Champion Boss“ von Innova, in deren Substanz dem Vernehmen nach Luftbläschen eingeschlossen sind. Dies soll angeblich zu einem besonders guten Flugverhalten führen. Auch Christian Sandström hatte seinen Rekord vor zehn Jahren mit einer Scheibe von Innova aufgestelt, einer DX Valkyrie. Die Schauplätze in Wüstengegenden sind besonders gut für Aufwinde geeignet. Man beachte imVideo zudem den starken Seitenwind.

Wichtig ist, dass das Turnier offiziell vom Flugscheiben-Weltverband WFDF anerkannt ist. Der WFDF wird die Bestmarke vermutlich auch der Redaktion des Guiness-Buchs der Rekorde anbieten. Dass Vater und Sohn bereits seit Jahren mit großer Hingabe daran arbeiten, solche Rekorde zu erzielen, beweist ein weiteres Video, das den Vater mit dem damals noch elfjährigen Sohn im Jahr 2007 zeigt. David Wiggins hält aktuell auch noch die Rekorde der Jungen unter 13 mit 176 Metern und unter 14 Jahren mit 224 Metern. Auch ein Deutscher findet sich in der Liste: Christian Voigt bei den über 35-Jährigen mit einer Weite von 212 Metern.

Faktoren der Karriereplanung

Sonntag, 15. April 2012

„Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“, kann als bekanntes Motto auch für viele berufliche Karrieren dienen. Wie heutigen Schulabgängern gebetsmühlenartig versichert wird: Lebenslanges Lernen ist notwendiger denn je, der Lebenslauf mit nur einer Berufsstation bis zur Verrentung wird immer seltener. Was nicht nur daran liegt, dass die Rente keine feste Größe mehr darstellt, auf die sich ein Arbeitnehmer mit Mitte 60 alleinig verlassen könnte. Interessant ist aber, welche zum Teil irrationalen Faktoren bei der Karriereplanung eine Rolle spielen.

Kölner Stadt-Anzeiger, 10.04.12, Schädelform statt Schulabschluss

Michael Billig hat im Kölner Stadt-Anzeiger Uwe Kanning, Professor für Wirtscahftspsychologie an der FH Osnabrück, interviewt, der ein paar fragwürdige Methoden bei der Personalauswahl beschreibt. Professionelle, große Unternehmen sprechen mit Stolz von Human Ressources Management anstatt wie früher von Personalabteilung, nutzen aber zum Beispiel die Graphologie, um aus dem handgeschriebenen Lebenslauf Allerwelts-Erkenntnisse über einen Bewerber zu ziehen. „Die Vermutung, dass man die Persönlichkeit an der Handschrift ablesen kann, wurde systematisch erforscht und kein Beleg dafür gefunden“, urteilt Professor Kanning.

Er rät sogar dazu, einem Arbeitgeber gegenüber skeptisch zu sein, der einen handgeschriebenen Lebenslauf verlangt. Gemäß aktuellen Studien würden in deutschen Großunternehmen weniger als fünf Minuten auf die Sichtung einer Bewerbermappe verwendet. Noch kruder ist die Methode der „Psycho-Physionomik“, auf gut deutsch „Schädeldeutung. Uwe Kanning rät Bewerbern, die solche Auswahlkriterien bemerken, abzulehnen an solchen Verfahren teilzunehmen. Meist bekommt ein Apsirant auf eine freie Stelle das aber gar nicht mit.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.04.2012: Nix Vitamin B

Daneben spielen im Hintergrund auch andere Faktoren bei der persönlichen Karriere eine Rolle, wie Yoav Ganzach jüngst im Magazin „Intelligence“ geschrieben hat. Er untersuchte die Karriere von mehr als 12.800 US-Amerikanern und stellte dabei fest: Für die Einstellung spielt (neben Handschrift und Schädelform) der sozio-ökonomische Hintergrund eine gravierende Rolle. Bei der weiteren Laufbahn allerdings sei der Intelligenzquotient entscheidend, berichteten unter anderem die FAS und Business News Daily. Dies betrifft demnach die Anerkennung der geleisteten Arbeit und die Beförderung. Das beruhigt dann doch ein wenig.

Aberglaube kommt günstig

Freitag, 13. April 2012

Die Überschrift soll nicht bedeuten: Wer abergläubisch ist, macht es sich leicht. Das wäre doch zu einfach. Immerhin gibt es durchaus Grundlagen dafür, abergläubisch zu sein. Etwa, weil das Geschehen um mich herum mein Verständnis überschreitet. Aber gut, ich muss auch nicht immer alles verstehen. Jedenfalls zeigt sich der heutige Glücks- oder Unglückstag von seiner preiswerten Seite.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.04.12: Freitag der13. ist Schnäppchentag

Der Köner Stadt-Anzeiger (s. Ausriss) hat die Meldung als „Gute Nachricht“ bezeichnet. Der Konsument könne etwa bei Hotelbuchungen an einem Freitag, dem 13.  kräftig sparen, laut Flug- und Hotelsuchmaschine Swoodoo.

Die Hotelpreise könnten bis zu 20 Prozent günstiger sein, im Durchschnitt läge die Ersparnis am 13. April bei acht Prozent, am 13. Juli sogar bei 17 Prozent. Diese Regel endet allerdings schon bei den Flugpreisen. Angeblich sind Flüge am Freitag grundsätzlich etwas günstiger als im Rest des Monats, was mich ehrlich gesagt wundert.

Da war es auch schon wieder: Das fehlende Verständnis für alle Zusammenhänge. Aber wie sollte ich auch alles verstehen können. Insofern trifft die Überschrift schon zu: Es ist günstiger, dem Aberglauben einen gewissen Platz im Leben einzuräumen, als alles verstehen zu wollen und zwangsweise daran zu scheitern. Dann hoffe ich mal, dass ich heute nicht mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden bin, dass mir keine schwarze Katze von links nach rechts über den Weg läuft und klopfe noch eben drei mal auf meinen Holzkopf.

Zocken bildet

Donnerstag, 12. April 2012

Eine erfreuliche Kurzmeldung vom vergangenen Wochenende aus der Kategorie unnützes Wissen: Videospiele können bei jüngeren Erwachsenen die geistige Fitness fördern, meldete die Welt am Sonntag. Allerdings nur, wenn der Zocker zwischendurch auch mal Pausen einlegt…

Welt am Sonntag, 08.04.12: Computerspiele können geistige Fitness fördern

Der Titel besagt mit anderen Worten: Sie können auch der Verblödung Vorschub leisten. Um kurz auf die eigentliche Meldung einzugehen, geht es bei der Studie von Psychologen der Berliner Humboldt-Universität um die Fähigkeit zum Multitasking.

Demnach zeigen Videogamer ein „optimiertes Verhalten“, wenn es darum geht, zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln resp. mehrere gleichzeitig auszuführen. Also hat die PC- oder Konsolen-Zockerei auch ihre guten Seiten, wissenschaftlich gesprochen: „positive kognitive Effekte“.

Dass sie nebenbei allerdings ein echter Zeitfresser sein kann, wurde auch bemerkt. Die Teilnehmer der Studie mussten innerhalb von 15 Tagen 15 Stunden Action am Bildschirm absolvieren. Wer jetzt sagt: „Das ist noch gar nichts!“ – bei dem relativieren sich die positiven Effekte vermutlich wieder stark.

Balsam für die kölsche Seele

Mittwoch, 11. April 2012

Die New York Times scheint auf ihren Reiseseiten Empfehlungen für Touristen für verschiedene Städte auf der Welt vorzunehmen, unter dem Motto „36  Hours“. Dass es nun auch Köln getroffen hat, erfreut hiesige Honoratioren besonders. Auch der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete.

Kölner Stadt-Anzeiger, 07.04.12: Mit der New York Times durch Köln

Das Dreitages-Programm enthält vor allem Shopping: Erwähnt werden der Öko-Streetwear-Laden „Kiss the Inuit“ im Agnesviertel, der Plattenladen „Groove Attack“ im Belgischen Viertel und das „Hans im Glück“ auf den Ringen, das für hausgemachte Burger bekannt ist. Die Szene-Tipps im kulturellen Bereich fallen dagegen etwas herkömmlicher aus – wem das Gewölbe am Hans-Böckler-Platz und das Underground in Ehrenfeld geläufig sind.

Cologne Cathedral by Jock Fistick for NYTJohanna Regenhard, die die Empfehlungen von Evan Rail bespricht, hält die Vorschläge zum Essen und zum Schlafen zwar für gehoben, doch wer sich schon mal den Genuss gönnt, Köln zu besuchen, dem soll es doch wohl nicht drauf ankommen, nicht wahr (das Foto des Kölner Doms mit Museum Ludwig stammt von Jock Fistick für die NYT)?

Vom RheinEnergie-Stadion in Müngersdorf war in den Szene-Tipps jedenfalls nicht die Rede, da gibts wohl zu wenig Kultur, und zu gewinnen gibts da derzeit auch nicht viel… Da tut so eine weltmännische Erwähnung doch schon weitaus besser!

Frisbee-Film-Funde 64

Freitag, 06. April 2012

Hier ist er, der offizielle Trailer zu der abendfüllenden Dokumentation von Jan Bäss, Greg Marter und Michael Osterhoff: „The Invisible String“.  Bereits seit gut zwei Jahren arbeiten die drei daran und haben dazu u.a. mehrfach die USA und auch Japan besucht. Der rund 90-minütige Film wird seine Premiere am 22. April 2012 beim Filmfestival „Achtung Berlin“ feiern, als einer von zehn Dokumentarfilmen, die im Wettbewerb „Made in Berlin-Brandenburg“ für den „new berlin film award“ nominiert sind. Eine Art Vorpremiere gibt es bereits am Oster-Wochenende im Rahmen des alljährlich einzigartigen Beach Ultimate-Events am Strand von Rimini: dem 22. Paganello-Turnier (s. Vorbericht).

Im DFV-Interview Anfang 2011 erklärten die Filmemacher: „Wir gehen in die Anfänge zurück, zu den Frisbee-Enthusiasten, die für den Spaß am Spiel verantwortlich sind. Wichtig ist dabei aber der kleine Spruch: PLAY CATCH INVENT GAMES. „The Invisible String“ wird die Evolution der Einzeldisziplinen aufzeigen und dabei natürlich auch die Rose Bowl-Jahre mit einbeziehen, als die verschiedenen Spielformen mit den Scheiben zum ersten Mal einem größeren Publikum offeriert wurden.“

Ich werde nun auch an dieser Stelle nicht verraten, warum der Film so heißt, wie er heißt. Ich sage nur, es hat mit dem im Februar 2010 im Alter von 90 Jahren verstorbenen Entwickler der ersten Sportflugscheiben, Fred Morrison zu tun, der zusammen mit Phil Kennedy sogar ein Buch zu seiner Geschichte geschrieben hat: „Flat Flip flies straight„.

Religiöse Saufrituale

Donnerstag, 05. April 2012

Der Vergleich zwischen den Saufritualen am Ballermann auf Mallorca und kirchlichen Ritualen mag auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinen. Nicht so jedoch für den Freiburrger Soziologen Sacha Szabo. Laut Kölner Stadt-Anzeiger hat er im neuen Werk „Ballermann. Das Buch“ genau diese Parallele beschworen unter Hinweis auf das gemeinsame Trinken aus einem Putzeimer und das blutfarbene Sangria.

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.04.2012, Ballermann schaut bei der Kirche ab

„Die Kirche hat erfolgreiche Rituale an Vergemeinschaftung entwickelt, die nun kopiert werden“, zitiert ihn die Zeitung in dem kurzen, belustigenden Artikel auf Seite 1. Auf Mallorca können man – poetisch gesprochen – Menschen in einem paradiesischen Zustand erleben. Dazu ist ja nun erstens zu sagen, dass es sich beim Paradies ganz klar um einen vor-religiösen Zustand handelte. „Re-ligio“ heißt dem Wortsinn nach doch „wieder-verbinden“, das heißt einen zustand versuchen wieder herzustellen, den es seit dem Sündenfall nicht mehr gibt (ebenfalls poetisch gesprochen).

Außerdem glaube ich nicht, dass die Kirche die erste Institution war, die solche Ritaleu erfunden hat. Im gegenteil, manche kirchliche Rituale wirken auf mich doch befremdlich „kultisch“ im Sinne vorkirchlicher Kulte und Riten, die die Kirche – beenso wie die Feste im Jahresverlauf dankbar aufegriffen hat (zugegeben mit einer neuen Botschaft und Bedeutung beladen).

Daneben musste ich aus einer anderen Glaubenskategorie eine weitere versörende Nachricht lesen. Nämlich hat es der Sponsor Heineken offenbar geschafft, dass nach 15 Filmen, in dem der niederländische Braukonzern bereits geworben hatte, James Bond künftig nicht mehr „Martini geschüttelt, nicht gerührt“, sondern die schnöde Hopfenkaltschale trinkt. Nachfolgender Ausriss der Schlagzeile eines Artikels von Christoian Bos stammt ebenfalls aus dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.04.2012, Auf ein Bier mit James Bond

Da fall ich dann doch tatsächlich vom Glauiben ab! Schon bei seinem ersten Auftritt als James Bond hatte Daniel Craig auf die Frage „Geschüttelt oder gerührt?“ geantwortet: „Seh ich aus, als ob mich das interessiert?“ Jetzt ist er offenbar gänzlich von der Vorlage von Ian Fleming abgewichen. In der Tat ein schlimmes religiöses Saufritual!

Wenn das Jennifer-Aniston-Neuron aufblitzt…

Mittwoch, 04. April 2012

Der Neurochirurg Itzhak Fried von der Universität von Kalifornien hat Patienten eine Reihe von Bildern gezeigt und die neuronale Wirkung mithilfe eines Hightech-Scanners ausgewertet. Während bei vielen Bildern keine oder keine eindeutigen Reaktionen nachzuweisen waren, blitzte jedoch bei der Vorlage des Bildes von Jennifer Aniston bei vielen Patienten genau ein Neuron auf. Bei anderen Berühmtheiten entdeckt er in der Folge weitere einzeln nachweisbar aktivierte Nervenzellen. Das Phänomen hat er jedoch dem ersten Bild zufolge als „Jennifer-Aniston-Neuron“ bezeichnet.

Kölner Stadt-Anzeiger, 03.04.2012: Eine Freundin unterm Schädel

Diese Erkenntnis ist vielleicht nicht ganz neu, ich hab sie im Kölner Stadt-Anzeiger jedoch jüngst zum ersten Mal erfahren. Christian Bos kommentiert dort, „geschafft hat man es im Showgeschäft, wenn man sich als blinkbereite Nervenzelle in Millionen von Gehirnen verankert hat“. Etwas ernsthafter ist dahinter liegende Frage, wie Erinnerungen beschaffen sind, wie sie gespeichert und abgerufen werden (offenbar via Neuronen).

„Eine Freundin unterm Schädel“ – Das klingt ein wenig nach „Möchtegern-Freundin im Hinterkopf, die von ihrem Glück aber nichts weiß“ oder nach dem berühmten mittelalterlichen Gedicht: „Ich bin dîn, du bist mîn, des sollst du gewisse sîn. Du bist verslozzen in mînem Herzen, verloren ist das Slüzzelin.“ Ersteres passt gut zur ehemaligen „Friends“-Darstellerin, zweiteres nicht, denn sie ist ja nicht in unserem Herzen eingeschlossen, sondern in unserem Gehirn. Für die wahre Liebesbeziehung daher vermutlich wichtiger, mit Herz UND Hirn zu lieben… Vorsicht jedenfalls vor der Irreführung nur das Bild einer Person zu lieben!

Einzelne Internetfunde weisen in Bezug auf das Jennifer-Aniston-Neuron bereits auf das Jahr 2005 zurück (Nature) bzw. auf das Jahr 2008 (Telegraph). Aus diesem Jahr stammt auch ein launiges Video-Erklärstück von der Seite Brainrules.net zum Thema „Every Brain is wired differently“.