Archiv für die Kategorie ‘Internetkultur’

Soziale Medien sind anwenderfreundlich

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Youtube erhält von allen Social Media-Anwendungen die beste Nutzerbewertung. Das belegt eine neue Umfrage der Beratungsgesellschaft Faktenkontor und des Marktforschers Toluna. Laut „Social Media Atlas 2011“ bewerten insgesamt 76 Prozent der Befragten das führende Videoportal als sehr gut (29 %) oder gut (47%).

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.12.2011, Youtube liegt im Ranking vorn

An zweiter Stelle folgt Facebook mit 69 Prozent positiven Bewertungen vor Xing (57 Prozent). Interessanterweise haben die Teilnehmer, befragt nach den für sie wichtigsten Aspekten der Bewertung vor allem den Datenschutz und die Gewährleistung der Privatsphäre angegeben (78 Prozent), erst mit großem Abstand folgen Kriterien wie Übersichtlichkeit der Seite und Zuverlässigkeit des Servers (je 56 Prozent).

Die Verknüpfung von einem anderen Netzwerk zu anderen war für die Befragten jedoch nicht besonders wichtig: Nur elf Prozent betrachteten das als ein für die Benutzerfreundlichkeit ausschlaggebendes Kriterium. Ebenfalls von untergeordneter Bedeutung war die Nutzerzahl des einzelnen Sozialen Mediums, nur 27 Prozent gaben diese als bedeutend an.

Im Sinne des Social Media Marketings ist die absolute Benutzerzahl eventuell doch bedeutend, wenn es auch hauptsächlich darum geht, innerhalb eines mediusm die werberelevante Zielgruppe anzusprechen. Auch hier liegt Youtube sicherlich ganz weit vorne, da erstens alle Botschaften sich sehr gut über Bewegtbilder transportieren lassen und zweitens über Video auch virale Effekte sich deutlich schneller einstellen als über irgendwelche geschriebenen Zeilen.

Als Beispiel für die mitreißende Kraft von – eigentlich stinklangweiligen – Videos auf Youtube mag hier die Rede von Steve Jobs an der Stanford-Abschlussfeier im Juni 2005 gelten (in der deutschen Version). Mitreißend, weil der Redner inzwischen verstorben ist, weil die Rede gut gegliedert ist und weil er große Wahrheiten gelassen ausspricht. Viel Spaß!

Ein vernichtendes Urteil

Freitag, 18. November 2011

Mein Sohn spielt gerne mit Playmobil Ritter- und Piratenfiguren. Während seine Frage, ob es heute noch Ritter gibt, eine vergleichweise einfache Antwort ermöglicht – ritterliches Verhalten ist immerhin nicht das schlechteste – erfordert seine Frage nach der Existenz von Piraten eine differenzierte Sicht der Dinge. Die Abenteuerromantik kann da nur bedingt als Antwort taugen. Die heutigen Piraten der autonomen somalischen Provinz Puntland sind schwer bewaffnete Hightech-Erpresser. Die deutschen Politiker mit derselben Bezeichnung sitzen in Berlin im ersten deutschen Landesparlament. „Alle Piraten sind böse Menschen“ wäre da eine unzutreffende Verallgemeinerung.

Kölner Stadt-Anzeiger, 16.11.2011, Titel: Technik schlägt Recht

Der Kölner FH-Professor Rolf Schwartmann, Leiter der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht, stellte jüngste im Forum Medien des Kölner Stadt-Anzeigers seine Sicht der Dinge dar (online leider noch nicht verfügbar). Ein Heilsversprechen der deutschen Piraten in Internetfragen lautet gemäß Parteiprogramm: „Weil die Kopierbarkeit von digitalen Werken sich technisch nicht sinnvoll einschränken lässt und die flächendeckende Durchsetzbarkeit von Verboten im privaten Lebensbereich als gescheitert betrachtet werden muss, sollten die Chancen der  allgemeinen Verfügbarkeit von Werken erkannt und genutzt werden.“ Zudem würde nichtkommzerielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken Urheberinteressen nicht negativ tangieren.

Rolf Schwartmann fasst das unter dem oben eingescannten Titel prägnant zusammen und stellt fest: „Die Begründung der Piratenpartei für ihre Forderungen ist nicht haltbar. Dass das Recht sich der Technik beugen muss, ist eine These, die Gedankenspiele zulässt, bei denen das Blut in den Adern gefriert.“ Dabei verweist er nur auf Kinderpornografie, deren Legalisierung die Piratenpartei demnach fordern müsste. Ein bedenkenswerter Einwand,  der mein Urteil über Piraten nicht eben freundlicher ausfallen lässt. Eine Gegenbewegung gegen etablierte Partien hatten wir auch schon in den 1980er Jahren, als durch die Reihen der Grünen noch die Debatten zwischen Fundis und Realos tobten. Dagegen zu sein alleine reicht aber nicht aus, an Sach- und Rechtskenntnis führt kein Weg vorbei.

Das Internet, die ungeahnte Herausforderung

Donnerstag, 17. November 2011

Also mal ehrlich: Wer ein wenig auf sich hält, hat seit mindestens 15 Jahren mitbekommen, dass es das Internet gibt. Das dürfte auch den Zeitungsmachern nicht entgangen sein. Etwas erstaunlich dann doch, dass im Kölner Stadt-Anzeiger anlässlich eines Branchentreffens von Zeitungsverlegern tatsächlich eingangs steht: „Das Internet stellt Zeitungen und Verlage vor ungeahnte Herausforderungen.“ Selbst bei viel gutem Willen müsste den Experten klar sein: „Ich wollte es zwar nicht wahr haben, aber geahnt habe ich es schon lange!“ 😉

Kölner Stadt-Anzeiger, 16.11.2011, Titel: Offen für neue Ideen

Beim „Forum Kundenmanagement“ mit dem Titel „Unterwegs in die digitale Zukunft: Die Verlagsbranche erfindet sich neu!“ im Kölner „studio dumont“ sprachen Thomas Breyer-Mayländer, Professor für Medienmanagement an der Hochschule Offenburg, Franz Sommerfeld, Vorstand der Mediengruppe DuMont-Schauberg, und der „Pr-Blogger“ Klaus Eck, den ich auch in meiner Blogroll verlinkt habe. zentrale Aussagen (laut Kurzbericht in der Zeitung): „Es gab schon bessere Zeiten in der Zeitungsbranche, aber auch schon schlechtere Stimmung“ (Breyer-Mayländer), „guter Journalismus bleibt auch in Zukunft eine Grundvoraussetzung“ (Sommerfeld) und „nur in Sozialen Netzwerken erreicht man junge Nutzer“ (Eck).

Zum ersten Zitat: Anders herum wäre es aus ökonomischer Sicht vermutlich besser. Zum zweiten: Das eine Zauberwort heißt Qualitätsjournalismus, das andere „Paid Content“, der in den USA (immer noch als Vorreitermarkt) bereits kurz vor einem Durchbruch steht. Und zum dritten: Man erreicht junge Leute auch reell – nur nicht so häufig. Die Frage ist aber, wie man sie abholt. Sprich, stehen personalisierbare News für mobile Endgeräte bereit, ist das für die online Reputation des Zeitungsverlages schon mal nicht schlecht. Zeitungsleser werden die jungen Menschen deshalb aber noch nicht. Deshalb ist es  ja auch so wichtig – richtig! – offen für neue Ideen zu sein!

Weitere Zweifel an Sozialen Medien

Donnerstag, 10. November 2011

Die Organisation Werbungtreibender im Markenverband (OWM) hat exklusiv für das Handelsblatt eine Umfrage unter den rund 100 Mitgliedsunternehmen erstellt, von denen knapp mehr als die Hälfte die Bedeutung von Social Media an der Markenkommunikation für gering angab. Gut, die andere Hälfte hat die Bedeutung als hoch bewertet. Dennoch wird der OWM-Vorsitzende Uwe Becker wie folgt zitiert: „Die Unternehmen halten Social Media nicht für den Nukleus der Markenkommunikation.“

Handerlsblatt, 10.11.11, Titel: Werbekunden zweifeln am Effekt von Social Media-Aktivitäten

Nichtsdestoweniger halten sie sich auch in Sozialen Netzwerken auf und schöpfen gerne die Kreativität ab, die sich dort findet. Handelsblatt-Autorin Catrin Bialek führt als Beispiele Fan-Burger von McDonalds, Kunden-Handcremes von DM und einen Fan-Wagen von Volkswagen an. Doch äußerten sich knapp zwei Drittel der Befragten bei einer entsprechenden Frage dahingehend, dass der Einfluss von Social Media nicht höher einzuschätzen sei als der von TV-Spots oder von Printwerbung. Für die Markenbildung spielten die beiden letztgenannten die wichtigeren Rollen.

Der Unterschied ist der, dass es im Web 2.0 direkte Rückantworten und unverblümte Meinungsäußerungen gibt. Und nun ist mir leider auch nicht bekannt, wie eine entsprechende Einschätzung vor einem, zwei oder fünf Jahren ausgesehen hätte. Vielleicht haben seither alle Kennziffern deutlich zugunsten der Sozialen Medien zugelegt? Jedenfalls wollen 90 Prozent der Befragten ihre Ausgaben im Web 2.0 im kommenden Jahr erhöhen und 87 Prozent rechnen auch mit weiteren Zuwächsen der Anteile an Onlinereklame.

Die Wahrheit übers Netzwerken

Mittwoch, 09. November 2011

Was muss ich da lesen? „Networking-Profis“ haben offenbar viel weniger mit Sozialen Netzwerken zu tun, als sich der Durchschnitts-Dummie so vorstellt. Weder Facebook, wo das „Freunde sammeln“ bis zu dem Punkt führt, dass es einfach mal reicht, noch LinkedIn, das sich als ein weltweiter Business-Club versteht (geschweige denn Xing) hätten auch nur annähernd die Bedeutung, die ihnen im Rahmen von Gegenwarts- und Trendanalysen zum Web 2.0 zugeschrieben werden. Das will die neue Initiative „Dictyonomie“ (= Die Lehre der Netzwerke) herausgefunden haben. Um praktischerweise auf ihrer Homepage direkt auf ein selbstverständlich sehr praxisnahes Werk „Wie man aus Fremden Freunde macht“ hinzuweisen.

Überschrift der Mail von dictyo.de

Ein rundes halbes Dutzend in den Augen des Initiators Alexander Wolf herausragender Netzwerker werden beschrieben, wobei mir die Auswahl reichlich willkürlich erscheint, möglicherweise beeinflusst durch die zufälligen Bekanntschaftten des eigenen Netzwerks des Absenders. Mit einer Mail hat er mich auf seine Initiative aufmerksam gemacht, wonach eine neue „Dictyonomie“-Studie geringe Relevanz von Social Communities bei Networking-Profis offenbare. Hierzu hat er nach eigenen Angaben Politiker, Unternehmer, Manager und Diplomaten  interviewt (etwa jeweils einen?) und eine Umfrage unter 100 Business-Club-Mitgliedern durchgeführt, wie Profis ihre Netzwerke aufbauen und pflegen. 

Seine vorab mitgeteilten Ergebnisse klingen durchaus interessant: 1. Social Communities spielen eine wesentlich geringere Rolle als bisher angenommen: Nur ca. 20% der Networking-Profis nutzen sie intensiv für ihre Kontaktpflege. 2. Deutschlands Networker sind eher schüchtern: Nur 49% stufen sich selbst als „sehr kontaktfreudig“ ein. Und 3. große Geschäfte werden immer noch in kleinen Netzwerken gemacht: 91% bevorzugen Geschäfte mit Menschen, die sie gut kennen. Aber liegt das nicht eigentlich alles auf der Hand?

Der Hype ums Netzwerken nervt mich schon lange. Klar kommt es darauf an, wie ich mit Menschen umgehe. Es kommt auch darauf an, welche Ziele ich verfolge, ob ich Menschen instrumentalisiere oder ich sie einfach gerne kennen lernen möchte (geht das – ohne Hintergedanken?). Und große Geschäfte wickle ich bestimmt auch nicht über Facebook ab. Es geht um Vertrauen, das sich aus guter gegenseitiger Kenntnis und Verlässlichkeit ergibt. Aus meiner Sicht sind Netzwerk-Erfolge letztlich Zufälle – soweit es im Leben überhaupt so etwas wie einen Zufall gibt.

Automatisierte Nachrichtenmeldungen

Dienstag, 25. Oktober 2011

Die Automatisierung im Internet wird noch weitere, bisher ungeahnte Formen annehmen. Kundentracking und entsprechende Werbeschaltungen auf der Basis der geografischen und soziologischen Verortung sind da nur ein müder Vorgeschmack – zumindest, wenn ich die Meldung aus der Süddeutschen Zeitung richtig verstehe. Demnach wird ein „Data Desk“ der Los Angeles Times mit statistischen Daten unter anderem aus Polizeiberichten gefüttert und erstellt damit weitgehend automatisiert Nachrichtenmeldungen.

Süddeutsche Zeitung, 21.10.11, Titel: Das Biest füttern

Dahinter steckt der Journalist und Webentwickler Ben Welsh, der demnach ein Programm geschrieben hat, das auf der Basis von Polizeistatistiken korrekte formulierte Meldungen entwirft. Damit, so der Entwickler, würde über mehr Straftaten berichtet, als früher möglich gewesen sei. Für immer wiederkehrende Aufgaben (wie das Schreiben entsprechender Berichte) würden Automatismen entwickelt, „um das Biest Internet zu füttern“, wie es heißt – entsprechend dem Anspruch der LA Times, „die schnellsten und trotzdem genau sein“ zu wollen.

Dem Dat Desk gehören dem Bericht von Cornelius Pollmer zufolge acht Redakteure verschiedener Ressorts an, deren Aufgabe es ist, noch mehr solcher Automatismen aufzuspüren und zu definieren. So würde eine Datenbank über alle Soldaten aus Kalifornien, die im Irak gefallen seien, geführt, die automatisch aktualisiert würde und so den aktuellsten Bericht über einen im Irak gefallenen Soldaten aus Kalifornien ermögliche.

Interessant ist allerdings auch der Hintergrund dieser Entwicklung: Die LA Times hat in den vergangenen Jahren rund ein Drittel  ihrer Mitarbeiter entlassen und sich von drei von vier Druckstandorten getrennt. Nun müssen die Redakteure die Titelseite bereits am Nachmittag fertig haben, wobei dort auf Tagesangaben wie gestern oder heute verzichtet werden muss. Cornelius Pollmer weiter: „Auf der Website gibt es eine automatisierte Aufbereitung aller Daten, in der Zeitung werden sie von Menschen analysiert und eingeordnet.“

Die automatiserten Web-News ließen sich vermutlich sehr kostengünstig und eventuell sogar erfolgversprechend als App verkaufen. Haarsträubend klingt die dazu angeblich geplante Idee: Leser bekommen demnach ein Tablet-PC versprochen und müssten dann den normalern Abopreis bezahlen, um die Auto-News per App zu erhalten, während keine gedruckte Zeitung mehr ausgeliefert werden soll. Das ist ein schlechter Witz und steht im Gegensatz etwa zu den Erfolgen, die die New York Times jüngst in Sachen Paid Content mit ihrem Qualitätsjournalismus feiern konnte.

USA: Paid Content vor dem Durchbruch

Montag, 24. Oktober 2011

Die renommierte US-Qualitätszeitung New York Times hat nach Angaben des Handelsblatts innerhalb von nur drei Monaten eine weitere sechstellige Menge zahlender Internetleser geworben. Damit beläuft sich die Summe der digitalen NYT-Abonnenten mittlerweile auf stolze 324.000!

Handeslblatt, 21.10.11, Titel: New York Times wirbt 100.000 neue digitale Leser

Somit lässt sich für die USA ein erster Durchbruch von qualitativ hochwertigen journalistischen Bezahlinhalten festhalten. Das Modell der New York Times sieht vor, dass Erstleser im Internet zwanzig Klicks frei haben und danach aufgefordert werden, ein Abo abzuschließen. Je nach Nutzungsart kostet das 15 bis 35 Dollar je Monat.

Bei der Verbreitung der Bezahlinhalte spielt auch das iPad (als Vorreiter vieler neuer Tablet-PCs) eine große Rolle. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen der New York Times-Gruppe gestand Geschäftsführerin Janet Robinson ein, dass sie bei den Umsätzen aus digitalen Abos „entscheidende Fortschritte gemacht“ hätten.

Neben den zahlenden Kunden erhalten weitere 100.000 Nutzer ihren Zugang von Ford gesponsort, was der Popularisierung sicherlich gute Dienste leistet. Zusammen mit den Print-Abonnenten, die ebenfalls über einen Online-Zugang verfügen, beläuft sich die Zahl der NYT-Netzleser nach Unternehmensangaben auf respektable 1,2 Millionen.

Vielen Zeitungsverlagen, egal ob in Deutschland oder in anderen Ländern, fehlt dagegen noch ein funktionierendes Modell für die Vermarktung journalistischer Qualitätsinhalte. Durchgesetzt haben sich Bezahlmodelle bislang lediglich bei Special Interest-Portalen oder den digitalen Ablegern von Fachzeitschriften, die ein gesondertes Interesse verfolgen, das anderswo nirgends bedient wird. Diese Geschäftsmodelle haben jedoch aufgrund der limitierten Zahl der (zahlungskräftigen) Nutzer ebenfalls Überlebensnöte.

Spannend zu beobachten, wann sich in Deutschland die erste überregionale Zeitung mit einem ähnlichen Modell in einen profitablen Bereich bewegt, und welche das wohl sein wird (ich tippe auf die FAZ, wo derzeit noch kostenpflichtige Beiträge einzeln abgerechnet werden).

Nicht-revolutionäre Informations-Vermittlung

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wenn es um die Reichweite traditioneller Medien geht, dann spielen soziale Netzwerke nach wie vor keine große Rolle. Das hat der jetzt vorgestellte, 14. Jahresbericht der Komission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) ergeben.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.10.11, Titel: Geringer Nutzen durch soziale Netzwerke

Nachdem bereits  mehr als 40 Millionen Bundesbürger Mitglied in einem sozialen Netzwerk sind, stehe „ihre grundsätzliche mediale Wirkungsmächtigkeit“ dabei außer Frage, soziale Netzwerke trügen inzwischen maßgeblich zur Lenkung der Aufmerksamkeit auf professionell-journalistische Webseiten bei. Gleichzeitig aber würden publizistische Leistungen im Netz bislang in erster Linie noch von den Ablegern traditioneller Massenmedien erstellt.

Für die allermeisten Community-Nutzer stellen die Netzwerke damit also eine private Angelegenheit dar. „Vor diesem Hintergrund lässt sich eine Revolution der Informationsvermittlung im Web 2.0 zur Zeit noch nicht feststellen“, wird die KEK-Vorsitzende Insa Sjurts in der Pressemitteilung zitiert. Demnach würden Nachrichten derzeit nach wie vor hauptsächlich auf den Infoportalen der klassischen Medien gesucht und gefunden.

Revolutionär ist die Informationsvermittlung vielleicht noch nicht, wenn es um die Inhalte der traditionellen Medien geht. Das Verhalten in den Sozialen Netzwerken ist an sich aber doch als revolutionär zu bezeichnen, wie es heute auch Oliver Rosenthal, Managing Director von OgilvyOne in Frankurt für das Forum Digitale Kommunikation im Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) in der FAZ-Beilage Kommunikation vom 13. Oktober 2011 getan hat:

„Social Media revolutioniert die Kommunikation zwischen Menschen: Wir verabreden uns über Facebook, wir machen Schluss via Skype, wir pflegen unser Netzwerk, wir twittern unseren Zustand, wir sagen uns die Meinung im Forum, wir finden uns im Netz, wir googeln einen neuen Bekannten.“

Willkommen auf dem Digital Marketing-Express!

Freitag, 23. September 2011

Der „Digital Marketing-Express“ rollt weiter: Nachdem das Wachstum der Online-Werbeinvestitionen in diesem Jahr weiter „ungebremst“ war (in Deutschland plus 16,5 % laut Online-Vermarkterkreis, OVK), sollen sie auch im kommenden Jahr weiter zweistellig wachsen. Das wurde am Rande der „dmexco“ in Köln bekannt, der internationalen Leitmesse samt Kongress für die digitale Wirtschaft. Mit mehr als 19.300 Fachbesuchern aus aller Welt bei 440 Ausstellern sowie 330 internationalen Sprechern mit rund 120 Stunden Conference-Programm brach sie in ihrer 3. Auflage alle Rekorde.

Handelsblatt, 22.09.2011, Titel: Onlinewerbung etabliert sich als dritte Kraft 

Die Onlinewerbeausgaben in Deutschland werden bis zum Jahresende auf rund 6,23 Milliarden Euro gestiegen sein. Für die Messemacher ein Indiz dafür, dass die zunehmende Digitalisierung derzeit eine der treibenden Kräfte für die weltweite Gesamtwirtschaft ist. Nicht auszudenken, wenn das weltweite Netz einmal zusammenbricht…

Im neuesten „Online-Report 2011/2“ dokumentiert der OVK im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), dass das Internet seine Position als zweitstärkstes Werbemedium weiter ausgebaut hat. „Der Internet-Anteil von inzwischen einem Fünftel der gesamten Bruttowerbeinvestitionen in Deutschland unterstreicht die hohe Relevanz von Online-Werbung in der Markenkommunikation“, kommentierte Paul Mudter, Vorsitzender des OVK.

Für Markus Frank von Microsoft Deutschland eine logische Entwicklung: „Wir alle leben schließlich online: User durchforsten das Internet nonstop nach Informationen, wo sie essen, einkaufen oder übernachten sollen. Mit unserem Smartphone sind wir überall und zu jeder Zeit erreichbar. Klar, dass die digitale Wirtschaft dabei weiter wächst und dadurch auch die globale Gesamtwirtschaft sehr positiv beeinflusst“. Und Lars Lehne von Google Deutschland stellt infolge neuer digitaler Angebote sogar eine radikale Veränderung der gesamten Medienlandschaft und -nutzung fest: „Die Branche befindet sich in einem fundamentalen Umbruch, der die Medien als solches, die Geschäftsmodelle, die werbliche Kommunikation, die Abwicklung, einfach alles berührt.“

Handelsblatt, 22.09.2011, Titel: Bertelsmann glaubt nicht an Bezahlinhalte

Auf der „dmexco Conference“ diskutierten Spitzenvertreter aus dem internationalen Business, wie das digitale Marketing als Wachstumsbeschleuniger in den einzelnen Branchen und Wirtschaftsbereichen wirken kann. In seiner Ansprache zur Eröffnung forderte Bertelsmann-Vorstandschef Hartmut Ostrowski einen Kulturwandel im Internet und bezeichnete kostenpflichtige Apps als „Türöffner“ für den Erfolg von Paid Content: „Die Werbung der digitalen Zukunft findet im Umfeld kreativer und begeisternder Inhalte statt, die am ehesten rund um starke Medienmarken zu finden sein werden.“ Dennoch sieht er im Gegensatz zu anderen den durchschlagenden Erfolg bezahlter Inhalte für den Nutzer noch in weiter Ferne.

Zum Auftakt der dmexco fand unter dem Namen „UBERCLOUD“ erstmals ein Kreativ-Gipfel statt, bei dem unter anderem Themen wie „Brand Creativity“ und „Data Visualization“, Crowdsourcing, Storytelling und die Konvergenz von Media und Creativity eine Rolle spielten. Mehr als 240 Marketing-, Media- und Kreativ-Verantwortliche aus Unternehmen, Agenturen sowie Medien- und Vermarktungshäusern nahmen teil.

Die hauptverantwortlichen dmexco-Macher Christian Muche und Frank Schneider freuten sich über den Erfolg ihrer Veranstaltung: „Wir können voller Stolz behaupten, die dmexco jedes Jahr in ihrer Vielfalt und Qualität weiterzuentwickeln. Hier werden die digitalen Trends gesetzt – gleichzeitig steht aber auch das direkte Geschäft im Fokus.“ Die nächste Auflage der internationalen Leitmesse und Konferenz für die digitale Wirtschaft findet am 12. und 13. September 2012 statt.

Die Social Media-Revolution geht weiter

Dienstag, 13. September 2011

Alle paar Monate kommt ein neues Video heraus, das die Eckdaten der Revolution durch die Sozialen Netzwerke beschwört. Das jüngste, das ich gefunden habe, stammt von gestern. Interessant an diesen Präsentationen ist, dass viele „Angeber-Fakten“ dargestellt werden, als wären sie tatsächlich relevant.

Wie wichtig ist es, dass Facebook gemessen an Mitgliedern mittlerweile die drittgrößte Nation auf der Erde darstellen würde (wobei Chinas QZone noch größer ist)? Wie wichtig ist es, dass einzelne Popstars eine Menge an Twitter-Followern haben, die die Anzahl der Bevölkerung verschiedener Staaten übersteigt? Wie wichtig ist die Tatsache, dass Social Media „Pornografie“ als häufigste Tätigkeit im Netz verdrängt hat?

Interessant sind diese Fakten allemal, aber die einzig wirklich wichtige Frage erscheint mir, welche Auswirkungen die Umwälzungen in der Meinungsbildung auf das Marketing haben werden? Ich stimme der Aussage zu, dass Soziale Medien keine Modeerscheinung sind, sondern eine Veränderung unseres Kommunikationsverhaltens.

Dass sich die vielen Videos – mit unterschiedlichen Sammlungen von Fakten und unterschiedlichen Hintgerundmusiken – in weiten Strecken gleichen, zeigt das Beispiel des angeblich bekanntesten, das im vergangenen Jahr auch auf deutsch synchronisiert wurde. Dadurch bekommt die Aussage des in diesem Jahr verstorbenen Sängers Gil Scott-Heron eine ganz neue Bedeutung: „The Revolution will not be televised“.