Archiv für die Kategorie ‘Lokales Köln’

Neue Sieger bei sonnenverwöhntem DDC 2010

Montag, 07. Juni 2010

Nach einem sehr heißen Wochenende unter insgesamt hervorragenden Bedingungen auf der Stadionvorwiese in Köln-Müngersdorf sind die Disc Days Cologne 2010 erfolgreich zu Ende gegangen. Am Ende gab es beim ASV Köln in den Ultimate-Divisionen Damen und Open neue Sieger sowie einen Dreifach-Sieg der Stuttgarter Michi (Mitte), Ferdi (r.) und Daniel bei der in diesem Jahr durchgeführten Zusatzdisziplin „Accuracy“.

Die Sieger des Accuracy-Finales der DDC 2010 (v.l.): Daniel (3.), Michi (1.) und Ferdi (2.)

Im Open-Finale – einer Neuauflage des Vorjahres zwischen „Ultimate Vibration“ aus Frankreich und den „7 Schwaben“ – erwischten die Stuttgarter dagegen einen schlechten Start, lagen schnell mit drei, zeitweise bis zu fünf Punkten hinten, erreichten dann aber doch noch in Überzeit den Ausgleich. Beim Stande von 10:7 für „Ultimate Vibration“ war die Zeit abgelaufen, vereinbart war „Cap 1“, d.h. wer siegen wollte, musste auf jeden Fall noch einen Punkt erzielen. Die Schwaben kamen Punkt für Punkt heran, bis beim Stande von 10:10 der letzte Punkt entscheiden musste. Den machten die Franzosen glücklich, um darauf entkräftet zu Boden zu sinken. Kurz darauf fanden sie sich wieder zum strahlenden Siegerfoto ein.

Die Sieger der Open-Division der DDC 2010: "Ultimate Vibration" aus einem westlichen Vorot von Paris

Aber auch die Spieler des unterlegenen Teams der 7 Schwaben konnten erhobenen Hauptes vom Platz gehen, nach neinem Fight, der das Publikum mitgerisssen hat. So fanden die sympathischen Stuttgarter auch schnell ihr Lachen wieder.

Vorjahressieger und Finalist der Open-Division bei den DDC 2010: "Die 7 Schwaben"

Etwas weniger spannend ging es bei den Damen zu. Nachdem die beiden Vorjahresfinalistinnen „Woodchicas“ Sauerlach und „Yaka“ aus Frankreich in diesem Jahr nicht antraten, dominierten die Freiburgerinnen „MissConnection“ das Geschehen und kamen ohne Niederlage zum ungefährdeten Turniersieg über das „Team Niedersachsen“ (13:7).

MissConnection Freiburg (hellblau) beiegten im Damen-Finale der DDC 2010 das Team Niedersachsen mit 13:7

Vor den Finalspielen beim ASV Köln fand auch noch ein Juniorenspiel zwischen Kindern aus Köln und Aachen statt. Jürgen Hauf, der Nachwuchstrainer von Frühsport 0,2 (im Bild rechts mit Kappe), gab den Teams vor dem Spiel Anweisungen und belobigte sie anschließend für eine reife Leistung.

Frühsport-Nachwuchstrainer Jürgen Hauf zwischen Spielern aus Köln und Aachen beim DDC 2010

Zur allgemein guten Stimmung trug das gemeinsame Essen am Samstag abend vor der ASV-Tribüne bei. Danach führten vier Freestyler ihr Können vor: der Mixed Pairs-Europameister Manuel Cesari, der deutsche Meister Open Pairs Anton Capellmann, der Drittplatzierte bei der EM 2008 in Mixed Pairs, Sascha Scherzinger aus Köln, sowie sein lokaler Spielpartner Harry Skomroch.

Das traditionelle gemeinsame Essen bei den Disc Days Cologne 2010 im ASV-Stadion

Anschließend spielte die Band „Flyin‘ Frisbee Fantasizers“ mit dem Frühsportler Philipp Springer am Schlagzeug, das zweite Set sogar zusammen mit mir, ehe die Party im Disco-Zelt mit Longdrinks des gastgebenden Damenteams „DOMinas“ volle Fahrt aufnahm.

Die "Flyin' Frisbee Fantasizers" live bei den Disc Days Cologne 2010

Noch eine Woche bis zum Fußball-Pokalfinale..

Samstag, 08. Mai 2010

Kommende Woche Samstag steht nicht nur der Sieger des DFB-Pokalfinals der Männer fest (und damit auch eine weitere Teilantwort auf die Frage, ob dem FC Bayern ein historisches Triple gelingen könnte), sondern auch der des Finals der Frauen (und damit die Frage nach dem weiteren Verbleib der Veranstaltung). Nach 25 Jahren im „Schatten“ des bedeutenderen Männer-Endspiels in Berlin, findet die Veranstaltung in diesem Jahr erstmals im Kölner Rhein-Energie-Stadion statt.

Nicht nur Trainerinnen und Spielerinnen des FCR Duisburg und des USV Jena haben Interesse am Pokalenspiel, sondern auch Kölns OB Jürgen Roters, Foto: Lioba Schneider/DFB

Wenn der bisherige Zuschauerrekord eines europäischen Frauenfußball-Pokalfinals (England 2008: 24.582 Zuschauer) fällt, dürfte Köln gute Chancen haben, dass der DFB das Frauenfinale künftig in Köln belassen wird. Andernfalls kehrt es zurück ins Vorprogramm der Männer nach Berlin.

Bei dem Endspiel in Köln gelten die Titelverteidigerinnen des FCR 2001 Duisburg als klarer Favorit. Im Team stehen mit Torfrau Simone Laudehr (hinten links), Ursula Holl (vorne Mitte),  Linda Bresonik (rechts dahinter) und Inka Grings (vorne 4.v.r.) zahlreiche Nationalspielerinnen. Der FF USV Jena als in Thüringen verwurzeltes Team möchte dagegen seine Außenseiterchance nutzen. Für das Team von Trainerin Heidi Vater (Bild oben links) ist der Finaleinzug der bisher größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Kader des titelverteidigenden Pokalfinalisten, Foto: FCR 2001 Duisburg

Während die Duisburgerinnen um Trainerin Martina Voss-Tecklenburg auf eine Titelwiederholung hoffen, hoffen die Verantwortlichen in Köln auf eine Wiederholung der Veranstaltung – immerhin wäre das ein Fußballfinale mit dauernder Kölner Beteiligung. Entsprechend wird am Samstag, den 15. Mai, etwas geboten:  Ab 12:00 Uhr startet ein Familienfest auf der Stadionvorwiese mit den Musikgruppen „Domstürmer“, „Kläävbotze“ und „Hanak“. Ebenfalls ab 12:00 Uhr machen die Kassen auf. Zu den bislang mehr als 18.000 verkauften Karten müssten dann wenigstens 6.600 weitere hinzukommen, dann stünden die Chancen gut. Immerhin geht es der Stadt auchd arum, etwas für das angeschlagene Image der „Sportstadt Köln“ zu tun. Nach der Insolvenz der Köln 99ers im Vorjahr ist aktuell der Traditionsverein Kölner Haie immer noch nicht langfristig gerettet.

Jetzt bin ich aber zunächst gespannt auf das Frauenfußball-Pokalfinale am 15. Mai um 16:00 Uhr, wenn es heißt: „Holl versus Groll“. Die Kontrahentinnen des FCR Duisburg, Torfrau Ursula Holl (links) und des USV Jena, Verteidigerin Melanie Groll, haben bereits probehalber Hand an den Pokal gelegt. Der ist neu gefertigt und kann es allemal mit dem der Männer aufnehmen: Die 60 Zentimeter hohe und 11 Kilogramm schwere, versilberte Messingtrophäe hat alleine einen Materialwert von rund 30.000 Euro. Die Finalkarten kosten dagegen nur zwischen 10 und 30 Euro.

Die Torfrau des FCR Duisburg Ursula Holl (links) und die Verteidigerin des USV Jena Melanie Groll legen probehalber Hand an den Pokal: Foto: Lioba Schneider/DFB

Das Bild Kölns im Dritten Reich zurechtgerückt

Dienstag, 04. Mai 2010

Interessante Buchbesprechung in der FAZ am Montag: Michael Hollmann rezensiert die Bestandsaufnahme von Horst Mazerath: „Köln in der Zeit des Nationalsozialismus“. Ausgangspunkt der Besprechung ist die von Konrad Adenauer stammende Mythologie, die Kölner hätten stets Hitler abgelehnt und er hätte die Stadt (deshalb) nicht gemocht. Dieser Behauptung tritt der Buchautor, der bis 2002 Leiter des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln war, mit einem fundierten und differenzierten Bild der Stadt entgegen.

FAZ, 03.05.2010, Titel: Jungfrau zu sein an Grohés Rhein

Demnach bestimmten Ende der 1920er Jahre je zwei Großmilieus das Stadtbild, die jeweils etwa ein Drittel der Bevölkerung integrierten: zum einen „das klassische katholische Milieu der Handwerker und Kleinbürger“, zum anderen das Arbeitermilieu. Beide standen dem Nationalsozialismus bis 1933 ablehnend gegenüber, danach diktierte jedoch auch in Köln schnell die NSDAP das gesellschaftliche Geschehen: Gewerkschaften und Arbeitervereine wurden zerschlagen, das kirchliche Vereinswesen zurückgedrängt. 

Nach der planmäßigen Machtübernahme („im Zusammenwirken von Staat und Straße“), heißt es in der Besprechung weiter, „setzte in Köln schneller und radikaler noch als andernorts die Diskriminierung und Verfolgung von Systemgegnern“ ein. „Angesichts der wirtschaftlichen Erholung Deutschlands und der außenpolitischen Erfolge der NS-Regierung“ hätten die Kölner, deren Stadt bis 1936 in der entmilitarisierten Zone lag, „ihren Frieden mit dem Regime“ gemacht. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten das Traditionsbewusstsein, wodurch sich Köln gegenüber anderen Regionalzentren profilieren konnte.

1935 wurde Köln der Titel einer „Hansestadt“ verliehen, seit 1939 musste die Jungfrau im Dreigestirn eine Frau sein, 1941 wurden in der Stadt als „Ausfallstor des Westens“ „Deutsch-Flämische Kulturtage“ ins Leben gerufen. 1944 schließlich wurde der Gauleiter Josef Grohé zum reichskommissar für die besetzten Gebiete in Belgien und Nordfrankreich ernannt. Alle diese Fakten belegen, dass es zwar „eine regionale Spielart des Nationalsozialismus“ gab, aber keine Sonderstellung Kölns, auch nicht in Hinblick auf die Diskriminierung und Verfolgung von zahlreichen gesellschaftlichen Gruppen und auch nicht in Hinblick auf den geleisteten Widerstand.

Erst, „als die Angriffe auf die katholische Kirche an Intensität zunahmen“ und Köln frühzeitig und häufig Ziel alliierter Bombenangriffe wurde, ging das Gros der Bevölkerung auf Distanz zum System, schreibt Michael Hollmann, gleichzeitig blieb in Köln ebenso wie andernorts die Aufarbeitung der Zeit des „Dritten Reiches“ aus. Den Nationalsozialismus im Nachhinein als eine Fremdherrschaft zu interpretieren udn sich selbst als immun gegen das NS-Regime zu betrachten, kann somit nur als Wunschbild gelten. Der Rezensent lobt das Buch von Horst Mazerath als „verständlich geschriebene, detailreiche und auch sehr gut bebilderte Darstellung“.

„Köln in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945“, Geschichte der Stadt Köln, Band 12, erschienen im Greven-Verlag, Köln 2009, 657 Seiten, 60 Euro.

Internetrecht auf dem Prüfstand

Montag, 03. Mai 2010

Rechtsprofessor Rolf Schwartmann von der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht hat Ende vergangener Woche in einem Gastbeitrag im Kölner Stadt-Anzeiger das geltende Recht im Internet hinterfragt. Obwohl der Tatbestand des Diebstahls in der analogen und in der virtuellen Welt dasselbe darstellen, werden sie doch unterschiedlich wahrgenommen und bewertet, sowohl von den Tätern als auch vom Staat. Doch für beide Bereiche müsse dasselbe Recht gelten, verdeutlicht der Autor.

Kölner Stadt-Anzeiger, 30.04.10, Titel: Analog durch die virtuelle Welt

Die Prozesse im Internet liefen schneller ab als in der analogen Welt, heißt es, mit seiner Dynamik und seinen Versuchungen müssten sowohl die Bürger (als permanent miteinander kommunizierende Gemeinschaft) als auch der Staat als „Aufseher“ noch besser umzugehen lernen. Dennoch fällt die Unterscheidung von Recht und Unrecht eigentlich ganz leicht: „Weil das Internet Rechtsverletzungen ermöglicht, bedarf es der staatlichen Regulierung; und nicht nur das private Handeln im Netz hat Grenzen, sondern auch der Staat muss dort Schranken beobachten.“ Volle Zustimmung!

Gleichzeitig verführt das Netz aber zu Straftaten (deren Verbot möglicherweise noch gar nicht festgelegt ist), da sich der Nutz unbeobachtet fühlt. Die Besonderheiten des Netzes in Hinblick auf die Geltung des Rechts dürfen aber nicht dazu führen, dass der Staat seiner regulatorischen Pflicht nicht nachkommt. Die Schlussfolgerung von Rolf Schwartmann: „Wir werden ihm also regulatorische Holzwege zugestehen und zugleich selbst Verantwortung für unser Handeln in der virtuellen Welt übernehmen müssen.“ Das bringt ihn abschließend auf die Erziehungspflicht heutiger Erwachsener, die die Medienkometenz der „digitalen Eingeborenen“ mit umfasst.

Damit diese Erziehung aber im Sinne eines eigenverantwortlichen Handelns im Netz funtkionieren kann, muss sich zunächst ein Unrechtsbewusstsein bei der jetzigen Elterngeneration durchgesetzt haben. In Zukunft wird es nicht mehr so viele Inhalte wie heute umsonst im Internet geben, aber wir und die nachfolgenden Generationen haben die Möglichkeiten, uns über alles Wichtige in Wort, Bild und Film miteinander zu unterhalten. Diese Freiheit lieben und nutzen zu lernen, das ist in meinen Augen das große Geschenk des Internets, und nicht der verbotene kostenlose Download von ohnehin preiswerten,  aber eben doch geldwerten Produkten und Leistungen.

Köln ist heiß auf Eishockey

Samstag, 01. Mai 2010

Kalte Schauer können einem den Rücken hinunterjagen, wenn die nach wie vor kritische Situation des Traditionsvereins Kölner Haie betrachtet wird (texthilfe.de berichtete). Heiß und kalt kann einem werden, wenn wir uns die Aussichten des Deutschen Teams bei der bevorstehenden Eishockey-WM betrachten. Keine Frage jedoch, dass das Kölner Publikum zweifellos heiß ist auf die Spiele der WM, die mit der Autfaktbegegnung Deutschland-USA am 7. Mai auf Schalke beginnt.

Offizielle Foto zur Eishockey-WM der IIHF

Vom 8. bis zum 23. Mai werden 29 der insgesamt 56 Spiele der Eishockey-WM in der Lanxess-Arena ausgetragen, einschließlich beider Halbfinale und der Finalspiele um die Plätze eins bis vier. Das Heimstadion der Kölner Haie ist mit 18.500 Plätzen die größte Eishockey-Arena Europas. Nach ihrer Eröffnung 1998 war sie bereits Austragungsort der Eishockey-WM 2001. Damals siegte die Tschechische Republik. Favoriten der WM in diesem Jahr unter dem Motto „Deutschland auf Eis“ sind in der „Osteuropa“-Gruppe A Rekordweltmeister Russland und die Slovakei, in Gruppe B Kanada, in Gruppe C Schweden und in der deutschen Gruppe D die USA.

Im deutschen Kader des Bundestrainers Uwe Krupp (44) stehen nur zwei Spieler der Kölner Haie, die Angreifer Marcel Müller (21) und Christoph Ullmann (26). Der in Köln gebürtige Trainer hofft im WDR-Interview auf herausragende Leistungen seiner Spieler, um den Abstieg zu vermeiden und möglichst das Viertelfinale zu erreichen. In der Vorbereitung hatte Deutschland zweimal gegen die Schweiz und 2:3 gegen die Slovakei verloren. Mit Ausnahme der Auftaktbegegnung Deutschland-USA am 7. Mai 2010 ist Köln der Spielort der Gruppen A und D. Die Gruppen B und C spielen in der Mannheimer SAP-Arena.

Offizielles Foto zur Eishockey-WM der IIHF

Nach der Vorrunde ziehen die drei besser platzierten Teams jeder Gruppe in die Zwischenrunde ein, während die Viertplatzierten die Relegationsrunde spielen und dabei zwei Absteiger bestimmen. Ziel des deutschen Teams ist die Zwischenrunde. Daraus geht es für die Top-Vier-Teams beider Gruppen dann per K.O.-Modus über Viertel- und Halbfinale ins Finale. Die Vorrundenspiele des deutschen Teams in Köln sind am 10. Mai gegen Finnland und am 12. Mai gegen Dänemark. Nachdem die Karten dafür bereits als vergriffen galten, wurde kurzfristig noch ein Restkontingent frei. Schnelles Buchen ist angesagt. Verbliebene Tickets unter Telefon 0221/8020, vor Ort im Ticket-Shop der Lanxess-Arena oder über die Turnierseite.

Kölner Sportrede: „Gemeinnütziger Kommerz“

Donnerstag, 29. April 2010

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat auf Einladung der Stadt Köln und des Deutschen Olympischen Sport-Bundes im Kölner Rathaus eine Rede zum Thema „Sport zwischen Kommerzialisiierung und sozialem Engagement“ gehalten. Eine ziemlich langweilige und müde Angelegenheit, wenn ich dem Bericht von Frank Nägele im Kölner Stadt-Anzeiger folge:

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.04.2010, Titel: Draußen Sonne, drinnen Rede

Das Wetter war schön, alle machten auf schön Wetter. Unter den am Ende begeistert applaudierenden Gästen waren der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters und der NRW-Innenminster Ingo Wolf, aber keiner, der dem umstrittenen Mann unagenehme Fragen gestellt hätte. Vermutlich war das auch nicht Sinn und Zweck der vierten „Kölner Sportrede“. Als Präsident des größten Einzelsportverbands der Welt Theo Zwanziger leicht reden über Chancen der Kommerzialisierung – so lange sie selbstverständlich „ehrlich“ von statten geht. Dieser Eindruck überwiegt beim Blick von außen auf den Verband und seine gigantischen Erlöse nicht immer.

Doch es geht mir nicht um Neidfragen. Beim jüngst absolvierten siebten Seminar zur Erlangung der C-Lizenz Vereinsmanagement zum Thema Marketing und Projektmanagement drehte sich die Diskussion lange Zeit um folgenden Widerspruch: Auf der einen Seite sollen sich Vereine und Verbände professionalisieren, müssen strikten Auflagen genügen und dürfen sich keine Fehler leisten, auf der anderen Seite sollen sie dies mit Ehrenamtlichen und Ehrenamtlern bewerkstelligen. Dass das ein derzeit wachsendes Missverhältnis ist, muss ich nicht betonen.

Vor diesem Hintergrund den Herrn und Meister der unvergleichlichen Wertschöpfung im Fußball über den Wert der Gemeinnützigkeit parlieren zu hören (wenigstens imaginär), das tut dann schon weh. Es geht nicht, wie von Zwanziger kritisiert, um den „Verzicht auf kommerzielle Betätigung“, sondern im Gegenteil um die Anerkennung oder auch die Entlohnung des sozialen Engagements. Die Grundtendenz, dass immer weniger Sportbegeisterte dazu bereit sind, die sich fortlaufend ehrenamtlich für die wachsenden Aufgaben zu betätigen, wird durch gute Reden nicht umgekehrt.

Sehr treffend klingt die Formulierung Frank Nägeles über den Duktus des DFB-Präsidenten „mit der routinierten Mischung aus Verbindlichkeit, Pathos und Aufrichtigkeit, die seinen Reden oft den Anstrich von Predigten gibt, an deren Ende doch das Gute siegt.“ Weit weniger kritisch, sondern eher unwillkürlich Zustimmung heischend (da ebenso unverbindlich verbindlich wie offenbar die ganze Rede) der Beitrag auf fokus.de: „Zwanziger will Kommerzialisierung sinnvoll nutzen“.

Neulich in Neuehrenfeld…

Dienstag, 27. April 2010

…da fahr ich doch ahnungslos über die Äußere Kanalstraße in Köln, als plötzlich ein Kunstrasen-Kraftfahrzeug vor mir auftaucht, zudem mit britischem Kennzeichen. „Wimbledon“ war meine erste Assoziation, „Wembley“ meine zweite. Allerdings wurde mir dann bewusst, dass es sich dabei doch nur um eine Werbeaktion, und zwar nicht für Sport handelte.

Kunstrasen-KfZ in Köln

Wen es interessiert, es drehte sich bei dem Promo-Fahrzeug um Smoothies, die sich selbst als „klein und fein“ bezeichnen. Die Autos bezeichnen die Marketingspezialisten der Fruchtshakes übrigens als „Grassy Van„, von denen eines inzwischen sogar im Hamburger Miniatur-Wunderland (kurz MiWuLa) steht. Der Eindruck, dass mit den Fruchtkonzentratgetränken etwas Natürliches konsumiert würde, wird übrigens auch in den TV-Werbespots nahegelegt, hier ein etwas älterer.

Der FC Köln kann doch spielen…!

Donnerstag, 08. April 2010

…jedenfalls die Frauenabteilung gekonnt mit Vorurteilen, meint Catrin Bialek im heutigen Handelsblatt in der Rubrik „Achtung, Kampagne!“. Behandelt wird darin ein Spot der Werbeagentur Scholz and Friends NRW. Während die Werber im Auftrag des Fußballclubs 1. FC Köln locker mit Vorurteilen spielen können, muss die 1. Herren-Mannschaft nach den letzten Auftritten in der Fußball-Bundesliga dieses Können mit dem Ball erst noch beweisen.

Handelsblatt, 08.04.2010,Titel:Werbespot der Frauenabteilung des 1. FC Köln spielt gekommt mit den Vorurteilen

Die Frauenabteilung des FC Köln bringt sich evtl. auch deshalb ins Spiel, weil das Rhein-Energie-Stadion in diesem Jahr zur Kulisse für das Frauenpokalfinale auserkoren wurde und sich als Heimat dieser Veranstaltung dauerhaft etablieren soll. Immerhin wurden bereits 5.300 Karten für das Finale verkauft, während die Kontrahentinnen des FCR Duisburg und des USV Jena den Austragungsort bereits unter die Lupe nahmen (vgl. den Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger).

Doch zurück zum Thema: Damit sich jeder ein Bild der kreativen Meisterleistung machen kann, hier der Ballerina-Spot unter dem Motto „Zeig dein wahres Talent“. Dem Handelsblatt-Bericht zufolge soll er künftig im Umfeld von Fußballberichterstattung gezeigt werden.

Ist das Deutsche noch zu retten?

Dienstag, 06. April 2010

Zwei Besprechungen des neuen Buches des Kölner Germanisten Karl-Heinz Göttert: „Deutsch. Biografie einer Sprache“ mit unterschiedlichem Tenor (Texthilfe berichtete über einen Welt-Beitrag des Autors): Zum Einen das Interview von Matthias Heine mit dem Autor in der Welt (in der Print-Version: „Man spricht Deutsch“), zum Anderen die kritische Rezension von Hans-Martin Gauger in der FAZ unter nachfolgendem Titel:

FAZ, 06.04.2010, Titel: Unsere Sprache ist nicht die reine Unschuld

Im Welt-Interview geht es um interessantes Wissen, beginnend mit der zweiten Lautverschiebung, die den Startpunkt einer deutschen Sprache markiert, über die Ausbreitung des Süddeutschen nach Norden hin, ohne dass die im 15. Jahrhundert niedergehende Macht der Hanse diesen Prozess behindert hätte, bis hin zu den starken Einflüssen von Martin Luther, der nicht nur den Wortschatz bereicherte, sondern auch die Großschreibung von Substantiven einführte, und den Brüdern Grimm mit ihrem „Deutschen Wörterbuch“. Später wird auch der Punkt aus einem Aufsatz von Karl-Heinz Göttert thematisiert, wonach er das Deutsche aktuell nicht durch das Englische bedroht sieht (s. den älterenTexthilfe-Eintrag).

Die FAZ-Besprechung hingegen zieht zunächst die Methode in Frage – ob anstatt der „rektochronologischen“ nicht eine „retrochronologische“ Herangehensweise (von heute zurück bis zum Beginn der Sprache) angemessener gewesen wäre? – und macht dem Autor zum Vorwurf, er vergleiche zu wenig mit den Entwicklungen anderer Sprachen, er schweife häufig von der Sprach- zu einer Literaturgeschichte ab und schließlich, er formuliere einerseits zu locker, andererseits für Laien dennoch nicht nachvollziehbar. Noch spannender: Hans-Martin Gauger weist dem Buchautioren zahlreiche historische Fehler nach (deren Stimmigkeit ich nicht kontrollieren kann): „Es fehlt Plasbergs „Faktencheck“.“

Demnach sei das Elsässische noch heute und nicht wie im Vorwort behauptet nur bis vor zwei Generationen vorhanden. Demnach habe König Ludwig der XI. nie ein Edikt erlassen, dass alle Franzosen zum Sprechen des „Île de France“-Französischen genötigt habe. Demnach sei die Zuordnung des Wortes „Eid“ zum Keltischen strittig. Demnach sei im 9. Jahrhundert in Frankreich kein „Vulgärlateinisch“, sondern zwischenzeitlich ein „Galloromanisch“ gesprochen worden. Demnach habe der ängstliche Descartes die Aufklärung nicht losgetreten. Demnachkönne Francis Bacon nicht als „Erzrationalist“ sondern viel eher als „Erzempirist“ bezeichnet werden.

Weiter wird akribisch aufgeführt: Der Sprachkritiker Fritz Mauthner habe mit seinen „Beiträgen zu einer Kritik der Sprache“ 1901/1902 Nietzsche nicht beeinflusst, da dieser bereits 1900 gestorben sei. Die Dresdner Bombennacht habe nicht im März, sondern am 13. und 14. Februar 1945 stattgefunden. Victor Klemperer habe klar unterschieden zwischen der deutschen Sprache und der „Sprache des Dritten Reichs“ („Lingua Tertii Imperii“). In Bezug auf die Rechtschreibdebatte stellt der FAZ-Autor klar, die „Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung“ gehöre dem „Deutschen Sprachrat“ nicht an.

Die Kritikpunkte gipfeln in der Ausführung, dass es für Göttert keine Verführung durch Sprache gebe: „Es ist nie die Sprache. Die ist immer die reine Unschuld.“ In diesem Zusammenhang bezweifelt Gauger auch dessen Haltung zur Gefahr, die dem Deutschen vom Englischen drohe: „Übrigens ist dies keine wissenschaftlich zu entscheidende Frage, denn da gibt es nur schwach zu begründende Vermutungen.“ In seiner Conclusio versteigt sich Hans-Martin Gauger: Weil Götterts Verneinung der Gefahr ein unsicherer Analogieschluss unter Verweis auf die Vormacht des Französischen im 17. Jahrhundert sei, dürfe er sich auch nicht gegen Andersdenkende wenden. Denn damals hätte nur „eine massive, organisierte und zum Teil hochnationalistische Gegenwehr“ die Überflutung vermieden.

Göttert sagt in der Welt, das Deutsche wurde damals gerettet, „weil das Bürgertum sich durchgesetzt hat“, da „war die Sache des Französischen hierzulande verloren“. Ich betrachte diesen Punkt ähnlich pragmatisch: Die Sprache ist lebendig. Letztlich haben wir als Gemeinschaft ebenso wie die Regierung und das Fernsehprogramm auch die Sprache, die wir verdienen. Gespannt bin ich allerdings auf die Antworten Karl-Heinz Götterts auf die zahlreichen weiteren Vorwürfe.

Ein Big Boss der Big Bands ist tot

Mittwoch, 31. März 2010

Am vergangenen Samstag ist Peter Herbolzheimer 74jährig in Köln gestorben. Zahlreiche Nachrufe würdigen die außergewöhnliche Leistung des Komponisten, Arrangeurs, Posaunisten und Gitarristen. Seine Leistungen um die Big Band-Musik hebt unter anderen Thomas Lindemann in der Welt hervor. Im Alter von 16 Jahren kam der gebürtige Rumäne Herbolzheimer 1951 nach Deutschland, um kurz darauf nach Detroit zu wechseln, wo er technischer Zeichner wurde und Gitarre lernte. Ab 1958 studierte er Posaune in Nürnberg.

Welt, 30.03.10, Titel: Big-Band-Jazzer Herbolzheimer gestorben

Berühmt geworden ist er unter anderem durch seine 1969 gegründete Formation „Rhythm Combination & Brass“ und als Leiter des Bundesjazzorchester ab 1987 für fast 20 Jahre. Er schrieb unter anderem die Einzugsmusik der Olympischen Spiele 1972 in München und für eine lange Zeit die Bläsersätze für Udo Lindenbergs „Panikorchester“. Selber spielte er zusammen mit Bert Kämpfert und Herb Geller und später mit Stan getz, Albert Mangelsdorff, Al Jarreau und Dizzy Gillespie.

André Schönemaier, Betreiber des Blogs der Lieder, hat zum Tode von Peter Herbolzheimer (* 31. Dezember 1935 in Bukarest; † 27. März 2010 in Köln) auf Youtube nachfolgendes Video eingestellt, eine Rückschau aus dem Jahre 2009 auf die Grimme-Preis-prämierte Sendung von „Bios Bahnhof“ vom 18. März 1982. Darin singt Debbie Cameron „Das kann man ja auch mal so sehen“ von  Udo Lindenberg, ihre Mutter Etta Cameron singt „Honeysuckle Rose“ (Musik: Fats Waller, Text: Andy Razaf), beide jammen mit der Band Rhythm Combination & Brass unter der musikalischen Leitung von Peter Herbolzheimer.

Ein anderes Beispiel der Rhythm Comination & Brass aus dem Jahr 1974: „Wild Chick“ mit Dieter Reith an der Hammond-Orgel, Philip Catherine an der Sitar sowie Art Farmer  und Ack Van Rooyen als Trompeter.