Archiv für die Kategorie ‘Lokales Köln’

Wasser in allen Formen, auf allen Ebenen

Samstag, 24. September 2011

Die KölnBäder GmbH stellte den neuen „Lentpark“ als weltweit einmalige Sport- und Erlebnisstätte mit einer aufwändigen „Preview“-Veranstaltung vor. Zahlreiche Reden wurden durch die inszenierte Reise eines symbolischen Schlüssels durch die verschiedenen Ebenen der Schwimm- und Eishalle aufgelockert. Vor dem Eingang protestierten Behinderte für einen barrierefreien Ausbau des Vorzeigeprojekts sowie Anwohner für den Erhalt des Nippesbades. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters sagte etwas verklausuliert zu, es sei besprochen, dass mit Nachdruck umgesetzt werde, „wo im Einzelfall noch etwas nachzubessern ist“.

Die Redner nahmen den symbolischen Schlüssel in Empfang: ganz links OB Jürgen Roters, daneben Gerhard Reinke, gemeinsam mit Berthold Schmitt (außen rechts) Geschäftsführer der KölnBäder GmbH, in der Mitte Aufsichtsratschef Peter Kron, daneben Architekt Marc Schulitz. Foto: Benner

Rund 26 Millionen Euro wird der Bau der außergewöhnlichen „sportgerechten Freizeitanlage“ am Ende gekostet haben. Leider wurde dabei die gesetzliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit übersehen. Dies wird nun nachgebessert werden müssen. Beim Festakt überwog jedoch die Freude über das Erreichte. Berthold Schmitt, Geschäftsführer der KölnBäder GmbH verband seinen Dank an alle Beteiligten mit dem Stolz, das Projekt im Budgetrahmen und im Zeitplan von knapp zwei Jahren seit dem ersten Spatenstich gehalten zu haben.

Vor dem Eingang des Lentparks protestierten Behinderte für einen barrierefreien Ausbau des Vorzeigeprojekts sowie Anwohner für den Erhalt des Nippesbades. Foto: Benner

Besonders erfreulich für OB Jürgen Roters, dass der Lentpark pünktlich zum 75-jährigen Jubiläum des Kölner Eis-Klubs fertig gestellt wurde, als „Goldstück“ strahle er weit über die Stadtmauern hinaus. KölnBäder-Aufsichtsratschef Peter Kron sprach von einem „Aufsehen erregenden, spektakulären Bauwerk“ an einem historischen Standort, das in jeder Hinsicht neue Maßstäbe setze. Weltweit einmalig ist der Blick von einer Eisschnellbahn hinunter auf einen Schwimmbereich. Der ökologische Freibadbereich wird im kommenden Sommer fertig gestellt, die Saunalandschaft im Herbst 2012.

Spektakuläre Vertikaltuchartistik lockerte die zahlreichen Reden zur bevorstehenden Eröffnung des Lentparks auf. Foto: Benner

Johannes Gehlen, Leiter des KölnBäder-Gebäudemanagements lobte vor allem den bauleitenden Architekten Roland Pavel, der bis zu 150 Arbeiter am Bau steuerte, und übergab dem „Erfinder“ Architekt Marc Schulitz ein Glas mit roter Farbe, weil am Lentpark die Farben gelb und blau überwiegen. Dieser lobte sehr selbstbewusst den Mut der Stadt und aller Verantwortlichen zu einem solchen Bauwerk, mit „Wasser in allen Formen, auf allen Ebenen“, das Sport und Erlebnis in einzigartiger Weise kombiniere.

Eine Eisprinzessin übergab den symbolischen Schlüssel einer Vertikaltuchartistin zum Transport in das Obergeschoss. Foto: Benner

Unter den Gästen der ehemalige OB Fritz Schramma, der schon beim ersten Spatenstich und bei der Grundsteinlegung zugegen war, die Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Innenstadt) und Bernd Schößler (Nippes) sowie zahlreiche Vertreter der Ratsparteien, beteiligter städtischer Ämter, des Hauptfinanziers Stadtwerke sowie von Verbänden und Sportvereinen.

Eine Eisprinzessin übergab den symbolischen Schlüssel einer Vertikaltuchartistin zum Transport in das Obergeschoss. Foto: Benner

Der symbolische Schlüssel wanderte von der Eisfläche über eine Akrobatin an hängenden Tüchern hinauf zur Eisschnellbahn, ehe ihn die Redner gemeinsam in Empfang nahmen. Am Samstag 1. Oktober öffnet der Lentpark für die Allgemeinheit.

Willkommen auf dem Digital Marketing-Express!

Freitag, 23. September 2011

Der „Digital Marketing-Express“ rollt weiter: Nachdem das Wachstum der Online-Werbeinvestitionen in diesem Jahr weiter „ungebremst“ war (in Deutschland plus 16,5 % laut Online-Vermarkterkreis, OVK), sollen sie auch im kommenden Jahr weiter zweistellig wachsen. Das wurde am Rande der „dmexco“ in Köln bekannt, der internationalen Leitmesse samt Kongress für die digitale Wirtschaft. Mit mehr als 19.300 Fachbesuchern aus aller Welt bei 440 Ausstellern sowie 330 internationalen Sprechern mit rund 120 Stunden Conference-Programm brach sie in ihrer 3. Auflage alle Rekorde.

Handelsblatt, 22.09.2011, Titel: Onlinewerbung etabliert sich als dritte Kraft 

Die Onlinewerbeausgaben in Deutschland werden bis zum Jahresende auf rund 6,23 Milliarden Euro gestiegen sein. Für die Messemacher ein Indiz dafür, dass die zunehmende Digitalisierung derzeit eine der treibenden Kräfte für die weltweite Gesamtwirtschaft ist. Nicht auszudenken, wenn das weltweite Netz einmal zusammenbricht…

Im neuesten „Online-Report 2011/2“ dokumentiert der OVK im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), dass das Internet seine Position als zweitstärkstes Werbemedium weiter ausgebaut hat. „Der Internet-Anteil von inzwischen einem Fünftel der gesamten Bruttowerbeinvestitionen in Deutschland unterstreicht die hohe Relevanz von Online-Werbung in der Markenkommunikation“, kommentierte Paul Mudter, Vorsitzender des OVK.

Für Markus Frank von Microsoft Deutschland eine logische Entwicklung: „Wir alle leben schließlich online: User durchforsten das Internet nonstop nach Informationen, wo sie essen, einkaufen oder übernachten sollen. Mit unserem Smartphone sind wir überall und zu jeder Zeit erreichbar. Klar, dass die digitale Wirtschaft dabei weiter wächst und dadurch auch die globale Gesamtwirtschaft sehr positiv beeinflusst“. Und Lars Lehne von Google Deutschland stellt infolge neuer digitaler Angebote sogar eine radikale Veränderung der gesamten Medienlandschaft und -nutzung fest: „Die Branche befindet sich in einem fundamentalen Umbruch, der die Medien als solches, die Geschäftsmodelle, die werbliche Kommunikation, die Abwicklung, einfach alles berührt.“

Handelsblatt, 22.09.2011, Titel: Bertelsmann glaubt nicht an Bezahlinhalte

Auf der „dmexco Conference“ diskutierten Spitzenvertreter aus dem internationalen Business, wie das digitale Marketing als Wachstumsbeschleuniger in den einzelnen Branchen und Wirtschaftsbereichen wirken kann. In seiner Ansprache zur Eröffnung forderte Bertelsmann-Vorstandschef Hartmut Ostrowski einen Kulturwandel im Internet und bezeichnete kostenpflichtige Apps als „Türöffner“ für den Erfolg von Paid Content: „Die Werbung der digitalen Zukunft findet im Umfeld kreativer und begeisternder Inhalte statt, die am ehesten rund um starke Medienmarken zu finden sein werden.“ Dennoch sieht er im Gegensatz zu anderen den durchschlagenden Erfolg bezahlter Inhalte für den Nutzer noch in weiter Ferne.

Zum Auftakt der dmexco fand unter dem Namen „UBERCLOUD“ erstmals ein Kreativ-Gipfel statt, bei dem unter anderem Themen wie „Brand Creativity“ und „Data Visualization“, Crowdsourcing, Storytelling und die Konvergenz von Media und Creativity eine Rolle spielten. Mehr als 240 Marketing-, Media- und Kreativ-Verantwortliche aus Unternehmen, Agenturen sowie Medien- und Vermarktungshäusern nahmen teil.

Die hauptverantwortlichen dmexco-Macher Christian Muche und Frank Schneider freuten sich über den Erfolg ihrer Veranstaltung: „Wir können voller Stolz behaupten, die dmexco jedes Jahr in ihrer Vielfalt und Qualität weiterzuentwickeln. Hier werden die digitalen Trends gesetzt – gleichzeitig steht aber auch das direkte Geschäft im Fokus.“ Die nächste Auflage der internationalen Leitmesse und Konferenz für die digitale Wirtschaft findet am 12. und 13. September 2012 statt.

Die Landkarte des Glücks

Mittwoch, 21. September 2011

Zuerst hielt ich die Überschrift für eine Aufforderung, Kölner sollen doch bitteschön am besten im eigenen Bundesland bleiben, da sie sich dort einfach am wohlsten fühlen. Erst beim Weiterlesen bemerkte ich, es handelt sich um die Aussage einer Super-Statistik.

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.09.2011, Titel: Kölner sind in NRW am glücklichsten

Die Deutsche Post hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch das Auswerten von Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, des Statistischen Bundesamts (nicht zu verwechseln mit einem buddhistischen Standesamt) und des Instituts für Demoskopie Allensbach herauszufinden, wie glücklich die Deutschen im Besonderen und im Allgemeinen sind. Der „Glücksatlas 2011“ teilt Deutschland in 19 Regionen auf, wobei die Kölner Region auf Platz 9 noch vor der Düsseldorfer (PLatz 12) und Westfalen (Platz 13) liegt.

Am glücklichsten sind demnach die Hamburger, wozu der Studie zufolge hohes Pro-Kopf-Einkommen, kulturelle, sportliche und soziale Aktivität, eine junge Altersstruktur und eine positive Mentlität beitragen. Der Kölner an sich, oder der Rheinländer führt hingegen die Wertungen bei der Zufriedenheit mit der Gesundheit, mit der Arbeit und mit dem Einkommen an. Allerdings herrscht in meiner Heimatregion auch die bundesweit höchste Ungleichheit und jeder Dritte leidet unter Stress.

Im Großraum Düsseldorf ist hingegen nur eine Kennzahl überdurchschnittlich, nämlich das Einkommen – sofern dem nicht, wie im westlichen Ruhrgebiet, eine überproportionale Arbeitslosigkeit entgegensteht. Hinzu kommen Unzufreidenheit mit der Arbeit und mit der Gesundheit. Das zeigt weieder einmal: Geld macht nicht glücklich – und Alt trinken kann auf Dauer nicht gesund sein 😉

Schlusslicht in der Gesamtwertung des Glücksatlasses ist die Region Brandenburg, wo trotz rückläufiger Arbeitslosigkeit das Pro-Kopf-Einkommen relativ niedrig ist, die Alterung noch schneller voran schreitet als anderswo und vergleichsweise wenig soziale Kontakte gepflegt werden. Insgesamt jedoch herrscht deutschlandweit die höchste Zufriedenheit seit zehn Jahren, wobei der Norden statistisch zufriedener ist als der Süden und der Osten deutlich unzufriedener als der Westen. Allerdings habe sich diese „Glückslücke“ verringert, heißt es, und nur zehn Prozent der Deutschen seien „richtig unzufrieden“.

Im Frühling hebt das Flügelauto wieder ab

Freitag, 16. September 2011

Eigentlich heißt die Autoskulptur des Aktionskünstlers H.A. Schult auf dem Dach des Kölnischen Stadtmuseums „Goldener Vogel“. Allgemein bekannt ist sie jedoch unter dem Begriff Flügelauto und gehört längst zu den am meisten fotografierten Kölner Kunstwerken. Im kommenden Frühjahr nach der Frostperiode sollen Flügelauto und Turm aufgrund von Witterungsschäden saniert werden – zum zweiten Mal nach 2005.

Das "Flügelauto" von H.A. Schult auf dem Turm des Kölnischen Stadtmuseums

Das hat die Stadt Köln aufgrund eines Prüfgutachtens beschlossen. Die Firma Pirlet & Partner hatte den Zustand des Flügelautos und seine Standfestigkeit auf dem Dach des historischen Gebäudes an der Zeughausstraße untersucht. Die Arbeiten am Turm aus dem 16. Jahrhundert erfolgen in Absprache mit der städtischen Denkmalpflege und dem Landeskonservator. Die Restaurierung des Flügelautos geschieht in enger Abstimmung mit den Ford-Werken und dem Künstler H.A. Schult.

Das Flügelauto von H.A. Schult in Blickrichtung Dom/Hauptbahnhof

Der goldfarbene Ford Fiesta entstand 1989 im Rahmen des Aktionszyklus’ „Fetisch Auto“. Zunächst stand er auf dem Turm des Stapelhauses am Rheinufer, ehe er 1991 auf den Turm des Kölnischen Stadtmuseums gesetzt wurde. Bereits im April 2005 wurde er zur Restauration mit einem Kran vom Turm herunter genommen. Im vergangenen Jahr gab es eine Diskussion über den Verbleib des Kunstwerks, als die Ausnahmegenehmigung der Oberen Denkmalbehörde für die Aufstellung auf dem historischen Gebäude auslief.

Das Flügelauto von H.A. Schult von der Zeughausstraße aus gesehen

Altehrwürdige Kirmesbräuche

Sonntag, 11. September 2011

In meinem Kölner Heimatdorf findet alljährlich eine Kirmes statt, veranstaltet von der Dorfgemeinschaft „Greesberger“ Esch, die sicherlich um die Auszeichnung der „kleinsten Kirmes Kölns“ konkurrieren könnte. Das Angebot könnte man „übersichtlich“ nennen, mit einem Kinderkarussell, drei Ständen (Büchsen-, Pfeilewerfen und Entenangeln) sowie einem Autoscooter. Daneben sind aber rund ums Festzelt zahlreiche Feierbräuche lebendig, unter denen mir der des „Zacheies“ am besten gefällt.

Mitglieder des Kegelvereins „Die alten Zeltebauer“ brachten den Zacheies zum Escher Festzelt, vorne rechts der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Klaus Wefelmeier.

Zacheies ist die kölsche Form des Namens Zachäus (hebräisch „der Reine“). Im Neuen Testament stieg der kleinwüchsige, reiche jüdische Oberzöllner beim Durchzug Jesu durch Jericho auf einen Feigenbaum, um ihn sehen zu können. Zachäus wurde für die Lehre Jesu gewonnen, später zum Begleiter des Apostel Petrus und schließlich ein Bischof der Urkirche in Palästina. Die Figur verkörperte gewissermaßen die Kirmes, indem sie während der Feier als ausstaffierte Strohpuppe auf einer Stange oder am Wirtshaus befestigt und am Ende verbrannt oder vergraben wurde, um als Sündenbock die Gemeinschaft insgesamt zu entlasten. Erst seit etwa 1950 nennt man die Figur des Zacheies den „Nubbel“.

Mitglieder des Kegelvereins „Die alten Zeltebauer“ befestigten den Zacheies unterm Dach des Escher Festzelts.

Hier wurde die lebensgroße, bekleidete Strohpuppe, alljährlich von einer anderen Gruppe hergestellt, unterm Dach des Festzelts befestigt. Zuvor wurde sie mit einem Umzug unter der musikalischen Begleitung des Musikvereins Schönecken von 1849, übrigens des zweitältesten der Eifel, vom Hof Klefisch abgeholt.

Der Umzug der Dorfgemeinschaft Esch führte mit musikalischer Begleitung des Musikvereins Schönecken zum Hof Klefisch, wo der Zacheies abgeholt wurde.

Dieses Jahr war aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Kegelclub „Die alten Zeltebauer“ für den Zacheies zuständig. Nach einer Bewirtung durch die Familien der Kegelbrüder wurde mit ihrem Präsidenten Willi Becker der Preis für die Abholung verhandelt und schließlich auf drei Runden Bier festgelegt. Mit der Verbrennung der Strohpuppe am Sonntag nach Einbruch der Dunkelheit sollen alle Sünden der Kirmes vergeben sein.

Ein Verkehrsschild nur für Köln!

Dienstag, 06. September 2011

Hin- und hergerissen zwischen Lokalpatriotismus und Fremdschämen muss ich gestehen: Es hat mich durchaus überrascht, dass die Stadt Köln ein eigenes Verkehrsschild entwickelt und umgesetzt hat. Dabei handelt es sich übrigens nicht um einen Warnhinweis wie „Dom voraus“ oder „Jecke an jeder Ecke“, sondern um das Erlaubnisschild „Radweg-Benutzungspflicht aufgehoben“. Der Kölner Stadt-Anzeiger weist heute mit einem Artikel und einem Kommentar auf die Neuerung hin.

Kölner Stadt-Anzeiger, 06.09.11, Titel: Radler dürfen die Straße nutzen

Der Sachverhalt ist schnell beschrieben: Künftig steht es Radfahrern frei, die Straße zu benutzen, auch wenn es seitlich einen ausgewiesenen Radweg gibt – und sofern das neue Schild (s.u.) zu sehen ist. „Radverkehr auf der Fahrbahn ist zulässig“, heißt es dann. Hintergrund ist, dass sich viele Radfahrer auf Radwegen unsicher fühlen, weil sie von den Fahrern abbiegender Autos dort häufig nicht wahrgenommen werden. Auf der Straße werden sie weit besser wahrgenommen.

Die Schilder sollen übrigens nur für drei Monate stehen bleiben, danach bleibt es Radfahrern weiterhin freigestellt, den Radweg zu benutzen, sofern nicht ein ausdrückliches rundes blaues Gebotsschild mit weißem Fahrrad zu sehen ist („Du sollst den Radweg benutzen!“ ). Im Übrigen galt diese Regelung bereits seit rund zehn Jahren auf einzelnen Straßen in Köln, wie der Venloer Straße in Ehrenfeld und der Dürener Straße in Lindenthal.

Kölner Schildkreation: Benutzungspflicht des Radfahrweges aufgehoben

Im Kommentar schreibt Matthias Pesch, die Hoffnung sei berechtigt, dass dadurch die Zahl der Unfälle gesenkt werden könnte. Auch der grüne Linksabbieger-Pfeil habe anfangs für Irritationen gesorgt, dann jedoch sich schnell bewährt. Falls es mit der aufgehobenen Radwege-Benutzungspflicht (Radverkehr auf der Straße ist zulässig) genauso ist und sich das Schild wo möglich bundesweit durchsetzt, dann wäre ich wieder uneingeschränkter Lokalpatriot und sänge täglich mein „Viva Colonia!“

Historisches Bahnbetriebswerk unter Bedrängnis

Sonntag, 04. September 2011

Im Kölner Stadtbezirk Nippes liegt mit dem ehemaligen Rangierbahnhof die letzte historisch erhaltene Eisenbahnfläche Kölns. Im ehemaligen Bahnbetriebswerk, das in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das zentrale Ausbesserungswerk für die weit verbreiteten Holzwaggons war, sind aktuell das Rheinische Industriebahn-Museum (RIM) und der Freundeskreis Eisenbahn Köln (FEK) beherbergt. Die aktuellen Probleme: Die Deutsche Bahn möchte die Nutzungskosten für den Anschluss an das Schienennetz drastisch erhöhen und die Stadt möchte das denkmalgeschützte Gelände gerne als Industriegebiet ausweisen.

Kassenwart Jörg Seidel (r.), 2. Vorsitzender Peter Stapper (l.) und Harry Braun vom RIM e.V. auf einer alten Kölner Lok, mit der Trümmer vom Neumarkt geräumt wurden, später bei „Bios Bahnhof“ zu sehen.

„Wir stecken eine Menge Arbeit und den Großteil unserer begrenzten Mittel in den Erhalt des Gebäudes, der Schienen und der Wagen“, erklärt RIM-Kassenwart Jörg Seidel. Ihm zufolge wäre es beiden Vereinen unmöglich, ein Vielfaches der jetzigen Summe für den Anschluss an das DB-Betriebsnetz aufzubringen. Das Ergebnis der laufenden Verhandlungen bleibt abzuwarten.

Rund 100.000 Holzwaggons gab es in Deutschland, die zentral in Nippes ausgebessert wurden

Die Pläne der Stadtverwaltung, den Flächennutzungsplan zugunsten eines neuen Industriegebiets zu ändern, scheinen dagegen aussichtslos. „Die gesamte Fläche des alten Rangierbahnhofs unterliegt dem Eisenbahnbundesamt. Doch in der Stadt herrscht weitgehend Unkenntnis des Einsenbahnrechts.“ Auch die Bezirksvertretung Nippes und Bürgerinitiativen sind dagegen. Jörg Seidel befürchtet jedoch, die Stadt versucht Fakten zu schaffen, auch weil das verwilderte ehemalige Esso-Gelände dafür nicht zur Verfügung steht.

RIM-Kassenwart Jörg Seidel (r.) und der zweite Vorsitzender Peter Stapper zeigen die Schienenführung auf dem alten Kohlebansen, über den früher Kohle in Loks geschüttet wurde.

Der zuständige Landeskonservator Udo Mainzer hat festgestellt, dass diese letzte Anlage ihrer Art im Rheinland erhalten werden soll. Dennoch wurde bereits eine Auffahrtrampe zum Kohlebansen, an dem Dampfloks von oben mit Kohle befüllt wurden, abgerissen. Der Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles und der Bahnbetrieb sind für beide Vereine entscheidend.

Impressionen aus dem Rheinischen Industriebahn-Museum (RIM)

Der Zweck des FEK ist es, den historischen Rheingold-Zug zu betreiben. Die nächste Fahrt findet am 17. September nach Göppingen statt. Das RIM sammelt und restauriert historische Lokomotiven und Wagen und beherbergt häufig auch Züge anderer Betreiber, wenn zum Beispiel eine nostalgische Zugfahrt zum Kölner Weihnachtsmarkt führt.

No.1-Hits op kölsch klingen… anders…

Donnerstag, 01. September 2011

Der Hinweis auf ein Konzert der besonderen Art hat meine Aufmerksamkeit erregt. Der kölsche Musiker Stefan Knittler verfährt nach dem Motto „Was weltweit gut angekommen ist, kommt in Köln mit einem kölschen Text auch gut an.“ und tritt nun am Montag 19. September im Gloria zusammen mit einigen weiteren prominenten Musikern auf.

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.09.2011, Titel: Knittler singt Welthits

Henning Krautmacher und Hannes Schöner von den Höhnern, Peter Brings von der Rockband Brings, der schon fast unvermeidbare Marc Metzger (alias „Dä Blötschkopp“), aber auch die hart an der Grenze des guten Geschmacks wandelnde Carolin Kebekus mit ihrer Band „Imis“ sind mit von der Partie, alle nach dem Motto: „Guter Pop funktioniert auch op kölsch“.

Nachfolgend drei Beispiele von Liedern, die mir im original vielleciht doch noch einen Tick besser gefallen, zunächst „Fastelovendstrumm“ nach „(My heart is beating like a) Jungle drum“ von Emiliana Torrini:

Dann  „Mir han hück naach“ nach dem im Original von Bob Seeger stammenden Lied „We’ve got tonight“, zuletzt bekannt in der Version von Ronan Keating und Kyla:

Zu guter Letzt noch „War wenn Jott us Kölle köm“ nach dem etwas überhörten Titel von Joan Osborune „(What if God was) One of us“:

Das ganze Jahr Karneval…

Sonntag, 07. August 2011

Der Sinnspruch meines Vaters ist mir angesichts des „Mittelalterlich Phantasie Spectaculum“ (MPS) in den Sinn gekommen, das am Wochenende am Fühlinger See im Kölner Norden stattgefunden hat. Mehr als 800 Mitwirkende haben für Tausende von Besuchern an zwei Tagen für eine mittelalterliche Erlebniswelt gesorgt. Hätte ich nicht darüber zu berichten gehabt, wäre ich wohl kaum hingegangen: Meine Welt ist das sicher nicht!

Blick aufs "Spectaculum" am Fühlinger See

Das MPS ist schon seit 18 Jahren in ganz Deutschland unterwegs und gilt als weltgrößtes Mittelalter-Kulturfestival auf Reisen. Während am Samstag vor allem mit der abendlichen Feuershow mehr der Festivalcharakter betont wurde, präsentierte sich der Sonntag eher als familienfreundlicher Aktionstag bei freiem Eintritt für Kinder bis 16 Jahren.

Eines der zahlreichen Zeltlager beim "Spectaculum" am Fühlinger See

Auf dem mittelalterlichen Markt gab es mehr als einhundert Handwerker und Händlerstände zu erleben, weitere Publikumsattraktionen waren die verschiedenen Ritterturniere zu Pferde des Show- und Stuntteams „Ars Equitandi“.

Die Ritter zu Pferde der Reit- und Stunttruppe "Ars Equitandi"

Viele Besucher kamen nur wegen des speziellen Musikprogramms auf drei Bühnen, bei dem der Dudelsack das vorherrschende Instrument war. Lange konnte ich das nicht aushalten!  Neben Mittelalter-Rockbands wie „Saltatio Mortis“ und „Schelmish“ sowie „Saor Patrol“ aus Schottland (s. Foto) wurde auch Mittelalter-Folk von „Faun“, „Die Streuner“ und von „Rapalje“ aus Holland geboten.

"Saor Patrol" aus Schottland spielte beim "Spectaculum" auf einer der Musikbühnen

Vielen Leuten hat das Festival offensichtlich durchaus sehr zugesagt. Eine große Anzahl der stilechten Mittelalter-Camper und auch viele der Besucher halten es offensichtlich für authentisch, barfuß durch den Matsch zu laufen – was immerhin den Vorteil hat, dass man anschließend die Schuhe nicht putzen muss… Aber meiner Ansicht nach war das Ganze im Wesentlichen viel Rauch um nichts.

Ein Rauch speiender Drachenkopf beim Spectaculum am Fühlinger See

 Höhepunkte waren Samstag Nacht das von Fackeln gesäumte Nachtturnier und anschließend der gruselige Pestzug mit Doctores und Würdenträgern der Kirche. Kandidaten für die „Gewandungsprämierung“, die unter den Besuchern durchgeführt wurde, gab es jedenfalls genug.

Ein Ritter auf dem Spectaculum am Fühlinger See

Na toll – willkommen in Köln!

Freitag, 05. August 2011

Kaum zwei Wochen außer Haus und dann bei der Rückkehr so was:

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.08.11, Titel: Köln ist die unsicherste Stadt in NRW

Ganz toll! Wie soll ich mich da denn fühlen? Etwa wie in Abrahams Schoß? Viel eher muss es wohl heißen: Home is where my Vorhängeschloss is. Das erschreckende Ergebnis hat jedenfalls die Technische Uni Dortmund für den Radiosender 1Live herausgefunden. Ausgewertet wurden Aufklärungsquoten, Straftaten, Verkehrsunfälle, Rauschgiftdelikte, Wohnungseinbrüche, Autodiebstähle, Raubdelikte und Fahrraddiebstähle auf je 10.000 Einwohner/innen in 27 NRW-Städten. Die Sieger sind der Kreis Siegen-Wittgenstein vor Remscheid und Solingen. Verlierer sind auf den Plätzen 25 bis 27 Aachen, Düsseldorf und Köln.

Wer hätte das gedacht? Die meisten Straf- und Raubdelikte sowie Verkehrsunfälle gibt es in Köln und auch bei der Zahl der Autodiebstähle liegt Köln gemeinsam mit Aachen auf dem unrühmlichen ersten Platz. Die wenigsten Verkehrsunfälle passieren in Herne, die wenigsten Rauschgiftdelikte in Solingen. Fahrraddiebstähle gibt es übrigens am seltensten in Remscheid und – ds ist ja nun wirklich keine Überraschung – am häufigsten in Münster.