Archiv für die Kategorie ‘Allgemein’

Hopp Schwyz!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Die erste Sensation bei der sportlich etwas lahmen Fußball-WM in Südafrika verdanken wir den Schweizern und ihrem Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld. Bei seinem Weltmeisterschafts-Debut hat er mit der schweizerischen „Nati“ den Europameister und haushohen Favoriten Spanien mit 1:0 besiegt. Das war sogar den Hauptnachrichten des Schweizer Fernsehens SF DRS den Aufmacher wert.

Garanten des sportlichen Erfolges war zum Einen der in Wolfsburg tätige Goalie Diego Bengalio, der den Sturmlauf der Spanier ein ums andere Mal abwehren könnte, zum Anderen der Abstauber-Stürmer zum entscheidenden 1:0, Gelson Fernandes. Sowohl die Spanier als auch die Schweizer trafen anschließend noch mal das Aluminium, doch das Ergebnis hatte Bestand.

„S’isch super gsi!“, wird sich auch der Trainer gedacht haben, der sich nach dem Erfolg bekreuzigte. Die Tür zum Achtelfinale ist damit für die Schweiz einen guten Spalt breit geöffnet. Die Hauptnachrichten ordneten sich selbst zu Beginn als „sporthistorische Nachrichtensendung“ ein und berichteten lang und breit über das „Wunder von Durban“. Die als „rote Furie“ bekannte spanische Nationalelf ärgere sich nun vermutlich „grün und blau“. In seinem nahezu schweizerischen Lörracher Dialekt gab Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld seine bescheidene Sicht der Dinge zum Besten. Die Videos der Internetseite vom SF DRS sind aus rechtlichen Gründen jedoch leider nicht einsehbar.

Neues aus der Tierwelt 9

Dienstag, 15. Juni 2010

Orientierungssinne, dass uns Menschen schwindlig wird: Die Schnurrhare der Seehunde, die Nase der Haie und hormongesteuerte Schneeleoparden sind die Themen dieser Ausgabe, dank der interessanten Kurzartikel in der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Freitag.

Süddeutsche Zeitung, 11.06.10, Titel: Fernerkundung

Seehunde haben demnach tatsächlich die bei Menschen umstrittene Fähigkeit, im Trüben zu fischen. Wie Christian Weber unter Berufung auf das Journal of Experimental Biology online berichtet, nutzen die hervorragenden Schwimmer ihre Schnurrhaare, „noch eine halbe Minute nach dem Vorbeischwimmen anhand von minmalen Wirbeln und Strömungen im Wasser“ Fische orten können. Herausgefunden wurde das mithilfe einer Versuchreihe mit dem sechsjährigen Seehund Henry am Marine Science Center der Universität Rostock.

Süddeutsche Zeitung, 11.06.10, Titel: Stereoriecher

Eine andere, weit gefürchtetere Spezies von Meeresbewohnern überzeugt mit einer anderen Art der Unterwasser-Orintierung: Haie können stereo riechen, wie Katrin Blawat unter Berufung auf Current Biology online berichtet. Dabei registrieren die Tiere zeitliche Unterschiede ab 100 Millisekunden, mit denen Düfte auf die beiden Nasenlöcher treffen – und zack, wird entsprechend die Schwimmrichtung geändert.  Das haben die US-Biologen Jyne Gardiner und Jelle Atema herausgefunden. Demnach spielt nicht wie bisher vermutet die Duftkonzentration eine entscheidende Rolle, sonder alleine die Registrierung eines auch noch so schwachen Duftes (etwa Blut!). Das macht die wendigen Räuber nur noch unheimlicher.

Süddeutsche Zeitung, 11.06.10, Titel: Besessene Jaguare

Heimliche Freude kommt dagegen bei der dritten Meldung aus der Süddeutschen Zeitung auf: Wildkatzen reagieren demnach auf bestimmte Parfüme – und verlieren dabei ein wenig die Orientierung. Die Wildlife Conservation Society berichtet, dass gewisse Raubkatzen mit Parfüm markierte Stellen suchen. Das würden sich Wildhüter in Guatemala ebenso zunutze machen, um Wildbestände zu zählen, wie Tierpfleger im Bronx Zoo in New York, damit die Katzen möglichst lange vom Publikum zu bestaunen sind. Seltsam nur, wenn der Schneeleopard einen Baumstamm wie verliebt umarmt und die Rinde ableckt. Die Designerin des Duftes „Obsession for men“ gab im Onlinedienst PhysOrg die Rezeptur nicht bekannt, verwies aber auf ein synthetisch hergestelltes Moschusaroma der Zibetkatze, das ebenso geeignet ein sollte. Ach, was solls, so eine Wildkatze ist eben auch nur ein Mensch!

Voulez-vous Vuvuzela?

Montag, 14. Juni 2010

Non merci. Pas du tout! – No, thank you.  – Bitte nicht! Obwohl beim gelungenen WM-Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im südafrikanischen Durban der Lärm der Vuvuzelas noch vergleichsweise gering war, ersticken die angeblich traditionellen Tröten doch die in Europa, Südamerika und anderswo verbreiteten Fangesänge. Es mag sein, dass viele der Fangesänge auch nicht wirklich viel besser klingen, doch die Ablehnung der Vuvzuelas ist andernorts umfassend und übergreifend.

Die Welt, 14.06.10: Der Fluch der Vuvuzelas

In seinem Welt-Kommentar schreibt Jens Hungermann von einer „Anmaßung“ das Verbot der Vuvzuelas in Betracht zu ziehen, da die Fifa bereits seit vergangenem Jahr beim Confed-Cup von ihrer Dauerverwendung bei Fußballspielen wusste. Die Aussage aber, dass die Vuvuzela „in Südafrika zum Fußball wie Schlachtgesänge in Deutschland“ gehörten, ist offenbar falsch. Die Initiative „Gegen Vuvuzelas – ProStimmung“ hat bereits mehr als 200.000 Stimmen für eine Abschaffung gesammelt.

Im 1Live-Hörfunkinterview teilte einer der beiden Betreiber Bastian Fröhlig mit, dass die aus China importierten „Nervtröten“ erst Ende der 1990er Jahre in Afrika eingeführt wurden und dass sie erst zum Confed-Cup systematisch als billiges Accesoire zu den Spielen abgegeben wurden. Auf eine entsprechende Petition mit 200.000 Unterschriften habe der Weltfußballverband FIFA bisher nicht reagiert.  In Südafrika selbst sind Vuvuzelas bereits in manchen Sportstadien verboten (zum Beispiel beim Rugby), ein aktuell diskutiertes Verbot bei der FIFA Fußball-WM  würde allerdings nur den Missbrauch der Tröten als Wurfgeschosse betreffen, nicht aber ihren Einsatz zur Dauerbeschallung.

General-Anzeiger Bonn, 14.06.10: Der Höllenlärm der Teufelstrompeten

Die Fernsehsender sind laut Artikel des Sport-Informationsdienstes sid im heutigen General-Anzeiger Bonn machtlos, trotz vieler Zuschauerproteste können sie keine offizielle Protestnote an FIFA oder das WM-Gastgeberland Südafrika senden. Anstelle von Headsets nutzen die ZDF-Kommentatoren von Hand gehaltene Lippenmikrofone, die die Außengeräusche dämpfen sollen – mit geringem Erfolg. Laut dem nachfolgenden Beitrag gehören Vuvuzelas heute untrennbar zum Fußball in Südafrika. Aber die Lärmbelästigung von bis zu 127 Dezibel  pro Instrument ist doch ohrenbetäubend, um nicht zu sagen gesundheitsgefährdend.

Neues aus der Tierwelt 8

Mittwoch, 09. Juni 2010

Die Welt, 08.06.10, Titel: Imkerei vor 3000 Jahren

Emsige Bienen, listige Krokodile und ein freiheitsliebender Elefant in dieser Ausgabe erstaunlicher Erkenntnisse aus der Fauna. Einem Welt-Artikel zufolge gab es bereits vor 3.000 Jahren professionelle Imkerei. Das belegen Funde tönerner Bienenstöcke in Tel Rehov im nordisraelischen Jordantal, über die Forscher im Fachjournal „PNAS“ berichteten. Bisher hatten nur Wandmalereien emsiger Künstler darauf hingewiesen. Nicht weniger bienenfleißig sind allerdings die heutigen Forscher.

Die Welt, 08.06.10, Titel: Wie Krokodile übers Meer zu fernen Ufern gelangen

Ein anderes Rätsel haben australische Forscher nun im „Journal of Animal Ecology“ gelüftet, wie ebenfalls die Welt berichtet. Einer Senderüberwachung zufolge können die bis zu vier Meter langen Reptilien Meeresströungen ausnutzen, sodass sie als gute Schwimmer relativ schnell auch große Entfernungen überwinden können. Dass Krokodile gut schwimmen können, ist spätestens seit „Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen“ bekannt. Nun aber wissen wir auch, wie sie es anstellen. Das Rätsel, wie genau sie es schaffen, die Strömungen zu erkennen, bleibt allerdings noch ungelöst.

Die Welt, 08.06.10, Titel: Zu guter Letzt

Ein dritter Beitrag zu großen Rätseln des Tierreichs erschien in derselben Ausgabe der Welt unter obiger Rubrik. Demnach hatte sich beim Circus Knie in Zürich die Elefantenkuh Sabu selbstständig gemacht, im Zürichsee gebadet und die noble Bahnhofstraße besucht. Dabei bewies sie keine ausgefallenen Schwimmkünste wie die Krokodile, noch untermauerte sie eine jahrtausendealte Verbindung zu den Menschen wie bei den Bienen. Einige Ordnungshüter hatten sie begleitet, später konnten sie Tierpfleger einfangen. Der Elefant vergisst nie – insofern wird vermutlich auch dieser Ausflug dem Tier unvergesslich bleiben, ebenso wie dem Zirkus, dem laut schweizerischem Tagesanzeiger nun sogar eine Anzeige droht. Sie dagegen dürfen diese Meldung nun getrost wieder vergessen.

Ausflug in die alte Heimat meiner Mutter

Freitag, 04. Juni 2010

Aus Anlass ihres 60. Abiturjubiläums besuchte meine Mutter ihre alte Heimat Ostfriesland, genauer gesagt die Stadt Leer und das dortige Teletta-Groß-Gymnasiums (früher: Oberschule für Mädchen). Nachdem sie mit alten Freunden anschließend mehrere Tage verbracht hatte, holte ich sie dort mit dem Wagen ab, um den Ort ihrer Kindheit Grotegaste zu besuchen (gehört heute zur Gemeinde Westoverledingen). Dort waren meine Großeltern Dorfschullehrer, auf dem Friedhof liegt mein Onkel begraben. Gleichzeitig war die Reise in die Kindheit meiner Mutter der Abschluss unseres gemeinsamen Biografieprojektes „Von Ostfriesland an den Bodensee„, das wir im vergangenen Jahr gemeinsam geschrieben und in diesem Jahr überarbeitet haben.

Die Mündung der Leda in die Ems bei Leer

Von Leer aus ging es über das sehr attraktive Örtchen Driever am Deich entlang nach Dorenborg, von wo die Grotegaster Straße mit früher nur zehn Häusern in den Hamrich hineinreicht. Viele Häuser sind nicht mehr dieselben wie vor 60 Jahren, als die Familie meiner Mutter aus der kleinen Siedlung mit Schule und Kirche nach Leer zog. Das war genau im Jahr 1950, als meine Mutter ihr Abitur bestanden hatte und anschließend ein Auslandsjahr in England antrat.

Verfallenes Gulfhaus in Grotegaste

Ein paar Höfe wurden renoviert, andere sind neu gebaut, wieder andere hätten es nötig. Typische alte Gulfhäuser (ausführlich in der Biografie beschrieben) gibt es heute kaum noch. An der Stelle des ehemaligen Lehrerhauses steht längst ein anderes, das seit Kurzem nicht mehr bewohnt wird (und beim späteren Teetrinken meiner Mutter unverwandt zum neuerlichen Bewohnen empfohlen wurde).

Die ev.-ref. St. Johannes Baptist-Kirche in Grotegaste

Wir machten uns einen Eindruck von der Größe und Lage des ehemaligen Gartens sowie des Schulhofes, auf dem meiner Mutter als Kleinkind die ersten Schritte gelangen. Erster emotionaler Moment war der Besuch der evangelisch-reformierten St. Johannes Baptist-Kirche im Ort (oben), die auf einer Warft erbaut ist, in der mein Großvater in den 1930er Jahren während der Gottesdienste die pneumatische Orgel spielte. Meine Mutter oder ihre Geschwister mussten dazu die Bälge treten.

Ansicht der Grotegaster Orgel, auf der rechten Seite sitzt der Organist

Der zweite emotionale Moment war der Rundgang über den rings um die Kirche gelegenen Friedhof. Viele Namen der mir aus den Erzählungen meiner Mutter bekannten Personen waren da zu lesen, aber vor allem stand ich zum ersten Mal am Grab meines verehrten Onkels Wilhelm, der mir das Gitarrespielen nahebrachte und dessen schalkhafter Humor für viele Lacher sorgte. Anschließend waren wir beim über 80jährigen Bruder einer früheren Klassenkameradin meiner Mutter und seiner Frau im Dorf zum Teetrinken eingeladen. Die Kultur mit Porzellan, auf dem die originale Friesenrose aufgemalt ist, und Silberlöffeln, sowie mit Kandiszucker und einem Schöpflöffel für das „Wulkje“, die Sahnewolke im Tee, machten dies zu einem unvergesslichen Erlebnis. Passend dazu las ich erst tags zuvor die Statistik:

Kölner Stadt-Anzeiger, 02.06.2010, Zahl des Tages: 290 Liter Tee

Anschließend ging es vorbei an Hilkenborg in Richtung Papenburg, wo die bekannte Meier-Werft Riesenschiffe baut, die rückwärts über die Ems in die Nordsee gefahren werden. Die dortige Friesenbrücke stellte schon vor dem zweiten Weltkrieg eine wichtige Eisenbahnverbindung zu den Niederlanden dar, während des Krieges wurde sie von Soldaten bewacht (meine Mutter besuchte zu der Zeit die Mittelschule der auf der anderen Flussseite gelegenen Stadt Weener). Nachdem die Brücke zu Ende des Krieges zerbombt war, fuhren die Kinder mit dem Fährmann Hanken über die Ems (auch dessen Haus steht nicht mehr).

Meine Mutter ging inzwischen auf die Oberschule für Mädchen, dazu kam ein Zug rückwärts bis an die Brücke heran gefahren, sammelte die Schulkinder morgens auf und brachte sie nach Leer. Wenn heute ein Ozeanreise die wieder aufgebaute Brückee passieren muss, wird der Mittelteil herausgehoben, die „Hochhäuser-Schiffe“ passen dann zentimetergenau hindurch. Doch auf den Straßen geht es noch heute sehr dörflich zu.

Kühe-Auftrieb auf einer Straße unterm Deich im ostfriesischen Westoverledingen

Neues aus der Tierwelt 7

Montag, 31. Mai 2010

„Tiere im falschen Film“ oder: „Könntest Du bitte das Programm wechseln?“ wären denkbare Überschriften für das Sammelsurium dieser Kurzmeldungen aus der Welt, das an Alfred Hitchcocks „Vögel“ erinnert, eine Katze im Kaltwaschgang beinhaltet und an japanische Godzilla-Trashmovies gemahnt.

Die Welt, 28.05.2010, Titel: Krähen greifen Passanten an

Die fortwährenden Attacken zweier Krähen auf Spaziergänger und Radfahrer in Bremen zeugten jedoch in Wahrheit von Mitmenschlichkeit, pardon: „Mittierigkeit“. Die schlauen Vögel wollten verhindern, dass sich Menschen einer dritten, verletzten Krähe nähern. Wie heißt es doch so schön: Eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus – dafür aber Menschen. Übrigens wurde ähnliches Verhalten auch in Berlin beobachtet, was aber laut Ornithologen zur Brutzeit nichts Ungewöhnliches darstellt.

Die Welt, 28.05.2010, Titel: Kätzchen Kimba überlebte Kaltwaschgang

Durchaus ungewöhnlich ist dagegen das Verhalten eines Menschen, der sein armes, kleines Kätzchen in einer Waschmaschine einer 30-Minuten-Wäsche unterzogen hat. Dabei wissen wir doch alle, wie wenig Katzen eine Ganzkörper-Wäsche lieben. Besonders erschwert wird der dargestellte Sachverhalt dadurch, dass es sich a) um ein „Kätzchen“ handelt“ (wie süß! – und dann so naß – ooohhh!), b) dass es „Kimba“ heißt, ganz nahe beim kleinen König der Löwen namens „Simba“ und c) dass es dieses Mal den Erzfeind der Mäuse traf, wo doch schon Stuart Little im ersten Film ein ähnliches Schicksal erleiden musste.

Die Welt, 28.05.2010, Titel: Saurier hüpften von Insel zu Insel

Diese Meldung krönt jedoch das Absurditätenkabinett – wird durch die Überschrift doch das Bild suggeriert, dass es sich um riesenhafte Echsen gehandelt haben müsste (noch viel größer als Godzilla), die im früheren Urmeer Thetys mit ihren gigantischen Beinen von Insel zu Insel sprangen, als wäre das gar nichts. Funde in Ungarn (in der späteren Kreidezeit Teil meherer solcher Inselketten) legen diese ähnlich lautende Vermutung nahe. (Aus dem im Westen gelegenen Superkontinent Pangaea entstanden übrigens erst später die Kontinentalplatten Afrikas und Eurasiens.) Aber das Springen ist gar nicht wörtlich gemeint, sondern leitet sich nur aus dem englischsprachigen Begriff des „Island-Hopping“ ab, eine Form des Urlaubs, den sich nur die Neureichen unten den Dionsauriern leisten können.

Tolle Erfindungen vor der Fußball-WM

Sonntag, 30. Mai 2010

In der Welt vom Samstag werden sehr hilfreiche Erfindungen vorgestellt, die gerade recht zur Fußball-WM in diesem Jahr kommen: In Stuttgart wurde der Stürmer erfunden, der immer trifft, in Karlsruhe eine „Elektronik-Joppe“, die das bevorstehende Reißen der Sehne eines Leistungssportlers vorhersagen kann, und ein nachwachsendes Lächeln in New York.

Welt, 29.05.2010, Titel: Ein Lächeln, das nachwächst

Das nachwachsende Lächeln betrifft Zähne, die in verwaisten Kiefern aus Stammzellen aufgebaut werden können (vgl. den Welt-Beitrag von Jörg Zittlau). Vielleicht könnte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft (= „wir“) dieses nachwachsende Lächeln benötigen, wenn es ihr (= „uns“)nach der Vorrunde der Fußball-WM vergangen sein sollte, weil der erwartete Erfolg nicht eingetreten ist? Dabei  sind wir am vergangenen Wochenende doch wirklich vom Erfolg verwöhnt worden: Die Nationalelf schlug Ungarn (auch ohne den neuen Kapitän Philipp Lahm) mit 3 zu 0, Vitali Klitschko bezwang mit hängenden Fäusten einen ohnmächtigen Gegner und unsere Lena hat auch noch beim Eurovision Song Contest in Oslo gewonnen.

Welt, 29.05.2010, Titel: Der Stürmer aus dem Labor

In derselben Ausgabe der Welt dazu passend ein Bericht von Klaus Schlütter: „David“, die Erfindung Stuttgarter Wissenschaftler, trifft als automatischer Elfmeterschütze praktisch immer. Nicht schlecht als Alternative, falls die Stuttgarter Nationalspieler Mario Gomez (Ex.-VfB Stuttgart, jetzt FC Bayern München) und Cacau (aktuell VfB Stuttgart) in der Nationalef doch nicht mehr so zuverläsig wie gestern treffen sollten…

Welt, 29.05.2010, Titel: Warnung aus der Weste

Eine weitere Top-Innovation, über die Harald Czycholl in derselben Zeitung berichtete, misst als intelligente Berufsbekleidung Herzfrequenz und Laufgeschwindigkeit z.B. auch bei Fußballern, um festzustellen: Gefahr in Verzug – hier könnte gleich eine Sehne reißen! Könnten wir allerdings Typen aufstellen wie David im Sturm und seinen Torwartkumpel „Goalias“, der bis zu 93 Prozent ller Elfmeter killt, dann bestünde auch hinsichtlich des schwachen menschlichen Fleisch-Materials keine Gefahr mehr.

Neues aus der Tierwelt 6

Donnerstag, 20. Mai 2010

Dieses Mal mit den Themen: wählerische Meisen, durchschaubare Frösche, ein Wolf in Bayern und ein Biber in Sachsen. Die „fabelhafte“ Analogie zu menschlichen Wesenszügen macht die Berichterstattung über Tiere so spannend. Entweder wird das Verständige des Menschen auf sie projeziert oder es wird das Wilde in uns geweckt. Beides jedoch passt so gar nicht zu dieser Welt-Schlagzeile:

Welt, 19.05.10, Titel: Meisen verschmähen Biofutter

Den Forschern der englischen Uni Newcastle zufolge sind es nicht nur die Meisen, die herkömmliche Körner jenen aus Bioanbau vorziehen , sondern auch andere kleine Vögel wie Amseln. Das klingt doch stark nach den ungezogenen Kindern, die wider alle Vernunft das gesunde Gemüse doch nicht mögen. Hintergrund ist laut Beitrag aber, dass herkömmliche Körner zehn Prozent mehr Protein beinhalteten, das die Vögel besser durch den Winter bringe, Pestizide hin oder her. Eine ganz andere Entdeckung haben dagegen Wissenschaftler der Umweltorganisation Conservation International und der National Geographic Socitey in Neuguinea gemacht, berichtet ebenfalls die Welt:

Welt, 19.05.10, Titel: Frosch mit Pinocchio-Nase

In den wenig erforschten Urwäldern spürten sie mehrere neue Tierarten auf, unter anderem einen Frosch mit beweglicher Nase, die immer dann nach oben zeigt, wenn der Frosch aktiv ist, nach unten hingegen in passiven Zeiten. Das kommt dem Leser doch einigermaßen bekannt vor, sowohl was das Sexualverhalten als auch die damit oft verbundenen Lügen von Männern betrifft. Übrigens wurde in Neuguinea auch ein „winziges Wald-Wallaby“ entdeckt, die bislang kleinste bekannte Känguru-Art. Eine altbekannte Art hat dagegen Anfang der Woche in Bayern für Schlagzeilen gesorgt:

Welt, 17.05.10, Titel: Wolf auf Brunos Spuren

Nachdem rings um Bayrischzell mehrere Schafe gerissen wurde, vermutet das Landesamt für Umwelt, dass es sich um dasselbe Tier handeln könnte, dass um den Jahreswechsel nur 20 Kilometer entfernt gesichtet worden war. Dass einzelne Tiere aus wachsenden Rudeln in den Südalpen nach Bayern kommen können, ist nachvollziehbar. Dass es aber in acht deutschen Bundesländern wieder Wölfe geben soll, überrascht doch. Nicht „Homo hominis lupus“, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, muss es dann heißen, sondern „Lupus hominis lupus“, der Wolf ist dem Menschen ein Wolf, jetzt wieder.

Welt, 17.05.10, Titel: Die Biber-Blockade

Last not least sei auch die Berichterstattung über den an der Waldschlösschenbrücke in Dresden ansässigen Biber erwähnt. Das Tier galt seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts als schon so gut wie ausgestorben. Nun darf es während der „Fortpflanzungs-, Aufzuchts- und Überwinterungszeiten nicht erheblich gestört werden“, auch wenn das den Bauplan der bereits teuersten Stadtbrücke Deutschlands weiter verteuert und in die Länge zieht (bereits zuvor hatten seltene Exemplare einer Fledermaus- und einer Schmetterlingsart die Baurabeiten verzögert). Zeit, um sich ausgiebig Gedanken zu machen, wie das Tier aus meinem „Biber-Zyklus„.

Jubiläum der Ritterfestspiele auf Burg Satzvey

Montag, 17. Mai 2010

Zum diesjährigen Pfingstfest feiern die Organisatoren der mittelalterlichen Ritterfestspiele auf Burg Satzvey bei Euskirchen ihr 30jähriges Jubiläum. Vom 22. bis 24. Mai 2010 stehen Burg und Burggelände unter dem Zeichen des diesjährigen Mottos „Ritter Arnold von Gymnich – das Herz des Löwen“. Im finsteren Mittelalter hätten die Veranstalter wohl nicht mit Jubiläumsattraktionen für die ganze Familie („ein neues Showteam und 30 Prozent Sitzplatz-Ermäßigung am Festspielsamstag“), sondern nur mit den spannenden Ritterturnieren geworben.

Logo Burg Satzvey

Der aktuelle Burgherr Franz-Josef Graf Beissel von Gymnich, Organisator der ersten Ritterspiele im historischen Ambiente, eröffnet das Turnier erstmals durch eine offizielle Ansprache. „Keine andere historische Veranstaltungsstätte im Rheinland, meines Wissens sogar in ganz Nordrhein-Westfalen und in den angrenzenden Bundesländern, kann auf eine derart langjährige, erfolgreiche Inszenierung von Ritterfestspielen zurückschauen wie Burg Satzvey“, vermutet er.

Ein Lichtblick ist zweifellos die Möglichkeit zusammen mit Kindern im großen Ritterlager mittelalterliches Markttreiben zu erleben mit Händlern, Spielleuten, Gauklern, Stelzenläufern, Märchenerzählern und Köstlichkeiten aus fernen Landen. Der eigentliche Höhepunkt ist jedoch das tägliche Turnier, das die Organisatoren wie folgt beschreiben: „Lodernde Flammen und Feuersbrünste, bis zu 100 Ritter und Kämpfer auf der Bühne, grazile Schönheiten auf wilden Pferden, düstere Ritter und strahlende Helden mit berstenden Lanzen in packenden Kampfszenen ziehen die Zuschauer in ihren Bann.“

Ritter im Turnier auf der Burg Satzvey

Die Geschichte: „Arnold von Gymnich kehrt von den Kreuzzügen zurück und muss mit Schrecken feststellen, dass sein Land in die Hände des fanatischen Tempelritters Vladimir geraten ist. Als der treue Graf von Jülich durch die Hand Vladimirs getötet wird, entschließt sich Arnold, gegen das Unrecht aufzubegehren. Doch muss er nicht nur in einem Turnier den Schurken bekämpfen, sondern auch den Kampf in seinem Herzen gewinnen, das gleich für zwei Frauen schlägt: seine Verlobte Maria und die von ihm gerettete Sarazenin Yasmina.“

Das neu formierte Showteam besteht laut Pressetext aus Reitern und Stuntmen, die in Kinofilmen und Shows wie „Henri IV“, „Die Päpstin“, „Inglourious Basterds“, „Ben Hur“, „Apassionata“, „Royal Horse Gala“ und „Equi Magic“ mitwirkten, und soll das traditionsreiche Spektakel künftig noch professioneller präsentieren, um sich damit von vergleichbaren Veranstaltungen abzuheben. Das Konzert mit John Kelly und Maite Itoz am Samstag Abend dürfte dagegen eher Geschmackssache sein, das Feuerwerk vor der beeindruckenden Kulisse der Burg dagegen sicherlich ein echtes „Highlight“ (wer es so lange aushält).

Gräfin Patricia im Turnier auf der Burg Satzvey

Der Eintritt für Kinder unter sechs Jahren ist frei, Kinder ab sechs Jahren zahlen 5 Euro, Erwachsene 10 Euro. Tribünenkarten kosten für Kinder ab 8 Euro und für Erwachsene ab 18 Euro.

Bewegung im Paid-Content-Markt

Samstag, 15. Mai 2010

Die elektronischen Lesegeräte (kurz: „E-Reader“) bringen Bewegung in den Markt für Online-Bezahlinhalte („Paid Content“). Das belegt eine weltweite Studie der Boston Consulting Group, wonach jeder zweite deutsche Verbraucher in den kommenden drei Jahren plant, einen E-Reader zu kaufen.

bdg.de, 12.05.10, Titel: E-Reader erobern den Massenmarkt

Die kompakten Lesegeräte überzeugen aktuell noch nicht durch einen einheitlichen technischen Standard, der in nächster Zeit auch nicht zu erwarten sein dürfte. Dennoch bieten sie – unabhängig von der Entscheidung für eine technische Oberfläche – zahlreiche Möglichkeiten sich online mobil zu informieren. Bücher lesen, Schlagzeilen abrufen und E-Mails lesen sind die bevorzugten, dabei kombinierbaren Tätigkeiten. Damit werden sie – nun auch nach Aussage der Boston Consulting Group – als neue Ertragsquelle im Onlinegeschäft zum „Hoffnungsträger für die Verlagsbranche“.

In Deutschland plant demnach jeder Vierte sich innerhalb des nächten Jahres ein solches Gerät zu kaufen, innerhalb der kommenden drei Jahre sogar jeder Zweite, wobei es sogar drei Viertel derjenigen Befragten sind, die entsprechende Produkte bereits kennen. Damit stehen die Chancen gut, heißt es weiter, dass sich die E-Reader und Tablet-PCs „neben mobilen Endgeräten wie Blackberry und i-Phone als Massenprodukt etablieren“. Multifunktionsgeräte kommen bei den Deutschen demnach weit besser an (71 %) als „Standalone-Geräte“ (19%). Einer schnelleren Verbreitung stehen jedoch die als zu hoch empfundenen Preise gegenüber.

Die Frage ist jedoch, inwieweit Zeitungsverlage durch neue Einnahmen für Online-Content die zuletzt eingebrochenen Werbeeinnahmen kompensieren können. Im internationalen Vergleich erscheint die Zahlungsbereitschaft der deutschen Verbraucher eher gering: Rund ein bis zwei Euro für die Online-Ausgabe eines Magazins oder etwa vier bis neun Euro für ein Online-Zeitungsabo. Mit der verstärkten Nutzung der Tablet-PCs und E-Reader müssen auch neue Werbeformen einher gehen (sobald auf dem iPad auch Flash-Applikationen laufen können), bzw. muss im Umfeld von hochwertigem Content auch hochwertige Markenwerbung möglich sein. Passend dazu die aktuelle Ausgabe von „visdp – Magazin für Medienmacher“ mit dem Aufmacher:

visdp.de, 14.05.10, Titel: Die Zeitung von heute

Sebastian Esser berichtet von einem Treffen mit Igor Smirnov, einem in Russland geborenen Kanadier, der für Newspaper Direct arbeitet. Das Geschäftsmodell: die Unternehmens-Software „Pressdisplay“ formatiert pdf-Ausgaben von Zeitungen in verschiedene „E-Pub-Formate“, die auf den E-Readern lesbar sind. Durch die Übertragung des Original-Layouts sind alle Artikel und Anzeigen, die online nicht zu sehen wären, in der Ausgabe nthalten. Weltweit nutzen dieses Angebot bereits mehr als 1.500 Titel, in Deutschland aktuell jedoch nur wenige Zeitungen wie der Tagesspiegel, die Rheinische Post und die Hamburger Morgenpost.

Igor Smirnoff wird zitiert, die deutschen Zeitungen fürchteten, ihre gedruckte Auflage zu kannibalisieren und befürchteten, die Leute würden zur elektronischen Ausgbe wechseln. Zurecht. Allerdings könnten die Zeitungen dadurch auch eine ganze Reihe neuer Leser werben, deren Medienverhalten sich nachhaltig verändert – was die deutschen Zeitungsverlage gemäß Untertitel derzeit aber gerade verschlafen. In Deutschland müsse sich der Kanadier erst mühsam durch die Hierarchien kämpfen, eher er überhaupt mit einem zuständigen Manager ein Gespräch erhalte. Dabei kostet das Verfahren die Verlage zunächst nichts, Newspaper Direct verlangt lediglich bei Verkäufen 30 Prozent des Verkaufspreises. Ist es nun günstiger nichts online zu verkaufen oder bei möglichen Verköufen nur 70 Prozent des Umsatzes zu machen? Diese Rechnung sollte jeder Verlag für sich selber durchspielen.