Archiv für die Kategorie ‘Sportpolitik’

Frisbee-Quickie erregt Schweizer Gemüter

Donnerstag, 07. Januar 2010

Pius Segmüller von der schweizerischen CVP (Christliche Volkspartei) wettert laut „Blick“ gegen neue TV-Spots einer Stop-Aids-Kampagne. Sein Name scheint ihn zu verpflichten: Pius – dem Frommen – frommt die Sekundeneinstellung einer Sexszene nicht. Dabei geht es doch genau darum: Zum Beispiel lernen sich am Strand ein Frisbee spielender junger Mann und eine Frau kennen. Erst fällt er quasi über sie und anschließend beide übereinander her.

Jedenfalls gefällt mir genau an diesem Beispiel die Frisbeescheibe sehr gut, die für einerseits für Spaß und das Genießen des Lebens steht, andererseits für eine Mentalität der geistigen Offenheit und Spontaneität. Das bedeutet natürlich nicht, dass jeder Frisbeespieler grundsätzlich schneller einem Quickie zugetan wäre als das andere Sommerfrischler, Freizeit- oder Leistungssportler wären.

Zudem gefällt mir auch die Länge des Spots, der in fünf Sekunden alles auf den Punkt bringt: Bekanntschaft – Geschlechtsverkehr – Rückfrage. Das steht für ein stimmiges Konzept, in dem die Schlussfrage sowohl die Darsteller im Kurzfilm als auch die Zuschauer betrifft: „Gings zu schnell…?“ Auch die begriffliche Nähe zwischen dem „Gummi“ genannten Präservativ und dem „Plastik“ genannten Freuizeit- und Sportgerät passt in meinen Augen gut.

Am besten finde ich aber die vielen Worte, die zuerst dr Luzerner Nationalrat, danach mehrere Zeitungen (sogar in Österreich) und nun auch mich zu vielen Worten verleitet (und sei es nur, um das gelungene Video zu zeigen). Damit hat die Kampagne schon jetzt mehr erreicht, als sie erwarten durfte. Immerhin verweist sie am Ende auch sehr ernsthaft auf den Love-Life-Check-Link hin, von dem aus zur Hauptseite der Kampagne verwiesen wird. Wer sich in der Schweiz für den Teamsport Ultimate Frisbee interessiert, möge sich an die Swiss Ultimate Association wenden.

Misstrauen gegen den Leistungssport

Dienstag, 05. Januar 2010

Im Leitartikel der FAZ vom ersten Samstag des Jahres hat Jörg Hahn gefragt, ob es ein Misstrauen gegen den Leistungssport gibt. Mit Sicherheit gibt es das, mehr oder weniger ausgeprägt, aufgrund von Doping, Lügen und Manipulationen. Er thematisiert die „ethische und moralische Krise des Sports“ am Beispiel des vergangenen Jahres.

FAZ, 02.01.10, Leitartikel: Der überfrachtete Sport

Zu bemängeln gibt es einiges: von gedopten Olympioniken und Fußball-Wettskandal über Absprachen bei Handball oder Formel 1 bis hin zur unrühmlichen Qualifikation Frankreichs zur diesjährigen Fußball-WM. Über die Randbemerkung, dass von Papst Benedikt XVI. eine umfangreiche Erklärung zum Sport erwartet werde, kommt der Autor zur Feststellung: „Sport ohne Fair Play ist überflüssig.“ Im Folgenden geht er auf die Überforderung des Sportapparates ein, das Doping effektiv zu bekämpfen oder der weiter zunehmenden Kommerzialisierung des Sports zu trotzen.

Aber ist Sport ohne Fair Play wirklich überflüssig? Ist es dadurch nicht eher ein ganz anderer Sport? Jörg Hahn spricht vom Phänomen, dass sich junge Leute von Olympia abwendeten, weil sie der Überzeugung sind, dass das Streben nach Medaillen ihren Sport kaputt mache. Diese Einstellung ist mir auch aus dem Deutschen Frisbeesport-Verband bekannt, den ich als Geschäfts-führer vertrete. Einige, durchaus leistungsorientierte Spieler möchten erst gar nicht olympisch werden. Dabei würde sich die Disziplin Ultimate Frisbee von seinem Ansatz her als wahrhaft olympische Disziplin eignen. Dem Sportsgeist des Fair Play ist Paragraf 1 des umfangreichen Regelwerks von Ultimate Frisbee zum Thema „Spirit of the game“ gewidmet. Demnach haben die Freude am Spiel und der Respekt vor dem Gegenspieler anstelle eines unbedingten Siegeswillen zu stehen.

Manifestiert wird diese Eigenart des Teamsports Ultimate durch die Selbstregulierung des Spiels durch die Spieler. Schiedsrichter sind nicht vorgesehen, selbst in den USA, als Mutterland des Frsibeesports nach wie vor das Maß der Dinge, sind allenfalls so genannte „Observer“ am Spielfeldrand zu sehen, die dem Zuschauer helfen, eine Fangszene als „in“ oder „out“ zu interpretieren oder etwaige Streithähne daran zu erinnern, dass sie selbst gefordert sind, nach einer Spielunterbrechung rasch zu einer einvernehmlichen Einigung und Fortführung des Spiels zu gelangen.

Unabhängig von dieser unbestreitbar reizvollen Variante des eigenverantwortlichen Handelns sogar unter Adrenalin, feiert der traditionelle Publikumssport dennoch weiterhin seine kommerziellen Erfolge – auch wenn die Spitzenathleten ihre Selbsteinschätzung von Resultaten abhängig machen, auch wenn das Internationale Olympische Komitee IOC eine ohnmächtige Organisation bleibt, unfähig ihre eigenen hehren Werte durchzusetzen. Der Erfolg neuer Bündnisse zwischen IOC und Human Rights Watch oder Amnesty International hinsichtlich der Durchführung Olympischer Spiele bleibt abzuwarten.

Denn, so die Conclusio des Leitartiklers: Die Lust an der Show ist stärker als jeder Zweifel. Es ist richtig, wenn die Fußball-WM Südafrika wirtschaftlich, sozial und politisch voranbringen soll, dann wird der Sport damit hoffnungslos überfrachtet. Ich setze dagegen auf den bewussten, den eigenen Grenzen angemessenen Sportbetrieb, der die Eigenverantwortung stärkt und im Spielerischen das Zusammenleben erprobt, wie es in allen alltäglichen Situationen funktionieren muss: Einander zuhören, aufeinander zugehen und einen Kompromiss im Sinne des Weiterspielens schließen. Check. Disc in. Play on. Play Ultimate.

Fristory, Part 2

Freitag, 01. Januar 2010

Der Momente in der Geschichte des Frisbeesports zweiter Teil dreht sich um die Verbreitung und Entwicklung hauptsächlich der World Games-Disziplin Ultimate in Deutschland anlässlich der Produktion zweier Wanderpokale für die Deutschen Meister im Open und im Mixed-Ultimate (vgl. „Meisterschaftspokale sind eingetroffen„). Natürlich nur ein kurzer, ungenauer Abriss, dennoch für viele eventuell eine Ergänzung ihres bisherigen Wissens.

Jörg Benner freut sich über die beiden neuen Ultimate-Meisterschaftspokale

Du bist genau einen Klick vom neuen auf Youtube hochgeladenen Video entfernt. Viel Spaß!

 

Mittlerweile sind die neu gefertigten Meisterschaftspokale Vertretern der amtierenden Deutschen Meister am Rande der Jahrshauptversammlung des Deutschen Frisbeesport-Verbandes e.V. übergeben worden, Philipp Haas für Sugarmix Stuttgart (l.) und Bernahrd Otto für die Feldrenner Mainz.

Übergabe der DFV-Pokale an Vertreter der amtierenden Meister im Mixed-Ultimate, Philipp Haas für Sugarmix Stuttgart, und im Open-Ultimate, Bernhard Otto für die Feldrenner Mainz

Sport gegen Mord

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Der ehemalige Schweizer Bundesrat und Bundespräsident Adolf Ogi plädiert in der NZZ für den Sport als „unabdingbaren Bestandteil eines geforderten neuen Denkens“. Als ehemaliger Sonderberater der Uno für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden steigt er mit dem Bild Fußball spielender Kinder im zerstörten Kabul ein: „Das ist der Sport, den ich meine: Es ist der Sport als Spiel, als Spass, als Freude. Es ist der Sport als Feld der Erziehung, der Lebenserfahrung, der Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Es ist der Sport als Feld der Gleichberechtigung, des friedlichen Wettbewerbs, des Respekts und der Disziplin. (…) Es ist der Sport als Mittel zum Frieden.“

NZZ, 17.12.2009, Titel: Der Sport als Triebkraft für eine bessere Zukunft

Bei allem Idealismus und aller herauslesbarer Euphorie ist sich Adolf Ogi jedoch sehr wohl bewusst, dass aktuelle Debatten die Freude am Sport trüben könnten. „Auch der Sport ist nicht vollkommen“, räumt er ein. Anstelle von Doping- und Wettskandalen nennt er „die Jagd nach Ruhm und Geld“, den „vergifteten Kampf nach Medaillen“ oder einen „Krieg der Fans“. All das ist nicht der Sport, den der Autor meint. Für ihn ist er Bestandteil eines neuen Denkens , das gemäß einem Zitat von Albert Einstein nötig ist, um Probleme zu lösen, die aus dem bisherigen Denken entstanden sind.

Viele Länder und Regierungen setzten ihn bereits ein, um Gemeinschaftssinn zu bilden und an gemeinsamen Zielen zu arbeiten. Der vom früheren Uno-Generalsekretär Kofi Annan entwickelte „Global Compact“-Vertrag, eine Selbstverpflichtung von Unternehmen, sich nach zehn universellen Prinzipien zu richten, stimme mit seiner Auffassung des Sportes überein. Große Betriebe müssten für die Einhaltung dieser Regeln einen „Compliance Officer“ einstellen, im Sport sorge der Schiedsrichter für die Durchsetzung der Regeln. Wie ließe sich aber eine noch bessere Zukunft anstreben?

Zumn Beispiel, indem der Schiedsrichter unnötig würde? Wenn die Selbstverpflichtung bei jedem Einzelnen griffe und das „Spiel“ (im Geschäftsleben wie im Sport) nur so überhaupt richtig laufen könnte? Was – gibt es nicht? Wie wäre es dann mit „Ultimate„, seit 2001 Medaillendisziplin bei den World Games unter der Schirmherrschaft des IOC, über dessen Ablaufmodus sich bei den World Games 2005 in Duisburg selbst gestandene Leistungssportreferenten des damaligen DSB (heute DOSB) verwundert zeigten. Die einzige eigenverantwortliche Teamsportart der Welt funktioniert übrigens auch im Schulbereich und zum Einsatz in Krisengebieten sehr gut. Das nenne ich neues Denken.

Beitragsgestaltung und Mitarbeitergewinnung

Montag, 14. Dezember 2009

Viertes Wochenend-Modul zur Vereinsmanager C-Ausbildung. Im äußersten Südosten der Stadt Köln, im Ortsteil Wahn beim TV Jahn, wurde die vierte von acht Veranstaltungen zur neuen Vereinsmanager C-Ausbildung des Landessportbund Nordrhein-Westfalen und des Stadtsportbundes Köln abgehalten. Trotz Vorweihnachtszeit und 3. Advent arbeitete die inzwischen sehr eingeschworene Ausbildungsgruppe, erstmals unter anderen Seminarleitern als in den ersten drei Veranstaltungen, fleißig mit.

Modelle der Beitragsgestaltung nach VIBSS

Am ersten Tag brachte Dietmar Fischer, freiberuflich für den Landessportbund Nordrhein-Westfalen tätig, die Grundlagen des Finanzmanagements bei, sprach über den Führungsgrundsatz der Wirtschaftlichkeit und führte den interessierten Vereinsmanagern in spe Kosten- und Leistungsrechnung vor Augen. Grundbegriffe der Kostenrechnung betrafen die doppelte Buchführung, sowohl chronologisch als auch verschiedenen Sachkonten zugeordnet, die Gegensatzpaare Kosten – Leistungen, Einzelkosten (sportartspezifisch) – Gemeinkosten, Fixkosten – variable Kosten. Zuletzt folgte das praktische Beispiel der Beitragsgestaltung anhand der Fallstudie  des fiktiven TuS Mittestedt 1923 e.V. – nach dem Solidarprinzip.

Dieses Beispiel – wie viele andere informative Papiere – ist nachzulesen in der Wissensdatenbank auf www.vibss.de  (Vereinsinformations-, Beratungs- und Schulungssystem), für die der Referent ebenso tätig ist. Von großem Interesse war die einleitende Unterscheidung der unterschiedlichen Formen der Vergütung im Verein, zwischen unbezahlter, ehrenamtlicher Mitarbeiter, einem Arbeitnehmer-Verhältnis (beginnend mit einem 400-Euro-Job) und selbstständiger Mitarbeit auf Honorarbasis. So ist z.B. der Übungsleiterfreibetrag von 2.100 Euro im Jahr mit einem Minijob oder mit selbstständiger Tätigkeit kombinierbar, jedoch niemals die beiden letztgenannten. Hierzu besteht das VIBSS-Infopapier „Bezahlte Mitarbeit im Sport.“

Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtler sind rechtlich zwar vorgesehen, jedoch als Nachgiebige Bestimmung durch eine anders lautende Satzung auch auszuschließen. Für Ehrenamtler können Aufwendungen neuerdings pauschal bis zu 500 Euro pro Jahr abgegolten werden, vorausgesetzt, diese Regelung ist in der Satzung verankert. Überhaupt hat sich die Kassenführung in den vergangenen Jahren in vielen Vereinen von einer vergangenheitsorientierten Finanzverwaltung zu einem zukunftorientierten Finanzmanagement gewandelt. Gegenüber dem „Maximalprinzip“, mit festgelegten Mitteln das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, empfiehlt der LSB NRW das „Minimalprinzip“, mit möglichst geringem Mitteleinsatz ein festegelegtes Ergebnis zu erzielen.

Vorarbeit zur persönlichen Ansprache neuer Mitarbeiterer

Referentin Karin Schulze-Kersting führte Grundlagen, Mittel und Wege der Mitarbeitergewinnung aus, ausgehend von vielfach veralteten und modernisierbaren Aufbau- und Ablauforganisationen. Zunächst wurden motivationsfördernde und –hemmende Faktoren gesucht, ehe positive Bedingungen für die Mitarbeit benannt wurden: ausgehend vom Umwerben und offiziellen Anfragen über öffentliches Lob, Anerkennung und Dokumentation erfolgter Tätigkeiten bis hin zur Frage um Rat oder der Bitte um weitere Hilfe. Letztlich rührt Motivation von der Befriedigung von Bedürfnissen. Den Abschluss bildeten praktische Überlegungen zur Vorbereitung eines Workshops bzw. der persönlichen Ansprache.

Meisterschaftspokale sind eingetroffen

Mittwoch, 02. Dezember 2009

Pünktlich zur Jahreshauptversammlung des Deutschen Frisbeesport-Verbandes am kommenden Samstag in Frankfurt am Main wurden die beiden neuen Meisterschaftspokale für die Deutschen meister im Open- und im Mixed-Ultimate fertiggestellt. Es trifft sich gut, dass Vertreter der diesjährigen Meister in beiden Divisionen vor Ort im Club Voltaire sein werden, um die Trophäen gebührend in Empfang zu nehmen.

Die neuen Meisterschaftspokale des DFV für Open und für Mixed-Ultimate

Zuvor ließ ich es mir als DFV-Geschäftsführer jedoch nicht nehmen, beide Trophäen für einmal in Händen zu halten, als hätte ich die sportlichen Ambitionen, noch einmal ins Wettkampfgeschehen einzugreifen…

DFV-GF Jörg Benner mit den von ihm beauftragten neuen Ultimate-Meisterpokalen

Obwohl, falls es im kommenden Jahr die erste Masters Ultimate-DM (Ü32) geben sollte – warum nicht noch mal wieder ein bisschen  mitzocken? Und immerhin konnte ich mich als Deutscher Meister in der Open-Division mit Frühsport Köln 2004 einmal in die Annalen der Frisbeesportgeschichte einschreiben. Bescheidenheit ist eine Zier – doch weiter kommt man ohne ihr! – Aber sie sind doch auch schön geworden, oder nicht?

Der neue DFV-Meisterpokal für die Mixed Ultimate-Division

Original „Frisbie Pies“ aus der ehemaligen gleichnamigen Bäckerei an der Ostküste der USA, die phonetisch dem heute unter „Frisbee“ bekannten Spiel- und Sportgerät seinen Namen lieh, versenkt in massiven Holzsockeln, an denen gravierte Metallschilder angebracht sind. Obenauf gut lesbar die Funktion der Trophäe, seitlich am Sockel die Liste der bisherigen Titelträger. Im Mixed Ultimate sind es nach sieben Meisterschaften bislang vier verschiedene Teams, im Open Ultimate dagegen nach 29 Meisterschaften erst acht verschiedene Mannschaften!

Der neue DFV-Meisterpokal für die Open Ultimate-Division

Natürlich lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, um anlässlich der neuen Schmuckstücke eine weitere Folge der unregelmäßigen, wenig professionellen Videoserie „Fristory – Moments in the History of Frisbee“ anzufertigen. Und das alles noch während der Vorbereitung zur JHV, wobei am Freitag voraussichtlich noch ein weiteres Treffen in Düsseldorf ansteht mit den Interessenvertretern der Nicht-Olympischen Disziplinen-Verbände (NOV). Aber: von nichts kommt eben nichts. Und wer weiß, wann die guten Stücke mal wieder in Köln sein werden – außer zu Zwecken der Nachgravur…? 😉

Happy JB with two Frisbie Pies

Management-Regelkreis zur Vereinsführung

Sonntag, 22. November 2009

Modul drei der neuen Vereinsmanager-Ausbildung des Landessportbund Nordrhein-Westfalen und des Stadtsportbundes Köln. „Grundlagen der Vereinsführung“ standen auf dem Lehrplan des Wochenendseminars, das in sehr schöner Atmosphäre am Rheinufer bei der Rettungs- und Schulungsstation der DLRG in Köln-Poll abgehalten wurde.

Zwei Schiffe begegnen sich auf dem Rhein bei Köln-Poll.

Zur Einführung wurde das Bild eines Vereins bemüht als einer organischen Struktur mit mehr oder weniger lebhaften Zellen, deren Kernzelle der Vorstand ist. Während die Vereinspraxis darauf ausgerichtet ist, erfolgreich Sportangebote durchzuführen, geht es im Vereinsmanagement daum, den Verein in seinem Aufbau und seinen Abläufen zu organisieren und zu verwalten. Als Kernkompetenz kommt den Ehrenamtlern (den gewählten Funktionsträgern) hierbei die Aufgabe zu, die Mitarbeiter (als Ehrenamtliche) zu führen. Nach einer Betrachtung des „Hauses des organisierten Sports“ auf Bundes-, Länder-, Kreis- und Gemeindeebenen wurden die zahlreichen Tätigkeiten im Sportverein nach sozialen, fachlichen und methodischen Kompetenzen auseinander dividiert.

Funktionäre des Sportvereins in den Schnittflächen verschiedener Kompetenzprofile

Hierbei erweisen sich unterschiedliche Funktionäre und Aufgabenträger im Sportverein als an verschiedenen Stellen der Schnittflächen von Kompetenzanforderungen positioniert. Anschließend galt es in einer weiteren Gruppenarbeit den idealen Verein als Ablaufdiagramm darzustellen. Danach wandte sich die etwa 20-köpfige Gruppe unter systematischer Anweisung der Entwicklung von Mitarbeitern nach Handlungskompetenz (durch Weiterbildung) und nach Engagement (durch Motivationssteigerung) zu.

Schließlich ging es theoretisch und praktisch um den Management-Regelkreis als geeignetes Instrument zur Projektsteuerung, auch außerhalb des Sportvereins: Vom Formulieren eines Ziels nach der SMART-Formel (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert) über das kritikfreie Brainstorming nach Möglichkeiten und der anschließenden Entscheidungsfindung (gemäß berechtigter Kritik, Realisierbarkeit und Priorisierung) bis hin zur Umsetzung: der Organisation (Wer macht was mit wem bis wann?), der Mitarbeiterführung (der Manager bearbeitet nur Vorschläge, jedoch keine bloßen Fragen von Mitarbeitern) und der Realisierung, immer unter der kontrollierenden Begleitung durch den Projektleiter.

Den Teilnehmern erschloss sich eine Menge nützlicher Kompetenzen und Techniken, die ihnen zum Vorteil für die praktische Arbeit im Sportverien oder -verband gereichen sollten. Ähnlich wie für die wenig entfernt auf den Poller Wiesen lagernden Wildgänse: Reiche Beute!

Wildgänse auf den Poller Wiesen vor der Autobahnbrücke.

Wider die Monokultur des Fußballs!

Mittwoch, 18. November 2009

Gegenseitiges Schulterklopfen der Fußballbosse bei den 15. Deutschen Sponsoringtagen zum Schwerpunkt „Sport und Business“ in der vergangenen Woche in Frankfurt am Main. – „Der Fußball hat noch keine Delle“ titelt die FAZ vom vergangenen Samstag, Horizont.net widmet dem Thema immerhin zwei Beiträge: „Werner Klatten sieht Moral des Sports in Gefahr“ und „Telekom-Manager Althoff prophezeit Delle im Fußball-Markt„. Sehr weit entfernt liegen alle drei Beiträge voneinander nicht entfernt.

Titel FAZ-Beitrag 14.11.2009

Die Zusammenfassung von Alard von Kittlitz in der FAZ führt auf, dass der Fußball alljährliche Rekorde aufstellt, in Hinblick  auf Zuschauerzahlen, Fernsehgelder und Trikotsponsoring. Stephan Althoff von der Telekom wird hier ebenfalls zitiert, er rechne aus Lebenserfahrung damit, dass der Fußball früher oder später eine Delle bekommen werde. – Selber hat die Telekom aber erst gestern die millionenschwere Partnerschaft mit dem FC Bayern bis 2013 verlängert. – Wie auch der zweite Horizont-Artikel bestätigt, gab es dagegen reichlich Widerspruch, von DFL-Geschäftsführer Tom Bender („Die Bundesliga boomt!“), von 1899 Hoffenheim-Geschäftsführer Jochen Rotthaus („Nicht das Positive schlecht reden!“) oder auch vom Vorstand der Sport + Markt AG, Marcel Cordes („Warum auf das beste Pferd im Stall verzichten?“).

Letztgenannter sieht vielmehr noch einiges Potenzial in den Bereichen Kooperationen, Cross-Selling sowie in der  Ziel-gruppenansprache von Frauen und von Familien. Auf sehr hohem Niveau bewegt sich die Klage mehrerer Teilnehmer, die die FAZ zitiert: Aufrgund der Sponsorenflut in den ersten beiden Fußballligen sei man als Geldgeber trotz hoher Kosten immer weniger sichtbar. Da bietet sich doch der Umstieg auf andere Sportarten mit klaren Zielen  und Maximen an. Freilich können nur wenige mit einer hohen Medienpräsenz bei Sponsorn punkten, wie etwa der Handball und aktuell auch der Basketball im DSF.

Die FAZ befasst sich mit Axel Achten, dem Deutschen Sport-Marketing-Geschäftsführer, der schon aufgrund seiner Abhängingkeit von Deutscher Sporthilfe und DOSB eine Umverteilung fordert, und mit Fredda Hurwitz von der Werbeagentur Havas, die insgesamt eine glänzende Zukunft des Sponsorings sieht, allerdings unter der Aufgabenstellung mit gleichem Budget mehr zu erreichen. Nur in einer langfristigen Bindung mit klarer Zielsetzung könne Sponsoring erfolgreich sein.

Diese Aussage toppt Werner E. Klatten, der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe noch, indem er ein „Ende der Wertschöpfungskette“ prophezeit, wenn der Sport nicht seine moralischen Probleme in den Griff bekäme (vgl. entspr. Horizont-Beitrag). Doping, Diktatur und Korruption gefährdeten „sein bislang wichtigstes Asset“: den Spiel- und Wettkampf-Charakter nach fairen Regeln. Der Sport „im magischen Dreieck zwischen Medien und Wirtschaft“ müsse mehr für seine Glaubwürdigkeit tun.

Aus meiner Sicht müsste aber genausowohl die Wirtschaft mehr dafür tun, dass ihre Sponsoring-Gelder nicht nur für die bis jetzt medienrelevantesten, sondern eben auch für die glaubwürdigsten Sportarten eingesetzt werden. Nur damit ließe sich eine Umgewichtung von Sportarten auch über die Medienpräsenz erzielen. Die Medien selber – das zeigt vor allem die TV-Berichterstattung von Tour de France, Schwimmen, Leicthathletik und Formel 1 – ändern kaum etwas an ihren Prioritäten, solange die Einschaltquoten einigermaßen stimmen. “ Mehr Glaubwürdigkeit wagen!“  wäre in Anlehnung an Willi Brandts berühmte Maxime das Gebot der Stunde, um die Monokultur des Fußballs zu durchbrechen.

Lingerie Footballer toppen Cheerdancer-Image

Dienstag, 17. November 2009

Unterwäsche-Football-Liga verfestigt das männertypische Frauenbild im Sport. Die im kommenden Jahr neu startende Hallen-Football-Liga in Deutschland, XFL-A, bemüht sich aktuell darum, das Image von Cheerdancern nachhaltig aufzuwerten. Ich hatte erst unlängst darüber berichtet – und jetzt das! In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung lese ich den Beitrag von Roland Lindner über „Die Dessous-Liga“, die „Lingerie Football League“, entwickelt von Mitch Mortaza.

Lingerie Football League-Logo

Die Liga firmiert unter dem Motto „True Fantasy Football“ und gibt ihren Spielerinnen harte Bedingungen vor: Immerhin sollen sie sportlich sein, zwischen 40 und 50 Kilogramm wiegen und Uniformen in der Größe knapper Höschen und Sport-BHs tragen. Helm, Schulterpolster, Knie- und Handgelenkschoner gehören ebenfalls dazu. Selber nehmen es die Grazien offenbar ziemlich ernst, sie werden ja auch vermarktet nach allen Regeln der Kunst.  Merke: Es gibt kaum eine Art modernen Gladiatorentums, das sich nicht verwirklichen ließe. Lustig fände ich es, wenn in den Spielpausen wenigstens männliche Cheerdancer aufträten, doch mit Gleichberechtigung hat das so oder so nichts zu tun. Denn – einmal ganz abgesehen von der Darstellungsform – bekommen die Spielerinnen kein Gehalt, sondern nur Anteile an den Ticketverkäufen.

Ursprünglich waren die Auftritte als Pausen-Veranstaltung für große Football-Events gedacht (das ist die deutliche Parallele zu den Cheerdancern), seit 2004 laufen sie auch parallel zum prominenten Halbzeit-Musikspektakels des Super Bowls im Bezahlfernsehen. In diesem Jahr wurde sogar das nach Bild-Informationen den Veranstaltern im prüden Tampa Bay zu heiß und die Veranstaltung komplett abgesagt. Hatte ich erwähnt, dass es sich bei den Zuschauern fast ausschließlich um Männer handelt? Hier eine Liste der Teamnamen, die das Programm verdeutlichen: „Dallas Desire“, „Philadelphia Passion“ und „San Diego Seduction“.

Teamlogos der Lingerie Football League

Neue Football-League wertet Cheerdancer auf

Sonntag, 15. November 2009

Aktuelle Vertragsabschlüsse der XFL-A mit den Nachfolgeteams der bisherigen National Football League Europa (NFLA). – Die neue Profi-Hallenliga im American Football in Deutschland heißt „XFL-A“. Die erste Hallensaison wird zwar erst am 05.09.2010 beginnen, aber aktuell laufen bereits an allen geplanten Standorten die Verhandlungen mit Hallenbetreibern, um nach eigenen Angaben „den Indoor Football der XFL-A in einer für Deutschland neuen, dynamischen und professionellen Art zu präsentieren.“

XFL-A-Logo

Zudem hat die Phoenix Social Franchising GmbH, die die neue Liga gemeinsam mit der XFL-A Holding GmbH aufbaut, Kooperationsverträge mit allen Cheerdance-Teams der ehemaligen NFL Europa geschlossen. Dabei handelt es sich allen voran um die Seaperls Hamburg (Ex Hamburg Sea Devils), das Berlin Dance Team (Ex Berlin Thunder), Dance Appeal (Ex Cologne Centurions), Gold Fire (Ex Rhein Fire Düsseldorf) und die Galactic Dancers (Ex Frankfurt Galaxy). Bei den Teamnamen handelt es sich bislang nur um Arbeitsbegriffe. In den sechs Metropolregionen wird dazu jeweils ein öffentlicher Wettbewerb durchgeführt. Zum Super-Bowl der NFL am 07.02.2010 werden die tatsächlichen künftigen Team-Namen sowie die Gewinner bekannt gegeben.

Zentral koordiniert werden die sechs Teams von Nasseria Cottura, Ehefrau des Musikproduzenten Toni Cottura und laut Pressemitteilung „eine der besten Choreografinnen und Trainerinnen in Deutschland“. Neben ihrem Posten der Cheerdance-Direktorin der XFL-A wird sie auch die Seapearls als das Vorzeige-Dance Team der XFL-A weiter betreuen, das sie bereits seit 2005 aufgebaut hat. Die nächsten Castings werden bereits ab Januar 2010 stattfinden. Bereits dabei wird sie besonderen Wert auf strenge Verhaltensregeln legen. Laut Rolf Neuendorf, dem Initiator des Gesamtprojekts XFL-A, sollen die Seapearls als Dance-Team der XFL-A werden durch Nasseria Cottura den Verhaltens- und Qualitätsmaßstab der Indoor-Football-Events darstellen.

Seapearls Hamburg, das Cheerdance-Team der XFL-A

Hintergrund sind einerseits Überschreitungen des angemessenen Verhaltens, die in der NFLE-Zeit aufgetreten waren, und andererseits eine Selbstverpflichtung in Hinblick auf die neu gegründete XFL-C Youth Football League. Nasseria Cottura ist in der Branche dafür bekannt, dass sie freizügige Fotos von Teammitgliedern ablehnt und den Dance-Teams im Gegenteil einen bedeutenderen Stellenwert geben möchte, als nur „schmückendes Beiwerk“ zu sein. Diese neue Selbstverpflichtung, verbunden mit der hohen Qualität der tänzerischen Leistungen soll die Dance-Teams der XFL-A nach dem Wunsch der Geschäftsführerin Agnieszka Nicolay zu einem Dreh- und Angelpunkt zwischen Fans und Teams werden lassen.