Archiv für die Kategorie ‘Internetkultur’

NRW-Spitzenpolitiker im Onlinetest

Samstag, 01. Mai 2010

In der selbst ernannten „frechen Rubrik“ betitelt „Jetzt ich“ im Kölner Stadt-Anzeiger hat jüngst Anne-Kathrin Gerstlauer die Internet-Auftritte der Spitzenpolitiker im Vorfeld der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen untersucht. Ich mag die Kolumne, weil dort Mitarbeiter der Jugendseite des Blattes ihre Meinung sagen. Das Fazit der Autorin: Alle politischen Spitzenkräfte vertun die Chance, sich glaubhaft und informativ im Netz zu präsentieren. Daher die Überschrift in Bezug auf deren Onlinepräsenz:

Kölner Stadt-Anzeiger, 01.05.2010, Titel: Banales im Netz

Ihr berechtigtes Argument ist, dass 2005 nur die Hälfte aller 18- bis 21-Jährigen wählen ging. Daher wären die Politiker gut beraten, die Netzwerke, in denen sich sehr viele der jungen Wähler tummeln, für klare und verständliche Wahlbotschaften zu nutzen. Doch da herrscht weitgehend Fehlanzeige. Zu den Kandidaten im Einzelnen: der Ministerpräsident im Gegenwind Jürgen Rüttgers erklärt zum Einstieg : „Meine Seite ist Ihre Seite“, was vermutlich heißen soll: „Meine Meinung sei bitte auch Ihre Meinung“. Dort sind zwar einige Filme verlinkt (meist aus dem NRW CDU-Podcast auf Youtube), doch Verlinkunegn zu Netzwerkseiten finden sich dort nicht – ganz im Gegensatz zur Seite seiner Herausfordererin Hannelore Kraft. Beide erklären sich übrigens zum Gewinner des TV-Duells, das objektiv betrachtet keinen Sieger hatte. Die Youtube-Filme sind bei ihr teilweise direkt in die Seite eingebettet, unten stehen die Links zu Youtube, Facebook, Twitter, Flickr, StudiVZ und Wer-kennt-wen.

Der FDP-Spitzenkandidat Prof. Dr. Andreas Pinkwart – seines Zeichens auch „Minister für Innovation“, worauf Anne-Kathrin Gerstlauer zurecht hinweist – hat dagegen jedoch eine eher langweilige Seite zu bieten. Immerhin Links zu Youtube und Twitter. Doch nach Meinung der Junge Zeiten-Autorin kennt er offenbar „die vielfältigen Möglichkeiten des Internets“ nicht. „Bis auf eine eigene Homepage präsentiert er sich in keinem einzigen Netzwerk.“ Nicht viel besser sieht die Seite der Grünen-Spitzenpolitikerin Sylvia Löhrmann aus, immerhin aber mit Links zu Facebook, Flickr und Youtube. Die Spitzenkadidatin der Linken in NRW, Bärbel Beuermann, hat gar keine eigene Website (jedenfalls habe ich keine gefunden), aber ein Profil auf Facebook ohen Foto und sonstige Angaben.

Das süße iPad ruft nach einem sauren Apfel

Montag, 26. April 2010

Zugegeben – etwas albern der Versuch, die schöne Überschrift des heutigen FTD-Kommentars von Horst von Buttlar noch toppen zu wollen. Aber es ist einfach richtig: Mit dem Geschäftsmodell eines Tablet-PCs, auf dem sowohl kostenpflichtige Inhalte angeboten werden als auch – weitgehend dieselben als – kostenfreie im Internet, lässt sich die angeschlagene Zeitungsverlagsbranche nicht retten.

FTD, 26.04.2010, Titel: Der Apfel ist kein Strohhalm

Durch diese lakonische Bemerkung im Titel wird bereits die Grundhaltung verdeutlicht: Es handelt sich hierbei weder um einen Sündenfall (falls das das Unternehmenslogo darstellen sollte), noch um eine revolutionäre Enwticklung hinsichtlich der Vermarktung von Content, sondern in erster Linie einfach einmal um ein neues Gerät mit neuen Asumaßen und einer neuen Oberfläche. Ein technisches Gerät ist kein Marketingtool. Ein Apfel ist kein Strohhalm.

Doch selbst, sollte jemand versuchen, mit einem Strohhalm selbst aus einem saftigen Apfel direkt Saft zu ziehen zu wollen, wird er damit sicher scheitern. Insofern kann ein Tablet PC auch nicht dazu dienen, angeschlagene Zeitungsverlagshäuser (im angelsächsischen Raum weit stärker betroffen als im deutschsprachigen) zurück in die Gewinnzone zu führen. Horst von Buttlar bringt das schöne Beispiel eines Autohändlers, der einerseits Autos verkauft, andererseits aber kostenlose Shuttles für alle anbietet. Nichts anderes tun viele Zeitungsverlage, die  alle ihr Geld werten Zeitungsartikel kostenfrei ins Internet einstellt. So lässt sich kein Geld verdienen. Auch nicht mit dem iPad, das jede Menge Apps bietet, wobei manche von ihnen noch nicht einmal genauso viel bieten wie die Gratisangebote derselben Anbieter im Netz.

FTD, 26.04.2010, Zitat aus: Der Apfel ist kein Strohhalm

Ein Umsteuern der Verlage tut not, so die Schlussfolgerung des FTD-Autors. Alle Inhalte kostenpflichtig zu machen, dürfte ziemlich viele genüsslichen Onlineleser vor den Kopf stoßen. Eine Alternative wäre nur den gängigen, relativ belanglosen Content kostenfrei anzubieten und alles aufwändig Recherchierte, Exklusive, alles Hochwertige eben kostenpflichtig zu machen. Sehr schön abschließend auch seine Randnotiz zur Ironie des iPads: „Wir haben so gehofft, es würde uns befreien. Nun müssen wir erkennen, dass es uns zu einer überfälligen Entscheidung zwingt.“  – sozusagen in den sauren Apfel des Paid Content im Internet zu beißen…

Freie Journalisten möchten meist frei bleiben

Sonntag, 25. April 2010

Die Kölner Studentin für Medienkommunikation und Journalismus Sarah Schlifter hat im ersten Quartal des Jahres für ihre Bachelor-Arbeit eine Umfrage unter freien Journalisten durchgeführt, deren empirische Ergebnisse sie mir nun freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. 170 von 272 Angeschriebenen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt (62,5%).

Wichtige Erkenntnise hieraus: Gut zwei Drittel hat den Eindruck, die Auftragslage habe sich verschlechtert (69%), fast ebenso viele sind mit ihrem Beruf und den Umständen insgesamt nicht zufrieden (64%) und behaupten, dass sich der Beruf des Journalisten finanziell nicht lohnt (63%). Dennoch möchten mehr als drei Viertel der Befragten weiter frei arbeiten und streben keine Festanstellung an.

Sarah-Schlifter, Umfrage Freie Journalisten: Festanstellung

Als Gründe für diese bevorzugte Arbeitsweise werden vor allem genannt: Die freie Zeiteinteilung (knapp 85 %), für mehrere Arbeitgeber zu arbeiten (73,5%), „sein eigener Chef“ zu sein (72 %), sich die Themen aussuchen zu können (71%) und nicht ortsgebunden zu sein (66%).  Bei der Frage, ob das momentane Einkommen genüge, antorteten 32% mit „Ja, es reicht aus“, 29% mit „Nein“ und 39% antworteten, sie würden gerne mehr verdienen (wobei allerdings unklar bleibt, ob ihnen – wie nur zu vermuten – ihr jeweiliges Einkommen genügt). Diese partielle Unzufriedenheit deckt sich mit der Einschätzung der Frage, ob sich die Auftragslage verschlechtert habe.

Sarah-Schlifter, Umfrage Freie Journalisten: Auftragslage

Eine besondere Rolle in der Umfrage und der Fragestellung ihrer Arbeit spielte die Rolle der digitalen Medien auf das Berufsbild, das Selbstverständnis und die Beschäftgiung. 71 % der Befragten gaben an, dass der Status des Freien Journalisten durch die zunehmende Digitalisierung nicht gefährdet sei. Die überwältigende Mehrheit von 91 % glaubt nicht an einen „Tod der Printmedien“. Dennoch sprechen 72 % von einer Krise des Journalismus, die offensichtlich mit einer Verschlechterung der Auftragslage und einer relativ geringen Zufriedenheit einhergeht.

Sarah Schlifter, Umfrage Freie Journalisten: Zufriedenheit

Sicherlich wäre es eine spannende Aufgabe, die zahlreichen zitierten Antworten einzelner Teilnehmer zur Begündung ihrer Abstimmungen qualitativ zu überprüfen und zu hinterfragen, als Stichworte seien hier nur genannt die „Kostenloskultur“ im Internet, Nichtachtung qualitativer Standards, fehlende Zeit für Recherche, schlechte Arbeits- oder Vertragsbedingungen (das Buy-Out-Geschäft: Mehrfachverwertung ohne Mehrfachbezahlung).

In ihrer Zusammenfasung widerspricht Sarah Schlifter der Auffassung, dass Journalisten heute nicht mehr gebraucht würden. Um in der sich ändernden Medienwelt zu überleben, müssten sie zuverlässig, flexibel und ständig abrufbereit sein, gleichzeitig aber auch die Freiheit genießen können, um ihrem Beruf mit Herzblut nachzugehen. Der in die Zukunft gerichtete Blick könne dann positiv sein, wenn sie gute Arbeit ablieferten, sich vor Neuem nicht verschlössen (gerade im Hinblick auf die rasante Entwikclung im Internet) und Akquise und Kundenpflege betrieben.

Diskussionen um durchsichtige digitale Welten

Samstag, 24. April 2010

Wieder einmal geraten die US-Internetkonzerne Facebook und Google ins Visier der Datenschützer: Google hat beim weltweiten umstrittenen Abfilmen der Straßen auch ungefragt bestehende Funknetze gescannt, Facebook bietet seine Dienste zum Einbinden auf privaten Homepages an.

Googles Vorgehen ist schlicht peinlich, denn andere Unternehmen wie Skyhook Wireless, mit denen Google zusammenarbeitet, erfassen diese Dasten bereits „offiziell“, das heißt als ausgewiesenes Geschäft ohne bisher als illegal zu gelten. Google zerstört dadurch Vertrauen, das sowieso zu großen Teilen nur aus der Bequemlichkeit seiner Nutzer bestehen dürfte. Facebooks Vorgehen dagegen ist raffiniert, indem die Nutzer dem Konzern bereitwillig Daten liefern, auch ohne im sozialen Netzwerk eingeloggt zu sein.

Welt, 23.04.10, Titel: Transparent wie ein Wasserglas

In seinem Kommentar in der Welt bezieht sich Thomas Heuzeroth auf Googles Verhalten – auch angesichts der Kritik an diesem Vorgehen. Der Konzern klagt, dass Kartenherstelelr für Navigationsgeräte aber auch tausende Handyprogramme auf die Wlan-Ortsbestimmungen zugreifen. Die haben sich dabei aber immerhin auf bestehende Verträge gestützt, mögen diese nun aus Gesichtspunkten des Datenschutzes gerechtfertigt erscheinen oder nicht. Der Welt-Autor sieht die Chance: „Dass Google unter Datenschützern zu einem Reizwort geworden ist, muss ja nicht schlecht sein. Damit wird das Unternehmen immer mehr gezwungen, doch bitte so durchsichtig zu sein wie ein Wasserglas.“

Das muss er mir aber bitte einmal erklären. Wer kann denn Google effektiv in die Knie zwingen, so lange die Nutzer seine Dienste weiter unkritisch in Anspruch nehmen? Dies erläutert Thomas Heuzeroth im Artikel vom selben Tage: „Facebook wird im Internet allgegenwärtig„. Am Beispiel von Facebooks Strategiewechsel lässt sich erkennen, was auch Google schon seit Jahren betreibt: Mit dem Programm Google Analytics kann ein Webseitenbetreiber eine Auswertung über die eigenen Besucher erhalten: „Woher sie kommen, was sie klicken, wohin sie gehen und mit welcher Software sie surfen. Und Google erfährt das natürlich auch.“

Im Fall von Facebook betrifft die Einbindung weitere, als nützlich erachtete Dienste wie den „Like-Button“, persönliche Empfehlungen oder die Darstellung der Aktivitäten anderer, befreundeter Nutzer. Die Allgegenwart der Konzerne ist insofern schon fast mit einer „Allmacht“ im Internet gleichzusetzen, zumindest was die Kenntnis über zahlreiche Eckdaten der an diesen Aktionen beteiligten Nutzer betrifft. kein Wunder, dass aufgrund der zunehmenden Bedeutung des mobilen Internets auch die Kenntnis über die bestehenden Funknetze nur ungern anderen überlassen wird.

Allerdings ist in meinen Augen eher der Nutzer, der sich – nicht ganz zwangläufig, aber doch sehr häufig – auf die Dienste dominanten Internetkonzerne einlässt, „Transparent wie ein Wasserglas“, nicht aber Google oder Facebook selbst, die es doch viel eher sein sollten. Die lachen sich eins, wenn sie die Diskussionen um Datenschutz verfolgen. Aber dafür ist mein kleiner Beitrag hier erstens zu unpopulär und zweitens zu wenig fundiert. Die Mittel und Wege zur Durchleuchtung der Nutzer ist, fürchte ich, noch weitaus raffinierter, als sich das der Otto-Normalsurfer vorstellen kann.

Form und Inhalt, vom Markt bestimmt

Donnerstag, 22. April 2010

Gratulation Steve Jobs! Da hat der smarte, harte Apple-Manager doch ganz hervorragende Zahlen präsentiert, den Nettogewinn im vergangenen, traditional eher schwachen Quartal fast verdoppelt, ein Umsatzplus vonf ast fünfzig Prozent. Damit eifert er nicht nur anderen US-IT-Konzernen nach wie Google, Intel und IBM, sondern er legt sogar noch eins drauf. Axel Postinett kommentiert im Handelsblatt unter der Dachzeile „Inside Apple“:

Handelsblatt, 21.04.2010, Titel: Steve Jobs, der digitale iGod

Mit seinem Quartalsergebnis übertraf Steve Jobs die schon optimistischen Analysten, entsprechend legte auch der Börsenkurs der Apple-Aktie nach. Fast 60 Prozent seiner Umsätze tätigt Apple mittlerweile außerhalb der USA, nachdem in Europa und Asien acht neue Anbieter das iPhone in ihr Programm aufgenommen haben. Allerdings, bemängelt der Handelsblatt-Kommentator, wird in Kalifornien nicht global gedacht und gehandelt, sondern „zutiefst amerikanisch, um nicht zu sagen provinziell“.

Handelsblatt, 21.04.2010, Apple-Gewinngrafik

Der Erfolg des Unternehmens speist sich aber wie gesagt vor allem aus dem internationalen Wachstum und dabei aus den Verkäufen des iPhones (ein Absatzplus von 131 Prozent im vergleich zum Vorjahr) und künftig auch des iPads. Der Erfolg, so Axel Postinett „ist unlösbar mit Inhalten, dem legendären App-Store und der Apple-Zensur verbunden.“ Am Beispiel der zwischenzeitlich verbotenen App des Cartoonisten Mark Fiore (Pulitzer-Preisträger) verdeutlicht er, dass sich Apple auf die „ungeheure Vielfalt der Kulturen und auch der Meinungen und Sitten auf der Welt einstellen“ muss. Ansonsten sei das System aus Hardware und kontrollierten Inhalten nicht zu retten. Unterdessen wächst der Börsenwert bereits an den von Microsoft heran.

Dem Kommentar ist nicht viel hinzuzufügen außer, dass andere Inhalteanbieter sicherlich auch demnächst aus den Puschen kommen werden. So sind, was eBooks betrifft, derzeit bereits drei Formate und noch kein dominierender Standard auf dem Markt. Allerdings sind für eine kulturelle Öffnung und Neuausrichtung bei Apple keine Anzeichen zu sehen, zu sehr ruht das Unternehmen im Erfolg, der auf dem Design seiner Produkte basiert. Vermutlich wird sich in Zukunft trotz weiterhin sehr guter Erlöse nach und nach eine Front von Kritikern am absolutistischen Verhalten der Konzern-leitung in Hinblick auf die verbreiteten Inhalte aufbauen. Ein Spieler im Markt darf nicht gleichzeitig die Form und die Inhalte der Neuen Medien bestimmen.

Praktische Tipps für die Datensicherheit

Dienstag, 13. April 2010

Während in der vergangenen Woche Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sich mit Facebook anlegen wollte, folgen nun endlich die heiß ersehnten Tipps für einen bewussten, möglichst sicheren Umgang mit den eigenen Daten in Sozialen Netzwerken. In der FAZ hatte Marco Dettweiler noch darauf hingewiesen, dass es durchaus eine ministeriale Aufgabe sein könnte, uns zu zeigen, “wo man in Facebook die richtigen Häkchen setzt“ (Texthilfe berichtete). Heute gibt uns Steffen Haubner im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers diese Tipps.

Kölner Stadt-Anzeiger Magazin, 11.04.2010, Titel: Vorsicht vor falschen Freunden

Erster Tipp: In den Privatsphäre-Einstellungen die Profil-informationen aufrufen und gegebenenfalls die Option „nur Freunde“ wählen.

Zweiter Tipp: Unter Kontaktinformationen festlegen, wer zum Beispiel die Telefonnummer einsehen darf. Am besten nur Freunde hinzufügen und Nachrichten schicken zulassen.

Dritter Tipp: Im Eingabefenster für neue Beiträge besteht die Möglichkeit, seine Statusmeldungen ebenfalls nur gewissen Leuten zu zeigen, entweder allen, nur den eigenen Freunden oder auch den Freunden von Freunden. Darüber hinaus sind benutzerdefiniert einzelne Kontakte hinzuzufügen oder auszuschließen.

Vierter Tipp: Das Einteilen der eigenen Freunde in einzelne Unterkategorien wie „Kollegen“, „Familie“ u.s.w. ermöglicht das vereinfachte Zuordnen von Nutzergruppen. Dazu in der linken Menüleiste Freunde anklicken und auf der neuen Seite oben rechts eine Liste erstellen. Die erstellten Freundesgruppen lassen sich dann bei der benutzerdefinierten Auiswahl von Kontakten wie Einzelpersonen auswählen.

Fünfter Tipp: Wer den Zugriff auf seine persönlichen Daten reduzieren möchte, sollte so wenig Spaßanwendungen wie möglich innerhalb von Facebook nutzen, vor allem diejenigen Umfragen und Spiele, bei denen vorher eine Zustimmung auf den Zugriff abgefragt wird. Im Konto-Menü lässt sich oben rechts unter „Anwendungs-Einstellungen“ ein Überblick ansehen, wo nachträglich die Zustimmung zur Nutzung persönlicher Daten widerrufen werden kann.

Sechster Tipp: In den Privatsphäre-Einstellungen sollte das Häkchen bei Öffentlichen Suchergebnissen deaktiviert werden, sofern die im Nutzerprofil gespeicherten Informationen nicht über Suchmaschinen auffindbar sein sollen.

Zuletzt mahnt der beschlagene Autor Steffen Haubner, dass der gutgläubige Facebook-Nutzer vielleicht nicht unbedingt unbekannte Freunde akzeptieren sollte, nur weil sie mit schönen Fotos locken. Abschließend verweist er auf die Untersuchung der Stiftung Warentest, die erhebliche Mängel in der Datensicherheit von Sozialen Netzwerken offenbart (Texthilfe berichtete). Ein Vergleich, wie es um die Datensicherheit in anderen Netzwerken bestellt ist, rundet den hoch informativen Beitrag ab.

Reaktionen auf Aigners Kritik an Facebook

Mittwoch, 07. April 2010

Der offene Brief der deutschen Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner an Mark Zuckerberg, dem Betreiber des  Sozialen Netzwerks Facebook, erntete anfangs eher Mitleid als Spott. Nun hat sich jedoch die Verbraucherzentrale daran gehängt und fordert zum Verzicht auf Facebook auf. Unstrittig sind die Datenschutzbestimmungen des globalen Tummelplatzes laut Untersuchung der Stiftung Warentest mit die schlechtesten („erhebliche Mängel“, Texthilfe berichtete). Dennoch schreibt Marco Dettweiler in der FAZ von „Aigners Eigentor„, Torsten Krauel in der Welt urteilt wie folgt:

Welt, 07.04.10, Titel: Hier irrt Ilse Aigner

Der Welt-Autor erklärt der Ministerin das Missverständnis, dass der Verkauf und die Vermarktung von Nutzerdaten willentlich und wissentlich geschehen und keine versehentliche Datenschutzlücke darstellen. Vielmehr handele es sich um die Existenzgrundlage des Konzerns, der den Gründer mittlerweile zum Milliardär gemacht hat. Ilse Aigner müsse schon eine neue Finanzierungsbasis für sein Soziales Netzwerk finden, wenn sie den Datenschutz absichern wollte.

Marco Dettweiler hingegen urteilt, dass die Ministerin ihren politischen Auftrag verfehle, indem  sie nun einen vermeintlichen Eklat inszeniere, der ihre Fürsorge beweisen soll. „Die „Facebook Site Governance“ könnte in der Tat verbraucherfreundlicher sein“, heißt es weiter, „aber der Nutzer hat alle Möglichkeiten, seine Privatsphäre privat zu lassen.“ Vielmehr sollte Ilse Aigner mit ihren Mitarbeitern den Verbrauchern erklären, „wo man in Facebook die richtigen Häkchen setzt.“ Die Datenschutzrichtlinie von Facebook halte die Maßnahmen, wenn auch versteckt bereit, die Weitergabe von Daten an Dritte zu verhindern: „Sie sind nicht leicht zu finden. Für nützliche Hinweise wäre jeder Verbraucher dankbar.“

Facebook Sicherheitseinstellungen

Keine Frage, die Ankündigung der Ministerin, auf das Netzwerk zu verzichten – auch wenn sie sicher mehrere tausend Fans dort hat – ist lächerlich. Schon in Europa würde sich der Betreiber eines erfolgreichen Unternehmens nichts von einer deutschen Ministerin sagen lassen. Und ein Millardär aus „der Heimat der Tapferen und dem Land der Freien“ schon gar nicht. Die Redaktion der Frankfurter Rundschau rät in einem humoristischen Antwortschreiben Mark Zuckerberg, was er der Ministerin antworten könnte (vgl. auch den Artikel von Felix Wadewitz mit dem berühmten Zitat, wonach Zuckerberg das Zeitalter der Privatsphäre für beendet erklärt hat).

Vielleicht ist es auch nur ein Versuch, von der eigenen fragwürdigen Politik zum Schutz personenbezogener Daten abzulenken. Darauf weist Christian Sickendieck in einem Offenen Brief an Ilse Aigner in seinem Blog FIXMBR hin. Unterdessen hat allerdings auch die deutsche Verbraucherzentrale Ilse Aigners Kritik aufgegriffen und zum Verzicht auf Facebook aufgerufen. VZBV-Vorstand Gerd Billen sagte: „Momentan können wir den Nutzern nur raten, den geplanten Änderungen zu widersprechen und sich gemeinsam mit ihren Freunden einen neuen Anbieter zu suchen.“

Allerdings – so Marco Dettweiler in der FAZ, habe Facebook mittlerweile – wenn auch nicht in der Datenschutzrichtlinie –  so doch in einem Blogeintrag klar gestellt: „Wir teilen deine Information nicht mit Werbetreibenden, außer du sagst uns, dass wir es tun sollen. Jede gegenteilige Behauptung ist falsch.“ Diese Mitteilung  ist jedoch nicht als Antwort auf Ilse Aigner zu verstehen. Vermutlich kennt Mark Zuckerberg nicht einmal den Namen der deutschen Verbraucherschutzministerin.

Der „Flat Apple“ im Big Apple

Sonntag, 04. April 2010

Der brilliant inszenierte Verkaufsstart des iPads in New York war Anlass für die Welt am Sonntag eine große Geschichte daraus zu stricken. Immerhin konnte die Welt-Gruppe als einziger deutscher Zeitungsverlag rechtzeitig das App für seine Artikel entwickeln, den „iKiosk“. Daneben haben dies bisher nur das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“ geschafft. Allerdings interessiert mich weniger der genaue Ablauf des Marketing-Lehrstück als vielmehr der (vorläufige) Produkttest des „ersten Deutschen mit einem iPad“, von Kritsanarat Khunkham (in der Welt am Sonntag unter folgender Überschrift).

WamS, 04.04.10: Meine ersten Stunden mit dem iPad

Vorteile des als Heilsbringer der Zeitunsgverlage gepriesenen Geräts: seine extrem geringe Dicke von nur 1,3 Zentimetern, die edle Optik und Haptik (hinten gebürstetes Aluminum, vorne Glas), ein gestochen scharfer, farbiger Touchsreen mit intuitiv einfacher Bedienung. Seine Nachteile: gegenüber dem e-Book-Reader „Kindle“ von Amazon“ ist das iPad mit 730 Gramm mehr als doppelt so schwer (der Kindle wiegt 290 Gramm), die iBooks-Anwendung muss erst noch installiert werden, gleichzeitig stehen dem iPad nur 60.000 Titel  zur Verfügung (gegenüber 400.000 beim Kindle). Auch wird die Akku-Laufzeit von zwei Wochen beim Kindle kaum erreicht werden können. Schon 12 Stunden, wie von einem Kollegen der New York Times behauptet, wertet Kristaranat Khunkham als Sensation.

Über den vergleichsweise neutralen Bewertungen des Geräts ist nicht zu vergessen, dass die Zeitungsverlagshäuser ein vitales Interesse daran haben, dass das ca. 370 Euro teure Gerät ein Erfolg wird. Zum Erstellen von Content sei es wenig geeignet, urteilt der WamS-Autor, hingegen sehr zum Konsumieren von Content, etwa auf der Fläche eines A4-Blattes. Sein Resümee lautet, dass er es mag – was für Fans von Steve Jobs‘ Produkten vorzugsweise gelten wird. Interessanterweise erscheint das im Titel der Printausgabe gewählte Zitat („einfach verflucht gut“) nirgendwo im Text. Allerdings glaube ich, dass seine Einschätzung einer „echten Evoltuion. Technik, die jeder versteht“. den Nagel auf den Kopf trifft.

Letztlich handelt es sich bei Touchscreens, auf denen mit Daumen und Zeigefinger Dateien aufgezogen werden können, um die nächste Stufe der physischen Abhängigkeit von nützlicher Technik. Als bsiher Nicht-Applenutzer bleibe ich dabei, dass ich Bücher (und auch Zeitungen) nach wie vor athmosphärisch lieber von Papier lese. Wie veraltet wird diese Einschätzung wohl in hundert Jahren klingen?

E-Commerce boomt in Deutschland

Donnerstag, 01. April 2010

Das Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK hat das Verhalten deutscher Internetshopper untersucht. Demnach ist die Zahl der Käufer via Internet in Deutschland im vergangenen Jahr um 2,2 Millionen auf 34,1 Millionen gestiegen. Und obwohl Bücher als beliebteste Produktgruppe (14,9 Millionen Online-Käufer) Bekleidung (14,7) auf den zweiten Platz verdrängt haben, schob sich Ebay auf der Liste der beliebtesten Seite an Amazon vorbei.

Beliebteste Shoppingsites der Deutschen, Quelle: GfK

Nicht mehr in den Top 5 vertreten ist Quelle aufgrund seiner Insolvenz. Weitere Produkte, die häufig online gekauft werden, sind Veranstaltungstickets, Tonträger und Hotel-Übernachtungen. Einen großen prozentualen Zuwachs beim E-Commerce verzeichneten die Forscher bei Autos, Autozubehör und Nahrungsergänzungsmitteln.

Wie die GfK in ihrer Pressemitteilung zu ihrem Online Shopping Survey betont, nimmt vor allem der Anteil älterer Menschen deutlich zu: In den vergangenen fünf Jahren legte die Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen um 88 Prozent zu. Heute ordern bereits 40 Prozent dieser Altersgruppe einzelne Produkte auch per Mausklick. Wie die Welt in ihrem Bericht ergänzt, steigt auch die Bedeutung des Internets für leibhaftige Einkäufe: Angeblich informieren sich 55 Prozent der Deutschen vorher im Internet über Preise oder Produkteigenschaften. Das Potenzial scheint noch lange nicht ausgeschlöpft zu sein. Oder ganz einfach formuliert:

Welt, 31.03.10, Titel: Deutsche Konsumenten stehen auf Einkaufen im Netz

Freiheit durch Kontrolle

Dienstag, 30. März 2010

„So ists mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.

Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.“

Das Ende von Goethes „Sonett“ macht den Zwiespalt deutlich, der auch im Internet herrscht. Ausgehend vom heutigen Leitartikel in der Welt von Ulrich Clauß verhält es sich mit der Kontrolle Neuer Medien wie mit dem Hasen und dem Igel. Schlupflöcher der Legalität werden genutzt, bis sie gefunden und gesperrt sind. Im Vergleich mit der Entwicklung anderer Medien, so der Leitartikler, währte dieses Spiel jedoch nicht ewig: „Nach einer gewissen Zeit der Anarchie standen bislang noch für jede neue Medientechnik Instrumente und Verfahrensweisen zu ihrer wirksamen Regulierung bereit.“

Welt, 30.03.10, Zitat aus: Hase und Igel online

Dabei spielt keine Rolle, ob das Medium im Dienst der Demokratie oder der Diktatur eingesetzt wird. Ulrich Clauß fährt anhand  aktueller Beispiele fort, dass „die nationalstaatlichen Ordnungen , seien sie nun demokratisch legitmiert oder nicht“, dabei sind, sich „die Hoheit über die auf ihrem territorium benutzten Neuen Medien“ zurückzuerobern. Im Weiteren problematisiert er die häufig unreflektierte Verwendung des Begriffs „Zensur“: „Differenzierung ist Bürgerpflicht und -recht zugleich.“ So seinen zum Beispiel „der in Sachen Raubkopien recherchierende Anwalt“ nicht mit „weißrussischen Netz-Autokraten“ zu vergleichen. Daraus schließt der Autor, dass das Internet keine „neue, freiheitliche Weltkommunikationsordnung aus sich selbst heraus“ geschaffen habe. Hase und Igel hätten immerhin eine neue Rennbahn, auf der der Wettlauf um die größere Freiheit weitergehen werde, schließt er.

Welt, 30.03.10, Titerl: Hase und Igel online

Bleibt anzumerken, dass es einen Wettlauf um die Freiheit eigentlich nicht geben kann. Denn Freiheit basiert – gemäß dem eingangs zitierten Goethewort – auf gemeinschaftlich akzeptierten Gesetzen. Insofern ist das Hase und Igel-Spiel im Internet vielleicht nur eines um einen vermeintlichen technologischen Vorsprung, der aber an der Grundkonstitution der Staaten und der Mentalität des einzelnen Nutzers nichts ändert. Umgekehrt: Diese sind die Vorausetzung für einen friedliebenden Umgang miteinander und damit auch im Netz.