Archiv für die Kategorie ‘Psychologie’

Vorteile der Sprachkenntnis

Sonntag, 29. April 2012

Fremdsprachen zu beherrschen eignet sich nicht nur hervorragend zur interkulturellen Kommunikation, sondern es begünstigt auch rationale Entscheidungen, wie jetzt ein US-Forscherteam durch mehrere Experimente herausgefunden und im Fachmagazin „Psychological Science“ berichtet hat. Demnach lassen sich Menschen, während sie eine Fremdsprache sprechen, bei ihren Entscheidungen weniger von Gefühlen beeinflussen, als dies Muttersprachler gewöhnlich tun.

Kölner Stadt-Anzeiger, 28.04.2012: Fremdsprachen gut für rationale Entscheidungen

Die Forscher vermuten, dass sich das Gehirn  umstellt, wenn es eine fremde Sprache benutzt, Wortwahl und Satzbau erfolgen bewusster und analytischer. Dadurch würde wahrscheinlich auch die Informationsverarbeitung in anderen Bereichen beeinflusst.

Do you speak english? Parlez-vous francais? Hablas espagnol? Ich würde ja gerne viel mehr Fremdsprachen lernen, auch weil sie durch ihre andere Grammatik und ihre Bilder einen lebhaften Eindruck anderer Denkweisen und Mentalitäten vermitteln. Angeblich soll es nach der vierten oder fünften erlernten Fremdsprache  auch viel einfacher sein, sich daraufhin noch weitere anzueignen. Das Dilemma: So lange man noch keine spricht, fällt einem die rationale Entscheidung, welches die beste ist, einfach viel schwerer…! 🙂

Ich erinnere mich noch daran, das als Zehnjähriger meine Motivation englisch zu lernen, ganz klar die war, die Songtexte im Radio besser zu verstehen. Das hat zwar irgendwann besser geklappt, aber dann schlich sich so langsam die Erkenntnis ein, dass es die meisten Texte kaum wert sind, verstanden zu werden. Ganz im Gegenteil zum Fremdsprachenerwerb, der ist alle Mühen wert – wie wir jetzt wissen, schon wegen der Entscheidungskompetenz!

Psychopathologie des Alterns

Mittwoch, 25. April 2012

Eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung bestätigt, dass sich heutige Menschen häufig weniger alt fühlen als sie sind. Positiv an der Meldung, die anlässlich der Ausschreibung des Deutschen Alterspreises beuaftragt wurde, ist, dass sich viele ältere Menschen nach wie vor fit und agil fühlen. Als negativ empfinde ich die „Verschiebung“ der Alterswahrnehmung – gegenüber wem oder was? – gegenüber einem vorgeschriebenen Altersempfinden oder gegenüber früher?

Kölner Stadt-Anzeiger, 25.04.12, Viele Alte fühlen sich jünger Die Pressemitteilung der Bosch-Stiftung resummiert: „Die Menschen in Deutschland werden älter, bleiben gesünder und sind vor allem unternehmungs-lustiger. Viele der „Alten“ sind als Business-Angel, Blogger, Entwicklungshelfer, Streetworker oder Leihomas bis ins hohe Alter aktiv.“ So weit, so gut.

Aber noch mal die Frage: Wenn ich mich mit 40 fühle wie 30, oder mit 50 wie 40, wo bitteschön ist da der Bezugspunkt? Aus meiner Sicht kann das nur im Vergleich zum erlebten Durchschnitt sein, nicht aber im Vergleich zu früher oder zu einer normierten Altersempfindung. Und dann wundert mich doch die Aussage, dass sich bei den 75-Jährigen jeder Zweite als jünger empfindet oder bei den 60- bis 74-Jährigen das sogar 58% behaupten. Meiner Ansicht nach macht diese Aussage nur Sinn in Bezug auf andere Gleichaltrige. Dabei wäre 50 Prozent eigentlich der zu erwartende Normwert (die eine Hälfte empfindet sich jünger als die andere, und umgekehrt). Ansonsten handelt es sich eher um eine Art Psychopathologie des Alterns.

Hängt das Ergebnis vielleicht damit zusammen, dass Altern in unserer Gesellschaft tendenziell negativ besetzt ist? Bis zum Alter von 40 oder 50 gewinnt man ja vielleicht Erfahrung hinzu. Aber außer überbezahlten Managern werden Mitarbeiter über 60 Jahren doch kaum noch wertgeschätzt! In der Kindheit – mit aller Zeit der Welt – wollen wir alle älter werden. Als junger Erwachsener kursiert zeitweise eine Skepsis „trau keinem über 30!“. Und sobald dann die Haare grau werden, gehörst du tendenziell einer zweitrangigen Bevölkerungsgruppe an. Eine Thematik, mit der ich mich eben erst beginne auseinanderzusetzen…

Jedenfalls ist klar, dass ohne den Tod das Leben nicht vollendet wäre und dass das Leben kontinuierlich auf den Tod zustrebt… Das höhere Alter wird daher oft auch als eine glückliche, da gelassenere und weniger getriebene Lebensphase beschrieben. Schön, dass es dazu nun den Alterspreis gibt. Vereine, Kommunen, Bildungsträger, Unternehmen oder Initiativen der Selbsthilfe können sich noch bis zum 15. Juni 2012 mit ihrem Projekt für ein aktives Leben im Alter um den Alterspreis bewerben. Inhaltlich stehen Themen wie Arbeit, Bildung, Gesundheit, Wohnen, Mobilität und Altersbilder im Mittelpunkt. Die Preisverleihung findet am 29. November 2012 in Berlin statt.

Tätowierte tendieren zum Trinken

Dienstag, 24. April 2012

Der französische Sozialforscher Nicolas Guéguen hat einen Zusammenhang zwischen Tattoos und Trinkverhalten festgestellt. Demnach hatten unter 3.000 jungen Leuten, deren Konsum während eines Kneipenbesuchs er untersuchte, diejenigen mit Tattoos oder Piercings mehr getrunken als nicht tätowierte und gepiercte. Wie immer, wenn es um die pauschalierende Betrachtung einer  begrenzten Zielgruppe geht, ist die Aussage wenig wert, wird aber heiß gehandelt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.04.12: Hinweise auf der Haut

Hendrik Buchheister weist im Kölner Stadt-Anzeiger darauf hin, dass diese Erkenntnis willkommenes Argumentationsfutter für besorgte Eltern bietet, deren Nachwuchs mit der Idee kokettiert, sich ein Tattoo oder Piercing stechen zu lassen. Die Studie schließt auf weitere riskante Verhaltensweisen. Der Autor im Stadt-Anzeiger bezweifelt allerdings, dass die festgestellte Regel auch für Träger etwa eines rosafarbenen Schmetterlings-Tattoos gilt.

Auf dem Tattoo Guide Blog wird die Meldung dagegen unter der Überschrift „Tätowierte ficken besoffen“ als „Publicity mit einem Buzzword“ für den Forscher bezeichnet. Der Focus (der die Meldung erst aufbauschte) hat ein Folgeinterview mit dem 2. Vorsitzenden des Vereins „Deutsche Organisierte Tätowierer“, Andy Schmidt geführt, in dem dieser unter anderem sagt: „Ich kann keinen Unterschied zwischen Tätowierten und nicht Tätowierten erkennen.“ und „Heute lässt sich jeder tätowieren, und niemand ist mehr schockiert.“

Beides stimmt wohl nicht so ganz, denn erstens besteht der Unterschied – wie der Befragte selber sagt – in einem Lebensgefühl und zweitens ist es nach wie vor eine Frage des persönlichen Geschmacks und eines „Sendungsbewusstseins“, eine Botschaft auf seiner Haut zu transportieren.  Dennoch halte ich die Aufregung auch für deutlich übertrieben.

Der Autor legt es mit seinen Studien mit darauf an zu polarisieren. Das ist immer noch besser, als wenn niemand darüber spräche. Das liegt bereits an der Themenauswahl, wie z.B. auch „Blond sein zwischen Witz und Wirklichkeit“ oder „Musik macht schneller betrunken„. Auch eine Art von Risikobereitschaft.

Crazy little thing called brain

Sonntag, 22. April 2012

Der Neurologe und Kolumnist des Kölner Stadt-Anzeigers Magnus Heier hat im Wochenend-Magazin der Zeitung ganze drei Doppelseiten Raum erhalten, um als Experte in eigener Sache für seine fünfteilige Vortragsreihe im studio dumont zu werben. In dem Beitrag stellt er einige interessante Fakten zum menschlichen Denkorgan zusammen.

Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers, 21.04.12, Titel: Die Welt in unserem Kopf

Die genaue Anzahl der Nervenzellen ist zwar noch nicht einmal bekannt (zwischen einhundert Milliarden und einer Billion), doch die Vernetzungen der Zellen (teilweise mit bis zu 1.000 Nachbarzellen) ergeben – Jetzt festhalten! – Stränge von bis zu sechs Millionen Kilometer Länge! Wie heißt es im Lied: „Das ist alles nur in meinem Kopf“? Aber nein: in jedem anderen Kopf auch!

Doch à propos Musik: Angeblich reagiert das Gehirn ganz ähnlich wie auf Sprache auch auf Musik – als eine Art ursprünglicher Sprache. So lassen sich mittels Elektroenzephalogramm leichte Stromimpulse messen, die sowohl bei unsinnigen Sätzen als auch bei ungewohnten musikalischen Harmonien auftreten. Dieses „Protestpotenzial“ muss die Testperson nicht einmal bewusst wahrnehmen, legt aber eine Korrelation beider Ausdrucksformen nahe, obwohl das Musikzentrum in der rechten, das Sprachzentrum (zumindest bei Rechtshändern meist) in der linken Gehirnhälfte liegt.

Magazion des Kölner Stadt-Anzeiger, 21.04.12, Ankündigung der Vortragsreihe: Dr. Heiers Hirnwelten

Andere interessante Punkte rund um die menschliche Schaltzentrale sind die Kapazität („Je mehr Wissen gespeichert ist, desto besser lassen sich noch weitere Inhalte dazu lernen.“), die Manipulierbarkeit („Wenn ein Wein teurer ist, schmeckt er uns besser als ein billiger.“) und die Heilung von Hirnschäden, etwa mittels Stromimpulsen („Die Medizin betritt gerade ein spannendes neues Feld: mit Risiken und Nebenwirkungen.“).

Die breit angelegte Ankündigung dieser Vortragsreihe zwischen 8. Mai und 26. Juni hat sich – zumindest in meinem Fall – gelohnt, als Hobby-Psychologe überlege ich mir doch ernsthaft, die eine oder andere Veranstaltung zu besuchen. Wie heißt es so schön eingangs in der Illuminatus-Trilogie von Robert Shea und Robert Anton Wilson heißt: „Intelligenz bedeutet immer eine Vermehrung von Intelligenz“.

Das Tiefpreis-Paradoxon

Samstag, 21. April 2012

Der Wirtschaftsteil des Kölner Stadt-Anzeigers hat zum Wochenende als Schwesterzeitung der Frankfurter Rundschau mit einer hoch interessanten Meldung über eine DIW-Studie aufgemacht. Demnach wirken vermeintliche Günstigangebote im Gegenteil oft preistreibend. Grund ist eine psychologische Irreführung der Konsumenten, wie Stefan Sauer in beiden genannten Zeitungen aufdeckt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.04.12: Tiefpreisgarantie verteuert Ware

Das Prinzip des Tiefpreisversprechens nutzten in der Vergangenheit unter anderem der Media-Markt, Bau- (Obi) und Möbelmärkte (Höffner), die Rewe-Kette und Brillen Fielmann. Die Aussage „Keiner ist billiger als wir“ wird dabei verbunden mit der Aufforderung: „Wenn Sie dasselbe Produkt wo anders günstiger entdecken, erhalten Sie die Differenz von uns erstattet“, oder ähnlich. Die Marketingspezialisten machen sich dabei die Trägheit der Konsumenten zunutze.

Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge werden die angeblichen Niedrigpreise bewusst über dem mittleren Marktpreis angesetzt, wobei jedoch die wenigsten Kunden die Aussage tatsächlich überprüfen. Fazit: Die meisten Stammkunden werden gehalten und vermutlich sogar einige neue dazu gewonnen, die sich locken lassen ohne die Preise zu vergleichen. Der Aufwand den Preisvergleich durchzuführen und nachzuweisen ist doch einigermaßen hoch, daher würden das die wenigsten Konsumenten tun.

In der Folge würden andere Anbieter ebenfalls den Preis für dasselbe Produkt erhöhen, wo möglich ebenfalls mit einer Preisgarantie verbunden. Noch stärker könnte der Effekt ausfallen, wenn nicht nur der Differenzbetrag, sondern ein zusätzlicher prozentualer Abschlag in Aussicht gestellt würde. Allerdings,  wird eingeräumt, wurden diese Effekte auf dem deutschen Markt noch nicht untersucht.

Zur Frage nach einem möglichen Verbot solcher Praktiken gibt sich das Kartellamt zurückhaltend (immerhin handelt es sich um eine bewusste Irreführung des Verbrauchers, wohl wissend einen Preis als „garantiert niedrig“ auszugeben, der bewusst über dem der Konkurrenz liegt): Es lägen dabei keine unzulässigen Preisabsprachen vor. Stefan Sauer schließt den interessanten Beitrag mit der Feststellung, dass einer Studie der Uni Marburg zufolge drei Viertel der Konsumenten „keine Vorstellungen von Niedrigpreisgarantien“ haben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht doch darauf hereinfallen könnten. Denn erfahrungsgemäß reicht dem Kunden das Gefühl gespart zu haben. Schnäppchen lösen im Gehirn ein Belohnungssystem aus, dafür reichen oft die billigsten Versprechungen. Ranga Yogeshwar erklärte dazu jüngst bei „Hart aber fair“: „Bei Sonderangeboten setzt der Verstand aus.“ (s. auch Video der Sendung ab Minute 05:20)

Faktoren der Karriereplanung

Sonntag, 15. April 2012

„Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“, kann als bekanntes Motto auch für viele berufliche Karrieren dienen. Wie heutigen Schulabgängern gebetsmühlenartig versichert wird: Lebenslanges Lernen ist notwendiger denn je, der Lebenslauf mit nur einer Berufsstation bis zur Verrentung wird immer seltener. Was nicht nur daran liegt, dass die Rente keine feste Größe mehr darstellt, auf die sich ein Arbeitnehmer mit Mitte 60 alleinig verlassen könnte. Interessant ist aber, welche zum Teil irrationalen Faktoren bei der Karriereplanung eine Rolle spielen.

Kölner Stadt-Anzeiger, 10.04.12, Schädelform statt Schulabschluss

Michael Billig hat im Kölner Stadt-Anzeiger Uwe Kanning, Professor für Wirtscahftspsychologie an der FH Osnabrück, interviewt, der ein paar fragwürdige Methoden bei der Personalauswahl beschreibt. Professionelle, große Unternehmen sprechen mit Stolz von Human Ressources Management anstatt wie früher von Personalabteilung, nutzen aber zum Beispiel die Graphologie, um aus dem handgeschriebenen Lebenslauf Allerwelts-Erkenntnisse über einen Bewerber zu ziehen. „Die Vermutung, dass man die Persönlichkeit an der Handschrift ablesen kann, wurde systematisch erforscht und kein Beleg dafür gefunden“, urteilt Professor Kanning.

Er rät sogar dazu, einem Arbeitgeber gegenüber skeptisch zu sein, der einen handgeschriebenen Lebenslauf verlangt. Gemäß aktuellen Studien würden in deutschen Großunternehmen weniger als fünf Minuten auf die Sichtung einer Bewerbermappe verwendet. Noch kruder ist die Methode der „Psycho-Physionomik“, auf gut deutsch „Schädeldeutung. Uwe Kanning rät Bewerbern, die solche Auswahlkriterien bemerken, abzulehnen an solchen Verfahren teilzunehmen. Meist bekommt ein Apsirant auf eine freie Stelle das aber gar nicht mit.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.04.2012: Nix Vitamin B

Daneben spielen im Hintergrund auch andere Faktoren bei der persönlichen Karriere eine Rolle, wie Yoav Ganzach jüngst im Magazin „Intelligence“ geschrieben hat. Er untersuchte die Karriere von mehr als 12.800 US-Amerikanern und stellte dabei fest: Für die Einstellung spielt (neben Handschrift und Schädelform) der sozio-ökonomische Hintergrund eine gravierende Rolle. Bei der weiteren Laufbahn allerdings sei der Intelligenzquotient entscheidend, berichteten unter anderem die FAS und Business News Daily. Dies betrifft demnach die Anerkennung der geleisteten Arbeit und die Beförderung. Das beruhigt dann doch ein wenig.

Aberglaube kommt günstig

Freitag, 13. April 2012

Die Überschrift soll nicht bedeuten: Wer abergläubisch ist, macht es sich leicht. Das wäre doch zu einfach. Immerhin gibt es durchaus Grundlagen dafür, abergläubisch zu sein. Etwa, weil das Geschehen um mich herum mein Verständnis überschreitet. Aber gut, ich muss auch nicht immer alles verstehen. Jedenfalls zeigt sich der heutige Glücks- oder Unglückstag von seiner preiswerten Seite.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.04.12: Freitag der13. ist Schnäppchentag

Der Köner Stadt-Anzeiger (s. Ausriss) hat die Meldung als „Gute Nachricht“ bezeichnet. Der Konsument könne etwa bei Hotelbuchungen an einem Freitag, dem 13.  kräftig sparen, laut Flug- und Hotelsuchmaschine Swoodoo.

Die Hotelpreise könnten bis zu 20 Prozent günstiger sein, im Durchschnitt läge die Ersparnis am 13. April bei acht Prozent, am 13. Juli sogar bei 17 Prozent. Diese Regel endet allerdings schon bei den Flugpreisen. Angeblich sind Flüge am Freitag grundsätzlich etwas günstiger als im Rest des Monats, was mich ehrlich gesagt wundert.

Da war es auch schon wieder: Das fehlende Verständnis für alle Zusammenhänge. Aber wie sollte ich auch alles verstehen können. Insofern trifft die Überschrift schon zu: Es ist günstiger, dem Aberglauben einen gewissen Platz im Leben einzuräumen, als alles verstehen zu wollen und zwangsweise daran zu scheitern. Dann hoffe ich mal, dass ich heute nicht mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden bin, dass mir keine schwarze Katze von links nach rechts über den Weg läuft und klopfe noch eben drei mal auf meinen Holzkopf.

Zocken bildet

Donnerstag, 12. April 2012

Eine erfreuliche Kurzmeldung vom vergangenen Wochenende aus der Kategorie unnützes Wissen: Videospiele können bei jüngeren Erwachsenen die geistige Fitness fördern, meldete die Welt am Sonntag. Allerdings nur, wenn der Zocker zwischendurch auch mal Pausen einlegt…

Welt am Sonntag, 08.04.12: Computerspiele können geistige Fitness fördern

Der Titel besagt mit anderen Worten: Sie können auch der Verblödung Vorschub leisten. Um kurz auf die eigentliche Meldung einzugehen, geht es bei der Studie von Psychologen der Berliner Humboldt-Universität um die Fähigkeit zum Multitasking.

Demnach zeigen Videogamer ein „optimiertes Verhalten“, wenn es darum geht, zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln resp. mehrere gleichzeitig auszuführen. Also hat die PC- oder Konsolen-Zockerei auch ihre guten Seiten, wissenschaftlich gesprochen: „positive kognitive Effekte“.

Dass sie nebenbei allerdings ein echter Zeitfresser sein kann, wurde auch bemerkt. Die Teilnehmer der Studie mussten innerhalb von 15 Tagen 15 Stunden Action am Bildschirm absolvieren. Wer jetzt sagt: „Das ist noch gar nichts!“ – bei dem relativieren sich die positiven Effekte vermutlich wieder stark.

Religiöse Saufrituale

Donnerstag, 05. April 2012

Der Vergleich zwischen den Saufritualen am Ballermann auf Mallorca und kirchlichen Ritualen mag auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinen. Nicht so jedoch für den Freiburrger Soziologen Sacha Szabo. Laut Kölner Stadt-Anzeiger hat er im neuen Werk „Ballermann. Das Buch“ genau diese Parallele beschworen unter Hinweis auf das gemeinsame Trinken aus einem Putzeimer und das blutfarbene Sangria.

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.04.2012, Ballermann schaut bei der Kirche ab

„Die Kirche hat erfolgreiche Rituale an Vergemeinschaftung entwickelt, die nun kopiert werden“, zitiert ihn die Zeitung in dem kurzen, belustigenden Artikel auf Seite 1. Auf Mallorca können man – poetisch gesprochen – Menschen in einem paradiesischen Zustand erleben. Dazu ist ja nun erstens zu sagen, dass es sich beim Paradies ganz klar um einen vor-religiösen Zustand handelte. „Re-ligio“ heißt dem Wortsinn nach doch „wieder-verbinden“, das heißt einen zustand versuchen wieder herzustellen, den es seit dem Sündenfall nicht mehr gibt (ebenfalls poetisch gesprochen).

Außerdem glaube ich nicht, dass die Kirche die erste Institution war, die solche Ritaleu erfunden hat. Im gegenteil, manche kirchliche Rituale wirken auf mich doch befremdlich „kultisch“ im Sinne vorkirchlicher Kulte und Riten, die die Kirche – beenso wie die Feste im Jahresverlauf dankbar aufegriffen hat (zugegeben mit einer neuen Botschaft und Bedeutung beladen).

Daneben musste ich aus einer anderen Glaubenskategorie eine weitere versörende Nachricht lesen. Nämlich hat es der Sponsor Heineken offenbar geschafft, dass nach 15 Filmen, in dem der niederländische Braukonzern bereits geworben hatte, James Bond künftig nicht mehr „Martini geschüttelt, nicht gerührt“, sondern die schnöde Hopfenkaltschale trinkt. Nachfolgender Ausriss der Schlagzeile eines Artikels von Christoian Bos stammt ebenfalls aus dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Kölner Stadt-Anzeiger, 04.04.2012, Auf ein Bier mit James Bond

Da fall ich dann doch tatsächlich vom Glauiben ab! Schon bei seinem ersten Auftritt als James Bond hatte Daniel Craig auf die Frage „Geschüttelt oder gerührt?“ geantwortet: „Seh ich aus, als ob mich das interessiert?“ Jetzt ist er offenbar gänzlich von der Vorlage von Ian Fleming abgewichen. In der Tat ein schlimmes religiöses Saufritual!

Wenn das Jennifer-Aniston-Neuron aufblitzt…

Mittwoch, 04. April 2012

Der Neurochirurg Itzhak Fried von der Universität von Kalifornien hat Patienten eine Reihe von Bildern gezeigt und die neuronale Wirkung mithilfe eines Hightech-Scanners ausgewertet. Während bei vielen Bildern keine oder keine eindeutigen Reaktionen nachzuweisen waren, blitzte jedoch bei der Vorlage des Bildes von Jennifer Aniston bei vielen Patienten genau ein Neuron auf. Bei anderen Berühmtheiten entdeckt er in der Folge weitere einzeln nachweisbar aktivierte Nervenzellen. Das Phänomen hat er jedoch dem ersten Bild zufolge als „Jennifer-Aniston-Neuron“ bezeichnet.

Kölner Stadt-Anzeiger, 03.04.2012: Eine Freundin unterm Schädel

Diese Erkenntnis ist vielleicht nicht ganz neu, ich hab sie im Kölner Stadt-Anzeiger jedoch jüngst zum ersten Mal erfahren. Christian Bos kommentiert dort, „geschafft hat man es im Showgeschäft, wenn man sich als blinkbereite Nervenzelle in Millionen von Gehirnen verankert hat“. Etwas ernsthafter ist dahinter liegende Frage, wie Erinnerungen beschaffen sind, wie sie gespeichert und abgerufen werden (offenbar via Neuronen).

„Eine Freundin unterm Schädel“ – Das klingt ein wenig nach „Möchtegern-Freundin im Hinterkopf, die von ihrem Glück aber nichts weiß“ oder nach dem berühmten mittelalterlichen Gedicht: „Ich bin dîn, du bist mîn, des sollst du gewisse sîn. Du bist verslozzen in mînem Herzen, verloren ist das Slüzzelin.“ Ersteres passt gut zur ehemaligen „Friends“-Darstellerin, zweiteres nicht, denn sie ist ja nicht in unserem Herzen eingeschlossen, sondern in unserem Gehirn. Für die wahre Liebesbeziehung daher vermutlich wichtiger, mit Herz UND Hirn zu lieben… Vorsicht jedenfalls vor der Irreführung nur das Bild einer Person zu lieben!

Einzelne Internetfunde weisen in Bezug auf das Jennifer-Aniston-Neuron bereits auf das Jahr 2005 zurück (Nature) bzw. auf das Jahr 2008 (Telegraph). Aus diesem Jahr stammt auch ein launiges Video-Erklärstück von der Seite Brainrules.net zum Thema „Every Brain is wired differently“.