Archiv für Mai 2010

Jubiläum der Ritterfestspiele auf Burg Satzvey

Montag, 17. Mai 2010

Zum diesjährigen Pfingstfest feiern die Organisatoren der mittelalterlichen Ritterfestspiele auf Burg Satzvey bei Euskirchen ihr 30jähriges Jubiläum. Vom 22. bis 24. Mai 2010 stehen Burg und Burggelände unter dem Zeichen des diesjährigen Mottos „Ritter Arnold von Gymnich – das Herz des Löwen“. Im finsteren Mittelalter hätten die Veranstalter wohl nicht mit Jubiläumsattraktionen für die ganze Familie („ein neues Showteam und 30 Prozent Sitzplatz-Ermäßigung am Festspielsamstag“), sondern nur mit den spannenden Ritterturnieren geworben.

Logo Burg Satzvey

Der aktuelle Burgherr Franz-Josef Graf Beissel von Gymnich, Organisator der ersten Ritterspiele im historischen Ambiente, eröffnet das Turnier erstmals durch eine offizielle Ansprache. „Keine andere historische Veranstaltungsstätte im Rheinland, meines Wissens sogar in ganz Nordrhein-Westfalen und in den angrenzenden Bundesländern, kann auf eine derart langjährige, erfolgreiche Inszenierung von Ritterfestspielen zurückschauen wie Burg Satzvey“, vermutet er.

Ein Lichtblick ist zweifellos die Möglichkeit zusammen mit Kindern im großen Ritterlager mittelalterliches Markttreiben zu erleben mit Händlern, Spielleuten, Gauklern, Stelzenläufern, Märchenerzählern und Köstlichkeiten aus fernen Landen. Der eigentliche Höhepunkt ist jedoch das tägliche Turnier, das die Organisatoren wie folgt beschreiben: „Lodernde Flammen und Feuersbrünste, bis zu 100 Ritter und Kämpfer auf der Bühne, grazile Schönheiten auf wilden Pferden, düstere Ritter und strahlende Helden mit berstenden Lanzen in packenden Kampfszenen ziehen die Zuschauer in ihren Bann.“

Ritter im Turnier auf der Burg Satzvey

Die Geschichte: „Arnold von Gymnich kehrt von den Kreuzzügen zurück und muss mit Schrecken feststellen, dass sein Land in die Hände des fanatischen Tempelritters Vladimir geraten ist. Als der treue Graf von Jülich durch die Hand Vladimirs getötet wird, entschließt sich Arnold, gegen das Unrecht aufzubegehren. Doch muss er nicht nur in einem Turnier den Schurken bekämpfen, sondern auch den Kampf in seinem Herzen gewinnen, das gleich für zwei Frauen schlägt: seine Verlobte Maria und die von ihm gerettete Sarazenin Yasmina.“

Das neu formierte Showteam besteht laut Pressetext aus Reitern und Stuntmen, die in Kinofilmen und Shows wie „Henri IV“, „Die Päpstin“, „Inglourious Basterds“, „Ben Hur“, „Apassionata“, „Royal Horse Gala“ und „Equi Magic“ mitwirkten, und soll das traditionsreiche Spektakel künftig noch professioneller präsentieren, um sich damit von vergleichbaren Veranstaltungen abzuheben. Das Konzert mit John Kelly und Maite Itoz am Samstag Abend dürfte dagegen eher Geschmackssache sein, das Feuerwerk vor der beeindruckenden Kulisse der Burg dagegen sicherlich ein echtes „Highlight“ (wer es so lange aushält).

Gräfin Patricia im Turnier auf der Burg Satzvey

Der Eintritt für Kinder unter sechs Jahren ist frei, Kinder ab sechs Jahren zahlen 5 Euro, Erwachsene 10 Euro. Tribünenkarten kosten für Kinder ab 8 Euro und für Erwachsene ab 18 Euro.

Bewegung im Paid-Content-Markt

Samstag, 15. Mai 2010

Die elektronischen Lesegeräte (kurz: „E-Reader“) bringen Bewegung in den Markt für Online-Bezahlinhalte („Paid Content“). Das belegt eine weltweite Studie der Boston Consulting Group, wonach jeder zweite deutsche Verbraucher in den kommenden drei Jahren plant, einen E-Reader zu kaufen.

bdg.de, 12.05.10, Titel: E-Reader erobern den Massenmarkt

Die kompakten Lesegeräte überzeugen aktuell noch nicht durch einen einheitlichen technischen Standard, der in nächster Zeit auch nicht zu erwarten sein dürfte. Dennoch bieten sie – unabhängig von der Entscheidung für eine technische Oberfläche – zahlreiche Möglichkeiten sich online mobil zu informieren. Bücher lesen, Schlagzeilen abrufen und E-Mails lesen sind die bevorzugten, dabei kombinierbaren Tätigkeiten. Damit werden sie – nun auch nach Aussage der Boston Consulting Group – als neue Ertragsquelle im Onlinegeschäft zum „Hoffnungsträger für die Verlagsbranche“.

In Deutschland plant demnach jeder Vierte sich innerhalb des nächten Jahres ein solches Gerät zu kaufen, innerhalb der kommenden drei Jahre sogar jeder Zweite, wobei es sogar drei Viertel derjenigen Befragten sind, die entsprechende Produkte bereits kennen. Damit stehen die Chancen gut, heißt es weiter, dass sich die E-Reader und Tablet-PCs „neben mobilen Endgeräten wie Blackberry und i-Phone als Massenprodukt etablieren“. Multifunktionsgeräte kommen bei den Deutschen demnach weit besser an (71 %) als „Standalone-Geräte“ (19%). Einer schnelleren Verbreitung stehen jedoch die als zu hoch empfundenen Preise gegenüber.

Die Frage ist jedoch, inwieweit Zeitungsverlage durch neue Einnahmen für Online-Content die zuletzt eingebrochenen Werbeeinnahmen kompensieren können. Im internationalen Vergleich erscheint die Zahlungsbereitschaft der deutschen Verbraucher eher gering: Rund ein bis zwei Euro für die Online-Ausgabe eines Magazins oder etwa vier bis neun Euro für ein Online-Zeitungsabo. Mit der verstärkten Nutzung der Tablet-PCs und E-Reader müssen auch neue Werbeformen einher gehen (sobald auf dem iPad auch Flash-Applikationen laufen können), bzw. muss im Umfeld von hochwertigem Content auch hochwertige Markenwerbung möglich sein. Passend dazu die aktuelle Ausgabe von „visdp – Magazin für Medienmacher“ mit dem Aufmacher:

visdp.de, 14.05.10, Titel: Die Zeitung von heute

Sebastian Esser berichtet von einem Treffen mit Igor Smirnov, einem in Russland geborenen Kanadier, der für Newspaper Direct arbeitet. Das Geschäftsmodell: die Unternehmens-Software „Pressdisplay“ formatiert pdf-Ausgaben von Zeitungen in verschiedene „E-Pub-Formate“, die auf den E-Readern lesbar sind. Durch die Übertragung des Original-Layouts sind alle Artikel und Anzeigen, die online nicht zu sehen wären, in der Ausgabe nthalten. Weltweit nutzen dieses Angebot bereits mehr als 1.500 Titel, in Deutschland aktuell jedoch nur wenige Zeitungen wie der Tagesspiegel, die Rheinische Post und die Hamburger Morgenpost.

Igor Smirnoff wird zitiert, die deutschen Zeitungen fürchteten, ihre gedruckte Auflage zu kannibalisieren und befürchteten, die Leute würden zur elektronischen Ausgbe wechseln. Zurecht. Allerdings könnten die Zeitungen dadurch auch eine ganze Reihe neuer Leser werben, deren Medienverhalten sich nachhaltig verändert – was die deutschen Zeitungsverlage gemäß Untertitel derzeit aber gerade verschlafen. In Deutschland müsse sich der Kanadier erst mühsam durch die Hierarchien kämpfen, eher er überhaupt mit einem zuständigen Manager ein Gespräch erhalte. Dabei kostet das Verfahren die Verlage zunächst nichts, Newspaper Direct verlangt lediglich bei Verkäufen 30 Prozent des Verkaufspreises. Ist es nun günstiger nichts online zu verkaufen oder bei möglichen Verköufen nur 70 Prozent des Umsatzes zu machen? Diese Rechnung sollte jeder Verlag für sich selber durchspielen.

Vom Vorteil erzwungener Aufmerksamkeit

Mittwoch, 12. Mai 2010

Die Diskussion geht weiter: Nachdem der Kölner Stadt-Anzeiger mit einem Gastbeitrag der Bloggerin Lena Reinhard die Debatte um Online-Journalismus entfacht hatte (Texthilfe berichtete), meldet sich nun der Medienwissenschaftler am Institut für Sprache und Kommunikation an der TU Berlin, Norbert Bolz zu Wort. Sein Beitrag trägt den monumentalen Titel:

Kölner Stadt-Anzeiger, 11.05.2010, Titel: Orientierung in der Sintflut des Sinns

Grundaussagen des Medienwissenschaftlers: „Ein berühmter Journalist ist eine intellektuelle Marke, an der man sich in der Sintflut des Sinns orientieren kann.“, „Freie Presse ist immer schon als kostenlose Information über die Welt verstanden worden.“ und „Wir haben kein Informationsproblem, sondern ein Orientierungsproblem.“ In Bezug auf die Kernidee der Bloggerin Lena Reinhard, sich eine eigene Zeitung zu konfigurieren, gibt er zu bedenken, dass dies einerseits eine klare Orientierung voraussetzt, die oft nicht gegeben ist, und andererseits dem Leser die „Erfahrung des Neuen“ oft vorenthält, weil er sich dadurch „in einen Informationskokon einspinnt“.

Schließlich weist er als Vorteil der nicht interaktiven Massenmedien aus, Aufmerksamkeit zu erzwingen. Diesen Effekt könnten interaktive Medien niemals erreichen. Warum aber ein Blog, der 50.000 mal besucht wird, zum Massenmedium umschlägt und dann kein Blog mehr ist, leuchtet mir nicht ein. Anders gefragt: Warum sollen sich die Begriffe Blog und Massenmedium gegenseitig ausschließen? Dass sie das faktisch meist tun, steht außer Frage. Aber ich kann nicht erkennen, was die Interaktivität wie etwa bei Thomas Knüwer, der regelmäßig auf Anregungen seiner zahlreichen Leser eingeht, an der Marke des Journalisten und der möglichen Orientierung ändert (auch wen Thomas Knüwer mittlerweile auf die Beraterseite gewechselt ist).

Dass in jedem Blogger ein Journalist stecke – zugegeben! Dass jedoch jeder Blogger sein Massenmedium suche – angezweifelt! Meines Erachtens nach geht es bei der Orientierung sehr stark um die Special Interest-Kanäle, die sich ausdrücklich zu eingegrenzten Themengebieten äußern. Die Zeitung als Sammelsurium von Meldungen nach den bekannten Unterteilungen – Politik, Wirtschaft, Finanzen, Feuilleton, Medien, Menschen – ist in meinen Augen nicht ersetzbar. Nach der jüngsten Studie des BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) befinden sich die Zeitungen in Deutschland – jedenfalls im Vergleich zu denen in Amerika – in einer sehr guten Verfassung.

Die Anzahl der Titel ist hierzulande mit aktuell 351 weitaus konstanter (minus vier seit 1999, gegenüber minus 80 seit 1998 in den USA), die Reichweiten sind nach wie vor hoch. Auch sei die Abhängigkeit vom Werbemarkt in Deutschland weitaus geringer. An der schlechten Bezahlsituation von Journalisten und dem Buy-Out von Rechten für zusätzliche Online-Veröffentlichungen ändert dies jedoch nichts. Diesem Umstand sollte erzwungenermaßen die Aufmerksamkeit gelten! Daraus ergäben sich interessante Schlussfolgerungen für den Online-Auftritt von Zeitungen. Vielleicht sollte ich mich mit einem eigenen Beitrag an der Debatte beteiligen!

Neues aus der Tierwelt 5

Dienstag, 11. Mai 2010

Gefährlich ists den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn.
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
das ist der Mensch in seinem Wahn.

aus „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller (1759-1805)

Bei der Frage, wie der heutige Mensch entstanden ist, hat die Wissenschaft neue Erkentnnise erlangt, andererseits demonstriert sie auch immer wieder, wozu der Mensch nach wie vor in der Lage ist. Fast ebenso poetisch wie Schillers klassische Sentenz klingt die Überschrift vergangene Woche im Kölner Stadt-Anzeiger in Bezug auf den Nachweis von Neandertaler-DNA im menschlichen Erbgut.

Klner Stadt-Anzeiger, 07.05.2010, Titel: Sie liebten und sie kreuzten sich

Vergleichsweise einfallslos dagegen der Titel des oben verlinkten Artikels im Internet. Im Übrigen hatte der Zoologe und Evolutionsbiologe Josef Reichholf im Gastkommentar vergangenen Samstag in der Welt genau dieselbe Überschrift zum Thema gewählt, Tags zuvor formulierte Rolf H. Latussek in der Welt noch ein wenig perfider: „Wir sind alle ein bisschen Neandertaler“. „Wir“ waren Papst, „wir“ waren Handball-Weltmeister, aber wir alle sind und bleiben nicht nur Urmensch, sondern auch Neandertaler, wenigstens zu zwei bis vier Proznt unseres Genoms. Nachdem der Neandertaler bereits vor etwa 270.000 bis 400.000 Jahren aus Afrika ausgewandert war, folgten Frühmenschen erst vor etwa 80.000 Jahren und vermischten sich vermutlich „irgendwo im Nahen Osten“ – bis zu einem gewissen Grad.

Welt, 08.05.2010, Titel: Der Neandertaler in uns

Josef Reichholf beruhigt, dass sowieso etwa die Hälfte aller unserer Gene schlicht „Schrott“ sei und damit der jetzt nachgewiesene geringe Neandertaler-Bestandteil also gar nichts zu sagen habe. Im Übrigen hätten diese Kraftprotze sogar mehr Gehirnmasse gehabt als die Menschen. Die Frage also, was genau der heutige Mensch vom Neandertaler geerbt haben mag, ist noch völlig offen, wie auch diejenige danach, warum sie vor etwa 30.000 Jahren ausstarben. Vielleicht wurden sie von den sprachbegabteren, aber schwächeren Frühmenschen ausgetrickst – oder sie waren einfach friedfertiger als sie, wirft der Zoologe und Ökologe in die Diskussion. Im Neanderthal-Museum in Mettmann jedenfalls war man laut Süddeutscher Zeitung von der Neuigkeit nicht überrascht. Schon lange wird im dortigen Shop das T-Shirt mit der Aufschrift verkauft: „Ich bin stolz ein Neandertaler zu sein!“

Welt, 11.05.2010, Titel: Wie Bonobos Nein sagen

Dass uns heute auch noch einiges mit Primaten verbindet, beweist die jüngste Erkenntnis von Forschern des Leipziger Max-Planck-Instituts für Anthropologie. Demnach hätten Bonobo-Muttertiere zum Zeichen des Verbots gegenüber ihrem Nachwuchs deutlich den Kopf geschüttelt, um Nein zu sagen. Wenn Menschenmütter heute den Kopf schütteln und zu sich im Stillen „Nein!“ murmeln, schwingt dagegen meist weit mehr Verzweiflung mit, im Sinne von „Was hab ich nur falsch gemacht?“. Solche Selbstzweifel plagen Bonobos dagegen seltener. Ich habe zumindest noch nichts davon gehört.

Welt, 11.05.2010, Mäuse zeigen bei Schmerzen ähnliche Mimik wie Menschen

Allerdings tun Tiere Menschen auch kein Unheil an im Namen der Wissenschaft. Ist das nun unmenschlich, allzumenschlich oder untierisch? Kanadische Wissenschaftler an der McGill-Universität in Montreal haben nun eine Skala zur Erkennung von Schmerzen bei Mäusen anhand ihrer Mimik entwickelt. Das hat die Welt berichtet. Wenn es in dem Beitrag heißt, dass die Messung von Schmerzen bei Tieren „generell ein Problem“ sei, so werden damit keine ethischen Dimensionen berührt. Es sei einfach so schwierig, wie an der Uni Bremen, den Schmerzensgrad bei Makaken anhand von Stresshormonen im Blut oder ihren Abbauprodukten im Urin zu bestimmen.

Da ist doch die sogenannte Mäuse-Grimassenanzeige weitaus einfacher zu lesen. Sie soll nun zur Entwicklung von Schmerzmitteln für Menschen weiter voran getrieben werden. War doch schon Charles Darwin der Überzeugung, dass auch Tiere emotionale Regungen zeigen. Dass den Mäusen in Montreal dazu Mittel verabreicht werden, die schmerzhafte Entzündungen auslösen, oder genetische Mutationen vorgenommen werden, die Migräne-ähnliche Symptome auslösen, das ist eben der Preis der Forschung. Im Sinne der Wissenschaft heißt es dann auch für die Versuchstiere: Schön, wenn der Schmerz nachlässt. Ein Klassiker des Gewissenskonflikts.

„Accuracy light“ bei Schlag den Raab

Sonntag, 09. Mai 2010

Das Frisbee-Zielwurfspiel in der 23. Ausgabe von „Schlag den Raab“ brachte eine Vorentscheidung zugunsten Stefan Raabs, nachdem der Herausforderer zuvor drei Spiele in Folge gewonnen hatte und seit langer Zeit wieder in Führung gegangen war. Bereits in der 14. Ausgabe der abendfüllenden Spielshow hatte es im Dezember 2008 ein Frisbeespiel auf Tore gegeben. Damals hatten die Organisatoren Repräsentanten des Deutschen Frisbeesport-Verbandes als Schiedsrichter dazu gebeten (was der Selbstverwaltung der Frisbeesportler widerspricht, aber im Sinne der TV-Präsenz erfreulich war). Während Stefan Raab damals das Duell um Torschüsse verlor, ging er aus der aktuellen Spielidee als Sieger hervor.

Raab konzentriert sich auf Frisbeewurf, Foto: ProSieben/Willi Weber

Das Spiel bestand aus der Aufgabe, wahlweise von drei Standkreisen aus auf je eine entsprechende Wurfwand zu werfen, die kreisrunde Löcher in unterschiedlichem Durchmesser haben. In fünf Runden à je 5 Würfen ließen sich somit jeweils maximal zwischen 5 und 15 Punkten erzielen. Beide Kandidaten, Stefan „das Kampfschwein“ Raab und Ex-Ruderweltmeister Thorsten aus Dortmund wählten zunächst immer nur Punkt 2, um durch Treffer in das mittelgroße Loch je zwei Punkte zu buchen. Stefan Raab fuhr mit dieser Taktik gut: In den ersten drei Durchgängen traf er je zweimal und führte bereits mit 12 zu 4 Punkten. Nach drei Treffern in Runde vier baute er den Vorsprung auf 18 zu 6 Punkten aus. Sein Kontrahent wich zuletzt auf den Punkt 3 aus, um im Schlussdurchgang mit vier Treffern noch ausgleichen zu können. Der erste Wurf traf, jedoch mit Glück, danach kein weiterer – Raab hatte das Spiel souverän gewonnen.

Für einen Leistungssportler war bemerkenswert, wie wenig Ahnung Thorsten von einer Sportflugscheibe hatte. Er warf die Rückhand als Wurf der Wahl jeweils direkt vor der Brust ab, mit geringem Drall und Schub und einer nur sehr begrenzten Steuerungsmöglichkeit. Raab dagegen setzte die Scheibe wenigstens tendenziell als Rechtshänder etwas links vom Körper an, was ihm zu (etwas) mehr Rotation und einer sichereren Zielführung verhalf. Nachdem er in der vorigen Sendung mit einem Crossrad schwer gestürzt war und letztlich auch verloren hatte, konnte er sich bei dieser Ausgabe wieder durchsetzen – auch dank des Frisbeespiels an einer strategisch wichtigen Stelle.

Während nun die Sommerpause von „Schlag den Raab“ bis zum 18. September dauert, besteht die Möglichkeit, in Köln bei den“Disc Days Cologne“ am 05. und 06.  Juni auf der Vorwiese des Rhein-Energie-Stadions das Zielspiel mit Sportflugscheiben nach offiziellen Regeln zu sehen. Beim „Accuracy“ sind innerhalb von fünf Minuten jeweils 4 Würfe von insgesamt sieben Positionen aus zu absolvieren (Siehe Anordnung unten). Das Ziel ist ein 1,5m mal 1,5m großes Tor in einem Meter Höhe.  Wer die meisten Treffer erzielt, gewinnt. Der Weltrekord liegt laut Weltflugscheiben-Verband (World Flying Disc Federation, WFDF) übrigens bei 25 von 28 möglichen Treffern.

Accuracy-Anordnung

Immerhin hat das Frisbeespiel in der Fernsehshow wieder für ein häufig genutztes Fotomotiv gesorgt. So ist es unter anderem zur Quotenanalyse bei kress.de zu sehen, bei tv-tipps.net und auch in der Fotogalerie bei bild.de (s.u.).

Screenshot von bild.de, 09.05.2010: So wacker schlug sich Stefan Raab

Journalismus der Zukunft gesucht

Sonntag, 09. Mai 2010

Die Bloggerin Lena Reinhard konnte mit einem ausführlichen Gastbeitrag im Kölner Stadt-Anzeiger (und auch in der Frankfurter Rundschau) ihre Ansichten zum Journalismus der Zukunft darstellen. Die Zeitungen positionieren sich selbst mittels des ins Leben gerufenen Reporterpools für vier Titel als innovationsfreudige und zukunftorientierte Medien (vgl. älteren Texthilfe-Beitrag). Es geht um gewandelte Ansprüche der Nutzer, um den Bedarf an Diskussion und Leidenschaft. Ein toller Erfolg für die Autorin und ihren Blog – inhaltlich sind jedoch einige Passagen strittig.

Kölner Stadt-Anzeiger, 08.05.2010, Titel: Kommt uns Lesern endlich näher

Interessant, dass Kölner Stadt-Anzeiger (s.o.) und Frankfurter Rundschau („Mehr Emotionen, bitte!“) zwei verschiedene Titel für denselben Beitrag wählen, während Lena Reinhard den Text überschrieb mit: „Verraten Sie es nicht weiter, aber: Ich habe da einen Traum!“ Sicherlich mit gewisser Ironie versehen, rückt dieser Ansatz ein ganz anderes Problem als Emotionalität und Leidenschaft oder das Ernstnehmen der Leser in den Mittelpunkt. Der Autorin geht es um das transparente Abomodell, bei dem sie beliebige Inhalte aus beliebigen Titeln in einem Online-Kiosk miteinander zu „Ihrer Zeitung“ kombinieren bzw. konfigurieren kann. Diesen Traum halte ich für schwer umsetzbar. Im Fall der Mediengruppe DuMont-Schauberg wird ein solcher Kiosk mit Inhalten aus den zugehörigen Titeln Kölner Stadt-Anzeiger, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung und Mitteldeutsche Zeitung angedacht. Auch andere Verlage denken über Kooperationen nach. Aber Geld verdienen lässt sich damit auf Dauer vermutlich nicht zur Genüge.

Die Paid-Content-Debatte mag in eine falsche Richtung gehen. Sicher sind für Zeitungsartikel als Produkte ihre überzeugende und fesselnde Machart entscheidend. Aber der Preis spielt nach wie vor eine große Rolle, vor allem in Hinblick auf die damit verbundenen, unvermeidlichen Personalkosten. Online dominiert nach wie vor die Kostenlos-Kultur, vor mehr als zehn Jahren vermutlich bedenkenlos eingeführt, sodass viele kostenpflichtigen Printartikel heute noch online kostenfrei zu lesen sind. Das wird auf Dauer nicht so bleiben. Und vor allem Special-Interest-Themenangebote werden ihre Abonnenten finden. Der BDZV hat erst jüngst eine weit größere Zahlungsbereitschaft als angenommen unter deutschen Internetlesern festgestellt (siehe Texthilfe-Beitrag) – allerdings in einer selbst beauftragten Studie, die die Relevanz des Ergebnisses etwas schmälert. Die Verlage müssen sich über kurz oder lang auf das Risiko der Kostenpflichtigkeit im Internet einlassen.

Noch eine Woche bis zum Fußball-Pokalfinale..

Samstag, 08. Mai 2010

Kommende Woche Samstag steht nicht nur der Sieger des DFB-Pokalfinals der Männer fest (und damit auch eine weitere Teilantwort auf die Frage, ob dem FC Bayern ein historisches Triple gelingen könnte), sondern auch der des Finals der Frauen (und damit die Frage nach dem weiteren Verbleib der Veranstaltung). Nach 25 Jahren im „Schatten“ des bedeutenderen Männer-Endspiels in Berlin, findet die Veranstaltung in diesem Jahr erstmals im Kölner Rhein-Energie-Stadion statt.

Nicht nur Trainerinnen und Spielerinnen des FCR Duisburg und des USV Jena haben Interesse am Pokalenspiel, sondern auch Kölns OB Jürgen Roters, Foto: Lioba Schneider/DFB

Wenn der bisherige Zuschauerrekord eines europäischen Frauenfußball-Pokalfinals (England 2008: 24.582 Zuschauer) fällt, dürfte Köln gute Chancen haben, dass der DFB das Frauenfinale künftig in Köln belassen wird. Andernfalls kehrt es zurück ins Vorprogramm der Männer nach Berlin.

Bei dem Endspiel in Köln gelten die Titelverteidigerinnen des FCR 2001 Duisburg als klarer Favorit. Im Team stehen mit Torfrau Simone Laudehr (hinten links), Ursula Holl (vorne Mitte),  Linda Bresonik (rechts dahinter) und Inka Grings (vorne 4.v.r.) zahlreiche Nationalspielerinnen. Der FF USV Jena als in Thüringen verwurzeltes Team möchte dagegen seine Außenseiterchance nutzen. Für das Team von Trainerin Heidi Vater (Bild oben links) ist der Finaleinzug der bisher größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Kader des titelverteidigenden Pokalfinalisten, Foto: FCR 2001 Duisburg

Während die Duisburgerinnen um Trainerin Martina Voss-Tecklenburg auf eine Titelwiederholung hoffen, hoffen die Verantwortlichen in Köln auf eine Wiederholung der Veranstaltung – immerhin wäre das ein Fußballfinale mit dauernder Kölner Beteiligung. Entsprechend wird am Samstag, den 15. Mai, etwas geboten:  Ab 12:00 Uhr startet ein Familienfest auf der Stadionvorwiese mit den Musikgruppen „Domstürmer“, „Kläävbotze“ und „Hanak“. Ebenfalls ab 12:00 Uhr machen die Kassen auf. Zu den bislang mehr als 18.000 verkauften Karten müssten dann wenigstens 6.600 weitere hinzukommen, dann stünden die Chancen gut. Immerhin geht es der Stadt auchd arum, etwas für das angeschlagene Image der „Sportstadt Köln“ zu tun. Nach der Insolvenz der Köln 99ers im Vorjahr ist aktuell der Traditionsverein Kölner Haie immer noch nicht langfristig gerettet.

Jetzt bin ich aber zunächst gespannt auf das Frauenfußball-Pokalfinale am 15. Mai um 16:00 Uhr, wenn es heißt: „Holl versus Groll“. Die Kontrahentinnen des FCR Duisburg, Torfrau Ursula Holl (links) und des USV Jena, Verteidigerin Melanie Groll, haben bereits probehalber Hand an den Pokal gelegt. Der ist neu gefertigt und kann es allemal mit dem der Männer aufnehmen: Die 60 Zentimeter hohe und 11 Kilogramm schwere, versilberte Messingtrophäe hat alleine einen Materialwert von rund 30.000 Euro. Die Finalkarten kosten dagegen nur zwischen 10 und 30 Euro.

Die Torfrau des FCR Duisburg Ursula Holl (links) und die Verteidigerin des USV Jena Melanie Groll legen probehalber Hand an den Pokal: Foto: Lioba Schneider/DFB

Wann ist Journalismus Journalismus?

Donnerstag, 06. Mai 2010

„Journalisten baggern wie blöde, Journalisten machen alles ganz, ganz genau“ bin ich geneigt in Anlehnung an den Hit „Männer“ von Herbert Grönemeyer zu texten. Anlass ist der vergangene  Medientreffpunkt Mitteldeutschland vom 03. bis 05. Mai in Leipzig. Während in der Volksstimme Magdeburg thematisiert wird, wie sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer mit Journalisten aus der ganzen Republik über die Unabhängigkeit ostdeutscher Medien diskutierte, greift Ulrike Simon im Kölner Stadt-Anzeiger nur einen Punkt aus der Diskussion zwischen Günter Struwe (Ex-ARD-Programmchef) und Norbert Schneider (Ex-Direktor der Landesmedienanstalt NRW) mit den drei Journalisten Bettina Schausten (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (N24/Sat.1) auf.

Kölner Stadt-Anzeiger, 06.05.2010, Titel: Die Echtheit des Tornados

Demnach hielten es die beiden erstgenannten Nichtjournalisten im Gegensatz zu den drei Journalisten in der Runde für unerheblich, ob das gezeigte Bild eines Tornados tatsächlich vom jeweils besprochenen Tornado stamme oder von einem anderen. Minutenlang entspann sich die Diskussion um dieses Beispiel, mit dem Bettina Schausten nur verdeutlichen sollte, wie schwierig der angemessen kritische Umgang mit Informationen aus dem Internet sei.

Genau diese Sorgfältigkeit spielte in der Auffassung der beiden Ex-Programmwächter keine große Rolle, den Qualitätsjournalismus ist bekanntlich teuer. Als Beispiel für ein Finanzierungsmodell führt die Autorin „Kooperationen zwischen Medienhäusern“ auf und meint damit vermutlich auch die Kooperation zwischen den vier Titeln innerhalb des eigenen Medienhauses (texthilfe.de berichtete). „Glaubwürdiger Journalismus“, schließt Ulrike Simon, „so das Fazit des Kongresses, sei enorm wichtig“. – Womit sie zweifellos recht hat.

Welt, 06.05.2010, Kopfnote Wolf Schneider

Unterdessen weist die Welt in ihren Kopfnoten bereits heute auf den 85. Geburtstag des Sprachlehrers Wolf Schneider am Freitag hin. Mit seinem neu aufgelegten Buch „Deutsch für junge Profis“ habe er ein Buch für die „Digital Natives“ aufgelegt, schreibt die Zeitung, zitiert ihn: „Über-Opas sind offenbar beliebter als Über-Väter“, und stellt ihm doch nur eine 3+ aus. Von seinen scharfen Beobachtungen kann sich der geneigte Leser  in seinem Sprachblog überzeugen (siehe Navigationsleiste auf der Hauptseite rechts).

Neues aus der Tierwelt 4

Mittwoch, 05. Mai 2010

Welt, 03.05.10, Titel: Wenn Hunde heucheln

Heuchelnde Hunde und andere tierische Anpassungs- und Übernahmestrategien. Eine ganze Reihe interessanter Meldungen lassen jüngst eine beschleunigte Evolution im Tierreich vermuten. So berichtet die Welt in dieser Woche gleich zweimal über die Beschwichtigungstaktik von Hunden ihren Haltern gegenüber. Demnach sind Gesten wie der „reuige Blick“, das Ablecken der eigenen Nase, Blinzeln mit den Augen und das Anlegen der Ohren offenbar gezielte Botschaften, um ihr Frauchen oder Herrchen darauf hinzuweisen, dass ihnen etwas nicht passt. Zum Beispiel könnte ihnen laut Industrieverband Heimtierbedarf der direkte Augenkontakt oder ein zu heftiges Schmusen missfallen.

Dies sind allerdings weniger Täuschungen als die Ergebnisse der New Yorker Verhaltensforscherin Alexandra Horowitz:. Bei einer Versuchsanordnung wurden Hunde in Abwesenheit ihres Halters entweder verführt einen verbotenen Keks zu essen, oder der Keks wurde weggenommen, aber dem Halter berichtet, das Tiere habe ihn verbotenerweise gegessen. Die „verführten“ Hunde zeigten später ihrem Halter gegenüber überraschenderweise  keine Reue, während die fälschlich beschuldigten genau oben genannte Signale aussandten. Die Demutshaltung ist also offenbar nur eine Reaktion auf das Verhlten des Menschen, beruht aber nicht auf ein „Unrechtsbewusstsein“. Dies als Intelligenz zu deuten, halte ich für übertrieben, es spricht doch eher für Konditionierung.

Welt, 04.05.10, Titel: Möwen und Banker

Über andere Arten der Anpassung berichtet ebenfalls die Welt: zum einen, dass erstmals Möwen auf den Hochhäusern von Frankfurt am Main brüteten. Das hat weniger etwas mit psychologischer Mensch-Tier-Interaktion zu tun als mehr mit der Eroberung von Lebensräumen. Vielleicht wollen die Wasservögel den Arbeitsstätten der Banker damit das Prädikat „Schrottimmobilie“ verleihen oder sie genießen einfach die Aussicht. Wirklich erstaunlich dabei ist jedoch, dass nicht nur Mantelmöwen, sondern auch Mittelmeer- und Heringsmöwen dort nisten. Der gemeinsame Nachwuchs einer aus nördlichen Bereichen stammenden Mantelmöwe und einer aus südlichen Bereichen stammenden Mittelmeermöwe würde „wohl lebens-, aber nicht fortpflanzungsfähig sein“, heißt es weiter.

Welt, 04.05.10, Titel: Ein Exot bedroht die Fische im Rhein

Zum anderen wird über eine Entwicklung am Rhein berichtet, wonach die aus Osteuropa stammende Kesslergrundel sich nördlich des Mains und nun auch schon bis Mannheim ausbreitet. Vom Schwarzen Meer hat sie über die Untere Donau den Fluss stromaufwärts den Weg über den Rhein-Main-Donau-Kanal genommen. Bald dürfte sie sich auch im südlichen Rhein in Baden-Württemberg verbreiten. Das 25 Zentimeter große Tier schnappt nach jedem Köder, heißt es, ist als Speisefisch nicht begehrt und wird aufgrund der starken Ausbreitung zur Beeinträchtigung der Fischerei. Eine Heuschrecke der Flüsse gewissermaßen – oder eine späte Rache der Donaumonarchie am rheinischen Kapitalismus.

Sport heilt Wunden und reißt Barrieren ein

Dienstag, 04. Mai 2010

Zur Abschlussrede der Konferenz der Weltsportverbände („Sportaccord„) in Dubai konnten die Organisatoren den ehemaligen UN-Generalskretär Kofi Annan gewinnen. Nach Angaben des an der Konferenz teilnehmenden Präsidenten des Weltflugscheibenverbandes Jonathan Potts (World Flying Disc Federation, WFDF), erhielt der charismatische Redner stehende Ovationen, noch bevor er einen Satz gesagt hatte.

Evi Simeoni in der FAZ zitiert Kofi Annan: „Der Sport spielt eine einzigartige Rolle darin, Wunden zu heilen, die Menschen gegen soziale Probleme zu aktivieren, Barrieren gegen rassen und Geschlechter einzureißen, für interkultuelles Verständnis zu sorgen, Flüchtlinge zu integrieren, mentale Traumata zu heilen und wirtschaftliche Entwicklung anzuregen.“

FAZ, 03.05.2010, Titel: Die Welt wäre ein schlechterer Ort

Die FAZ-Autorin behauptet, dass sowohl das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie der Internationale Fußballverband (Fifa) damit liebäugelten einen Nobelpreis zu erhalten, wie Kofi Annan 2001. Doch der internationale Spitzensport könnte seine Botschafterrolle für eine bessere Welt leicht überbewerten und sich etwas damit überheben, sich selber nicht mehr zu genügen. Angesichts „eigener Probleme wie Doping, Wettbetrug, Spielabsprachen, Fan-Ausschreitungen, Ellbogenmentalität und Kooruption unter Funktionären“ sei schon der Anspruch Jugendlichen grundlegende Werte zu vermitteln etwas zu hoch gegriffen, geschweige den mit einer Fußball-WM in Südafrika einen ganzen Kontinent zu retten.

Die von Annan angesprochenen „Heilkräfte“ sind jedoch zweifellos vorhanden, unabhngig ob er und Fifa-Chef Joseph Blatter nur „gute Freunde“ sind oder nicht. Auch der Hinweis auf die Mitgliederzahlen der Organisationen ist relevant: Die Vereinte Nationen haben 192 Mitgliedsländer, das IOC 205, die Fifa gar 208. IOV-Präsident Jacques Rogge jedoch arbeitet nach Darstellung von Evi Simeoni während seiner letzten Amtszeit an seinem „persönlichen Vermächtnis“. Dazu gehörten die 2007 beschlossenen Olympischen Jugendspiele, erstmals in diesem Jahr in Singapur, die er als „große gewonnene Schlacht“ bezeichnete.

Die Unterstützung der 26 olympischen Sommer-Sportarten durch fragwürdige Vorbilder ist vielleicht wirklich nicht geeignet, das Image des „heilsamen“ Sports den Jugendlichen zu vermitteln. Rogge wird zitiert: „Manche werden später vielleicht trotz allem Doping-Mittel nehmen.“ Doch besonders interessant für mich ist hierbei, dass in zehn Wettkämpfen gemischt geschlechtliche Teams antreten sollen. Dies ist – außer beim Korfball – eine Domäne des Teamsports Ultimate Frisbee, der auch an deutschen Schulen zunehmend als „Endzonenportart“ zur Durchführung empfohlen wird. Dieser schiedsrichterlose und damit potenziell für Olympia hoch interesante Sport ist immerhin bereits in Australien, Finnland, Indien, Japan, Niederlande, Norwegen und Schweden offiziell anerkannt.

In diesem Jahr finden nun erstmals vom 19. bis 25. Juli in Florenz U23-Weltmeisterschaften im Ultimate Frisbee statt – mit dem ausdrücklichen Ziel, die besten Nationen auch in Hinblick auf Hochschul-Weltmeisterschaften und die Olympischen Jugendspiele zu bestimmen. Während es klar ist, dass Ultimate  noch auf Jahrzehnte hianus keinen Eingang ins  Olympische Programm finden wird – auch wenn Jonathan Potts in Dubai den Hinweis erhielt, „die Tür sei offenfür neue olympische Sportarten“ – wären die Olympischen Jugendspiele vielleicht eine realistische Chance, den fairen, selbstverantwortlichen und koedukativen Sport Ultimate auf eine höhere Stufe zu heben.